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Manchmal hat man eben Lust darauf, etwas zu schreiben   ;0)

 
Web|log,  der;  -s,  <engl.>,  meist abgekürzt mit "Blog"
   
Digitales Tagebuch im Internet. Ein Weblog ist eine Webseite, die periodisch neue Einträge enthält. Es ist ein Medium zur Darstellung des eigenen Lebens und von Meinungen zu oftmals spezifischen Themengruppen. Weiter vertieft kann es auch sowohl dem Austausch von Informationen, Gedanken und Erfahrung als auch der Kommunikation dienen und ist insofern mit dem Internetforum sehr verwandt. Die Tätigkeit des Schreibens in einem Blog wird als "bloggen" bezeichnet.

Quelle: http://www.wikipedia.de    


 
2022 04.
Jul

Heute werde ich mal wieder eine Mischung aus chronologischer Abfolge und Stephanies persönlicher Erfolge zusammenschreiben, denn das letzte Wochenende lief im Vergleich zum bevorstehenden Ă€ußerst ruhig ab.

Morgen kommt das Kind schon wieder in die Residencia OLCA (erste Woche im Monat = DI-SO bei uns) und am Freitagmittag brechen wir dann mit dem AnhĂ€nger im Schlepp nach Dresden auf. Ja, der Meet-and-Greet-Samstag ist schon ganz deutlich am Horizont zu erkennen!!! Wir sind alle schon ganz schön aufgeregt: Wie wird uns der Döner am Freitag beim ehemaligen Haus & Hof-Dönermann schmecken? Wer kommt am Samstag alles zum FĂ€hrgarten Johannstadt, um sich mit uns zu treffen? Bekommen wir am Sonntag vor der Abreise doch noch einen Tisch im MilchmĂ€dchen? Dort stehen wir nĂ€mlich fĂŒr das FrĂŒhstĂŒck bislang nur auf der Warteliste …

Aber lassen wir die Zukunft Zukunft sein und kommen erst mal zur Vergangenheit. Wir konnten an diesem Wochenende Stephanies Erfolge beim Schneiden von Papier sehen, denn das Aufnehmen und Halten einer Schere stellt mittlerweile kein großes Problem mehr dar, …

… sie mĂŒmmelt sich immer wieder mal durch unser Hochbeet …

… (diesmal war es eine Bratpaprika und die nĂ€chsten Tage wird es unsere erste Zucchini werden), …

… und an jedem der drei Tage hat sie sich mit Hilfe von Carsten an ein neues Fingerfertigkeitsspiel gewagt:

Hierbei hĂ€lt eine Hand einen Schaschlikspieß und die andere fummelt eine Perle mit Loch aus der SchĂŒssel, um diese auf den Holzstab zu fĂ€deln. Rechti konnte am Freitag schon nach einer kurzer EinfĂŒhrung stecken wie ein Weltmeister, doch Linki kam mit den kleinen Kugeln und der Lochsuche noch nicht so richtig klar.

Aber mal eine Nacht drĂŒber schlafen und schon am Samstag wusste Stephanie auch die linke Hand erfolgreich als Perlenfischer bzw. -fĂ€dler einzusetzen:

Zwar hatten wir mit dieser Übung eigentlich im Sinn, sie zukĂŒnftig als PausenbeschĂ€ftigung zu nutzen, wenn ihre Konzentration nachgelassen hat und sie sich wieder finden muss, aber das sah sie leider ganz anders: „Ehrlich, das ist fĂŒr mich sooooo anstrengend! Und ich muss dabei echt hoch konzentriert sein!“ … schade    đŸ™

Da am Samstag das Wetter so schön angenehm war (kein Regen, nicht zu heiß), haben wir einen Spaziergang bzw. eine Spazierfahrt durch den Wald und am Golfplatz entlang …

… unternommen und sind in in Reinbek gelandet, …

… wo wir nicht nur die Aussicht genossen …

… sondern auch gleich noch an der S-Bahnstation unsere 9-Euro-Tickets fĂŒr den Monat Juli gekauft haben. Und beim dortigen TĂŒrken auch lecker zu (spĂ€ten) Mittag gegessen haben:

FĂŒr den RĂŒckweg konnten wir das Ticket dann sofort einweihen, denn der steile Weg nach Wentorf ist im Bus besser zu genießen, als beim stĂ€ndigen Schiebemodus an die 120 Kilogramm bergauf zu bewegen. Keine Angst, bei dem Gewicht sind die 30-40 kg des Rollstuhls schon mit eingerechnet!

