Feb
Das Kind war natĂŒrlich ĂŒberglĂŒcklich, dass sie nach sooooooooooooo langer Zeit (*hĂŒstel*  es waren eineinhalb Wochen  *zwinker*) wieder zu uns nach Wentorf kommen durfte. Die Sehnsucht ist aber wahrscheinlich weniger wegen des Pflegezentrums an sich oder der Leute dort begrĂŒndet, sondern eher wegen der gemeinsamen Zeit mit uns und vor allem die vielen Abwechslung, die sie hier bei und mit uns hat – eine kleine AufzĂ€hlung gefĂ€llig?
Wir haben mehrfach „UNO“ gespielt, …
… sie kann hier auf ihrem iPad die so geliebte „Head-App“ mit einem groĂen Display nutzen, …
… sie hat mir beim Kochen bzw. Zubereiten …
… und beim Backen geholfen …
… (sie durfte sogar zum ersten Mal ganz alleine den Handmixer bedienen), …
… sie hat völlig ohne unsere Hilfe eine Geburtstagskarte geschrieben, …
… sie hat brav ihre „Hausaufgaben“ gemacht, die sie von den Logos fĂŒr das Wochenende mitbekommt, …
… sie widmete sich auch mal wieder neben den vielen digitalen Puzzles einem analogen mit 100 (!) Teilen …
… und sie hat ein paar ihrer Trainingsspiele aussortiert, die mittlerweile definitiv keine Herausforderung mehr fĂŒr sie darstellen – nun darf sich ihre Nichte bald damit „weiterbilden“:
Das farbige Steckspiel, mit dem wir am Anfang ganz viel Motorik ĂŒben konnten:
Ein Zwei-Teile-Puzzle (ohne Foto), mit dem wir das Prinzip der Nasen und Buchten bei Puzzles geĂŒbt haben. SpĂ€ter sind wir dann auf dieses 6-Teile-Puzzle umgestiegen:
Man achte bei dem nĂ€chsten Bild auf die fast schon als selbstverstĂ€ndlich wirkende Doppelfunktion (gleichzeitig Legen & Halten) der rechten Hand – ein TrĂ€umchen!!!!!!   đ
Mit diesem Abakus haben wir ebenfalls Motorik, aber auch die Farben und das ZĂ€hlen geĂŒbt:
Das alles ist nun Geschichte und kann an die nĂ€chste „Lerngeneration“ weitergeben werden – herrlich!
Bei uns wird Stephanie aber auch ohne Spiele und speziellen Trainingsobjekten immer wieder mal in den allgemeinen Alltag mit eingebunden, sei es zum Aufschneiden von TĂŒten …
… oder auch dem FĂŒttern von verfressenen Mitbewohnern:
Damit aber auch ohne die oben erwĂ€hnten Dinge weiter trainiert werden kann, finden natĂŒrlich immer wieder neue GegenstĂ€nde den Weg in die Residencia OLCA. Das neueste Ăbungsobjekt ist ein Mannequin-Kopf mit langem Echthaar (ca. 30 Euro bei Amazon), an dem sie nun fleiĂig das KĂ€mmen ĂŒben kann:
An dem Kopf werden aber demnĂ€chst auch noch so Dinge, wie z.B. Haargummi anlegen, Zöpfe flechten und Haarreifen ĂŒberstreifen erlernt und trainiert. Aber eins nach dem anderen   đ
FĂŒr uns der Höhepunkt dieses Wochenendes ist und bleibt das fast ganz alleinige Bewerkstelligen des FrĂŒhstĂŒckes. Am Samstag und Sonntag sollte sie mal alles in Eigenregie erledigen und nur beim Eierköpfen und dem Entfernen des Avocadokerns bekam sie Hilfe von Carsten!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ehrlich, den Rest hat sie echt fast 100%ig ganz alleine erledigt!!! Ich bin vor Stolz fast geplatzt …
Was fĂŒr uns eine Leichtigkeit ist, musste sie sich peu-a-peu zurĂŒckerarbeiten. Nehmen wir zum Beispiel das „Brötchen aufschneiden“, denn man darf nicht vergessen, was mit den zwei Worten schnell beschrieben werden kann, ist fĂŒr sie (natĂŒrlich eigentlich auch fĂŒr uns) eine echt komplexe Sache, wenn man es denn einmal genauer betrachtet: sie muss das Brötchen mit Linki (!) halten, das Messer mit rechts an der richtigen Stelle ansetzen, dies reindrĂŒcken, zur Seite durchsĂ€beln, dabei das Brötchen kontinuierlich drehen und dann am Ende auch noch den Anfang wieder treffen. So auseinanderdividiert ist das ein richtig komplizierter Vorgang, oder nicht?
