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Kommentar:   

 
Manchmal hat man eben Lust darauf, etwas zu schreiben   ;0)

 
Web|log,  der;  -s,  <engl.>,  meist abgekürzt mit "Blog"
   
Digitales Tagebuch im Internet. Ein Weblog ist eine Webseite, die periodisch neue Einträge enthält. Es ist ein Medium zur Darstellung des eigenen Lebens und von Meinungen zu oftmals spezifischen Themengruppen. Weiter vertieft kann es auch sowohl dem Austausch von Informationen, Gedanken und Erfahrung als auch der Kommunikation dienen und ist insofern mit dem Internetforum sehr verwandt. Die Tätigkeit des Schreibens in einem Blog wird als "bloggen" bezeichnet.

Quelle: http://www.wikipedia.de    


 
2023 02.
Jun

Oh, so lange habe ich schon nichts mehr hier geschrieben?! Stephanie ist zwar schon wieder seit zwei Wochen aus der Reha zurĂŒck, aber wir hatten dann doch noch so viel zu erledigen und nutzten zudem jede freie Minute mit dem Kind – das dĂŒrfte wohl als (kleine) Entschuldigung ausreichen, oder nicht?    đŸ™‚

Wir haben uns wĂ€hrend ihrer Reha so oft wir konnten (also an allen Wochenenden und am Mai-Feiertag) getroffen und an den Tagen ohne Anwendungen immer etwas ganztags in Soltau und Umgebung unternommen. Die ersten drei Wochentage (MI-FR) quartierten Carsten und ich uns zusĂ€tzlich in einem nahe gelegenen Hotel ein, um jederzeit vor Ort sein zu können und ggf. Fragen beantworten oder andere Dinge steuern zu können. Stephanie reiste am 26.4. (MI) zwar mit augenscheinlich recht viel GepĂ€ck an, …

… aber alleine schon die Orthesen fĂŒllten hierbei ja schon ganz allein die linke, bunte Tasche aus.

Da Carsten und ich wĂ€hrend der nĂ€chsten zwei Tage (DO & FR) zu den Behandlungszeiten nicht besonders gebraucht wurden, unternahmen wir selbst schon mal ein paar Touren nur zu zweit – so wurde es ein kleiner Kurzurlaub eben auch fĂŒr uns. Hier sind wir zum Beispiel mit unseren extra mitgebrachten FahrrĂ€dern in und um Soltau geradelt …

… und wir finden, dass es ein wirklich schönes, kleines und gemĂŒtliches StĂ€dtchen ist:

An einem Tag waren wir im Deutschen Panzermuseum Munster, um uns einmal die neuesten Errungenschaften in Sachen Panzer und Kettenfahrzeuge anzusehen …

… aber eben auch KuriositĂ€ten aus vergangenen Zeiten:

Dabei konnten wir sogar ganz in diese Thematik abtauchen … im wahrsten Sinne des Wortes    đŸ˜‰

Hmmm, so gesehen waren es bei uns sicherlich auch 4-5 Jahre    đŸ™‚

In Soltau gibt es zudem ein richtig schönes Spielzeugmuseum, …

… wo wir zum einen sogar Dinge aus unserer eigenen Kindheit wiederentdecken konnten, aber auch Unglaubliches aus alter Vergangenheit, wie z.B. dieses „kleine“ Puppenhaus:

Wir besuchten unser Kind jeden Tag nach ihren Terminen und somit kam die Zeit mit ihr ebenfalls nicht zu kurz, egal ob wie hier beim gemeinsamen Essen, …

… mit SpaziergĂ€ngen in der Umgebung …

… oder auch beim Spielen in StationsnĂ€he:

Vor allem unsere zahlreichen Restaurantbesuche und kulinarischen Weltreisen konnten wir mitunter stundenlang ausdehnen. Hier sind wir in einem amerikanischen Diner, …

… hier frĂŒhstĂŒcken wir beim deutschen BĂ€cker, …

… hier futtern wir uns quer durch ein kleines Sushi-Buffett …

… und hier genießen wir die indische KĂŒche am Rande der LĂŒneburger Heide:

Aber das grĂ¶ĂŸte LĂ€cheln konnten wir sicherlich mit diesem Lieblingsbelag hervorkitzeln: Mett bzw. Hackepeter

Neben dem ganzen Essen blieb uns natĂŒrlich noch genug Zeit fĂŒr Unternehmungen, wie z.B. Einkaufen in einem großen Outlet – das war natĂŒrlich weitaus mehr in meinem Interesse, da Stephanie und Carsten nicht gerade fĂŒrs Bummeln zu begeistern sind:

Ein anderes Mal sind wir zum Wildpark LĂŒneburger Heide gefahren, wo wir Stephanie perfekt am Eingang geparkt haben und dann gemĂŒtlich zu zweit viel Zeit mit den Tieren verbringen konnten    đŸ˜‰

Nein, natĂŒrlich durfte sie mit rein … schließlich freute sie sich am meisten ĂŒber die vielen neuen EindrĂŒcke, wie z.B. die Vogelflugschau, …

… BĂ€ren aus nĂ€chster NĂ€he …

… und vor allem die herrliche Aussicht vom Baumwipfelpfad:

Wir hatten an dem Tag sogar eine Top-Sicht bis Hamburg!!! Unschwer an der markanten Fassade der Elbphilharmonie in der Bildmitte zu erkennen …

Zwar bot sich von dort oben ein außergewöhnlicher Rundumblick ĂŒber den gesamten Tierpark, …

… doch unten war dann doch etwas mehr Action mit den Viechern angesagt:

Hier hatte ich z.B. die ganze Zeit etwas Bedenken, dass der Pelikan plötzlich zuschnappen wĂŒrde:

Tat er natĂŒrlich nicht und somit konnten wir an einem der folgenden Tage gleich mehrere Stunden hier in der Soltauer Therme verbringen:

Abgesehen von den vielen Möglichkeiten (Nichtschwimmer, Schwimmer, Solebecken und diverse Whirlpools) hat uns vor allem die tolle Infrastruktur fĂŒr Rollstuhlfahrer sehr beeindruckt. Die Umkleidekabine war zugleich ein ganzer, abschließbarer Raum und wir konnten uns nach Belieben allein darin bewegen und die Dusche und Toilette lagen direkt nebenan, sodass der kurze Weg perfekt fĂŒr uns drei war. Wenn wir es denn gewĂŒnscht hĂ€tten, stĂŒnde sogar ein Lifter fĂŒr die Becken zur VerfĂŒgung … da haben wir allerdings unsere eigene Transfertechnik benutzt, wie wir es auch schon im letzten Jahr im Billebad in Hamburg-Bergedorf gemacht haben. In Sachen Barrierefreiheit wurden hier in dieser Therme jedenfalls fĂŒr uns ganz neue MaßstĂ€be gesetzt, an die wahrscheinlich so schnell keine andere öffentliche Einrichtung rankommt. Wir waren mehr als begeistert und auch Stephanie genoss jede Minute unseres insgesamt 6-stĂŒndigen Aufenthaltes – vor allem beim Floating im Salzwasser. Carsten schob sie gleich mehrere Male schwerelos umher und das Kind entspannte in RĂŒckelage mit den Ohren unter Wasser. Nur Musik bzw. Töne fehlten, wie wir es aus der Toskana-Therme in Bad Schandau her kennen … aber man kann ja nicht immer alles haben.

Von der Autobahn A7 haben wir bei unseren Fahrten nach und von Soltau immer einen Blick auf eine Skihalle werfen können, also wollten wir Stephanie auch mal dieses Metier wieder etwas in Erinnerung rufen – als Kind und Jugendliche war sie schließlich mit Papa und Schwester des öfteren beim Skifahren in den Bergen. Zum GlĂŒck gab es drinnen einen kleine Aussichtsplattform …

… und ein zĂŒnftiges Restaurant    đŸ˜‰

Auf diesen Fotos spazieren wir entlang eines großen Rapsfeldes, welches gerade in voller BlĂŒte stand:

WĂ€hrend ich unzĂ€hlig viele Fotos geschossen habe, sind Carsten und Stephanie von Dannen gezogen …

… aber zum GlĂŒck auch immer wieder zu mir zurĂŒck gekommen:

Der zweite von uns besuchte Tierpark hieß „Schwarze Berge“ und der Name war echt Programm: Carsten hatte mit Stephanie und dem Rolli so einiges an Steigungen und GefĂ€llen zu bewĂ€ltigen – diesmal hatten wir zum GlĂŒck aber das neue Vorsatzrad mit dabei, denn die kleinen Rollen vorne hĂ€tten so manches TeilstĂŒck wahrlich zur Tortur gemacht. Das Zusatzrad war definitiv kein Fehlkauf, genau so wie die Mountainbikebereifung als Zweitausstattung, die bei uns noch als „Straßenschuhe“ bezeichnet werden    đŸ˜‰

Auch in diesem Tierpark gab es eine ganz tolle Flugshow und wir hatten sogar perfekte PlÀtze:

Meine beiden unter sich und unterwegs …

… egal auf welchem Terrain!!!

Und vor allem fĂŒr jeden Spaß zu haben:

Da durfte ich natĂŒrlich auch nicht fehlen:

Tiere ganz anderer Art konnten wir bei unserem Tagesausflug zum Alaris Schmetterlingspark in Buchholz / Nordheide sehen: z.B. Wandelnde BlĂ€tter, …

… Megaschmetterlinge …

… und ihre natĂŒrlichen Vorbilder in sĂ€mtlichen Stadien – als Eier, als Raupe, als Puppe und frei herumfliegend im Endstadium:

Und wenn man schon mal in der LĂŒneburger Heide ist, sind SpaziergĂ€nge dort auch Pflicht. Aber da die berĂŒhmte ErikablĂŒte die Landschaft noch nicht in ihr herrliches Farbspiel getaucht hat (wir kommen im August sicherlich noch einmal hier hin), besuchten wir das darin befindliche Pietzmoor.

Vor allem das Rattern ĂŒber die Holzbohlen hat ihr gefallen … so wie sie auch das Schieben ĂŒber Kopfsteinpflaster liebt:

Unterwegs hielten wir immer wieder Ausschau nach Tieren, denn wir hörten sie zwar, sahen aber leider keine …

Dennoch war Stephanie froh, als die drei Wochen Reha vorbei waren und wir zuhause wieder gemeinsam etwas planen (hier wird ein Einkaufszettel geschrieben), …

… etwas zubereiten (hier: GemĂŒsesticks schneiden) …

… und am Ende das Ergebnis z.B. vor dem Fernseher bei einer Folge „The Taste“ verdrĂŒcken konnten:

Ich war zudem schon etwas fleißig gewesen und habe mich zwischendurch mal um die Bepflanzung auf unserem Balkon gekĂŒmmert – mittlerweile sind es insgesamt drei Hochbeete und acht BlumenkĂ€sten. FrĂŒher im Haus in Dresden habe ich Gartenarbeit gehasst, heute zĂŒchte ich vollends begeistert bereits in der dritten Saison neben Blumen meine eigenen KrĂ€uter, Tomaten, Zucchini, Zuckererbsen, Erdbeeren und andere Leckereien:

Und seitdem Stephanie ihren Aktivrolli hat, kann sie sich nicht nur selbst von A nach B bewegen, sondern auch noch viel mehr im Alltag helfen, wie hier z.B. beim Aufdecken des FrĂŒhstĂŒckstisches:

Neben UNO mit mir …

… mag sie zudem sehr gern an meinem Rechner sitzen und MoorhĂŒhner vom Himmel holen:

Auch in Wentorf haben wir z.B. mit der Wentorfer Lohe unheimlich viele Möglichkeiten zum Spazieren gehen, …

… Tiere beobachten (wer beobachtet hier wen ?), …

… das Vorsatzrad auszunutzen …

… und die schier unendlichen Weiten zu genießen:

Aber vor allem zĂ€hlt eines: das Kind ist glĂŒcklich, entwickelt sich weiter und findet immer mehr zurĂŒck in ein selbststĂ€ndiges und aussichtsreiches Leben!!!

Da der Sommer nun da ist, werden wir natĂŒrlich fast jedes Wochenende versuchen, auf Achse zu sein. Es wird also noch sehr viel zu berichten sein … bei nĂ€chster Gelegenheit, versprochen.



2023 24.
Apr

Es geht gerade sehr turbulent zu bei uns, sodass ich leider nicht wie gewohnt genug Zeit (und Lust) finde, um hier immer mit einem wöchentlichen Update zu glĂ€nzen – und das wird auch leider die nĂ€chsten Wochen so bleiben. Aber keine Angst, es sind grĂ¶ĂŸtenteils sehr viele schöne Turbulenzen mit dabei … also bitte nicht böse sein, wenn es im Blog ab und zu erneut ruhiger werden sollte.

