Jun
Heute morgens habe ich endlich ausreichend Zeit gehabt, um das Buch „Olga Benario“ von Ruth Werner zu Ende zu lesen. Ăber meine Namensvetterin habe ich zuerst von Brasilianern im Portugiesisch-Sprachkurs gehört. In Brasilien ist Olga Benario-Prestes eine sehr berĂŒhmte Person. Durch Zufall sah ich vor etwa 3 Jahren mal das Ende des Films „Olga“ und war zutiefst berĂŒhrt. Danach wollte ich mehr ĂŒber sie wissen und lieh mir bei Kerstin das Buch, welches sie noch aus DDR-Zeiten besitzt, aus. In der sozialistischen DDR war der Name Olga Benario sehr prĂ€sent, man hat, wenn man Wikipedia-Infos glauben darf, nach ihr Schulen, KindergĂ€rten und StraĂen benannt. In der UdSSR hat man aber nie etwas ĂŒber sie berichtet, jedenfalls nicht so, dass ich in meiner durchaus sozialistisch geprĂ€gten Jugendzeit etwas davon mitbekommen hĂ€tte. Und ich war von den kommunistischen Ideen ĂŒberzeugt, denn die GehirnwĂ€sche hat damals bei den Kindern ausgezeichnet funktioniert! Ich wĂ€re damals ganz bestimmt wahnsinnig stolz ĂŒber eine Namensvetterin gewesen, welche als Heldin gefeiert worden wĂ€re. Meine ganz persönliche Vermutung, warum der Name Benario-Prestes in meiner Heimat nie berĂŒhmt wurde: Trotz das sie eine ĂŒberzeugte Kommunistin war und sogar eine zeitlang in Moskau lebte, wurde sie im KZ der jĂŒdischen Baracke zugeordnet und von den Nazis nicht als „Politische“, sondern als „JĂŒdin“ gesehen. Wir wuchsen aber im Glauben auf, dass Hilter seinen Krieg nur gegen den Kommunismus gefĂŒhrt hat …
Eine Ăbersetzung von dem von mir gerade gelesenen Buch gab es zwar in Russisch auch, es wurde aber ein einziges Mal im Jahr 1964 aufgelegt. Alle QuellenÂ ĂŒber Olga Benario im russischen Netz sind in Deutsch oder Portugiesisch verfasst.
Dabei war sie eine wirklich auĂergewöhnliche Persönlichkeit: Kommunistin, Frau, Mutter und JĂŒdin. Ihre Ăberzeugungen und ihre Herkunft waren in Nazi-Deutschland, wie  man weiĂ, nicht besonders gut fĂŒr ein langes und glĂŒckliches Leben … dennoch hatte sie immer innere StĂ€rke bewiesen und hat den Leuten um sich herum geholfen am Leben zu bleiben so lange sie das konnte. Dabei hatte sie es selber wirklich nicht leicht. Ich kann mir gut vorstellen wie schlimm es fĂŒr sie war als man ihr die Tochter wegnahm und dabei nicht mal sagte, dass das Kind nicht in einem Nazi-Kinderheim landete, sondern bei ihrer GroĂmutter vĂ€terlicherseits sein durfte.
Selbst wenn die kommunistischen Ideen heutzutage nicht mehr so angesagt sind wie noch im letzten Jahrhundert bewundere ich diese Frau sehr, denn sie hat bis zum SchluĂ fĂŒr ihre Ăberzeugung gekĂ€mpft. Leider ist das jetzt auch nicht mehr selbstverstĂ€ndlich …
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