Wie bewegt eine Frau einen Mann dazu, ein anspruchvolles Kinodrama mit ihr zu sehen? Man lĂ€Ăt den Mann einfach alles allein managen.
Normalerweise gehen wir ins UCI, aber dort werden leider nicht immer alle Filme gezeigt, welche uns interessieren. Z.B. hat es noch kein Streifen von Michael Moore („9/11“ oder  „Sicko“) dorthin geschafft. Da aber aktuell ein neuer Film von ihm, „Kapitalismus: eine Liebesgeschichte“ anlief, wollten wir diesen gern sehen. Dieser Wunsch fĂŒhrte uns in ein unbekannteres Terrain – die Schauburg in der Dresdner Neustadt. Nach der Programmbeschau im Internet kauften wir etwa eine Stunde vor der Vorstellung ganz brav unsere Eintrittskarten an der Kasse (eine Onlinebuchung mit SitzplĂ€tzen ist bei diesem kleinen Programmkino nicht möglich) und da wir noch genug Zeit hatten, liefen wir einmal um den Block, bevor wir zum Kino zurĂŒckkehrten. Wie immer machten wir vorm Filmbeginn einen Abstecher in den Raum mit zwei Nullen. Als Frau habe ich dort natĂŒrlich wesentlich lĂ€nger gebraucht als meine OrangenhĂ€lfte. Er hat sich inzwischen in die lange Reihe der Filmwilligen eingefĂŒgt, welche in die obere Etage fĂŒhrte.
In  der Schauburg gibt es 3 KinosĂ€le, alle nach Regisseuren benannt: Lang-Saal, Tarkowski-Saal und Leone-Saal. Die letzten zwei sind in der ersten Etage, der erste im Keller. Wir gingen in den gröĂen und am besten ausgestatteten hinein – Leone-Saal. Die MĂ€dels am Einlass rissen munter unsere Karten ab und wir suchten uns 2 SitzplĂ€tze aus. Nach dem Werbe- und Trailerblock begann endlich das Hauptfilm. Nach ein paar Minuten stellte ich meinem Mann die entscheidende Frage des Abends: „Bist du sicher, dass wir im richtigen Saal sind?“ Er wĂŒhlte im Portemonnaie und las mĂŒhsam im fahlen Lichtstrahl die als erstes aufgedruckte Worte auf den Kinotickets: „Lang Saal“. Da die Handlung bereits ihren Lauf nahm und der andere Film auch schon einige Minuten lief, beschlossen wir auf unseren PlĂ€tzen zu bleiben. Tja, der Moore-Film lief in der letzten Woche (zum Bundesstart)  im Leone-Saal und wurde diese Woche in den wesentlich kleineren Lang-Saal verlegt … mein Mann hatte aber immer noch das Wort „Leone“ im Kopf.
So wurde aus „Kapitalismus: eine Liebesgeschichte“ von Michael Moore am Ende ein deutscher Streifen mit Corinna Harfouch in der Hauptrolle -„This is love“. Es war kein leichter Liebesfilm, sondern ein Drama. Die Hauptfigur ist eine Polizeikomissarin Maggie, trinkfest und hart im Nehmen, welche jedoch seit 16 Jahren ein RĂ€tsel zu lösen hat – warum ist ihr Mann unerwartet verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Parallel dazu wird die Geschichte von Chris erzĂ€hlt und von einem vietnamesischen MĂ€dchen Jenjira, welches er in einem Bordell fĂŒr die Adoption in Deutschland freigekauft hat, ohne jedoch das Geld zu haben. Die beiden Figuren treffen aufeinander als Chris im Polizeirevier sitzt und Maggie ihn verhört, er jedoch am Anfang jegliche Aussage verweigert. Nach und nach entsteht allerdings eine Situation zwischen den beiden, welche uns stark an den Film „Schweigen der LĂ€mmer“ erinnerte: „quid pro quo“. Jeder gibt im Austausch auf die Geschichte seines GegenĂŒbers etwas Bedeutendes von sich preis.
Der Film ist keine leichte Kost und wird uns wohl noch eine Weile in Gedanken beschÀftigen, aber empfehlenswert ist er auf jeden Fall.
Nun muss der gute Michael wohl noch ein wenig auf unseren Besuch warten. :unschuldig:
Und was lernen wir daraus? Beim EinlaĂ und bei Onlinebestellungen nicht nur auf Datum (wir kauften vor Jahren online mal Samstag und saĂen schon Freitag im UCI) und Ort (Carsten bestellte mal online im UCI Duisburg statt in Dresden und musste stornieren), sondern auch auf den aufgedruckten Kinosaal der Eintrittskarte achten! Das hat er jetzt auf jeden Fall gelernt …
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