Ist Stephanie bei uns in Wentorf, kommen wir eh nicht zum Schreiben und Fotos vorbereiten, da wir natĂŒrlich versuchen, so viel Zeit wie möglich mit dem Kind zu verbringen – sei es beim Spielen, mit AusflĂŒgen, mit dem iPad/Handy/PC oder einfach nur auf der Couch abhĂ€ngen und sich vom Fernseher berieseln zu lassen oder eine DVD zu gucken. Also fĂ€llt die Zeit zwischen Mittwochabend und Sonntagabend schon mal komplett raus.

An den kindfreien Tagen könnte man zwar so richtig loslegen und neben dem Schreiben auch gleich noch andere Dinge der To-Do-Liste erledigen, doch da sah es die letzten Wochen mit Zeit und Lust eben nicht so rosig aus: auf Arbeit gilt es unheimlich viel zu kompensieren und abends ist die Konzentration dann einfach mal weg, zwischendurch bekam Carsten einen Backenzahn entfernt und da zog es uns ebenfalls eher auf die Couch oder gleich mal frĂŒher ins Bett, kurz darauf verrenkte er sich ganz böse den Hals und konnte sich drei Tage nur mit großen Schmerzen bewegen, wir haben die baldige Reha von Stephanie planen mĂŒssen (am Mittwoch geht’s los!) und wir treffen zudem schon ganz viele Vorbereitungen fĂŒr unseren gemeinsamen Sommerurlaub im Juni/Juli. Ich hoffe, ihr habt VerstĂ€ndnis fĂŒr meine NachlĂ€ssigkeiten …

Doch ich versuche, wenigstens ab und an mal ein Update der wichtigsten und schönsten Dinge zu geben – versprochen   🙂

Und hiermit möchte ich gleich heute anfangen:

Ein ganz tolles Bild, oder? Und der Spruch ist ab dieser Woche auch Programm fĂŒr Stephanie, denn auf dem Foto ist zusĂ€tzlich ein StĂŒck mehr LebensqualitĂ€t zu sehen … darf ich vorstellen: das ist Claudi Blue.

Sie wurde letzte Woche Montag damit ĂŒberrascht, als die Ergotherapeutin nach dem morgendlichen ADL-Training (Activity of Daily Living) statt des bisherigen Riesenrollstuhls ihren neuen Aktivrollstuhl ins Zimmer schiebt. Das Kind ist seitdem völlig geflasht, …

… denn fĂŒr sie beginnt nun eine vollkommen neue Ära der Freiheit und SelbststĂ€ndigkeit. Mit Claudi Blue kann sie sich endlich ganz eigenhĂ€ndig von A nach B bewegen und zwar immer dann wenn SIE es will und nicht nur, wenn sie jemand dorthin schiebt.

Hier hatte sie den kleinen Flitzer gerade mal vier Tage zum Eingewöhnen:

 
Und auch draußen machen beide schon eine ganz großartige Figur:

 
Zwar schafft unser Sonnenschein noch keine großen und langen Strecken und auch die Geschwindigkeit kommt lĂ€ngst nicht an die von „normalen“ Rollstuhlfahrern (in der Regel QuerschnittsgelĂ€hmte) heran, aber bei Stephanies Willen und Durchhaltevermögen sehen wir sie sicherlich in ein paar Monaten schon alleine in Wentorf rumkurven und vielleicht sogar schon dieses Jahr in Hamburg? Gut, fangen wir erst einmal ganz langsam an …

Und zum Abgewöhnen bzw. Verabschieden hier zum letzten Mal ihr alter WeggefĂ€hrte fĂŒr mehr als zwei Jahre:

Was fĂŒr ein Unterschied, oder?

Nun geht es erst einmal drei Wochen zur Reha nach Soltau, dann ist Feiertag sowie Pfingsten und danach haben wir noch vier Wochen, bevor wir in den Urlaub nach Island aufbrechen. Zu einem besseren Zeitpunkt hĂ€tte Claudi Blue nicht bei uns einziehen können    đŸ˜‰



2023 30.
Mrz

Vorab entschuldigt bitte, dass ich letzte Woche nichts geschrieben habe, aber Carsten und ich waren durch Schnödderseuche etwas ausgeknockt und konnten uns ab Anfang der Woche einfach zu nichts aufraffen. Nur Stephanie hat am Ende all das ohne Ausfall ĂŒberstanden.

Hier nun also die erwĂ€hnenswerten Dinge von zwei verlĂ€ngerten Wochenenden, bei dem auch wieder richtig tolle Ergebnisse erreicht werden konnten. Aber das schönste Ereignis fĂŒr Stephanie war definitiv der Besuch eines ehemaligen Geo-Kommilitonen aus Potsdam:

Und mit KĂ€sekuchen vom „CafĂ© Guam“ unterm Arm machte er dieses Wiedersehen gleich noch unvergesslicher    đŸ˜‰

Endlich konnte sich das Kind auch mal wieder mit jemandem in ihrem Alter austauschen und nicht immer nur mit uns alten SĂ€cken    đŸ™‚    aber vor allem wusste er mehr zu den Fotos zu erzĂ€hlen, die damals ihre Potsdamer & Berliner Clique in einem Album zusammengetragen haben. Ja, die beiden hatten sichtlich ihren Spaß beim Erinnerungen austauschen und einem gemeinsamen Spaziergang durch die Siedlung – vielen Dank fĂŒr dein Kommen, Martin!

So glĂŒcklich sehen wir sie sonst nur am „Mettwoch“ bei entsprechender Brötchenlieferung:

Nee, ganz so schlimm ist es ja zum GlĂŒck nicht, aber fĂŒr Mett ist sie immer zu haben    đŸ™‚

Wir haben an unseren gemeinsamen Tagen wieder gekocht …

… und den einen oder anderen Salat gebastelt:

Bis zu diesem Foto ist es alleine ihre Arbeit gewesen: Tomaten vierteln, Mozzarella halbieren, Salat rupfen und Gurken schneiden, aber vor allem auch alle notwendigen Schalotten schĂ€len (!!!) und wĂŒrfeln. Erst ab diesem Zeitpunkt habe ich ĂŒbernommen und das Dressing gemacht sowie alles gut durchgerĂŒhrt, ehrlich!

Wir haben in den Tagen auch gespielt und u.a. „Make ’n‘ Break“ fĂŒr uns etwas zweckentfremdet. Wir ließen die von den Spielregeln vorgesehene Zeitkomponente weg und Stephanie sollte nur nach der Kartenvorgabe das Klötzchengebilde nachbauen:

Vor ein paar Monaten war das noch fast ein Ding der Unmöglichkeit bzw. sie konnte nur sehr einfache TĂŒrmchen bauen und benötigte dafĂŒr auch noch ganz viel Zeit. Jetzt ging das zum Teil ratz-fatz und selbst fĂŒr sowas hat sie mittlerweile ein total ruhiges HĂ€ndchen:

Doch vor allem bei technischen Dingen wĂ€chst sie ĂŒber sich hinaus und lernt hier sehr viel schneller, als wir es uns im Vorfeld jemals hĂ€tten vorstellen können. Ihr iPhone konnte sie schon Monate frĂŒher mit ins Pflegezentrum nehmen, denn die Bedienung der Telefonie, Messenger, Emails und ihrer Apps beherrschte sie Ă€ußerst flott. Diesmal brachte ihr Carsten die Nutzung von Bluetooth-Kopfhörern bei, damit sie in LĂŒneburg auch Musik hören, Duolingo lernen (Sprache Russisch … yippie yeah!) und sich mit der Schul-App „Anton“ weiterbilden kann. Am Donnerstag ging er mit ihr erstmals die notwendigen Schritte durch …

… und schon am Sonntagabend fand alles seinen Weg ins Pflegezentrum:

Hier macht sich wieder ihr schmeichelhafter Beiname „WundertĂŒte“ bemerkbar, denn vermeintlich komplizierte Dinge beherrscht sie schon nach wenigen Wochen, aber z.B. T-Shirt anziehen und KĂ€mmen ĂŒben wir schon seit Monaten … leider mit nur mĂ€ĂŸigem Erfolg, aber zum Teil mit sehr viel Einfallsreichtum:

Es gab an einem dieser Wochenenden noch ein weiteres Beispiel dafĂŒr, zu welchen HöhenflĂŒgen sie bei Technik imstande sein kann: in nur 40 Minuten (!!!) hat Carsten mit einer simplen Trainingswebseite bei ihr die Benutzung einer Computermaus wieder so weit ins GedĂ€chtnis rufen können, …

… dass sie danach mit viel Freude und Können den Spieleklassiker „Moorhuhn“ spielen konnte – wir jedenfalls waren echt beeindruckt!!!

 
Doch auch ohne Technik konnten wir Fortschritte erzielen, z.B. beim Agieren mit ihren Armen hinter ihrem RĂŒcken. Zum Einen weil sie selbst mit der eingeschrĂ€nkten linken Hand die Aufgabe bewĂ€ltigen konnte, einen Ball hinterrĂŒcks zu ĂŒbergeben, zum anderen aber natĂŒrlich auch, weil sie dadurch wieder einmal etwas Kontrolle im nicht-sichtbaren Bereich beweisen konnte:

Vor allem Letzteres und ihre zum Teil gravierende Orientierungslosigkeit wird sie noch sehr fĂŒr ihre Fahrten mit dem neuen Aktivrollstuhl brauchen – ja, eine Übergabe des viel kleineren und somit beweglicheren Rollis steht nun wirklich kurz bevor.

Hier aber auch noch mal ein kleines Video von der rĂŒckseitigen Balltauschaktion … absolut frei sitzend auf einem Hocker, also gleichzeitig auch noch ihr Gleichgewicht haltend:

 
Ihr könnt mir glauben, ich bin ĂŒber jedes noch so kleine Schrittchen hocherfreut und megastolz, was meine „Kleene“ immer wieder schafft. Weiter so, Stephanie!

Wo bei mir mit solchen Dingen das Herz hĂŒpft, erfreut sich unsere Meteorologin lieber an einem solchen, doppelten Regenbogen eines Nachmittags ĂŒber Wentorf: 

Alles andere geht ihr wie immer einfach nur viel zu langsam    đŸ˜‰



2023 14.
Mrz

Da es vom letzten langen Wochenende nicht viel Neues zu berichten gibt, lasse ich heute mal wieder vorrangig Bilder sprechen. So langsam kehrt eben auch bei uns ein ganz normaler Alltag ein und die Fortschritte werden eher gefestigt, als dass immer mehr hinzukommen – von den letzten habe ich ja schon ein paar Male ausfĂŒhrlich berichtet: FrĂŒhstĂŒck fast komplett autark, Baden inklusive Haare waschen schon weit fortgeschritten und das An- bzw. Umziehen steckt zwar noch in den Kinderschuhen, aber beim Oberkörper macht Stephanie sich schon ganz gut … sie darf nur nicht zu lange darĂŒber nachdenken, denn dann steht sie sich oft selbst im Weg.

Wir haben an einem Abend gemeinsam die DVD „Ziemlich beste Freunde“ geguckt – diesmal natĂŒrlich aus einem völlig anderen Blickwinkel betrachtet! Wir und vor allem das Kind konnten nicht nur viel lachen, sondern gleich mal auch so manchen Spruch aus unserem Alltag wiederfinden: „Lauf nicht weg“, „nicht Weggehen“, „Warte hier“, „Keine Arme, keine Schokolade“, …    đŸ˜‰

Unsere gemeinsame Zeit verbrachten wir diesmal u.a. mit Lesen, …

… backen …

… (es wurden zwei ganz ganz leckere KĂ€sekuchen), …

… kochen (hier: Salat machen), …

… ein paar kleine Rechenaufgaben (Gleichungen aus einem Kalenderblatt) lösen, …

… aber auch Hausaufgaben der Lerntherapie erledigen …

… (Carsten ist dabei definitiv der bessere ErklĂ€rbĂ€r), …

… einer Dankeskarte an die Versender des Überraschungspaketes mit der Stola (siehe letzte Woche), …

… dem VerdrĂŒcken von Pizzen …

… und dem Stutzen ihres mal wieder fĂ€llig gewordenen Undercuts:

Nur das schöne Wetter konnten wir leider nicht so gut ausnutzen bzw. draußen genießen, denn die Schneelandschaft sieht zwar ganz toll aus, …

… aber mit dem Rollstuhl ist das nicht unbedingt eine angenehme Sache. Vielleicht wĂ€ren wir noch recht gut durchgekommen, doch danach sind die RĂ€der und der gesamte Unterboden mit Schneematsch und Kalk besudelt, was wiederum aufgrund der vielen Streben, BowdenzĂŒgen und Verschraubungen am Ende nur mĂŒhsam wegzubekommen ist … abkĂ€rchern wie beim Auto geht ja leider nicht    đŸ™

Doch wir freuen uns auf den bald kommenden FrĂŒhling und somit auf unsere mit Sicherheit öfters stattfindenden Touren durch die Umgebung oder Tagestrips. Merke: uns in Geduld zu ĂŒben haben wir in den bisherigen 128 Wochen auf jeden Fall schon mal gelernt    đŸ™‚



2023 07.
Mrz

Heute möchte ich wieder einmal hauptsĂ€chlich nur Bilder sprechen lassen … vor allem aber von den Dingen, die man ihr vor ein oder zwei Jahren nie prognostiziert hĂ€tte – ja, nicht einmal fĂŒr möglich gehalten hĂ€tte.