Zuhause schafften wir an dem Abend sogar noch ein paar richtig tolle SchreibĂŒbungen, ein Bad in der Wanne inklusive Haarewaschen und landeten letztendlich mit einem Eisbecher in der Hand auf der Couch:

Das Baden haben wir diesmal vorgezogen, da am Sonntag der Flohmarkt im Casinopark auf dem Programm stand und wir die Zeit bis zur RĂŒckfahrt in Pflegezentrum ohne Stress und solch offener Aufgaben verbringen wollten.

Ich bin echt stolz auf unsere Weitsicht, denn so entspannt war schon lange kein Sonntag mehr. Zuerst schlenderten wir in aller Ruhe an allen StĂ€nden vorbei – zugegeben, es waren diesmal viel weniger VerkĂ€ufer und weniger Besucher als beim letzten Mal, was sicherlich der Ferienzeit und der steigenden Corona-Zahlen bzw. der vielen derzeitigen Erkrankungen geschuldet war. Neben einem Spiel, mehreren Puzzles und einem Buch hĂ€tten wir auch beinahe hierbei zugegriffen:

… aber sie waren nicht in Stephanies GrĂ¶ĂŸe    đŸ˜‰

Und ja, DEN Witz machte Stephanie wirklich!!! Der VerkĂ€ufer witterte bei ihrem Fingerzeig schon ein kleines GeschĂ€ft, aber die „Happy Feet“ mussten wir dann doch leider zurĂŒcklassen    đŸ™

Zum Abschluss unseres Rundgangs wollten wir eigentlich an einer der Buden etwas zum Mittag essen, aber irgendwie hatte niemand von uns Lust auf etwas Warmes oder Gebratenes. Also landeten wir lieber im Eiscafé unterhalb unserer Wohnung:

Die Wartezeit vertrieben wir zunĂ€chst mit dem EinĂŒben der Merkelraute …

… doch als die Eisbecher gebracht wurden, kannten wir kein Halten mehr – es war soooo lecker!!!

Stephanie bekam zusĂ€tzlich zu ihrem Obsteisbecher (den nahm ich auch) sogar drei von Carstens Amarenakirschen ab … sie genoss jede mit einem großen und breiten LĂ€cheln im Gesicht. Alkohol scheint sie echt ganz dolle zu vermissen – blöde Medikamente!

ZurĂŒck in der Wohnung hatten wir bis zur Abfahrt um 18:00 noch etwas Zeit fĂŒr das DurchblĂ€ttern ihres erstandenen Buches (ein Was-ist-Was aus den 60ern mit dem Thema Wetter), …

… ein erstes kurzes Anspielen des Brettspiels „Das verdrehte Labyrinth“ und Carsten ging mit ihr sogar noch die in der Woche erledigten 20 (!!!) Sudokus durch. Davon waren 13 völlig korrekt ausgefĂŒllt, 3 blieben unvollstĂ€ndig und wurden dann noch bei uns gelöst …

… und nur 4 hatte sie falsch. Zum einen durch Unkonzentriertheit und zum anderen aufgrund von Zahlendrehern, die z.B. bei Unterbrechungen durch andere Bewohner oder das Personal entstanden sind. 20 StĂŒck sind schon erstaunlich, aber sie hat eben ganz großen Spaß an dieser, mir immer noch völlig unverstĂ€ndlichen FreizeitbeschĂ€ftigung, die sie bequem im Rolli als auch im Bett durchfĂŒhren kann. Ich bin echt mal gespannt, wann sie fĂŒr sich das Lesen eines Buches als FreizeitbeschĂ€ftigung entdecken wird, um keine Langeweile aufkommen zu lassen.

