Jun
Während die Welt immer wieder aufs Neue über den Br-Exit diskutiert, trauten wir uns gegen die Strömung zu schwimmen und entschieden uns für ein Br-Entrance, wenn auch nur für die Länge eines Pfingstwochenendes. Ich war bis jetzt noch nie in Großbritannien und Carstens letzter Besuch dort war noch während seiner Schulzeit – aus dem Grund war London für uns beide immer noch bzw. wieder ein quasi unbekanntes Reiseziel 😉
Wir hatten einen exakt ausgearbeiteten Tourenplan für jeden Tag von Freitag bis Montag im Gepäck:
Dabei hatten wir glücklicherweise nicht so viel Gepäck dabei. Eigentlich nur das, was Carsten da auf dem Bild trägt plus meine Handtasche.
Weil das Einchecken in unserer Unterkunft erst nachmittags möglich war, fuhren wir im wahrsten Sinne des Wortes mit Sack und Pack hoch oben auf einem Big Bus durch die Stadt und verschafften uns zusammen mit einigen anderen Touristen einen ersten Überblick über diese Gegend. Ganz nebenbei lernten wir dabei die Besonderheiten des hiesigen Wetter am eigenen Leib kennen, denn erst war es schön warm und sonnig …
… und nur ein paar Stunden später war es ganz andersrum.
Da haben wir dann auch verstanden, warum man bei einer Big Bus-Tour in dieser Stadt nicht die kleinen Wasserflaschen wie in Dubai oder Abu Dhabi in die Hand gedrückt bekommt, sondern ein Regencape 😀 oder wie wir OLCAs dazu sagen: Wurstpellen. Wie man auf dem Foto sieht, bieten das wohl nicht alle Reiseunternehmen an, denn die Touristen des Nachbarbusses haben keinen Schutz vor dem plötzlich eingetretenen Wolkenbruch bekommen 😉
An den anderen Tagen unserer Reise lernten wir die Vor- und Nachteile der berühmten Londoner Tube kennen. Der Vorteil liegt auf der Hand: die Züge sind schnell durch den dichtesten Verkehr und kommen zudem in sehr kurzen Abständen. Nur die Wege bis zu den Zügen beanspruchen etwas Zeit und manchmal auch etwas Kraft 😉
Hier ist das blaue Schild wichtig –> 15 Stockwerke unter der Erde = 193 (Wendel-)Treppenstufen … wir sind leider der Menge hinterhergetrottet und haben dabei den Fahrstuhl „verpasst“:
Dank der hervorragenden Verbindungen der Subway konnten wir trotz unserer wenigen Tage in einer solchen Großstadt ganz viele unterschiedliche Ecken besuchen. Natürlich war ich als großer Sherlock Holmes Fan auch an der berühmten Adresse 221b Baker Street.
Ich durfte einen Blick in den benachbarten Andenkenladen werfen (Carsten musst wegen des Gepäcks leider draußen bleiben) und wurde dort ganz lieb von dieser jungen und bezaubernden Dame empfangen:
Im Laden selber musste ich mich wirklich ganz stark zusammenreißen, um nicht zu laut zu jubeln! Meine Familie weiß schon lange, dass es für mich nur bei sämtlichen Verfilmungen eigentlich nur eine einzige „richtige“ Sherlock Holmes-Verkörperung gibt – den aus meiner Kinderzeit, also der aus der sowjetischen Version. Ich wusste, dass die Briten die sowjetische Verkörperung dieses genialen Detektivs durch den Schauspieler Vassily Livanov sehr zu schätzen wissen, aber doch tatsächlich einen Beweis dafür direkt vor Ort zu finden, hat mich doch sehr gefreut 🙂
Apropos Bücher- und Filmhelden. Natürlich musste ich auch diesen Bahnhof (ganz in der Nähe) unbedingt besuchen:
Ich wurde dort auf den Bären bezogen sehr schnell fündig und das sogar zweifach:
Ich glaube, man kann mir ansehen, dass ich sehr, sehr glücklich darüber bin :verliebt:
Mit „Paddington“ verbinde ich aber noch eine weitere Geschichte und zwar von ihr geschrieben:
Aber zurück zu den guten Verbindungen der Londoner U-Bahn und wo sie uns ab dem zweiten Tag alles hingebracht hat. Zum London Eye hätten wir eigentlich gar nicht hinfahren müssen, denn wir konnten das Riesenrad gefühlt schon fast von unserem Hotel aus sehen. Aber das täuschte, denn im Zentrum ließ es sich so gut wie immer entdecken, so groß ist das.