Wir kochen zusammen:

13 Eier pellt sie trotz der EinschrÀnkungen durch die Spastik an der linken Hand ohne Probleme und sogar recht flott:

Stephanie bastelt ohne Hilfe KĂ€sespieße und fĂŒllt Lebensmittel um:

Sie ist auch beim SpĂŒlen mittlerweile eine richtig große Hilfe geworden:

Sie macht gerne und zuverlĂ€ssig ihre Hausaufgaben, die sie von den LogopĂ€dinnen im Pflegezentrum fĂŒr das verlĂ€ngerte Heimatwochenende (DO-SO) bekommt:

Und auch mit ihrer Head-App, die sie im Rahmen ihrer Lerntherapie nutzt, wird fast jeden Tag trainiert:

Vieles schafft sie ganz alleine, bei manchem braucht sie noch etwas Hilfe:

Und solche BausĂ€tze hat sie dieses Heimatwochenende auch kennengelernt und zusammen mit der Lerntherapeutin aus der Schablone gedrĂŒckt und zusammengesetzt:

Besonders beeindruckt waren wir aber von diesem hier:

Stephanie meinte, dass sie im Pflegezentrum ihr Cordon-Bleu selbst geschnitten hat und beim Abendessen sollte sie uns das dann an ihrem Brot mit Salami und KĂ€se zeigen – wir waren echt baff.

Aber seht selbst:

 
Zudem haben ihr die Logos im Pflegezentrum mal einen Eignungstest fĂŒr Berufseinsteiger vorgelegt und lösen lassen – natĂŒrlich auch bei manchem immer mit etwas Hilfe. Aus Copyright-GrĂŒnden möchte ich die vier Seiten hier nicht veröffentlichen, aber ein paar Beispiele kann ich euch mal geben:

Bei den Fragen zum Allgemeinwissen hat sie natĂŒrlich (noch) gaaaaaaanz große Defizite …

  • In welchem Jahrhundert fand der 30-jĂ€hrige Krieg statt? (15. Jhdt / 17. Jhdt / 19. Jhdt / 20. Jhdt)
  • Wer war der erste Mensch auf dem Mond? (keine Vorgaben)
  • Wer wĂ€hlt den/die BundesprĂ€sident:in? (Senat / Bundestag / Volk / Bundesversammlung)
  • Wie viele Jahre betrĂ€gt eine regulĂ€re Amtszeit eine:r BundesprĂ€sident:in? (4 / 5 / 8 / 10 Jahre)

Aber alles was mit Mathe und Logik zu tun hat, liegt ihr ungemein:

  • vervollstĂ€ndige Zahlenreihen nach dem passenden Muster
    • 1   2   6   24   120 … (Lösung: 720)
    • 12   60   50   250   240 … (Lösung: 1200)
    • 230   460   46   92   9,2 … (Lösung: 18,4)
  • Analogien: Streiche das Wort durch, das nicht zu den anderen passt:
    • Rom, London, Barcelona, Paris
    • Schiller, Shakespeare, Goethe, Lessing
    • Zug, Auto, Bus, Straßenbahn
    • Tanne, Fichte, Linde, Kiefer
  • Laura und Michelle haben zusammen 30 Bonbons. Laura hat 5-mal so viele wie Michelle. Wie viele Bonbons hat Michelle? (Antwort von Stephanie: Laura hat 25 Bonbons, was ziemlich ungerecht ist   😉   )
  • Was ist 0,5 x 0,02 (Lösung: 0,01 … Stephanie hat es gewusst und konnte die Herleitung erklĂ€ren –> „Ist doch die HĂ€lfte von 0,02 …“)
  • Was ist die Wurzel aus 196?
  • Angabe als Bruch: Was ist 3/4 + 6/10? (Bruchrechnen klappt ohne Vorbereitung, das Wissen holte sie gerade aus den Erinnerungen hervor)
  • Was bedeuten diese Fremdwörter? Markiere die richtige Bedeutung:
    • lĂ€dieren (bewegen / anhĂ€ufen / beschĂ€digen)
    • QuantitĂ€t (Menge / BestĂ€tigung / Auskunft)
    • effizient (vollstĂ€ndig / vergesslich / wirksam)
    • Korruption (BrutalitĂ€t / Bestechlichkeit / plötzliche Handlung)
  • Buchstabenketten: Es befinden sich jeweils 6 Begriffe in jeder Buchstabenkette:
    • Ă€lösungĂŒdschokoladejoafsdjmsdbaumoĂ€wepnbahnjĂ€ncudamlöwevuĂ€omsiebenönfgekiu
    • kuhwpĂ€olaptopjmewschnĂŒrsenkeladkĂŒnkniweichhqpsmweinenweĂŒncejansgtassenojfrihg

Auch hier waren wir jedenfalls sehr beeindruckt und sind so froh, dass Stephanie und ihr Gehirn so langsam wieder auf Hochtouren kommt. Aber vor allem bei der Muskel- und Körperkontrolle hat sie noch ganz große Probleme, alles immer ganz genau, prĂ€zise und „normal“ zu steuern. Dies bleibt noch eine ganz große Baustelle …

Also ihr seht, es geht voran und Stephanie gibt nicht auf … getreu unserem Motto „Tschakka – wir schaffen das!“

Zum Abschluss möchte ich noch ein ganz ganz großes Dankeschön an Sabine und Tim aussprechen, die fĂŒr ein kleines Überraschungspaket aus den USA gesorgt haben. Stephanie hat es aufgemacht …

… und die Karte laut vorgelesen. Carsten hat ihr dann den Inhalt gezeigt …

… und ihr die selbstgestrickte Stola gleich mal fachgerecht angelegt:

Nur die Gucklöcher sind wohl leider etwas zu klein geraten    😉

Nee, wir haben es dann doch noch mit vereinten KrÀften geschafft, ihr das wÀrmende Utensil korrekt anzulegen:

Sie liebt es und sagt ebenfalls ganz herzlichen Dank fĂŒr das Geschenk – ein toller Einfall!



2023 28.
Feb

Das Kind war natĂŒrlich ĂŒberglĂŒcklich, dass sie nach sooooooooooooo langer Zeit (*hĂŒstel*   es waren eineinhalb Wochen   *zwinker*) wieder zu uns nach Wentorf kommen durfte. Die Sehnsucht ist aber wahrscheinlich weniger wegen des Pflegezentrums an sich oder der Leute dort begrĂŒndet, sondern eher wegen der gemeinsamen Zeit mit uns und vor allem die vielen Abwechslung, die sie hier bei und mit uns hat – eine kleine AufzĂ€hlung gefĂ€llig?

Wir haben mehrfach „UNO“ gespielt, …

… sie kann hier auf ihrem iPad die so geliebte „Head-App“ mit einem großen Display nutzen, …

… sie hat mir beim Kochen bzw. Zubereiten …

… und beim Backen geholfen …

… (sie durfte sogar zum ersten Mal ganz alleine den Handmixer bedienen), …

… sie hat völlig ohne unsere Hilfe eine Geburtstagskarte geschrieben, …

… sie hat brav ihre „Hausaufgaben“ gemacht, die sie von den Logos fĂŒr das Wochenende mitbekommt, …

… sie widmete sich auch mal wieder neben den vielen digitalen Puzzles einem analogen mit 100 (!) Teilen …

… und sie hat ein paar ihrer Trainingsspiele aussortiert, die mittlerweile definitiv keine Herausforderung mehr fĂŒr sie darstellen – nun darf sich ihre Nichte bald damit „weiterbilden“:

Das farbige Steckspiel, mit dem wir am Anfang ganz viel Motorik ĂŒben konnten:

Ein Zwei-Teile-Puzzle (ohne Foto), mit dem wir das Prinzip der Nasen und Buchten bei Puzzles geĂŒbt haben. SpĂ€ter sind wir dann auf dieses 6-Teile-Puzzle umgestiegen:

Man achte bei dem nĂ€chsten Bild auf die fast schon als selbstverstĂ€ndlich wirkende Doppelfunktion (gleichzeitig Legen & Halten) der rechten Hand – ein TrĂ€umchen!!!!!!    🙂

Mit diesem Abakus haben wir ebenfalls Motorik, aber auch die Farben und das ZĂ€hlen geĂŒbt:

Das alles ist nun Geschichte und kann an die nĂ€chste „Lerngeneration“ weitergeben werden – herrlich!

Bei uns wird Stephanie aber auch ohne Spiele und speziellen Trainingsobjekten immer wieder mal in den allgemeinen Alltag mit eingebunden, sei es zum Aufschneiden von TĂŒten …

… oder auch dem FĂŒttern von verfressenen Mitbewohnern:

Damit aber auch ohne die oben erwĂ€hnten Dinge weiter trainiert werden kann, finden natĂŒrlich immer wieder neue GegenstĂ€nde den Weg in die Residencia OLCA. Das neueste Übungsobjekt ist ein Mannequin-Kopf mit langem Echthaar (ca. 30 Euro bei Amazon), an dem sie nun fleißig das KĂ€mmen ĂŒben kann:

An dem Kopf werden aber demnĂ€chst auch noch so Dinge, wie z.B. Haargummi anlegen, Zöpfe flechten und Haarreifen ĂŒberstreifen erlernt und trainiert. Aber eins nach dem anderen    😉

FĂŒr uns der Höhepunkt dieses Wochenendes ist und bleibt das fast ganz alleinige Bewerkstelligen des FrĂŒhstĂŒckes. Am Samstag und Sonntag sollte sie mal alles in Eigenregie erledigen und nur beim Eierköpfen und dem Entfernen des Avocadokerns bekam sie Hilfe von Carsten!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Ehrlich, den Rest hat sie echt fast 100%ig ganz alleine erledigt!!! Ich bin vor Stolz fast geplatzt …

Was fĂŒr uns eine Leichtigkeit ist, musste sie sich peu-a-peu zurĂŒckerarbeiten. Nehmen wir zum Beispiel das „Brötchen aufschneiden“, denn man darf nicht vergessen, was mit den zwei Worten schnell beschrieben werden kann, ist fĂŒr sie (natĂŒrlich eigentlich auch fĂŒr uns) eine echt komplexe Sache, wenn man es denn einmal genauer betrachtet: sie muss das Brötchen mit Linki (!) halten, das Messer mit rechts an der richtigen Stelle ansetzen, dies reindrĂŒcken, zur Seite durchsĂ€beln, dabei das Brötchen kontinuierlich drehen und dann am Ende auch noch den Anfang wieder treffen. So auseinanderdividiert ist das ein richtig komplizierter Vorgang, oder nicht?

Hier mal eine Aufstellung ALLER Einzelschritte wĂ€hrend ihres FrĂŒhstĂŒcks:

  • Vitamin C-Dose öffnen, ein wenig Pulver rausholen und die Dose wieder schließen
  • das Glas mit der aufgelösten Vitamintablette trinken
  • dieses Glas wieder mit Multivitaminsaft auffĂŒllen – also Flasche öffnen, eingießen, schließen
  • Kaffeepulver in die Tasse schaufeln – also Kaffeeglas öffnen, herauslöffeln, schließen
  • mit dem Wasserkocher die richtige Menge Wasser in die Tasse eingießen
  • ihren Geschmackszusatz „Monin“ einfĂŒllen – also aufschrauben, eingießen, schließen
  • Brettchen, Messer und Brötchen an sich ranholen, da es bislang noch nicht im Aktionsbereicht lag
  • das Brötchen aufschneiden
  • LĂ€tta auf die erste HĂ€lfte schmieren
  • ihren FrĂŒhstĂŒckssalat (dieses Wochenende war es „Ei mit Bacon“) öffnen – also Deckel UND Folie entfernen
  • eine BrötchenhĂ€lfte kontinuierlich abbeißen und nebenbei den Salat mit einem kleinen Löffel essen
  • ihr gekochtes Ei mit Maggi betrĂ€ufeln und auslöffeln (geköpft hat Carsten)
  • die zweite BrötchenhĂ€lfte schmieren
  • auch diese zusammen mit einem FrĂŒhstĂŒckssalat essen (hier nahm sie Carstens Fleischsalat, bei dem ebenfalls noch zunĂ€chst Deckel und Folie abgemacht werden musste)
  • eine Avocado in der HĂ€lfte durchschneiden
  • den Kern mit einem Messerhieb treffen (Stephanie) und rausdrehen (Carsten)

… eine echt lange Liste und so viele verschiedene Handgriffe, die sie nun glĂŒcklicherweise schon selbststĂ€ndig drauf hat. Klar, noch bringt sie aufgrund einer gewissen Langsamkeit VIEL Ruhe in unseren Morgen (Dauer fĂŒrs FrĂŒhstĂŒck ca. 1 Stunde), aber das wird mit der Zeit sicherlich zunehmend flotter. Wie heißt es immer so schön: Stephanie entschleunigt    😉

Vor allem ein großes Lob an Linki, weil diese Hand z.B. das Ei so gut festhĂ€lt, dass Stephanie es mit rechts ohne Probleme und ohne es fallen zu lassen auslöffeln kann. Und das mittlerweile auch restlos!

