Stephanie ist seit gestern wieder im Pflegezentrum und nach zehn gemeinsamen Tagen fehlt einem nun schon etwas. Andererseits beschĂ€ftigen wir uns aber auch immer so sehr mit dem Kind wenn sie da ist, dass andere, wichtige Sachen einfach liegen bleiben, die einen dann aber frĂŒher oder spĂ€ter doch wieder einholen werden: WĂ€sche zusammenlegen und bĂŒgeln, die SteuererklĂ€rung 2021, die Krankenkassenbefreiungsabrechnung 2021 und und und … ist nun alles fĂŒr die kommenden Wochentage geplant.
Ihr könnt euch also denken, dass wir die Zeit mit ihr (auĂer zu unseren Home-Office-Zeiten) sehr intensiv genutzt haben und zum GlĂŒck lieferte auch das Wetter einen Ă€uĂerst unterstĂŒtzenden Beitrag. Wir konnten nĂ€mlich sehr viel unternehmen und selbst in der Residencia OLCA probierten wir so einiges Neues aus. Bitte entschuldigt, aber in diesem Blogeintrag werde ich insgesamt 51 Fotos (selbst diese teils schon als Kollage) und 2 Videos verwerten … ich konnte mich leider nicht weiter reduzieren. Und selbst das ist schon die allerengste Auswahl aus insgesamt fast 1580 Bilder, die Carsten und ich wĂ€hrend dieser zehn Tage aufgenommen haben. Viele davon natĂŒrlich, um zu dokumentieren und vielleicht wieder einmal Stephanie nach einem weiteren Jahr zu zeigen, was sie wieder alles geschafft hat. Ich bleibe dabei: wir sind sehr sehr stolz auf unsere Kleene!
Neben kleineren Aktionen, wie z.B. Grillen mit Besuch auf dem Balkon …

… alleine (mit Kopfhörer) …

… oder auch gemeinsam (ja, es sind insgesamt sechs Socken zu sehen) eine DVD gucken …

… setzten wir uns immer wieder mal in die Ăffis, um nach Hamburg rein zu fahren:

Mittlerweile sind wir echt routiniert beim Ein- und Aussteigen trotz unebener Bahnsteige, beim Suchen des notwendigen oder richtigen Fahrstuhls und mit dem Umgang der anderen Mitreisenden – glaubt mir, es ist teilweise echtes Laien- oder Schmierentheater! đ
Zum ersten Mal nutzen wir den ĂPNV am „Pfingstsamstag“, um zum Park Planten un Blomen zu kommen. Mit seinen unzĂ€hligen Blumenbeeten und -gĂ€rten …

… und den vielen Seen und Teichen …

… ist das eine echte Augenweide und unsere fast fĂŒnf Stunden darin vergingen wie im Flug.
Ich liebe diese beiden Fotos ungemein, deshalb konnte ich mich auch nicht fĂŒr eines entscheiden đ

Nach dem Verputzen von Stephanies LieblingsgebĂ€ck (an der S-Bahn-Haltstelle gibt es einen „Dunkin Donuts“) …

… liefen wir erst als Rundgang durch den allgemeinen Teil und danach noch durch die langgezogenen Wallanlagen bis nach St. Pauli. Auch so manche Steigung konnte uns nicht aufhalten:

Unterwegs kamen wir u.a. an dieser Skate(r)anlage vorbei, wo wir wirklich sehr lange dem bunten Treiben zugeschaut haben:

Als FuĂgĂ€nger kam ich problemlos auf die TribĂŒne und hatte von dort einen noch besseren Blick …

… doch auch Carsten fand einen (zugegeben) etwas weit ausholenden Weg dorthin, sodass wir alle drei eine ganze Weile von oben herab zugucken konnten:

Es hat echt sehr viel SpaĂ gemacht, aber am Ende trieb uns der Hunger weiter in Richtung Reeperbahn – anvisiertes Ziel: der Burgerladen „Five Guys„:

Aussuchen konnte Stephanie sich ihre Kombination an Toppings noch selbst, aber beim Essen musste Carsten eine helfende Hand reichen, denn so unterstĂŒtzend einsetzen kann sie ihre Linki leider doch noch nicht:

Doch dem Geschmack und dem Erlebnis tat das keinen Abbruch und wir verlieĂen das Restaurant erst nach fast zwei Stunden … Burger, Pommes, auĂergewöhnliche Free-Refill-GetrĂ€nke und Milchshakes wollten schlieĂlich ganz in Ruhe genossen werden đ
Am Pfingstsonntag entschieden wir uns fĂŒr einen Ausflug in den wohl bekanntesten Zoo in und um Hamburg, dem Tierpark Hagenbeck:

Unsere vorherigen BefĂŒrchtungen, dass wir mit Stephanies ĂŒbergroĂen Rollstuhl nicht ĂŒberall hin- oder durchkommen oder sie aus ihrer sitzenden Position nicht genug sehen könnte, haben sich sehr schnell verflĂŒchtigt. Der Zoo hat diesbezĂŒglich wirklich an alles gedacht und auch die anderen Besucher waren immer nett und zuvorkommend. Nach nur ein wenig Warten konnte Stephanie eigentlich immer direkt bis an den Ort des Geschehens geschoben werden …

… und ihre Blicke ungehindert umherschweifen lassen:

Selbst in der gewaltigen Eismeeranlage und in anderen GebĂ€uden wurde bei der Projektierung wohl immer auch an die Perspektive von Kindern und Rollstuhlfahrern gedacht – alles echt top organisiert!