Aber ohne U-Bahn zur größten hinduistischen Tempelanlage außerhalb von Indien zu kommen wäre sonst äußerst schwierig geworden. Der Zug verließ sogar für die letzten paar Stationen den Untergrund und fuhr oberirdisch weiter – so weit draußen liegt er. Und dann mussten wir noch eine gute Meile (ca. 1,6 km) von der Haltestelle durch die Straßen am Stadtrand laufen, wo man aber auch außergewöhnliche Einblicke in das britische Alltagsleben mitbekam: dieser Pohl in der Mitte versorgt sternförmig (gefühlt) alle Häuser dieser Straßenseite und die der gegenüberliegenden mit Telefonstrippen …
… und da wir am Ende so lange laufen mussten, fürchteten wir schon fast, dass wir irgendwo vom richtigen Weg abgekommen waren. Aber dann haben wir einen hellen Streifen die weißen Türmchen am Horizont entdecken können.
Die Anlage selber ist in der Tat enorm! BTW: Das ist nur ein Teil des Ganzen.
Es gibt keine Bilder von innen, weil die Sicherheitskontrolle fast schon strenger als auf einem Flughafen war. Sämtliches Gepäck, alle Rucksäcke und Taschen sowie die Fotoausrüstungen mussten zu Aufbewahrungsfächern gebracht werden. Daher müsst ihr es mir einfach glauben: der Abstecher ist auf jeden Fall sehr sehenswert! Wir durften sogar einer 30 minütigen Reinigungszeremonie zu Ehren des Gründers beiwohnen … nur Carsten bekam eigens für die heiligen Hallen und Zeremonien einen Klettverschlußsarong über seine kurzen Jeanshosen.
Natürlich war auch der Buckingham Palast absolut sehenswert. Hier begnügten wir uns nur mit der Außenansicht, dafür aber mit einer gerade stattfindenden, historischen Reiterparade samt Kanonenzug.
Dies ist definitiv meine absolute Lieblingsaussicht im St. James Park, wenn nicht sogar in ganz London. Diese Türme in der Ferne sehen wie eine unbekannte und geheimnisvolle Stadt am Ende einer langen Reise aus *schwärm*
Aus der Nähe hat diese Skyline aber leider ihren Reiz gänzlich verloren …
Und ja, ich habe immer wieder mal einen Ruheplatz zum Sitzen gefunden, weil wir natürlich sehr viel zu Fuß gelaufen sind und ich trotz der guten Laufschuhe ab und an ganz schön pflastermüde wurde. Da hielt ich nach jedem Plätzchen zum Ausruhen Ausschau 🙂
In solchen Schuhen – auch wenn da zuckersüße Teddys drangeheftet sind – würde ich garantiert nicht mal eine Stunde aushalten können 🙂 bei mir reichen eben nicht mal Bären als Motivation für solche Absätze 😀
Mit meinen Laufschuhen konnte ich dafür sehr lange unterwegs sein, da hat die Kraft sogar für ein paar Aufnahmen im Stehen ausgereicht 😉
Manchmal allerdings auch mit Anlehnen 😉
Und was wäre London ohne seine berühmten Brücken! Wir konnten sogar einen seltenen Moment erhaschen, als die Tower Bridge sich geöffnet hat, um ein Segelschiff durchzulassen.