@Stephanie: hoffentlich lĂ€uft dir beim Lesen dieser Liste wie mir ein kleiner Schauer ĂŒber den RĂŒcken, was du und wir schon so alles zusammen, aber auch mit Hilfe deiner Pfleger, Therapeuten, Ärzte und Freunde geschafft hast … und das nach nur etwa zwei Jahren, denn erst Ende Dezember 2020 bist du nach deinem Koma wieder aufnahmefĂ€hig gewesen und erst seit November 2021 holen wir dich fĂŒr fast jedes Wochenende nach Hause und können nebenbei ĂŒben, ĂŒben, ĂŒben.

Und was war Stephanies persönlicher Höhepunkt bei dieser 4-tÀgigen Heimfahrt? Sicherlich die Zeit mit diesem Kuschelmonster namens Socke:

Oh, beinahe hĂ€tte ich ja noch eine weitere tolle Nachricht vergessen! Stephanie hatte am Freitagmorgen einen Termin beim OrthopĂ€den fĂŒr die Nachuntersuchung des Bandabrisses im rechten Fuß und es ist alles super verheilt. Wir dĂŒrfen den Fuß jetzt endlich wieder langsam belasten, d.h. mehr Transfers durchfĂŒhren und vor allem darf sie damit auch wieder in die Badewanne – darauf hatte sie sich besonders gefreut.

Jedenfalls bedeutet diese Freigabe wieder etwas mehr Freiheiten fĂŒr unsere gemeinsame Freizeit … was will man mehr.

Einen besseren und schöneren Abschluss fĂŒr diese Berichterstattung kann es nun nicht mehr geben, deshalb wartet gespannt, was wir ĂŒber ihre nĂ€chsten vier Tage in der Residencia OLCA so alles zu berichten haben – morgen Nachmittag wird ja sie schon wieder abgeholt.

P.S.: ich grinse immer noch ĂŒber beide BĂ€ckchen bei all ihren Erfolgen und positiven Ereignissen …



2023 17.
Feb

Entschuldigt bitte meine lange Abstinenz, es gab in den letzten Wochen viel Trubel um uns herum. Aber ich kann euch versichern, dass soweit alles in Ordnung ist … Stephanie hat irgendwie eine „kleine“ Panne erlitten, die Ă€ußerst schmerzhaft fĂŒr sie war und derzeit unseren Tagesablauf und die Routine so richtig durcheinander gebracht hat. Aber wir wurschteln uns weiterhin so durch, dass wir am Ende immer noch das Beste aus jedem Tag holen können.

Doch genug auf die Folter gespannt, was war passiert? Am Freitag, den 27. Januar ist sie beim Transfer mit Carsten von der Couch in den Rollstuhl mit ihrem (leider einzigen) Standbein irgendwie umgeknickt und der Fuß schwoll ein wenig arg an:

Wir haben natĂŒrlich sofort gekĂŒhlt, aber da sie bis auf den Schmerz keine weiteren Anzeichen eines Bruches oder BĂ€nderrisses signalisierte, gingen wir ĂŒber das Wochenende erst einmal nur von einer Verstauchung aus. Allerdings entwickelte der Fuß von Tag zu Tag ein immer breiteres Spektrum an Farben (hier mal ein Foto vom 3. Februar) …

… und im Pflegezentrum entschied man sich schon am Montagvormittag (30.1.) zu einer Begutachtung im Krankenhaus. Zwar ist die Schwellung schon wieder weg (diese runde Wölbung auf den Fotos resultiert hauptsĂ€chlich aus der Spastik – siehe großen Zeh) und die Farbe des Fußes schwenkt glĂŒcklicherweise auch immer mehr hin zu einem normalen Aussehen (Foto vom 11. Februar) …

… aber das Röntgen hat dann doch leider einen knöchernen Bandausriß am oberen Sprunggelenk gezeigt. Also wird ihr Fuß nun schon seit fast drei Wochen nahezu 24/7 in dieser Schiene gelagert bzw. ruhig gestellt …

… und musste zudem anfangs noch recht oft gekĂŒhlt werden:

Mittlerweile brauchen wir und das Pflegepersonal aber nicht mehr kĂŒhlen und die Schmerzen haben so weit nachgelassen, dass Stephanie auch ohne Ibuprofen 600-Tabletten ĂŒber den Tag kommt – puh!!! NĂ€chste Woche Freitag haben wir einen Nachsorgetermin beim OrthopĂ€den und dann wissen wir sicherlich mehr bzgl. Zusammenwachsen, weitere Maßnahmen etc.

Doch da sie den Fuß nun ĂŒberhaupt nicht belasten kann, sie das linke Bein nach Möglichkeit immer etwas höher (im Rolli) halten muss und wir unsere Transfers auf ein Ă€ußerstes Minimum beschrĂ€nken sollen, kommt die obige Aussage zum Tragen, dass wir unsere gewohnten Routinen daraufhin arg abĂ€ndern mussten. Badewanne und Toilettengang sind erst einmal wieder tabu, der jetzt schon richtig große Rollstuhl hat nun zusĂ€tzlich auch noch einen Dauerausleger nach vorne und fĂŒr die Transfers zwischen Rolli und Auto bzw. Rolli und Bett kommt nun immer ein Rutschbrett zum Einsatz – was das Ganze eben nicht einfacher gestaltet.

Dieses Rutschbrett soll die LĂŒcke zwischen Rollstuhlsitz und dem Ziel ĂŒberbrĂŒcken, doch insbesondere beim Auto (schmale TĂŒren hinten) und bei unserem normalen Bett (kein Pflegebett mit Hoch-/RunterfunktionalitĂ€t und Ă€hnlichem) spielt dann ja auch in der Regel noch der Platz drumherum eine große Rolle. FĂŒr unsere beengten VerhĂ€ltnisse haben wir uns nun diese, etwas unĂŒbliche Variante ausgedacht und kommen damit ganz gut zurecht:

Ich ziehe oder drĂŒcke an den Unterschenkeln und Carsten am Oberkörper … runterrutschen wie auf dem Foto geht es natĂŒrlich immer einfacher als andersherum. Und im Sinne des Pflegeknigges ist das alles sicherlich auch nicht, doch Stephanie kann damit wenigstens weiterhin ihre Heimatbesuche durchfĂŒhren und abgequetscht oder geklemmt haben wir ihr bislang auch noch nichts    😉

FĂŒr das bei uns eingefĂŒhrte Waschen der Haare immer donnerstags und sonntags nehmen wir jetzt zudem den Rollstuhl halb auseinander, damit wir das Kind mitsamt ihrem Standardrolli (Transfer in den Transportrolli verkneifen wir uns) nah genug ins Bad und an die Wanne bekommen:

Das alles dauert also auch in der Regel etwas lĂ€nger und ist umstĂ€ndlicher als sonst, wo sie die Prozedur in der Badewanne ja fast schon immer genossen hat – hier ist es nun zwischenzeitlich ein notwendiges Übel und ihre Freude darĂŒber hĂ€lt sich etwas in Grenzen … wie man an ihrem Gesicht sehr gut erkennen kann    🙂

Doch wir bemĂŒhen uns, so viel wie möglich an unserem normalen Programm festzuhalten und uns mit den widrigen UmstĂ€nden so gut es geht zu arrangieren. Hier bekommt sie z.B. mal wieder auf eigenen Wunsch hin ihren Undercut aufgefrischt:

An ihrem Geburtstag wollte sie nĂ€mlich noch hĂŒbscher aussehen … dieser fiel dieses Jahr auf einen Montag. Also haben wir sie nicht erst am Mittwoch zu uns geholt und nachgefeiert, sondern sie gleich die ganze Woche bei uns in Wentorf behalten, damit wir entsprechend noch am gleichen Tag feiern konnten.

Sie hatte sich fĂŒr den Abend ein Raclette-Essen …

… und eine Donauwelle gewĂŒnscht. Also haben wir noch ein befreundetes PĂ€rchen zu uns eingeladen und am Vortag / Sonntag fleißig gebacken. Stephanie durfte mal wieder den Großteil zum Kuchen selbst erledigen …

… und ab und zu auch mal ganz unauffĂ€llig naschen:

Zum GlĂŒck bliebt am Ende noch genug fĂŒr den Teig ĂŒbrig, denn auch Carsten mag Kuchen viel lieber im Rohzustand und dadurch hatte ich gleich zwei Naschkatzen in der KĂŒche um mich herum:

Da Stephanie sich am Dienstagmorgen noch diebisch ĂŒber das allerletzte StĂŒck zum FrĂŒhstĂŒck freute, scheint ihr unsere Gemeinschaftsproduktion wohl sehr geschmeckt zu haben:

Am spĂ€ten Abend wurden dann nach der Verabschiedung der GĂ€ste noch unsere Geschenke ausgepackt …

… und ĂŒber dieses Comic „Gravity Falls“ in Englisch und Russisch …

… sowie ĂŒber ihre eigene Erinnerungskiste zum Sammeln von Schnipseln und Dingen des aktuellen Jahres hat sie sich besonders gefreut:

Diese werde ich demnĂ€chst noch zusammen mit ihr verschönern … mit dem BefĂŒllen haben wir aber schon lĂ€ngst angefangen, z.B. ihre Geburtstagskarten und -briefe.

Apropos Geburtstagspost: aufgrund des Poststreiks trudelte manches erst nach und nach ein, aber schon am Mittwoch hat sie mit den Dankesantworten angefangen. Zuerst individuell vorgeschrieben, dann auf schönem Papier abgeschrieben, den Umschlag selbst beschriftet …

… und auch eigenhĂ€ndig geschlossen:

Vor allem aber freute sie sich ĂŒber ein Geschenk aus Dresden, denn man schickte ihr u.a. ein Geo-Magazin mit einem Titelthema zum Polarforschungsschiff POLARSTERN … vor dem Vorfall war ihr grĂ¶ĂŸter Traum, einmal dort mitzufahren und darauf forschen zu können:

Und ob ihr es glaubt oder nicht, so ganz aufgegeben hat sie diesen Traum sowie die dafĂŒr notwendige Wiederaufnahme bzw. FortfĂŒhrung ihres Meteorologiestudiums noch nicht. Sie hat immer noch einen ganz großen Gefallen an der Thematik Wetterkunde und sie sehnt sich der Zeit entgegen, wenn sie damit auch irgendwie weitermachen kann. Den Artikel jedenfalls hat sie sofort nach dem Auspacken des Paketes durchgelesen und regelrecht verschlungen.