Dazu haben wir auf dem Flohmarkt leider keine gute Geschichte gefunden, die letztendlich einfach zu lesen, aber trotzdem nicht allzu sehr auf Kinder zugeschnitten ist. Doch vielleicht hat ja jemand von euch eine gute Idee … was könntet ihr fĂŒr unsere „Fasterwachsene ohne Tee-Nager-AttitĂŒden“ empfehlen? Also nix mit Liebe und Beziehung, aber zu kindisch oder sehr kompliziert darf es dann auch nicht sein. Ihr seht, es ist wahrlich nicht einfach …



2022 27.
Jun

Da das Wochenende aufgrund der sehr heißen Tage ohne Ausflug geblieben ist, bietet sich nun mal wieder die Gelegenheit fĂŒr mich, eher ein paar von Stephanies FĂ€higkeiten und Fortschritten zu zeigen – in Foto und Video.

Am Freitag machten wir einen MĂ€delsabend, da Carsten sich mit seinen Arbeitskollegen zum Grillen getroffen hat. Stephanie und ich bastelten uns einen Salat …

… und verdrĂŒckten ihn genĂŒsslich auf dem Balkon. Zum Nachtisch gab es Eis …

… und diesen Ausblick auf einen herrlichen Sonnenuntergang:

Neben Spielen, Lachen und Quatschen mit mir las Stephanie auch noch einmal in ihrem Geschenk der ehemaligen Volleyballfreunde, die sie vielleicht sogar schon bald an der Elbe in Dresden wiedersehen könnte:

Damit hĂ€tten wir auch schon ein paar der oben angekĂŒndigten FĂ€higkeiten aufgezĂ€hlt: Essen zubereiten (schnibbeln), selbststĂ€ndig essen (leider noch ohne Messer) und Handschriften lesen. Ok, das alles ist jetzt erst einmal nicht Neuses mehr …

Aber was haltet ihr davon:

Öffnen, Eingießen, Schließen – wir sind jedenfalls echt beeindruckt! Allerdings steht sie sich gerade beim EinschĂŒtten oft noch selbst im Weg und ist dann so unsicher, dass sie zittert und unweigerlich kleckert. FĂŒr Stephanie ist die Angst einfach zu groß, dass etwas daneben gehen könnte … was dann natĂŒrlich auch passiert    ;o)    wie war das mit den selbsterfĂŒllenden Prophezeiungen?!

Und dann wollte sie auch einmal wieder mit einer Schere hantieren und Papier schneiden.

Also haben wir sowohl am Samstag (links) als auch am Sonntag (rechts) mit mehreren Scheren geĂŒbt – ich bin jedenfalls hellauf begeistert, wie schnell sie sich am Ende damit zurechtgefunden hat. AnfĂ€nglich dauerte es etwas, bis sie die richtigen Finger in die richtigen Löcher der Schere gesteckt hatte, aber schon am zweiten Tag lief selbst das wie am SchnĂŒrchen. Doch seht selbst:

 
Zur Info: wir haben den Ton aus den Videos gelöscht, weil bei uns im Hintergrund immer Radio lÀuft und wir keine Schwierigkeiten mit den Rechteinhabern der Lieder bekommen möchten, nur weil mal ein paar Töne im Video zu hören sind. Aber es kommt ja eh hauptsÀchlich auf die Bilder an:

 
Selbst mit kleineren Schnipseleien kam sie am Sonntag schon supergut zurecht:

 
Ich bin jedenfalls erneut stolz wie Bolle, wie schnell sie mit diesem neuen Instrument umgehen konnte.

