Feb
Es kommt uns gar nicht so lang vor, aber der Kalender sagte eindeutig, dass unser diesjähriger Valentinstag bereits unser 9. Hochzeitstag sein soll. Da wir keine schulpflichtigen Kinder mehr unter unserem Dach haben, ist es etwas schwieriger geworden, in der heißbegehrten Zeit der sächsischen Winterferien Urlaub zu bekommen. Deshalb blieb uns diesmal nur ein Wochenendausflug ins Nachbarland, man wohnt hier ja schließlich quasi im Dreiländereck  Â
Ich habe als Ziel ein kleines Städtchen namens Jelenia Góra, in Deutschland eher als Hirschberg bekannt, ausgesucht, welches im polnischen Riesengebirge liegt. Die Entfernung zu Dresden beträgt 180 km, ein Hotel direkt im Stadtzentrum war schnell gefunden und gebucht, Carsten übernahm alles, was die Planung der Reiseroute anging und schon waren wir recht schnell gerüstet, dort hinzufahren.
Am Freitag, dem 13. Februar, verließen wir beide eher als sonst üblich die Arbeitsstätte und brachen nach einem kurzen Wechselstopp (EUR gegen PLN) am Hauptbahnhof gen Osten auf. Die Anreise verlief ohne Probleme. Etwas eigenartig ist für uns allerdings immer noch eine östliche Grenzüberquerung ohne jegliche Kontrolle … schön, aber immer noch irgendwie ungewohnt. In Polen merkten wir sofort im wahrsten Sinne des Wortes die gravierende Luftveränderung, denn auf unserer Route wird dem Geruch nach immer noch ganz viel mit Kohle beheizt, denn die Rauchwolken aus den Schornsteinen hatten die Farbpallette zwischen hellgrau und fast schwarz. Ich kannte diesen Geruch nur noch zu gut aus meinen Greizer Zeiten Anfang der 90er, als ich selber noch eine Ofenheizung hatte. Ganz ehrlich, vermisst habe ich diese bis heute nicht wieder  Â
In Hirschberg fanden wir Dank Planung und Navi recht schnell unser Hotel, bekamen unsere Zimmerschlüssel und waren mit dem zugewiesenen Übernachtungsort ausgesprochen zufrieden. Unser Auto stand direkt vor unserem Fenster im 1. Obergeschoss auf einem bewachten Parkplatz, das machte unseren Schlaf noch entspannter  Â
Aber wir gingen ja nicht gleich und sofort schlafen – es war ja auch erst um Fünf! Erst machten wir noch eine erste Kennenlernrunde durch die Innenstadt im Dunklen und dann kehrten wir in das Lokal Kuznia Smaku für unser Abendessen ein. Diese Lokalität direkt am Rathausplatz kann man echt nur empfehlen! Für den Nachtisch haben wir uns noch einmal auf die Suche begeben und endeten ganz gemütlich im Restaurant Sofa. Hier trifft man vor allem auf junges Volk, aber wir fühlten uns dort keineswegs deplatziert. Gegen 21 Uhr waren wir wieder im Hotel bzw. im Bettchen.
Am Hochzeitstag selber haben wir die Stadt schon früh Morgens (andere drehen sich um 9:15 Uhr an einem Samstagmorgen gerade zum ersten Mal im Bett um) im Hellen erkundet und sind dabei immer wieder irgendwo eingekehrt, um weitere Köstlichkeiten der polnischen Küche kennenzulernen, sowohl die herzhaften als auch die süßen:
Ja, ihr habt es richtig gesehen, Heini war diesmal auch mit von der Partie       also wird es über kurz oder lang an dieser Stelle auch noch seine Sicht auf diese Reise geben  Â
Nachdem wir alle Sehenswürdigkeiten abgegrast haben, gönnten wir uns noch einen schönen Spaziergang im Stadtpark auf dem Cavalierberg, denn das Wetter war einfach perfekt dafür! Abends entschieden wir uns aus Bequemlichkeit im hoteleigenen Gasthof zu essen. Das Essen war sehr lecker, nur die Sitzgelegenheit (Holzhocker) ließen kein großes Gefühl der Gemütlichkeit aufkommen – wir blieben dennoch fast zwei Stunden.