Einzig in den Streichelzoo kamen wir mit dem Rolli nicht rein, da die Schleuse zu den Ziegen, Schafen & Co. sehr schmal und eng gehalten wurde. Also hat Stephanie sich eben andere Tierchen zum Streicheln …

… FĂŒttern …

… und Herzen gesucht:

Naja, das anschlieĂende HĂ€ndewaschen fand sie sicherlich nicht so toll đ

Dieses kecke Kerlchen hinterlieĂ jedenfalls keine Sabberspur auf der Hand:

Erst als uns die Feierabendglocke gegen 18:00 zum Ausgang bugsierte, bemerkten wir, dass wir eigentlich noch gar nicht so richtig gegessen hatten – nur mal ein paar Kleinigkeiten zwischendurch. Deshalb fuhren wir zum EKZ Mundsburg und testeten dort das „Louisiana“ aus, welches Carsten schon aus Dortmund und Oberhausen kannte – links der Two-Way-Sampler mit Rippchen sowie HĂ€hnchenflĂŒgel (fĂŒr Stephanie & Carsten) und rechts eine Pulled-Pork-Poutine (fĂŒr mich):

Bei dem Aussuchen der GetrĂ€nke zeigte sich das Kind auf einmal völlig enttĂ€uscht … sie wĂŒrde doch soooooo gerne mal wieder „richtiges“ Bier trinken wollen, also das mit Alkohol đ

Pssst, sie durfte mal ein wenig bei mir nippen đ
Den dritten groĂen Tagesausflug machten wir letzten Samstag und erneut war das Durchstreifen einer Parkanlage das Ziel: wir fuhren zum Volkspark Altona.

Wir kannten diesen Hamburger Park im Vorfeld, z.B. aus ErzĂ€hlungen, noch nicht und waren am Ende echt ĂŒberrascht, wie vielfĂ€ltig es dort ist. Neben einem echt ĂŒppigen Waldgebiet …

… mit so mancher Steigung und Senke …

… gab es auch wunderschön angelegte Parkanlagen …

… oder BlumengĂ€rten mit StĂŒhlen und BĂ€nken, die zum Verweilen einluden:

NatĂŒrlich suchten und fanden wir hier eine kleine StĂ€rkung in Form von GetrĂ€nken und einem Eis … letzteres mit Franzbrötchen-Geschmack (!!!) – echt lecker.

Es gibt dort aber auch Abschnitte, die fĂŒr uns unerreichbar blieben … jedenfalls fĂŒr Stephanie im Rollstuhl und Carsten als Muskelantrieb. Ich konnte aber sehr wohl da rauf und musste dann berichten, was es denn zu sehen gab:

WÀhrenddessen haben die beiden schon die ausgedruckte Karte studiert und das nÀchste Ziel auserkoren:

Diesmal konnten wir unser Mittagessen zur fast richtigen Zeit einnehmen, denn an der groĂen Grill- und Spielwiese gab es auch einen Bayrischen Biergarten mit ganz vielen Leckereien. Wir entschieden uns fĂŒr AllgĂ€uer KasespĂ€tzle (mittig), Holstein-Schnitzel mit Spiegelei (hinten) und LeberkĂ€se mit Spiegelei (rechts):

So gestÀrkt bewegten wir uns weiter durch das Waldgebiet, manche per Pedes und manche eben auf Rollen:
Ich hatte zudem meinen ReisebĂ€ren Heini mit und machte ganz viele Fotos von ihm und den Blumen sowie der Umgebung – bin echt gespannt, wann ich das alles mal wieder zu einem eigenen BĂ€renbericht verwursten kann đ

Auf dem RĂŒckweg zur S-Bahn ergaben sich aber auch ohne ihn noch ein paar schöne Motive (zugegeben, bei dem Graffiti links muss man etwas genauer hinschauen – aber ich fand die beiden lĂ€chelnden Tierchen einfach nur sĂŒĂ):

So, das soll es von unseren Touren gewesen sein. Wir hatten wĂ€hrend der letzten Tage ja auch noch andere Besonderheiten in petto. Vor allem hat sich Stephanie schon ganz lange ĂŒber ihren Friseurtermin am letzten Freitag gefreut – endlich mal wieder Form in die seit dem medikamentenbedingten Haarausfall nachgewachsenen Zotteln bringen. Neben dem Ergebnis (hier vorher …

und hier nachher) …

… war es natĂŒrlich auch der Event an sich, der sie entgegenfiebern lieĂ, denn ein Besuch beim Friseur ist fĂŒr sie schlieĂlich etwas ganz Neues gewesen:

Am Ende wurden die lĂ€ngeren und kĂŒrzeren Kopfhaare angeglichen (die neuen Haare sind derzeit nur halb so lang), der Nacken bekam den von ihr so geliebten Undercut und die MĂ€hne bzw. Unterwolle konnte auch mal wieder so richtig ausgedĂŒnnt werden:

Das Kind ist glĂŒcklich, d.h. das Ziel wurde erreicht. Was will man (als Eltern) mehr?!?
Zum Abschluss möchte ich noch ein paar Einblicke in unsere Trainings- und Ăbungseinheiten geben, auch wenn es bei Weitem nicht alle sind, die wir in den zehn Tagen so durchgefĂŒhrt haben. Ich stelle jedenfalls immer wieder fest, dass sich am Ende selbst die kleinsten Dinge auch nach wochenlangem Durchhalten auszahlen, so z.B. ihr Assistieren beim Anziehen. Es ist zwar immer noch rudimentĂ€r, aber allein schon die damit verbundenen GreifĂŒbungen mit der rechten und linken Hand helfen wiederum bei anderen Dingen, wo Koordination und Geschick gefragt sind.
Abgesehen davon, dass sie ihr FrĂŒhstĂŒcksbrötchen mittlerweile unbeaufsichtigt aufschneidet (sogar in unter 1 Minute!) und schmiert, schĂŒttet sie jetzt auch sehr viel sicherer FlĂŒssigkeiten ein …

.. öffnet Boxen und Schalen mit wachsendem Erfolg …

… und rollt sogar auf ihre eigene Art und Weise Socken zusammen (vor zwei Wochen noch ein absolutes No-Go!!!):

Carsten hat zudem mit diversen Utensilien experimentiert und innerhalb von zwei Tagen konnte sie mit beiden HĂ€nden gleichzeitig GolfbĂ€lle in Topfdeckeln balancieren – probiert es mal aus, ist gar nicht soooo einfach:

Wir haben ihr auch einmal das Briefeschreiben von Anfang bis Ende gezeigt: Verfassen, Umschlag, Briefmarke, Briefkasten … ist ja schlieĂlich doch irgendwie alles Neuland fĂŒr sie gewesen:

Das Projekt „Schreiben von Druckbuchstaben“ konnte ebenfalls in dieser verlĂ€ngerten Woche abgeschlossen werden, da Carsten fast jeden Tag sehr geduldig mit ihr das gesamte ABC in GroĂ- und Kleinschreibung durchgegangen ist:

Klar, es sitzt noch bei Weitem nicht alles hundertprozentig und schnell ist sie dabei auch nicht, aber mit viel Ăbung und Schreiben wird sie das in den nĂ€chsten drei bis vier Wochen verinnerlicht haben. Wir bleiben dort jedenfalls ganz dolle am Ball und auch sie macht immer sehr gerne mit.
Hier vergleicht und korrigiert sie mit Carsten ihre 15 (!) im Pflegezentrum gelösten Sudokus:

Oder wÀhrend wir im Home-Office arbeiteten, hatte sie mal Lust auf Stadt-Land-Fluss:

Und genau das schĂ€tzen wir an unserer Familie und den gemeinsamen Stunden – wir lassen uns von Nichts und Niemanden unterkriegen!!!

„Tschakka, wir schaffen das!!!“
Ach ja, an diesem Wochenende haben ich mit ihr zum ersten Mal geknetet und sie hat echt SpaĂ dabei:

Auch hier setzte sie immer wieder ganz geschickt Rechti und Linki ein … am Ende stellte sie sich als Kugelrollmeisterin raus, wĂ€hrend ich eher WĂŒrste hinbekomme:

Ebenfalls ganz viel SpaĂ versprechen wir uns noch von dem am Wochenende gelieferten Liegeergometer bzw. Hometrainer mit Liegesitz statt hohem Sattel. Im Pflegezentrum liebt sie ihre Therapien mit dem Motomed-GerĂ€t und somit haben wir uns mal nach einem gĂŒnstigen Beintrainingsmodell ohne Motor umgeschaut. Der erste Versuch am Sonntag verlief schon mal recht vielversprechend:
Mal sehen, ob sie damit bei uns ebenfalls so viel SpaĂ entwickeln kann und vor allem einen Trainingsnutzen daraus zieht. Hier gilt wie so oft: drĂŒckt uns bitte die Daumen đ
So, nun aber Schluss … ich hoffe, es war nicht zu langweilig und man konnte noch alles gut bis hier durchlesen – sorry, aber es waren ja schlieĂlich fast zwei Wochen zusammenzufassen.
Ich wĂŒnsche nun allen einen ruhigen und erfolgreichen Start in die Woche – bis zum nĂ€chsten Mal!
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