Und auch DAS finde ich sehr beeindruckend … aber ich zĂ€hle nicht, da ich schließlich die Mutter bin:

Sie sollte aus einem Stapel Rezepte die heraussuchen, auf welche sie eventuell Lust verspĂŒren könnte. Wie man am linken Bildrand erkennen kann, handelte es sich um englische Rezeptkarten! Klar, manche Dinge, wie z.B. „eggplant“ hat sie nachfragen mĂŒssen, aber das Meiste konnte sie schon selbst verstehen. Und ich habe jetzt mal wieder ein paar Ideen, was ich meiner Familie die nĂ€chsten Wochenenden auftischen könnte …    đŸ™‚

Bleibt noch dieser kleine Einblick in ihre FĂ€higkeit zu lesen, zu schreiben und mathematisch zu denken. Einmal haben wir zusammen GitterrĂ€tsel gelöst …

… und mit Carsten ist sie ihre im Laufe der letzten Woche ausgefĂŒllten Sudokus durchgegangen: von 14 StĂŒck hat sie 10 komplett richtig, zwei mit kleinen Fehlern „gelöst“ und zwei halbfertig gelöst, weil sie aufgrund eines Fehlers nicht mehr weiterkam. FĂŒr sie sind Sudokus eben ein sehr wichtiger Bestandteil bei ihrer BekĂ€mpfung der Langweile in den Zeiten, wenn sie keine Therapien hat. Und so sieht sie dann wohl aus, wenn sie ĂŒber diese fĂŒr mich völlig unverstĂ€ndliche FreizeitbeschĂ€ftigung sinniert:

 
Aber es beeindruckt mich echt immer wieder aufs Neue, wie konzentriert sie sich durch die insgesamt neun Reihen, neun Spalten und neun Boxen des Sudoku bewegt, um so die fehlenden Zahlen zu entdecken. Und glaubt mir, es fehlt nicht immer nur eine der Ziffern von 1 bis 9, denn das ist ihr mittlerweile echt viel zu einfach    đŸ˜‰

So, das soll es fĂŒr diesmal gewesen sein – wie gesagt, viel ist ja nicht passiert und die Stunden scheinen am Wochenende nur so an einem vorbeizurasen. Stephanie hat zudem am Samstag 3 Stunden und 13 Minuten und am Sonntag 1 Stunde und 55 Minuten auf dem Stuhl gesessen (FrĂŒhstĂŒck plus BeschĂ€ftigung), wir haben am Samstagabend gemeinsam die DVD „The 355“ geguckt und nebenbei auch so manche Übungen und Trainings wiederholt … und Zack, war das Wochenende auch schon wieder vorbei.

Bleibt mir also jetzt nur, noch einmal an unsere Vis-a-Vis-Möglichkeit am 9.7. in Dresden zu erinnern und euch hiermit eine ruhige Woche zu wĂŒnschen. Passt auf euch auf!



2022 14.
Jun

Stephanie ist seit gestern wieder im Pflegezentrum und nach zehn gemeinsamen Tagen fehlt einem nun schon etwas. Andererseits beschĂ€ftigen wir uns aber auch immer so sehr mit dem Kind wenn sie da ist, dass andere, wichtige Sachen einfach liegen bleiben, die einen dann aber frĂŒher oder spĂ€ter doch wieder einholen werden: WĂ€sche zusammenlegen und bĂŒgeln, die SteuererklĂ€rung 2021, die Krankenkassenbefreiungsabrechnung 2021 und und und … ist nun alles fĂŒr die kommenden Wochentage geplant.

Ihr könnt euch also denken, dass wir die Zeit mit ihr (außer zu unseren Home-Office-Zeiten) sehr intensiv genutzt haben und zum GlĂŒck lieferte auch das Wetter einen Ă€ußerst unterstĂŒtzenden Beitrag. Wir konnten nĂ€mlich sehr viel unternehmen und selbst in der Residencia OLCA probierten wir so einiges Neues aus. Bitte entschuldigt, aber in diesem Blogeintrag werde ich insgesamt 51 Fotos (selbst diese teils schon als Kollage) und 2 Videos verwerten … ich konnte mich leider nicht weiter reduzieren. Und selbst das ist schon die allerengste Auswahl aus insgesamt fast 1580 Bilder, die Carsten und ich wĂ€hrend dieser zehn Tage aufgenommen haben. Viele davon natĂŒrlich, um zu dokumentieren und vielleicht wieder einmal Stephanie nach einem weiteren Jahr zu zeigen, was sie wieder alles geschafft hat. Ich bleibe dabei: wir sind sehr sehr stolz auf unsere Kleene!