Hier mal eine Aufstellung ALLER Einzelschritte wĂ€hrend ihres FrĂŒhstĂŒcks:
- Vitamin C-Dose öffnen, ein wenig Pulver rausholen und die Dose wieder schlieĂen
- das Glas mit der aufgelösten Vitamintablette trinken
- dieses Glas wieder mit Multivitaminsaft auffĂŒllen – also Flasche öffnen, eingieĂen, schlieĂen
- Kaffeepulver in die Tasse schaufeln – also Kaffeeglas öffnen, herauslöffeln, schlieĂen
- mit dem Wasserkocher die richtige Menge Wasser in die Tasse eingieĂen
- ihren Geschmackszusatz „Monin“ einfĂŒllen – also aufschrauben, eingieĂen, schlieĂen
- Brettchen, Messer und Brötchen an sich ranholen, da es bislang noch nicht im Aktionsbereicht lag
- das Brötchen aufschneiden
- LĂ€tta auf die erste HĂ€lfte schmieren
- ihren FrĂŒhstĂŒckssalat (dieses Wochenende war es „Ei mit Bacon“) öffnen – also Deckel UND Folie entfernen
- eine BrötchenhĂ€lfte kontinuierlich abbeiĂen und nebenbei den Salat mit einem kleinen Löffel essen
- ihr gekochtes Ei mit Maggi betrÀufeln und auslöffeln (geköpft hat Carsten)
- die zweite BrötchenhÀlfte schmieren
- auch diese zusammen mit einem FrĂŒhstĂŒckssalat essen (hier nahm sie Carstens Fleischsalat, bei dem ebenfalls noch zunĂ€chst Deckel und Folie abgemacht werden musste)
- eine Avocado in der HĂ€lfte durchschneiden
- den Kern mit einem Messerhieb treffen (Stephanie) und rausdrehen (Carsten)
… eine echt lange Liste und so viele verschiedene Handgriffe, die sie nun glĂŒcklicherweise schon selbststĂ€ndig drauf hat. Klar, noch bringt sie aufgrund einer gewissen Langsamkeit VIEL Ruhe in unseren Morgen (Dauer fĂŒrs FrĂŒhstĂŒck ca. 1 Stunde), aber das wird mit der Zeit sicherlich zunehmend flotter. Wie heiĂt es immer so schön: Stephanie entschleunigt   đ
Vor allem ein groĂes Lob an Linki, weil diese Hand z.B. das Ei so gut festhĂ€lt, dass Stephanie es mit rechts ohne Probleme und ohne es fallen zu lassen auslöffeln kann. Und das mittlerweile auch restlos!
@Stephanie: hoffentlich lĂ€uft dir beim Lesen dieser Liste wie mir ein kleiner Schauer ĂŒber den RĂŒcken, was du und wir schon so alles zusammen, aber auch mit Hilfe deiner Pfleger, Therapeuten, Ărzte und Freunde geschafft hast … und das nach nur etwa zwei Jahren, denn erst Ende Dezember 2020 bist du nach deinem Koma wieder aufnahmefĂ€hig gewesen und erst seit November 2021 holen wir dich fĂŒr fast jedes Wochenende nach Hause und können nebenbei ĂŒben, ĂŒben, ĂŒben.
Und was war Stephanies persönlicher Höhepunkt bei dieser 4-tÀgigen Heimfahrt? Sicherlich die Zeit mit diesem Kuschelmonster namens Socke:
Oh, beinahe hĂ€tte ich ja noch eine weitere tolle Nachricht vergessen! Stephanie hatte am Freitagmorgen einen Termin beim OrthopĂ€den fĂŒr die Nachuntersuchung des Bandabrisses im rechten FuĂ und es ist alles super verheilt. Wir dĂŒrfen den FuĂ jetzt endlich wieder langsam belasten, d.h. mehr Transfers durchfĂŒhren und vor allem darf sie damit auch wieder in die Badewanne – darauf hatte sie sich besonders gefreut.
Jedenfalls bedeutet diese Freigabe wieder etwas mehr Freiheiten fĂŒr unsere gemeinsame Freizeit … was will man mehr.
Einen besseren und schöneren Abschluss fĂŒr diese Berichterstattung kann es nun nicht mehr geben, deshalb wartet gespannt, was wir ĂŒber ihre nĂ€chsten vier Tage in der Residencia OLCA so alles zu berichten haben – morgen Nachmittag wird ja sie schon wieder abgeholt.
P.S.: ich grinse immer noch ĂŒber beide BĂ€ckchen bei all ihren Erfolgen und positiven Ereignissen …
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