Am Samstag bekam sie Besuch aus ihrer alten Wahlheimat Potsdam, denn ihr ehemaliger WG-Mitbewohner Tobi und Freundin Lena kamen zum Brunchen vorbei. Ich hatte echt mal wieder so richtig Bock und Freude daran gehabt, den Tisch fĂŒr das Raclette am Montag und den Brunch am Samstag festlich zu decken sowie diverse Platten hĂŒbsch zu belegen:

Stephanie durfte die Kerzen auf dem KĂ€sekuchen auspusten …

… und konnte mit den GĂ€sten sogar mit einem kleinen Sektchen anstoßen:

Es wurde ein sehr schöner Tag und vor allem waren mal nicht nur wir Ă€lteren Personen um sie herum, sondern Freunde aus ihrem vorherigen Lebensabschnitt. Sich austauschen und in Erinnerungen schwelgen (durch Fotos und ErzĂ€hlungen) tut ihr immer so richtig gut …

Wie schon bei der Donauwelle freute sich Stephanie auch hier auf das letzte KuchenstĂŒck am darauffolgenden Tag    😉

Zum Abschluss hĂ€tte ich noch etwas zum gestrigen Tag zu berichten, denn diese Woche haben Carsten und ich Urlaub genommen und Stephanie ist im Pflegezentrum geblieben, damit wir beiden endlich mal die langwierigen Dinge unserer To-Do-Liste abarbeiten können. Denn immer wenn die Entscheidung steht, ob man sich lieber um das AufrĂ€umen des Kellers (ca. 2 Stunden), das Ausmisten des Fotoschrankes (ca. 2,5 Stunden), die Installation und Konfiguration einer Software oder GerĂ€tes (ca. 1 Stunde) etc. kĂŒmmern sollte oder die Zeit mit dem Kind verbringen will, bleiben die Aufgaben meist auf der Strecke. Nur das Dringlichste wird natĂŒrlich fristgerecht erledigt, aber wenn Stephanie bei uns in der Residencia OLCA verweilt, beschĂ€ftigen wir uns verstĂ€ndlicherweise viel lieber mit ihr als mit dem anderen Kram. Aber dadurch wĂ€chst so ein To-Do-Zettel eben auch mal unangenehm an und fĂŒr diese Woche hatten wir die Abmachung mit Stephanie, dass sie nach 1,5 Wochen bei uns (wegen des Geburtstags), dann aber auch mal 1,5 Wochen ohne uns bzw. Abholung im Pflegezentrum bleibt. In der Zeit reduzieren wir dafĂŒr dann die Aufgabenliste und am Dienstag unternehmen wir zur Feier des Tages einen Ausflug – es war allgemein Valentinstag bzw. im Speziellen unser 17. Hochzeitstag. Wir nutzten das außergewöhnlich schöne Wetter (am Vortag hat es noch geregnet, am Tag danach war alles nur grau) samt strahlend blauem Himmel, um uns das kleine StĂ€dtchen Lauenburg anzusehen und lecker essen zu gehen. Musste schließlich ja auch mal sein …

Doch ich bin nun etwas abgeschweift und deshalb zurĂŒck zu gestern. An diesem Donnerstag war der Umzug von Stephanie von ihrem Einzelzimmer in ein Doppelzimmer geplant und wir sind mittags nach LĂŒneburg gefahren, um diesen mit ihr durchfĂŒhren zu können.

Der Wechsel geht fĂŒr uns völlig in Ordnung, denn das Einzelzimmer brauchten wir damals vor allem im Winter und zu Coronazeiten fĂŒr unsere fast tĂ€glichen Besuche bei ihr – jetzt besuchen wir sie ja gar nicht mehr, sondern holen sie nur noch am Mittwochnachmittag ab und bringen sie am Sonntagabend wieder zurĂŒck.

Mit ihrer neuen Mitbewohnerin verstand sie sich auch schon im Vorfeld super und sie tauschten sich rege ĂŒber Gott und die Welt aus. Im gemeinsamen Zimmer werden sie dazu nun noch mehr Gelegenheit bekommen.

ZunĂ€chst haben wir im alten Zimmer alles zusammengepackt und ihre zahlreichen Fotos von den WĂ€nden genommen – das ging sogar recht fix:

„Kindchen, guck nicht so unglĂŒcklich, im neuen Zimmer kommen sie ja wieder zurĂŒck an die Wand!“

Sie ist nun im ersten Stock unterm Dach untergebracht und durch die SchrÀgen wirkt alles etwas kleiner. Dennoch haben wir alles ohne Probleme unterbringen und ihre Dinge, wie z.B. Fernseher, Radio, NachtschrÀnkchen usw., aufstellen können:

Auch ihre Fotos hatten wir nach fast zwei Stunden wieder ĂŒberall auf ihrem Teil der WĂ€nde verteilt – auf dem Bild ist leider nur die HĂ€lfte davon zu sehen:

Jedenfalls haben wir um 19 Uhr ein glĂŒckliches Kind verlassen können, fanden in meiner ukrainischen Freundin noch einen dankbaren Abnehmer fĂŒr das bisher als Stauraum fĂŒr Spiele, Übungsdingen und Kleinigkeiten genutzte Regal (passt nicht mehr ins neue Zimmer rein) und lagen abgekĂ€mpft gegen 21 Uhr auf der heimischen Couch … man, was sind wir doch alt geworden!!!    😉

Ihr seht, wir waren die letzten Wochen schwer in Action und leider musste ich den Blogeintrag immer wieder vor mir herschieben. Aber nun ist er vollbracht, er wird noch kurz Korrektur gelesen und geht dann fĂŒr euch online. Ich wĂŒnsche euch viel Spaß damit und spĂ€testens nach Stephanies nĂ€chstem Heimatbesuch (22.-26.2.) werde ich wieder ĂŒber unser Leben und unsere Erfolge berichten können – und vor allem ĂŒber das Ergebnis der Nachuntersuchung durch den OrthopĂ€den. DrĂŒckt uns die bitte die Daumen, dass alles wie gewĂŒnscht ver- bzw. angeheilt ist …



2023 26.
Jan

Statt einer Zusammenfassung des letzten Stephanie-Wochenendes möchte ich heute aus aktuellem Anlass lieber einmal das Auspacken meiner Jahreskiste beschreiben – schließlich ist das Kind ja auch bei fast allen Erinnerungen mit involviert gewesen.

Vorab eine erklĂ€rende EinfĂŒhrung: es ist mittlerweile eine inzwischen unverzichtbare Olga-Tradition geworden, immer am Anfang des Jahres die Erinnerungskiste (sie war damals ein Geschenk der Kinder an mich) auszupacken, nachdem sie 365 Tage lang mit irgendwelchen Kleinoden (meist in Papierform) befĂŒllt worden ist. Also z.B. sowas wie Rechnungsbelege, BroschĂŒren, Fahr- & Eintrittskarten, Ausdrucke, Coronatests, Aufkleber oder wie diesmal auch ArmbĂ€nder. Damit lasse ich dann gerne die besonderen Momente des vergangenen Jahres nochmals Revue passieren. Seit Jahren macht Carsten das mit mir gemeinsam, doch nun haben wir die Kiste mit all den Andenken aus 2022 sogar zu dritt ausgepackt. Denn Stephanie durfte dabei etwas aus dem Karton herausnehmen und ihre Version des Grundes Ă€ußern, warum es uns wert war, darin aufbewahrt zu werden. Anschließend gab ich meinen Senf dazu und Carsten ergĂ€nzte das Ganze noch mit seinen Erinnerungen, bevor er dann all diese ErinnerungsstĂŒcke kunstvoll fĂŒr das finale Foto auf dem Fußboden drapierte:

Wir haben auf jeden Fall ein Vorhaben wahr werden lassen, welches ich nach dem Auspacken der Jahreskiste 2021 im letzten Absatz fĂŒr 2022 in Angriff nehmen wollte … wir konnten uns diesmal tatsĂ€chlich etwas mehr Kultur gönnen, als noch im Jahr zuvor!

So haben wir z.B. zu dritt die Banksy-Ausstellung besucht und auch das Musical zu Disneys „König der Löwen“ angeschaut. Und da Stephanie bislang keine eigene Sammelstelle fĂŒr solcher ErinnerungsstĂŒcke hat, beherbergte ich kurzerhand auch ihre Eintrittskarten fĂŒr Konzerte, die sie ohne uns besuchte: „Gentleman“ beim LĂŒneburger Kultursommer, Miss Allie in der LĂŒneburger Kulturscheune und natĂŒrlich das absolute Highlight ihres Kulturjahres – SEEED auf der WaldbĂŒhne in Berlin!

Es mĂŒssen fĂŒr mich jetzt noch im Laufe von 2023 ein paar Lesungen dazu kommen und ein guter St. Patrick’s Day mit Tanz und Musik besucht werden und ich wĂ€re kulturtechnisch wieder wie damals in Dresden bzw. vor Corona auf einem guten Weg    😉

In der Sommerzeit machten wir so einige AusflĂŒge und besuchten u.a. zu dritt die Hauptstadt von Schleswig-Holstein. Wir mischten uns dort samt Rolli unter die zahlreichen Besucher der „Kieler Woche“ und bekamen auch mal nebenbei einen kleinen Einblick in das Boarding fĂŒr ein Kreuzfahrtschiff mit – vielleicht wird uns dieses Wissen ja noch einmal nĂŒtzen    😉

In der gleichen Zusammensetzung besuchten wir auch den Tierpark Hagenbeck und den Serengeti Park. Aber in Hagenbecks Tropen-Aquarium waren wir eine Person mehr, denn dort war auch Sveta mit dabei. Zur Erinnerung: Wir haben meine Freundin aus Charkiw Anfang MĂ€rz am Berliner Hauptbahnhof abgeholt und fast 3 Monate lang bei uns als ukrainischen FlĂŒchtling in der Wohnung aufgenommen.

Damit kommt auch hier nun das Thema „Krieg in der Ukraine“ zum Vorschein … ich habe von meinem Tagesabreißkalender diesmal ein entscheidendes und wichtiges Blatt aufgehoben: den 24. Februar 2022, also den Tag, an dem das Unbegreifliche angefangen hat und leider immer noch nicht mit einem Frieden oder gar einem Sieg der Ukraine ĂŒber den russischen Aggressor beendet werden konnte. Ebenfalls dabei ist ein Blatt mit dem Text des Friedensgebets, welches wir im MĂ€rz in der Herz Jesu Kirche in Reinbek bei einem Gottesdienst zusammen mit anderen ukrainischen FlĂŒchtigen erhalten haben.

Zu diesem Thema passt (leider) auch die bunte Lieferscheinkarte von Biggi von Perlpetuum, denn sie hat aus Glas Herzchen in den ukrainischen Farben hergestellt, diese verkauft und den gesamten Erlös fĂŒr die Ukraine gespendet. Drei von diesen Herzchen habe ich erstanden    🙂

Kommen wir schnell zu einem anderen Thema, denn dieses wĂŒhlt mich weiterhin innerlich immer wieder sehr auf. Wir haben im Laufe des Jahres versucht, mit dem prall gefĂŒllten Eurojackpot reich zu werden, es ist uns aber nicht so recht gelungen … 48 Euro bezahlt, 10 Euro gewonnen    🙂    wenigstens nicht komplett umsonst gespielt    😉

FĂŒr unsere weiteren AusflĂŒge hatten wir aber auch so das nötige Kleingeld beisammen. Wir waren nĂ€mlich nicht nur im Kiel, sondern auch …

  • fĂŒr einen Tag in Bremerhaven, um Stephanie das Alfred-Wegener-Institut (AWI) zu zeigen, wo sie 2018 ein Praktikum absolviert und 2019 ihre Bachelor-Arbeit geschrieben hat … und wir aßen einen fĂŒr Bremen und Bremerhaven berĂŒhmten Rollo bei Abou Jad.
  • fĂŒr ein Wochenende in Dresden, um den Umgang mit Hotelreisen samt Stephanie und Rolli zu testen, uns mit Freunden und Familie zu treffen und endlich mal wieder einen anstĂ€ndigen Döner bei unserem dortigen Haus- & Hof-Dönermann zu essen.
  • fĂŒr ein Wochenende in Cuxhaven, um uns wĂ€hrend ihres Urlaubes mit Andrea, Karl und dem „BĂ€rchen“ in Andreas Bauch zu treffen.
  • zweimal als Tagestour in BĂŒsum, um die frische Nordseeluft zu schnuppern und am Strand entlang zu laufen – einmal nur fĂŒr und mit Stephanie und ein weiteres mal zusammen mit Sveta.
  • ebenfalls zweimal in LĂŒbeck-TravemĂŒnde – einmal gemeinsam mit Stephanie und ein weiteres Mal ohne sie, dafĂŒr aber mit meiner Anna und ihrem Hund Alan.
  • fĂŒr einen Tag in Uelzen, wo wir uns mit Claudia und Jan getroffen haben und uns von ihnen diese knuffige Stadt haben zeigen lassen.
  • fĂŒr einen Nachmittag in Wedel, um uns dort mit Stephanies Freundinnen Lisa und Ilka (aus ihrer Potsdamer Zeit) zu treffen.
  • fĂŒr einen Besuch im Alten Land bei Hamburg, um uns dort mit Konrad, Stephanies Ex-Kommilitonen aus ihrer Berliner Zeit, zu treffen und gemeinsam mit ihm ihr Meteorologiewissen aufzufrischen
  • last but not least ein Wochenende in Berlin, damit unser Kind endlich nach mehrmaligem, coronabedingten Verschieben zum oben schon erwĂ€hnten SEEED-Konzert gehen konnte. Die Tickets dafĂŒr hatte sie schon vor drei Jahren gekauft, doch neben der Pandemie kam ja eben auch noch ihr Vorfall mit dazu. Doch sie hatte voll ihren Spaß, genoss die schöne Zeit auf dem Konzert und mit uns in der Hauptstadt, wie z.B. das Abendessen bei „The Poutine Kitchen“ , wo wir bei einer leckereren Portion Poutine unseren gemeinsamen Kanada-Urlaub 2019 Revue passieren lassen konnten. Seitdem schmĂŒckt auch ein Werbeaufklebern dieses Lokals Stephanies Rolli-Tisch und sie passt ganz dolle auf, dass da nix drankommt … genau so wie bei den Stickern von Dunkin‘ Donut.