Neben kleineren Aktionen, wie z.B. Grillen mit Besuch auf dem Balkon …

… alleine (mit Kopfhörer) …

… oder auch gemeinsam (ja, es sind insgesamt sechs Socken zu sehen) eine DVD gucken …

… setzten wir uns immer wieder mal in die Öffis, um nach Hamburg rein zu fahren:

Mittlerweile sind wir echt routiniert beim Ein- und Aussteigen trotz unebener Bahnsteige, beim Suchen des notwendigen oder richtigen Fahrstuhls und mit dem Umgang der anderen Mitreisenden – glaubt mir, es ist teilweise echtes Laien- oder Schmierentheater!    đŸ˜‰

Zum ersten Mal nutzen wir den ÖPNV am „Pfingstsamstag“, um zum Park Planten un Blomen zu kommen. Mit seinen unzĂ€hligen Blumenbeeten und -gĂ€rten …

… und den vielen Seen und Teichen …

… ist das eine echte Augenweide und unsere fast fĂŒnf Stunden darin vergingen wie im Flug.

Ich liebe diese beiden Fotos ungemein, deshalb konnte ich mich auch nicht fĂŒr eines entscheiden    đŸ˜‰

Nach dem Verputzen von Stephanies LieblingsgebĂ€ck (an der S-Bahn-Haltstelle gibt es einen „Dunkin Donuts“) …

… liefen wir erst als Rundgang durch den allgemeinen Teil und danach noch durch die langgezogenen Wallanlagen bis nach St. Pauli. Auch so manche Steigung konnte uns nicht aufhalten:

Unterwegs kamen wir u.a. an dieser Skate(r)anlage vorbei, wo wir wirklich sehr lange dem bunten Treiben zugeschaut haben:

Als FußgĂ€nger kam ich problemlos auf die TribĂŒne und hatte von dort einen noch besseren Blick …

… doch auch Carsten fand einen (zugegeben) etwas weit ausholenden Weg dorthin, sodass wir alle drei eine ganze Weile von oben herab zugucken konnten:

Es hat echt sehr viel Spaß gemacht, aber am Ende trieb uns der Hunger weiter in Richtung Reeperbahn – anvisiertes Ziel: der Burgerladen „Five Guys„:

Aussuchen konnte Stephanie sich ihre Kombination an Toppings noch selbst, aber beim Essen musste Carsten eine helfende Hand reichen, denn so unterstĂŒtzend einsetzen kann sie ihre Linki leider doch noch nicht:

Doch dem Geschmack und dem Erlebnis tat das keinen Abbruch und wir verließen das Restaurant erst nach fast zwei Stunden … Burger, Pommes, außergewöhnliche Free-Refill-GetrĂ€nke und Milchshakes wollten schließlich ganz in Ruhe genossen werden    đŸ™‚

Am Pfingstsonntag entschieden wir uns fĂŒr einen Ausflug in den wohl bekanntesten Zoo in und um Hamburg, dem Tierpark Hagenbeck:

Unsere vorherigen BefĂŒrchtungen, dass wir mit Stephanies ĂŒbergroßen Rollstuhl nicht ĂŒberall hin- oder durchkommen oder sie aus ihrer sitzenden Position nicht genug sehen könnte, haben sich sehr schnell verflĂŒchtigt. Der Zoo hat diesbezĂŒglich wirklich an alles gedacht und auch die anderen Besucher waren immer nett und zuvorkommend. Nach nur ein wenig Warten konnte Stephanie eigentlich immer direkt bis an den Ort des Geschehens geschoben werden …

… und ihre Blicke ungehindert umherschweifen lassen:

Selbst in der gewaltigen Eismeeranlage und in anderen GebĂ€uden wurde bei der Projektierung wohl immer auch an die Perspektive von Kindern und Rollstuhlfahrern gedacht – alles echt top organisiert!