Am Sonntag packten wir nach dem Frühstück unsere Siebensachen ein und brachen nach Karpacz, den Deutschen mehr als Krummhübel bekannt, auf. Die Entfernung von 20 km ist ja wirklich nur ein Katzensprung! Dafür kamen wir bis direkt an den Fuß der Schneekoppe, welche mit 1603 m als höchste Erhebung des Riesengebirges gilt. Unser Plan war, mit der Seilbahn sowie weit es geht („Kopa“) nach oben zu fahren und dann den Rest des Weges bis zur Bergspitze zu laufen, aber aufgrund des starken Windes gab es keine Liftverbindung nach oben! Daher entschieden wir uns wenigstens eine Wanderung in der bezaubernden Schneelandschaft zu machen und von ca. 640 m die Hampelbaude in der Höhe von 1258 m zu erreichen. Ich finde Bergwanderungen an und für sich schön, aber dieses Gestapfe nach oben macht mich echt fertig       !
Aber letzten Endes haben wir das angepeilte Ziel doch noch erreicht und gönnten uns in der „Schronisko Strzecha Akademicka“ etwas Ess- und Trinkbares (meine quarkgefüllten Eierkuchen sind noch nicht fertig, deshalb sitze ich nur mit dem Tee da)
Man glaubt es kaum, wie komisch und unbeholfen Leute laufen können, wenn sie die nur die klobigen Schuhe der Abfahrtskier anhaben! Und welches Getrampel dadurch in einem Holzhaus entstehen kann! Seitdem liebe ich meine bequemen Wanderschuhe noch viel mehr!
Auf dem Weg nach unten hatten wir sogar ein wenig Zeit für das eine oder das andere kleine Päuschen.
Die Strecke, welche wir ins Auge gefasst haben, war allerdings für Wanderer wegen Lawinengefahr gesperrt, aber der alternative Weg war auch sehr gut zu erlaufen.
Als wir zurück im Karpacz ankamen, schauten wir uns noch von Außen die wohl außergewöhnlichste Kirche in ganz Polen an – die Kirche Wang:
Was fällt euch bei dieser Kirche auf? Genau, es ist eigentlich eine typisch norwegische Stabkirche! Sie ist sogar tatsächlich norwegischer Herkunft und sollte einst im Örtchen namens Vang abgerissen werden, um durch eine modernere Bauweise ersetzt zu werden. Zum Glück hat der in Deutschland lebende Maler J.C.C. Dahl diese gekauft und dann im Riesengebirge wieder aufbauen lassen. Dort fällt sie wirklich sehr auf, passt aber ganz gut zu den Schneelandschaften – finde ich.
Das war der letzte Höhepunkt unseres Ausflugs. Von dort ging es mit einem kleinen Zwischenstopp zum Essen und zum Einkaufen von polnischen Lebensmittel direkt nach Hause.
Ich habe bei dieser Reise übrigens festgestellt, dass mein Polnisch inzwischen ziemlich gut geworden ist, denn ich wurde sowohl verstanden als auch verstand ich das geschriebene und gesprochene Wort, vorausgesetzt, es wurde nicht zu schnell ausgesprochen  Â
Das war insofern sehr nützlich, da sich die Deutsch- und Englisch-Kenntnisse der von uns kennengelernten, polnischen Bevölkerung als nicht wirklich gut erwiesen haben, obwohl der Wille, sich in diesen Sprachen zu unterhalten, stets vorhanden war. Allerdings dürfte mein Polnisch auch noch seeeeehr ausbaufähig sein  Â
Das war also die kurze Zusammenfassung von unserem Hochzeitstagausflug in die slawische Nachbarschaft  Â
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