Dez
Ich weiĂ, meine These ist etwas sehr ĂŒbertrieben und natĂŒrlich hat Technik auch seine guten Seiten … ich als Systemadministrator dĂŒrfte ja auf keinen Fall technikfeindlich sein. Aber gestern sind mir gleich mehrere Fallstricke der zunehmenden Technolgiesierung und leider auch „Verblödung“ der Nutzer aufgefallen – und am Ende hat es mich sogar selbst erwischt !
Situation 1: Ein Aufeinandertreffen am MĂ€nnerrefugium, dem Pissoir bzw. Urinal.
FrĂŒher (man, klingt das alt !) ist man an selbiges herangetreten, hat sein kleines GeschĂ€ft absolviert und vor dem Weggang wurde zum SpĂŒlen ein Hahn aufgedreht oder ein Knöpfchen gedrĂŒckt. Mittlerweile trifft man immer öfter eine automatische SpĂŒlung an, die mittels Bewegungsmelder das Ankommen und vor allem das Weggehen registriert und danach völlig selbstverstĂ€ndlich fĂŒr eine kurze Zeit den WasserfluĂ aufdreht. Und gestern dann mein Bespiel fĂŒr eine technologisch initiierte, schleichende Verblödung: mein Pinkelnachbar verlĂ€Ăt sein Keramikrund ohne (!) die hĂ€ndische SpĂŒlung zu betĂ€tigen. Absichtlich ? Vergessen ? Oder einfach schon zu technisch geprĂ€gt ?
Situation 2: Regen und RĂŒckwĂ€rtskamera vertragen sich nicht.
Auch unser neues Auto verfĂŒgt mittlerweile ĂŒber technische Gadgets, die ich als Autofahrer der alten Schule eigentlich gar nicht vermiĂt habe und gerne beim Kaufpreis eingespart hĂ€tte, wie z.B. Frontradar mit Bremsassistent, schlĂŒsselloser Startknopf (keyless Mode), ĂŒberdimensioniertes Entertainmentsystem inklusive Smartphone-Verbindung und eine RĂŒckfahrkamera. Letztere ist zwar sehr hilfreich und verlockend, als einzige Einparkhilfe zu fungieren, aber bei Regen bzw. nach einer Fahrt mit heckseitiger Gischt eigentlich recht nutzlos. Und das Ergebnis: sehr viele Leute (MĂ€nnlein wie Weiblein !) können eigentlich ohne Piepen und Kamera nicht mehr vernĂŒnftig einparken und stochern mit dem Vehikel in ParklĂŒcken herum, wie ein sattes Kind mit der Gabel im Essen. Meine Beispiele von gestern ? Auf dem groĂen Parkplatz am Elbe-Park hĂ€tte man darĂŒber stundenlange Dokumentationen drehen können.
Situation 3: Warum sind bei Dunkelheit so viele ohne Licht im Auto unterwegs ?
Als wir dann abends vom Inder nach Hause gefahren sind, habe ich mich mal wieder ĂŒber so einen autofahrenden Idioten aufgeregt, der ohne Licht ĂŒber die StraĂen huschte – Fahrradfahrer haben leider keine technologisch bedingte Ausrede fĂŒr das Fahren ohne Licht … hier scheint in der Regel immer Ignoranz vorzuliegen, gepaart mit Dummheit, Faulheit und Gottvertrauen auf die spĂ€rlichen Reflektoren. Aber zurĂŒck zum Autofahrer: warum merkt er das denn nicht ? DrauĂen ist es relativ dunkel und nur durch StraĂenlaternen erhellt und drinnen kann er doch seine Amaturenbrettinstrumente gar nicht erkennen. Falsch ! Die neuen Autos verfĂŒgen als technologischen Fortschritt mittlerweile ĂŒber kleine LED-Applikationen, die wenigstens ein wenig nach vorne (!) auf die StraĂe funzeln und selbst bei ausgeschaltetem Fahrlicht ist die Instrumententafel dank Illumination (hell) erleuchtet. Also bekommt der Fahrer eines aktuellen Autos seinen Fehler eigentlich gar nicht mehr so schnell mit, wie ich als gewohnter Lenker veralteter Modelle, wie meinen Golf II in den 90ern, unseren Smart ForTwo seit 2004 und Olgas diverse KIA Carens, bei denen mindestens das Armaturenbrett den anfĂ€nglichen Fehler des Nichteinschaltens von Licht deutlich gemacht hat. Und genau das wurde mir gestern bei unserem neuen Suzuki Vitara zum VerhĂ€ngnis, denn nachdem ich mich ĂŒber den vermeindlichen „Lichtidioten“ beruhigt hatte und zwischendurch auch noch auf weitere Verkehrsrowdies getroffen bin (Abbiegen ohne Blinker, Warten auf mich obwohl selbst vorfahrtsberechtigt etc.), fiel mir auf einem etwas dunkleren StraĂenabschnitt ohne LED-strotzende Laternen auf, daĂ auch ich die letzten 2 km ohne Licht gefahren bin – AUTSCH, die Verdummung hat nun auch bei mir zugeschlagen !!! FĂŒr mich wirkte eben alles normal: innen konnte ich alle Zeiger und Infotafeln wie gewohnt ablesen und auĂen sah ich auch genug im funzeligen Lichtkegel meiner LED-Zierbeleuchtung plus der stĂ€dtischen Helligkeitsversorgung …
Na hoffentlich passiert mir das nicht mehr so schnell wieder. Und was ist eigentlich mit denen, die irgendwie nur noch mit den Gegebenheiten der modernen Technik aufwachsen ? Werden diese TechnologiejĂŒnger und StromabhĂ€ngigen dann nur noch verblödet die Macht an Siri, Alexa, Cortana und Google abgeben oder ohne spezielle App nicht mehr wissen, wie man Licht einschaltet, ein Radio bedient, mit anderen auch ohne Smileys und Memes kommuniziert, in BĂŒchern nach Informationen sucht oder eine StraĂenkarte liest ? Welch dĂŒstere Gedanken zum Ende des Jahres 2017 …
Nun bleibt mir nur noch, euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr zu wĂŒnschen sowie gemeinsam einem tollem, erfolgreichem und gesundem 2018 entgegenzufiebern. Machen wir das Beste daraus !
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