Einzig in den Streichelzoo kamen wir mit dem Rolli nicht rein, da die Schleuse zu den Ziegen, Schafen & Co. sehr schmal und eng gehalten wurde. Also hat Stephanie sich eben andere Tierchen zum Streicheln …

… FĂŒttern …

… und Herzen gesucht:

Naja, das anschließende HĂ€ndewaschen fand sie sicherlich nicht so toll    đŸ˜‰

Dieses kecke Kerlchen hinterließ jedenfalls keine Sabberspur auf der Hand:

Erst als uns die Feierabendglocke gegen 18:00 zum Ausgang bugsierte, bemerkten wir, dass wir eigentlich noch gar nicht so richtig gegessen hatten – nur mal ein paar Kleinigkeiten zwischendurch. Deshalb fuhren wir zum EKZ Mundsburg und testeten dort das „Louisiana“ aus, welches Carsten schon aus Dortmund und Oberhausen kannte – links der Two-Way-Sampler mit Rippchen sowie HĂ€hnchenflĂŒgel (fĂŒr Stephanie & Carsten) und rechts eine Pulled-Pork-Poutine (fĂŒr mich):

Bei dem Aussuchen der GetrĂ€nke zeigte sich das Kind auf einmal völlig enttĂ€uscht … sie wĂŒrde doch soooooo gerne mal wieder „richtiges“ Bier trinken wollen, also das mit Alkohol    đŸ™

Pssst, sie durfte mal ein wenig bei mir nippen    đŸ˜‰

Den dritten großen Tagesausflug machten wir letzten Samstag und erneut war das Durchstreifen einer Parkanlage das Ziel: wir fuhren zum Volkspark Altona.

Wir kannten diesen Hamburger Park im Vorfeld, z.B. aus ErzĂ€hlungen, noch nicht und waren am Ende echt ĂŒberrascht, wie vielfĂ€ltig es dort ist. Neben einem echt ĂŒppigen Waldgebiet …

… mit so mancher Steigung und Senke …

… gab es auch wunderschön angelegte Parkanlagen …

… oder BlumengĂ€rten mit StĂŒhlen und BĂ€nken, die zum Verweilen einluden:

NatĂŒrlich suchten und fanden wir hier eine kleine StĂ€rkung in Form von GetrĂ€nken und einem Eis … letzteres mit Franzbrötchen-Geschmack (!!!) – echt lecker.

Es gibt dort aber auch Abschnitte, die fĂŒr uns unerreichbar blieben … jedenfalls fĂŒr Stephanie im Rollstuhl und Carsten als Muskelantrieb. Ich konnte aber sehr wohl da rauf und musste dann berichten, was es denn zu sehen gab:

WÀhrenddessen haben die beiden schon die ausgedruckte Karte studiert und das nÀchste Ziel auserkoren:

Diesmal konnten wir unser Mittagessen zur fast richtigen Zeit einnehmen, denn an der großen Grill- und Spielwiese gab es auch einen Bayrischen Biergarten mit ganz vielen Leckereien. Wir entschieden uns fĂŒr AllgĂ€uer KasespĂ€tzle (mittig), Holstein-Schnitzel mit Spiegelei (hinten) und LeberkĂ€se mit Spiegelei (rechts):

So gestÀrkt bewegten wir uns weiter durch das Waldgebiet, manche per Pedes und manche eben auf Rollen:

 
Ich hatte zudem meinen ReisebĂ€ren Heini mit und machte ganz viele Fotos von ihm und den Blumen sowie der Umgebung – bin echt gespannt, wann ich das alles mal wieder zu einem eigenen BĂ€renbericht verwursten kann    đŸ˜‰