In dem Haufen mittig unten sticht die große, bunte Karte mit einem Rundweg in unserer NĂ€he heraus. Sie ist eine Erinnerung daran, dass Carsten und ich an einem sonnigen Sommertag nach der Arbeit zu zweit in unserem Smart-Cabrio durch die Gegend gecruised sind – einfach so, zum Spaß    🙂    wie in den guten alten Zeiten …

NatĂŒrlich haben wir uns auch wie viele andere Leute die 9-Euro-Tickets gekauft und ab und zu mal genutzt, zumindest fĂŒr den Juni und den Juli. Das musste man ja einfach haben!    🙂
Allerdings konnten wir diese Scheine am Ende dann doch nicht so ausschöpfen, wie die unzĂ€hligen FahrgĂ€ste, von denen in den Medien immer die Rede war. FĂŒr weitere Reisen mit Stephanie hat sich das Auto mit dem AnhĂ€nger doch irgendwie als pragmatischere Lösung erwiesen.

Die „Kollektion“ unserer Restaurantbesuche passt auch perfekt zu unseren AusflĂŒgen und Treffen mit Freunden aus Nah und Fern. Im Restaurant „Ruffs Burger“ in Hamburg-Bergedorf waren wir im Jahr 2022 sogar zweimal: zu unserem Hochzeitstag am 14. Februar und zu meinem Geburtstag am 26. November. Übrigens war Stephanie bei beiden „Feierlichkeiten“ mit dabei und am Valentinstag war es ĂŒberhaupt ihr allererster Restaurantbesuch seit ihrem Vorfall im August 2020!

Unsere Vorliebe fĂŒr die amerikanische KĂŒche zeigt sich u.a. in den Belegen der „Burger Lounge“ in Hamburg-Bergedorf und „Miss Pepper“ in BarsbĂŒttel sowie vom „50’s Ville Diner“ in Chemnitz. Wir haben anscheinend aber auch immer wieder das eine oder andere Mahl bei unserem Retter zu Lockdownzeiten geholt, denn im vergangenen Jahr sind ebenfalls ein paar McDonalds-Zettelchen zusammengekommen, wenn auch nicht mehr ganz so viele, wie noch im Jahr zuvor, als man phasenweise ja kaum eine Alternative fĂŒr AuswĂ€rtsessen hatte    😉

Wir sind allerdings auch der guten norddeutschen KĂŒche nicht abgeneigt, welches man ganz deutlich an den Rechnungen vom „Spieskomer“ in BĂŒsum, der „Fisch-KombĂŒse“ und vom „Das Köstlich“ in LĂŒbeck-TravemĂŒnde und dem „Fischreihafen Restaurant“ in Cuxhaven sieht. Entgegen der modernen Food-Tendenzen sind wir (leider) immer noch keine Vegetarier geworden (manchmal gehen wir vielleicht noch etwas als Flexitarier durch), denn wir haben mehrfach leckere Steaks im „Block House“ in Hamburg oder im „Elrado-House“ in LĂŒneburg genossen.

FĂŒr den sĂŒĂŸen Zahn durften es die „Royal Donuts“ , ein paar Kringel von „Dunkin‘ Donuts“ oder die sagenhaft leckeren GebĂ€ckstĂŒcke vom „Back-Lava“ sein    🙂

Es geht aber auch bei uns nicht immer nur ums Essen    😉

NatĂŒrlich dreht sich unser Leben momentan ziemlich stark um Stephanie und so landeten in meiner Kiste eben auch ein Kassenzettel und ein Parkschein vom Bille-Bad, wo sie zum ersten Mal nach dem Vorfall in den Genuss des Schwimmens kommen konnte – oder einfach nur des Treibens auf dem Wasser. Dazu kommen durch sie auch ein paar PatientenarmbĂ€ndchen diverser Notaufnahmen in der Nachbarschaft. Was bleibt einem ja auch sonst ĂŒbrig, wenn man mal aus dem Gleichgewicht gerĂ€t oder auch mal der SPDK / Dauerkatheter seinen Dienst verweigert? DafĂŒr wissen wir nun sehr genau, was wann getan werden muss und worauf welches Krankenhaus in unserer Umgebung spezialisiert ist    😉

Ihren Platz in der Kiste haben auch ein paar ganz besonders herzerwĂ€rmende ErinnerungsstĂŒcke erhalten:

  • die Geburtsanzeige von meiner ersten Enkeltochter Olivia
  • ein paar Kleinigkeiten aus Slowenien, unserem „echten“ Urlaub nach 2-jĂ€hriger Reisepause
  • einige Abschnitte vom Rosalie & TrĂŒffel, also Bildanteile von unserem Planer 2022, dessen „Branding“ wir seit mehr als 8 Jahren als Kalender verwendeten … von dieser beiden Schweinchen haben wir uns ab 2023 vorerst trennen mĂŒssen, da man darin nur das Leben von zwei (2 Spalten) und nicht wie aktuell notwendig von drei Personen (mindestens 3 Spalten) organisieren kann
  • ein Aufmunterungszettel fĂŒr Stephanies Pinnwand im Pflegezentrum fĂŒr die Zeit unseres Urlaubs
  • eine Skizze mit Abmaßen, um zu ermitteln, wie viele der Kartons aus Stephanies Potsdamer Leben, die bei einem guten Freund in Berlin zwischengelagert werden, wir bei unserem Wochenendausflug nach Berlin anschließend neben dem Rolli im AnhĂ€nger mit nach Wentorf nehmen können
  • ein Baum-Bild der 3-jĂ€hrigen Leonie und die ersten Schreibversuche des 5-jĂ€hrigen Paul, die uns einmal mit ihren Eltern fĂŒr einen Grillabend besucht haben

… und das war bei Weiten noch nicht alles! Doch von unseren recht zahlreichen Unternehmungen, Treffen und Ereignissen passte eben nicht immer alles in meine kleine Erinnerungskiste    🙂

[hier mal ein Archivfoto aus dem Jahr 2014]

Kurzum: es war auf jeden Fall ein sehr abwechslungsreiches Jahr, so viel besser als sein (corona-verseuchter) VorgĂ€nger! Und nun hoffe ich, dass sich das Jahr 2023 ebenfalls von seiner Schokoladenseite zeigen mag    🙂



2023 20.
Jan

Um nicht immer wieder gleiche Dinge zu erzÀhlen, möchte ich euch dieses Mal nur von Stephanies (glorreichen) Premieren berichten und euch zudem eine ganz ganz liebe und nette Mail zeigen.

Stephanies grĂ¶ĂŸte Neuerung in den vier Tagen zuhause war definitiv der allererste Gang seit Langem ins Kino – und dann auch gleich noch mit ÜberlĂ€nge (ĂŒber 3 Stunden), in 3D und sehr bildgewaltig: wir waren in „Avatar 2 – The Way of Water“

Aber sie konnte den Film zum GlĂŒck voll und ganz genießen! Wir hatten im Vorfeld leichte Bedenken, dass 3D plus große Leinwand plus hektische Kamerabewegungen zu viel auf einmal wĂ€ren, aber das Kind war regelrecht enttĂ€uscht, als der Film vorbei war.

Was uns im Kino in Geesthacht aber sehr gefiel, war die Tatsache, dass dort die RolliplĂ€tze nicht in den ersten Reihen angesiedelt sind (leider zu oft Standard in anderen HĂ€usern), sondern wir zu dritt ganz gemĂŒtlich in der letzten Reihe sitzen konnten. Hier waren wir bestimmt nicht zum letzten Mal …

Dann haben wir nach langer Zeit auch mal wieder das selbstgemachte Hunde-Memory rausgeholt, um spielerisch ihre FĂ€higkeiten abzuprĂŒfen. Am 3. Oktober 2021 war sie noch sichtlich ĂŒberfordert, aber zeigte dennoch großes Interesse. Diesmal hatte sie sehr viel weniger Schwierigkeiten …

Hierbei mĂŒssen 20 Hunderassen anhand von Welpenaussehen (links) und Aussehen im erwachsenen Zustand (rechts) zusammengefĂŒhrt werden – ist echt gar nicht so einfach!    🙂
„Leider“ stehen die Hunderassen geschrieben unter beiden Vorderansichten mit dabei, was natĂŒrlich schlecht ist, da Stephanie lesen kann und somit weniger mit den Fotos agieren mĂŒsste. Also haben wir die beiden hölzernen Kartenhalter als kleine Textabdeckung genutzt. Aus dem Welpenstapel wurden links sieben Karten aufgedeckt und rechts sieben aus dem anderen Stapel – mehr passen auf die Bretter leider nicht drauf. Stephanie sollte nun die PĂ€rchen finden. Anfangs gab es nur 1-2, manchmal auch keine (dann haben wir alle Erwachsenenkarten ausgetauscht) und am Ende natĂŒrlich sehr viel mehr. Im Vergleich zum ersten Spielen damals draußen im Pflegezentrum hatte sie diesmal den Vergleich mit den Fotos schon sehr viel besser drauf. Wir mussten allerdings im Vorfeld noch einmal die eindeutigen Merkmale durchgehen: Ohren, Gesicht, Fell, BeinlĂ€nge, Farbe, …

Bei einem unserer Abendessen war sie mutig und wollte gerne die GetrÀnke selbst handhaben. Sie hat ihre Dose mit etwas Hilfe und ErklÀrung von Carsten aufgemacht und mir ganz alleine den Rotwein von der Flasche in ein Weinglas eingegossen:

Es sind doch immer wieder die kleinen Dinge des Lebens, die einen so erfreuen, oder ?

Und genau hierzu zĂ€hle ich auch eine Email, die Stephanie von jemandem bekommen hat, der sie noch aus der Anfangszeit kennt. Dieser Text hat uns alle so berĂŒhrt und vor allem geben diese Zeilen uns sehr viel Mut und Kraft fĂŒr das Weitermachen:

Liebe Stephie,

vielen lieben Dank fĂŒr deine Nachricht! Ich freue mich so sehr, von dir zu lesen!!!

Du bist etwas ganz Besonderes!!! Das darfst du nie vergessen!!! Nur wenige Menschen schaffen es, ihre Mitmenschen so mit ihrer WĂ€rme, GĂŒte und Herzlichkeit anzustecken und zu begeistern!!!

Der Tagebucheintrag vom 10.01.2023 hat mich sehr berĂŒhrt!!! Und jetzt weiß ich auch, von wem du diese Herzlichkeit und diese innere StĂ€rke hast … von deinen so wundervollen Eltern! In jedem Wort spĂŒrt man die unendlich große Liebe deiner Eltern zu dir. Du kannst wirklich stolz auf deine Eltern sein!!! Und natĂŒrlich auf dich!!!!!!!

Passt gut auf euch auf!!!

Es bleibt dabei: nur fĂŒr Stephanie geht das mit der Genesung viel zu langsam und ihrer Meinung nach konnte sie das ja eigentlich schon mal alles … alle anderen sind mehr als ĂŒberrascht, wie schnell sie doch wieder nach so einer Ausgangssituation und HirnschĂ€digung zurĂŒck ins leben findet.

Weiter so!!!



2023 10.
Jan

In guter alter Tradition eines Jahreswechsels möchte ich hier nun auch mal einen RĂŒckblick in Wort und (sorry) 85 Bildern geben, um die etwas mehr als 16 Monate seit Stephanies Vorfall im Vergleich „damals / heute“ zusammenzufassen. Es ist mittlerweile so viel passiert, es hat sich so viel geĂ€ndert, aber vor allem hat sich so unendlich viel verbessert! Und das in einer Geschwindigkeit, die weder wir noch andere erwartet hĂ€tten – vor allem aber nicht die, die sich mit dem Krankheitsbild des hypoxischen Hirnschadens auskennen und wissen, dass es in der Regel mehrere Jahre und Jahrzehnte dauern kann, bis man tatsĂ€chlich erste große Erfolge erreicht. Stephanie hat da wohl einen eingebauten Turbo …

Am 26. August 2020 ist es passiert und unser Kind hat so in der Charité im Koma gelegen, vollgepumpt mit harten Medikamenten, nicht ansprechbar und keiner wusste so recht wie es nun bei ihr weitergeht:

Vor allem wollte und konnte uns niemand große Hoffnungen machen, denn die Anzeichen waren nicht sehr positiv und auch die MRT- und CT-Bilder zeigten eine zu weitreichende Zerstörung ihrer Hirnsubstanz.