Über die Millennium-Bridge konnten wir ebenfalls ohne Probleme laufen, dabei wurde sie doch im Harry-Potter-Film „HP und der Halbblutprinz“ eigentlich komplett zerstört.
Es gab aber leider auch Orte, wo man an der Menschlichkeit der Menschen zu zweifeln beginnt … auf der Westminster Bridge lagen noch frische Blumen an der Stelle, wo im März diesen Jahres ein Terroranschlag stattgefunden hat und Leute gestorben sind.
Noch erschreckender wurde es, als wir Sonntagfrüh beim Nachrichten schauen erfahren haben, dass diesmal auf der London Bridge ungefähr das gleiche Unglück nochmals passiert ist! In beiden Fällen ist ein Auto dazu genutzt worden, in eine Menschenmenge zu fahren und für Tod und Verletzungen zu gebrauchen.
Erinnert ihr euch an den Tourenplan ganz am Anfang dieses Beitrags? Wenn Carsten meinen Wünschen nachgegeben hätte und nicht auf seinen Plan bestanden hätte, dann wären wir vielleicht mitten in diese Grausamkeit geraten. Ich wollte nämlich gern die Tagesplanung von Samstag und Sonntag tauschen und somit den Samstagabend im Borough Markt ausklingen lassen. Bloß gut, dass mein Mann sich immer etwas bei seinen Pläne denkt (hier spielten Ladenöffnungszeiten mit hinein) und wir deshalb von der Unglücksstelle relativ entfernt waren, obwohl wir zu der Anschlagszeit gerade von der Tagestour zurück kamen und nur ein paar Straßen entfernt waren, da unser Hotel ca. 10 min Fußweg weit weg davon liegt! Beim Einschlafen (gegen 23:00 Uhr) konnten wir uns noch nicht erklären, warum so viele Sirenen heulten und Hubschrauber über unsere Köpfen kreisten.
Natürlich waren am Sonntag jede Menge Reporter in der Stadt unterwegs:
Zum Glück ließ sich die Stadt trotz der bedrückten Stimmung nicht ihre Lebensfreude nehmen. So konnten wir doch noch unsere letzten zwei Tagestouren fortsetzen und unter anderem das quirlige Leben auf dem (Trödel-)Markt beobachten, welcher Carsten bereits zu seiner Jugendzeit besonders in Erinnerung blieb. Auch wenn es jetzt noch kommerzialisierter geworden ist (aus dem Trödel wurde u.a. Tinnef, Kitsch & Tand), hat er dennoch seinen Charme und Reiz behalten, auch wenn diese Außenansicht das nicht ganz wiedergeben kann. In den alten Stallungen streiften wir durch die engen und verwinkelten Gässchen und vergaßen dabei sogar Fotos zu machen …
Da wir diese Skulptur bei unserer Stadtrundfahrt gefühlt mindesten 20 mal gesehen haben, war es natürlich ein Muss, sie nun ebenfalls einmal zu Fuß zu besuchen – vor allem die Größe ist sehr imposant!
Ihr könnt uns getrost glauben, dass dieser inzwischen ganz schön lang gewordener Blogeintrag eigentlich nur einen Bruchteil unserer Erlebnisse und insbesondere unserer Bilder beinhaltet 😀
Mein Fazit: Ich habe die dicken Löwenköpfe …
… die doch recht furchteinflössenden Drachen …
… die lange Geschichte dieser Stadt …
… die architektonischen Kontraste …
… und natürlich die immer sehr netten und liebenswürdigen Londoner, die wirklich verstehen, das Leben zu geniessen, …
…sehr in mein Herz geschlossen. Ich hoffe nun inständig, dass diese Stadt endlich mal zu Ruhe kommt und von weiteren Unglücksfällen (zu Pfingsten der Terroranschlag und letzte Woche der schreckliche Hochhausbrand) verschont bleibt. Denn sie hat nicht umsonst eine derartige Skulptur stehen:
Das scheint jedenfalls das Lebensmotto der Einwohner und Touristen zu sein: MEGA-THUMB-UP!
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