Auf dem RĂŒckweg zur S-Bahn ergaben sich aber auch ohne ihn noch ein paar schöne Motive (zugegeben, bei dem Graffiti links muss man etwas genauer hinschauen – aber ich fand die beiden lĂ€chelnden Tierchen einfach nur sĂŒĂŸ):

So, das soll es von unseren Touren gewesen sein. Wir hatten wĂ€hrend der letzten Tage ja auch noch andere Besonderheiten in petto. Vor allem hat sich Stephanie schon ganz lange ĂŒber ihren Friseurtermin am letzten Freitag gefreut – endlich mal wieder Form in die seit dem medikamentenbedingten Haarausfall nachgewachsenen Zotteln bringen. Neben dem Ergebnis (hier vorher …

und hier nachher) …

… war es natĂŒrlich auch der Event an sich, der sie entgegenfiebern ließ, denn ein Besuch beim Friseur ist fĂŒr sie schließlich etwas ganz Neues gewesen:

Am Ende wurden die lĂ€ngeren und kĂŒrzeren Kopfhaare angeglichen (die neuen Haare sind derzeit nur halb so lang), der Nacken bekam den von ihr so geliebten Undercut und die MĂ€hne bzw. Unterwolle konnte auch mal wieder so richtig ausgedĂŒnnt werden:

Das Kind ist glĂŒcklich, d.h. das Ziel wurde erreicht. Was will man (als Eltern) mehr?!?

Zum Abschluss möchte ich noch ein paar Einblicke in unsere Trainings- und Übungseinheiten geben, auch wenn es bei Weitem nicht alle sind, die wir in den zehn Tagen so durchgefĂŒhrt haben. Ich stelle jedenfalls immer wieder fest, dass sich am Ende selbst die kleinsten Dinge auch nach wochenlangem Durchhalten auszahlen, so z.B. ihr Assistieren beim Anziehen. Es ist zwar immer noch rudimentĂ€r, aber allein schon die damit verbundenen GreifĂŒbungen mit der rechten und linken Hand helfen wiederum bei anderen Dingen, wo Koordination und Geschick gefragt sind.

Abgesehen davon, dass sie ihr FrĂŒhstĂŒcksbrötchen mittlerweile unbeaufsichtigt aufschneidet (sogar in unter 1 Minute!) und schmiert, schĂŒttet sie jetzt auch sehr viel sicherer FlĂŒssigkeiten ein …

.. öffnet Boxen und Schalen mit wachsendem Erfolg …

… und rollt sogar auf ihre eigene Art und Weise Socken zusammen (vor zwei Wochen noch ein absolutes No-Go!!!):

Carsten hat zudem mit diversen Utensilien experimentiert und innerhalb von zwei Tagen konnte sie mit beiden HĂ€nden gleichzeitig GolfbĂ€lle in Topfdeckeln balancieren – probiert es mal aus, ist gar nicht soooo einfach:

Wir haben ihr auch einmal das Briefeschreiben von Anfang bis Ende gezeigt: Verfassen, Umschlag, Briefmarke, Briefkasten … ist ja schließlich doch irgendwie alles Neuland fĂŒr sie gewesen:

Das Projekt „Schreiben von Druckbuchstaben“ konnte ebenfalls in dieser verlĂ€ngerten Woche abgeschlossen werden, da Carsten fast jeden Tag sehr geduldig mit ihr das gesamte ABC in Groß- und Kleinschreibung durchgegangen ist:

Klar, es sitzt noch bei Weitem nicht alles hundertprozentig und schnell ist sie dabei auch nicht, aber mit viel Übung und Schreiben wird sie das in den nĂ€chsten drei bis vier Wochen verinnerlicht haben. Wir bleiben dort jedenfalls ganz dolle am Ball und auch sie macht immer sehr gerne mit.