Wir werden und wollen aber niemanden hieraus einen Vorwurf machen, denn auch wir haben in den letzten fast 2,5 Jahren genĂŒgend Patienten mit HirnschĂ€digungen gesehen, die eben keine Fortschritte oder nur sehr wenige gemacht haben. Stephanie nahm die Herausforderung zum GlĂŒck von Anfang an ernst und hat sich jederzeit mĂ€chtig ins Zeug gelegt, um bis heute u.a. folgende Dinge zu erreichen, von denen ich hier berichten möchte:

Ihre HĂ€nde und FĂŒĂŸe zeigten von Anfang an eine deutliche Spastik, bei der der Muskeltonus so stark war, dass am Ende fĂŒr alle vier Gliedmaßen korrigierende Orthesen eingesetzt werden mussten bzw. grĂ¶ĂŸtenteils bis heute noch getragen werden mĂŒssen.

Die rechte Hand war nur etwas nach innen gedreht und das Kind konnte sie schon nach relativ wenigen Monaten wieder einsetzen. Die linke Hand krampfte anfangs so sehr zur Faust, dass sich die FingernÀgel in die InnenhandflÀchen bohrten und wir mit Handschuhen einen gewissen Schutz suchten.

SĂ€mtliches Personal (Pflege & Therapeuten) und wir begannen aber schon frĂŒhzeitig damit, ihre HĂ€nde immer mehr in eine gewissen Mitbenutzung zu zwingen, sodass sie schon im Juni 2021 mit ihren rechten Fingern erfolgreich den „Pinzettengriff“ (Daumen plus einen der anderen Finger) einsetzen konnte …

… und auch Linki entrollte sich immer mehr:

Carsten und ich beteiligten uns auch an den Übungen zur Bewegung der Beine bzw. das FĂŒhren jener, damit das Gehirn und die entsprechenden Muskeln irgendwie zueinanderfinden konnten und sich gegenseitig wieder gehorchten:

Heute sieht Stephanie vollorthesiert so aus:

Die rechte Hand ist bereits bei ca. 90% Bewegungsfreiheit angelangt. Die linke kann mitgenutzt werden, erreicht aber z.B. nur einen Winkel von ca. 90 Grad, d.h. sie kann noch nicht vollstĂ€ndig in eine Streckung nach hinten gehen, was z.B. fĂŒr die Nutzung von Essbesteck nötig wĂ€re. Beide FĂŒĂŸe und die Zehen gehen noch immer so sehr in „unnatĂŒrliche“ Richtungen, dass ein aufrechtes Stehen ohne Hilfe oder Orthesen unmöglich ist, wenngleich sie aber auch schon so sehr bei den Transfers mithelfen kann, dass man eben keinen „nassen Sack“ von A nach B bewegen muss. Dazu aber spĂ€ter mehr …

Schon in der Vamed-Klinik konnte Stephanie in einen Rollstuhl gesetzt werden und sich somit auch mal außerhalb des Zimmer aufhalten. Im MĂ€rz 2021 saß bzw. lag sie noch so in ihrem Rolli und musste an mehreren Stellen ausgepolstert und fixiert werden:

Im Dezember 2021 versuchte sie schon immer wieder mal, sich selbst damit zu bewegen … doch bei einem Rollieigengewicht von fast 40 kg und einer Ausstattung, die vorrangig zum Schieben ausgelegt ist, kann man damit nur wenige Meter machen:

Heute sieht das zwar schon sehr viel eleganter aus, aber es bleibt trotzdem bei nur wenigen Metern:

DemnĂ€chst wird sie einen kleineren Rollstuhl bekommen, mit dem sie dann so richtig loslegen kann. Derzeit ĂŒbt sie im Pflegezentrum schon fleißig mit einem Ă€hnlichen Modell …

… muss ab da aber auch auf so schöne Sonderausstattungen, wie Tisch, Rund-um-sorglos-Sitzpolsterung und Armlehnen verzichten. Man kann eben nicht alles haben    đŸ˜‰

Schon alleine ihre Haltung und der Aktionsradius hat sich in den letzten ca. 2 Jahren enorm verbessert – hier im August 2021:

September 2021:

Oktober 2021:

Und im Dezember 2021 trainierten wir das Sitzen auf dem Stuhl:

Heute hat sie keinerlei Probleme mehr damit in Hinsicht auf RumpfstabilitÀt, Bewegungsfreiheiten und Gleichgewicht. Lediglich die Dauer des Sitzen ist noch eingeschrÀnkt, da sie nicht wie wir hin- und herrutschen kann, um ihre Sitzposition zu Àndern und so u.a. einen einschlafenden Pobbes zu verhindern.

Wir haben Stephanie auch immer wieder in andere AlltagsablĂ€ufe mit eingebunden und somit ist sie schon sehr weit fortgeschritten, was so TĂ€tigkeiten angeht, wie z.B. Abtrocknen, …

… Geschenke auspacken, …

… BĂ€lle werfen und fangen (hier liegt definitiv noch das grĂ¶ĂŸte Verbesserungspotential), …

… die HaustĂŒr aufschließen, …

… ZĂ€hneputzen (i.d.R. ist es nur noch die Bereitstellung aller Dinge, den Rest macht sie alleine) …

… und ihre tĂ€glich einzunehmenden 14 Tabletten auszupacken und auf die jeweiligen Tage (DO-SO) bzw. Zeiten (8:00, 12:00, 18:00 & 22:00) in den allseits bekannten Pillenspendern (Wochentag / morgens / mittags / abends / nachts) zu verteilen:

Selbst wenn anfangs alle (!) Tabletten erst in einem Becher gesammelt werden, weiß sie ganz genau ĂŒber das Aussehen und die Aufteilung Bescheid:

8:00
2x Baclofen, gegen KrÀmpfe & Spastik
1x Vimpat, gegen Epilepsie
1x Gabapentin, gegen Epilepsie & Schmerz
1x Xarelto, BlutverdĂŒnner
1x Dekristol, Vitamin D
(1x Valproat flĂŒssig)

12:00
2x Baclofen, gegen KrÀmpfe & Spastik

18:00
2x Baclofen, gegen KrÀmpfe & Spastik
1x Vimpat, gegen Epilepsie
1x Gabapentin, gegen Epilepsie & Schmerz
(1x Valproat flĂŒssig)

22:00
2x Baclofen, gegen KrÀmpfe & Spastik

Und das sind schon wenig PrĂ€parate im Vergleich zum Anfang – jetzt sind es „nur“ noch 6 verschiedene, im November 2020 waren es noch insgesamt 15 StĂŒck und in der CharitĂ© hing sie an einem Spritzenverteiler mit HammerprĂ€paraten, wie z.B. Morphin und Cetamin. Was man am Ende auch sehr deutlich an ihren Haaren und FingernĂ€gel gesehen hat, denn beim Rauswachsen sind regelrechte Kanten und gravierende Unterschiede zu sehen. Vor allem die Haare sind jetzt gerade vom Kopf bis zur StrĂ€hnenmitte wieder recht „curly-wurly“, wobei der Rest bis zu den Spitzen wieder eher glatt ist.

Aber um ĂŒberhaupt an AlltagstĂ€tigkeiten zu denken, mussten wir erst noch an ihrer Orientierung arbeiten, denn im September 2021 musste sie ihr Gesicht neu entdecken und konnte sich noch nicht einmal an die eigenen Ohren greifen (heute nutzt sie sogar eigenstĂ€ndig OhrenstĂ€bchen oder setzt sich die Brille auf):

Und hier unser Trick im Juni 2021, womit wir ihr die Anordnung von rechts und links ins GedĂ€chtnis „geschrieben“ haben:

Heute ist beides absolut kein Problem mehr.

Aber dass damals mit Abstand grĂ¶ĂŸte Problem war Stephanies Verweigerung des Essens – sie machte die Schnute einfach nicht auf. Wir haben wie hier im April 2021 mit DĂŒften und kleinen Kostproben auf den Lippen gelockt, …

… doch niemand war in der Lage etwas in sie hinein zu bekommen. Noch im gleichen Monat schafften die Logos in der Vamed-Klinik erste Löffelspitzen in den Mundraum zu schleusen und das Kind gab endlich seinen Widerstand auf. Was folgte, waren Monate des pĂŒrierten Essens – egal ob Leberwurstbrot, GemĂŒseeintopf oder Nudeln mit Soße. Im Mai 2021 sah das Ganze deshalb so aus und sie musste vollstĂ€ndig gefĂŒttert werden:

Im November 2021 löffelte und gabelte sie dann schon selbst alles weg …

… und heute sieht man eigentlich keinen Unterschied mehr zu uns:

Aber nur solange sie nicht beidhÀndig essen muss, denn dann wird sie von Linki noch zu sehr im Stich gelassen:

Sie bekommt mit der Hand den benötigten Winkel einfach nicht hin. Probiert es mal selbst aus und knickt eure Gabelhand wie auf dem Foto oben nach innen – dat wird nix!!!

Beim Trinken das gleiche Bild. Hier der Zustand im Juni 2021:

Im November 2021 waren Henkel an Tassen noch völlig ĂŒberbewertet:

Heute macht sie sich keinen Kopf mehr darĂŒber und auch solche Latte Macchiato-Becher managed sie inklusive Löffel mittlerweile völlig autark:

Selbst beim Eingießen sind wir von hier (April 2022) …

… ĂŒber hier (Mai 2022) …

… nun bei DEM angelangt:

Zur ErklĂ€rung: beim ersten EinfĂŒllen bzw. Schwapps erschrak sie ganz am Anfang so sehr, dass manchmal doch noch etwas daneben ging. Aber es ist bei ihr nur reine Kopfsache, denn mit verbundenen Augen klappt es tadellos.

Oder auch das Schmieren von Brot gestaltete sich im Oktober 2021 noch so:

Mit dem Aufschneiden von Brötchen haben wir im Januar 2022 (mĂŒhsam) angefangen:

Und jetzt? Beim FrĂŒhstĂŒck macht sie fast alle oben angesprochenen Sachen ganz alleine: Vitamin C-Pulver und Vitamintablette einnehmen, Saft ins Glas schĂŒtten, Kaffeepulver in die Tasse geben, heißes Wasser dazu schĂŒtten, den Rest mit Milch und einem Kaffeezusatz (Sirup) auffĂŒllen, Brettchen und Besteck ranholen sowie das Brötchen greifen, aufschneiden und schmieren. Derzeit ĂŒben wir das Durchschneiden einer BrötchenhĂ€lfte in zwei Teile … da ist wieder ein wenig Ungeschick bei Linki zu verzeichnen.

Aber beim Kochen und Backen klappt sowohl Schneiden und Schnibbeln – wie hier im November 2021, …

… im Januar 2022, …

… und heute:

Selbst das Halbieren von kleinen Tomaten schafft sie ausgesprochen gut:

In diese Kategorie reiht sich auch das Pellen ein, was schon von Anfang an immer sehr gut bei ihr funktioniert hat. Ob im Dezember 2021 hartgekochte Eier, …

… Mandarinen oder letzte Woche bei einer ganz neuen Frucht fĂŒr sie: Litschis.

Zugegeben, hierbei hatten Carsten und ich aufgrund der Glitschigkeit unsere Zweifel, aber das Kind lehrte uns eines Besseren.

Bald wird sie wohl komplett die Regie in der KĂŒche ĂŒbernehmen können    đŸ˜‰    so wie bei diesem Spekulatius-Tiramisu an Silvester:

Ehrlich, viel hatte ich dabei nicht zu tun.

Selbst beim Essen gehen (hier ihr erster Restaurantbesuch am 14. Februar 2022) …

… gibt es im Vergleich zu heute deutliche Verbesserungen zu sehen:

Den Latz nehmen wir schon gar nicht mehr mit und beim Aussuchen studiert sie genau so wie wir die Karte – wenn da nur nicht ihre Entscheidungsneurotik wĂ€re    đŸ˜‰

Doch bis hierhin bedurfte es vorab zwei entscheidender Neuerungen:

  1.    Wir mussten mobil werden
  2.    Sie musste lesen und verstehen können

Das mit der MobilitĂ€t erreichten wir schon im November 2021, als wir sie mit ein wenig Übung …

… ohne Lifter ins Auto transferieren konnten …

… und wir den Rolli dank eines AnhĂ€ngers immer mit dabei haben konnten:

FĂŒr fast 1000 Euro (700 Euro fĂŒr den AnhĂ€nger, 150 Euro fĂŒr die Abholung in Bielefeld und 150 Euro fĂŒr Anmeldung und BĂŒrokram) kauften wir die bislang am besten genutzte Errungenschaft. Klar, auch mit den Öffis kommen wir mittlerweile ohne Probleme zurecht (hier eine unserer ersten Busfahrten im MĂ€rz 2022), …

… aber erst durch Auto und AnhĂ€nger …

… wurden Trips möglich, an die sich das Kind selbst bis heute (trotz anfangs noch schlechtem GedĂ€chtnis) sehr gut erinnern kann: u.a. nach LĂŒneburg, BĂŒsum, Uelzen, Bremerhaven, Cuxhaven, Berlin, Dresden, TravemĂŒnde oder zum Safaripark Hodenhagen, Musical-Theater „König der Löwen“, Kieler Woche …

Selbst das Navi bedient sie dabei seit August 2022 selbst:

Aber kommen wir zu Zweitens: das Lesen. Mit den Augen lesen konnte sie schon kurz nach ihrem Aufwachen aus dem Koma und der Sedierung Anfang 2021, denn ich sah ihre Augen ĂŒber die Texte meiner T-Shirts huschen und Carsten erstellte daraufhin Zettel mit Aufforderungen wie „Wenn du das lesen kannst, bitte zweimal blinzeln“. SpĂ€ter freuten sich Ärzte und Pfleger der Vamed-Klinik, dass Stephanie sich an ihre Namen erinnern konnte … dabei hat sie oftmals nur schnell das Namensschild abgelesen    đŸ˜‰

Im September 2021 versuchten wir es zum ersten Mal mit dem BlĂ€ttern in einer Zeitschrift …

… und heute bekommt sie schon ganze BĂŒcher geschenkt, …

… die sie dann auch wirklich interessiert von vorne bis hinten durchblĂ€ttert und grĂ¶ĂŸtenteils sogar lĂ€ngere Texte durchliest:

Zwar bleibt am Ende nicht immer so viel vom Gelesenen im GedĂ€chtnis haften, aber auch das wird von Monat zu Monat besser. Und als sie von einer französischen Freundin ein paar KinderbĂŒcher geschenkt bekam, hat sie auch gleich mit Internet und anderer Hilfe nach den Übersetzungen gesucht:

Die Sprachen sind bei ihr zum GlĂŒck nicht ganz verloren gegangen. Über Deutsch brauchen wir nicht reden, Englisch hat sie ebenfalls noch sehr gut drauf (die Logos im Pflegezentrum reden mit ihr in Englisch und geben ihr auch englische Texte zum Lesen), im Russischen blieben wenigstens ein paar Worte hĂ€ngen (der Rest muss eben wieder ausgegraben werden) und selbst auf Französisch versteht sie noch viele Worte und SĂ€tze. FĂŒr die letzten beiden Sprachen reicht es aber leider noch nicht fĂŒr eine gesamte Kommunikation.

Neben ihren persönlichen Emails und Messages öffnet und liest sie auch gerne ihre Schneckenpostbriefe durch, wie z.B. diesen hier von ihrer Schwester:

Selbst mit den „schlimmsten“ Handschriften kommt sie gut zurecht und kann uns alles fast flĂŒssig vorlesen. Dabei haben wir im Juli 2021 noch diese SprachĂŒbungen bis zum Erbrechen durchexerziert:

Bis auf ein paar kleinere NachlĂ€ssigkeiten (mal lispelt sie das S oder fĂŒhrt fĂŒr das N die Zunge unnötigerweise bis nach draußen vor die SchneidezĂ€hne) ist ihre Aussprache nahezu perfekt und selbst bei unseren tĂ€glichen Telefonaten mit ggf. schlechter TonqualitĂ€t fragen wir gar nicht mehr oder nicht mehr so oft nach, wie es noch am Anfang mit ihr der Fall war.

Mit dem Lesen kommt ja irgendwie auch das Schreiben und wir mussten alle erst ein neues Wort kennenlernen und dessen Bedeutung verinnerlichen: Graphomotorik. Also laut Definition umfasst der Begriff „alle Prozesse, bei denen mit Hilfe von Schreibutensilien graphische Zeichen und Formen (Bilder, Schrift) auf eine Unterlage gebracht werden“. Die Therapeuten der Vamed-Klinik und ich haben im Mai 2021 zuerst mit Pinsel und Wasserfarben angefangen, …

… erweiterten im September 2021 das Portfolio um diverse Stifte, …

… nutzen im Dezember 2021 schon einen FĂŒller (Nachmalen der mit Bleistift vorgezeichneten Buchstaben), …

… im April 2022 „nervte“ ich dann permanent mit SchwungĂŒbungen …

… und bereits im MĂ€rz 2022 schrieb sie sich selbst zur Erinnerung kleine Texte (dafĂŒr allerdings in großer Schrift) als GedĂ€chtnisstĂŒtze auf:

Heute schreibt sie Postkarten, Briefe, WeihnachtsgrĂŒĂŸe und Texte komplett ohne Geschmiere oder hĂ€ssliche Korrekturen ganz alleine – selbst bei der Rechtschreibung werden Carsten und ich meist schon nicht mehr fĂŒndig:

Sie geht dabei oft auf Nummer Sicher und schreibt ihre Briefe oder GlĂŒckwunschkarten erst noch vor, um einen schlĂŒssigen und fehlerfreien Text hinzubekommen. Diesen ĂŒbertrĂ€gt sie dann auf das zum Teil unlinierte (!) Papier ganz gerade und akkurat.

FĂŒr Carsten und mich ist ihr Erlernen des Schreibens von allen Buchstaben in einem Affenzahn von statten gegangen. Bei ihren anfĂ€nglichen Problemen (z.B. schrieb sie manche Druckbuchstaben spiegelverkehrt) haben wir echt mit sehr viel mehr Zeitaufwand gerechnet. In diesem Jahr dĂŒrfte wohl das Erlernen und Verinnerlichen der Schreibschrift etwas mehr zum Zuge kommen.

Stephanies steile Verbesserungskurve im zweiten Halbjahr 2022 in Bezug auf Schreiben, Konzentrationsdauer und KurzzeitgedĂ€chtnis haben wir zum einen den Therapeuten im Pflegezentrum zu verdanken, die mit ihr neben den klassischen Gewerken Logo, Ergo und Physio auch schulische Dinge wie Mathe, Sprachen und Hausaufgaben durchfĂŒhren. Zum anderen aber auf jeden Fall auch der Lerntherapie hier bei uns im Haus in Wentorf, weil Stephanie sich seit August 2022 mittels Neurofeedback, …

… der Gehirntrainings-App „Head App“ und all den anderen tollen Übungen in so vielem enorm verbessern konnte. Die Konzentrationszeit steigerte sich z.B. von 10-20 min auf mittlerweile mehrere Stunden (wie hier z.B. bei ihrem LĂŒk-Kasten), …

… Spiele erlernt sie jetzt schon sehr viel schneller, …

… ihre Orientierung hat sich enorm verbessert (man bedenke, dass Stephanie bei diesem Spiel die rechte Hand in einem nicht einsehbaren Bereich zielsicher agieren lĂ€sst) …

… und vor allem bleibt immer mehr im GedĂ€chtnis haften oder findet letztendlich ĂŒberhaupt den Weg vom Kurzzeit- ins LangzeitgedĂ€chtnis. Sie kann jetzt ĂŒber einen vergangenen Tag berichten (Was gab es zu essen? Was ist passiert?), ohne sich extra dafĂŒr Notizen machen zu mĂŒssen.

Wo wir im August 2021 noch fast an ihrer Bilderkennung „Was davon ist der Apfel, die Birne und die Möhre?“ verzweifelten und einmal extra alles in Echt mitgebracht haben …

… blĂ€tterte sie letztes Wochenende durch ein Geschenk von mir und konnte so viele Fotos richtig zuordnen und beschreiben:

Seit Anfang 2022 habe ich fĂŒr jeden einzelnen Monat drei signifikante Fotos rausgesucht und ihr am Ende des Jahres 36 Bilder ausgedruckt in einem kleinen Album ĂŒbergeben. Wir waren echt erstaunt, wie zielsicher sie selbst Situationen aus Januar und Februar erkennen und benennen konnte. Carsten und ich waren regelrecht geflasht!

Überhaupt tat sich Stephanie zuerst mit einigen Dingen sehr schwer, doch am Ende verinnerlichte sie es sehr viel schneller, als wir uns je hĂ€tten trĂ€umen lassen.

Beispiel Puzzle: im Oktober 2021 versuchten wir mit Engelszungen ihr das Prinzip eines Puzzles (RandstĂŒcke, Nasen & Buchten) anhand dieser 6-Teile-Puzzle zu erklĂ€ren, …

… doch es machte nie den Anschein, dass sie dies jemals kapieren wĂŒrde – und das ungelogen ĂŒber Wochen! Heute puzzelt sie 48 bis 100 Teile zusammen …

… und liebt es zudem, am iPad Puzzles mit bis zu 70 Teilen zu lösen.

Mit dem iPad fing es damals auch so an: egal wie wir ihr alles vormachten, zeigten und erklĂ€rten, das Ziehen und Ablegen auf dem Touchscreen wollte ihr einfach nicht gelingen – so wie hier im September 2021.

Seitdem sie ab November 2021 fast jedes Wochenende zu uns nach Wentorf kommt, arbeitet sie mit wachsender Begeisterung mit ihrem Tablet. Sei es fĂŒr Messages und Emails im Zwei-Finger-Suchmodus auf der Tastatur, …

… fĂŒr das (Ă€ußerst erfolgreiche!!!) Lösen von WORDLE in Deutsch und in Englisch (seit MĂ€rz 2022) …

… oder die oben bereits erwĂ€hnte „Head App“ aus der Lerntherapie:

Hier bei uns nutzt sie dafĂŒr in der Regel sehr gerne das iPad, doch fĂŒr das Pflegezentrum mussten wir sie auf ein Smartphone vorbereiten. Im April 2022 starteten wir dafĂŒr zunĂ€chst mit einem 5-Tasten-Telefon …

… und telefonierten von da an jeden Abend miteinander. Wir kauften ihr dann ein paar Monate spĂ€ter besagtes Smartphone und wollten sie dafĂŒr bis Ende 2022 fit machen. Doch schon seit Ende August 2022 hat sie ihr iPhone immer bei sich und bleibt somit jederzeit via WhatsApp, Telegram, Facebook-Messenger und sogar Mail, Telefon und SMS mit anderen in Kontakt. Echt Wahnsinn, wie schnell sie auch dieses Thema fĂŒr sich abhaken konnte!

Und durch ihre umfangreiche Nutzung des Taschentelefons gibt es auch endlich mal Fotos aus ihrem tÀglichen Umfeld im Pflegezentrum oder eben von Carsten und mir:

Das ist eine sehr gute Überleitung zum nĂ€chsten Themenblock und einer weiteren deutlich sichtbaren VerĂ€nderung. Im August 2021 sah Haarewaschen bei ihr noch so aus:

Das Trockenshampoo konnten wir ab November 2021 durch die Besuchswochenenden bei uns in Wentorf gegen eine improvisierte Haarwaschanlage mit SchĂŒssel und Eimer im Wohnzimmer ablösen, denn mit ihrem Rollstuhl passt sie nicht durch unsere BadezimmertĂŒr:

Heute verfĂŒgen wir ĂŒber einen kleineren „Transportrolli“ und einen Badewannenlifter, sodass wir derzeit jeden Donnerstag und jeden Sonntag einen Bade- und Haarwaschtag einlegen können:

Und damit bin ich nun auch mit meiner AufzĂ€hlung schon fast durch … sicher, ich habe bei Weitem nicht alles aufgreifen und erklĂ€ren können. Aber eine Sache gibt es noch zu erwĂ€hnen: Stephanies Umgang mit einer Fernbedienung. Im Oktober 2021 hatte ihre TV-Umschalthilfe nur fĂŒnf Tasten, doch selbst damit schient sie manchmal etwas ĂŒberfordert zu sein, denn neben dem DrĂŒcken muss man sowas ja auch noch mit dem Sender in die richtige Richtung halten:

Nach ihrem Umzug ins Einzelzimmer im April 2022 konnte Carsten ihr aber schon eine etwas grĂ¶ĂŸere Version ĂŒbergeben, mit der sie bis heute sowohl ihren Fernseher als auch ihr Radio/MP3-Player bedienen kann:

Anfangs ist sowas immer ein kleiner Akt, doch nachdem Stephanie ein paar NĂ€chte drĂŒber geschlafen hat, beherrscht sie das Beigebrachte immer mehr.

Nur eine Sache klappte bislang bei ihr auf Anhieb: das Schwimmen bzw. Auf-dem-Wasser-treiben-lassen:

Schade nur, dass sich dieser Gang ins Schwimmbad im September 2022 nicht noch einmal wiederholt hat. Aber fĂŒr 2023 haben wir uns das auf jeden Fall noch ein paarmal vorgenommen – versprochen!

In diesem Sinne möchten wir uns auch noch einmal bei euch allen fĂŒr euer Interesse und eure UnterstĂŒtzung bedanken und wĂŒnschen euch fĂŒr das neue Jahr alles, alles Gute.

Wir sind echt gespannt, welche VerĂ€nderungen die nĂ€chsten 12 Monate auf unsere kleine Maus und uns zukommen. Wir denken mittlerweile jedenfalls sehr viel zuversichtlicher in allen Belangen, als noch am Anfang des Jahres 2022 und auch zu Beginn der Gesamtsituation am 26. August 2020 – es sind seitdem insgesamt schon 868 Tage vergangen …