Hier vergleicht und korrigiert sie mit Carsten ihre 15 (!) im Pflegezentrum gelösten Sudokus:

Oder wÀhrend wir im Home-Office arbeiteten, hatte sie mal Lust auf Stadt-Land-Fluss:

Und genau das schĂ€tzen wir an unserer Familie und den gemeinsamen Stunden – wir lassen uns von Nichts und Niemanden unterkriegen!!!

„Tschakka, wir schaffen das!!!“

Ach ja, an diesem Wochenende haben ich mit ihr zum ersten Mal geknetet und sie hat echt Spaß dabei:

Auch hier setzte sie immer wieder ganz geschickt Rechti und Linki ein … am Ende stellte sie sich als Kugelrollmeisterin raus, wĂ€hrend ich eher WĂŒrste hinbekomme:

Ebenfalls ganz viel Spaß versprechen wir uns noch von dem am Wochenende gelieferten Liegeergometer bzw. Hometrainer mit Liegesitz statt hohem Sattel. Im Pflegezentrum liebt sie ihre Therapien mit dem Motomed-GerĂ€t und somit haben wir uns mal nach einem gĂŒnstigen Beintrainingsmodell ohne Motor umgeschaut. Der erste Versuch am Sonntag verlief schon mal recht vielversprechend:

 
Mal sehen, ob sie damit bei uns ebenfalls so viel Spaß entwickeln kann und vor allem einen Trainingsnutzen daraus zieht. Hier gilt wie so oft: drĂŒckt uns bitte die Daumen    đŸ™‚

So, nun aber Schluss … ich hoffe, es war nicht zu langweilig und man konnte noch alles gut bis hier durchlesen – sorry, aber es waren ja schließlich fast zwei Wochen zusammenzufassen.

Ich wĂŒnsche nun allen einen ruhigen und erfolgreichen Start in die Woche – bis zum nĂ€chsten Mal!



2022 08.
Jun

An dieser Stelle wollte ich eigentlich ein Pausenbild einfĂŒgen, doch die Fotoausbeute der letzten Tage hat leider kein schönes Passendes hervorgebracht. Aber andere schöne Fotos habe ich gefunden, die hier als wĂŒrdige Platzhalter durchgehen sollen.

Stephanie ist aufgrund des Pfingstmontags und der ersten Woche im Juni (= Heimatwoche) schon seit dem 3.6. bei uns in Wentorf und bleibt jetzt noch bis zum kommenden Sonntag (12.6.) hier. Aber weil wir uns neben dem Arbeitsleben im Home-Office sooooooo viel mit ihr beschĂ€ftigen und eigentlich auch bei fast jedem schönen Wetter nach draußen gehen, bleibt mir in diesen Tagen einfach leider keine Zeit, einen Blogeintrag darĂŒber zu verfassen – sorry. Doch die Berichterstattung wird natĂŒrlich in der nĂ€chsten Woche nachgeholt, versprochen!!!

Hier aber schon mal ein paar Impressionen unserer gemeinsamen Zeit:

Wir unternehmen viel …

… begeben uns auch mal Aug‘ in Aug‘ sowie in den Dialog mit einem großen Walross …

… fĂŒttern …

… und futtern:

So, das Kind ruft schon wieder … bis nĂ€chste Woche.

Kleiner Spoiler: diese Bilder sind im Hamburger Park Planten un Blomen, im Tierpark Hagenbeck, in der S21 nach Hamburg Hbf und auf der Reeperbahn bei „Five Guys“ entstanden.



2022 24.
Mai

Diese Woche mit Stephanie war ehrlich gesagt sehr kurzweilig, was sich auch in der diesmaligen Fotoausbeute zeigen wird. Am Dienstagsbesuch haben wir hauptsĂ€chlich bei herrlichstem Wetter gequatscht und mitgebrachte Brötchen gefuttert – fĂŒrs Kind natĂŒrlich u.a. mit Mett. Der Freitag wurde aufgrund einer Wetterwarnung ganz kurzfristig abgeĂ€ndert, sodass Carsten schon am frĂŒhen Nachmittag alleine nach LĂŒneburg gefahren ist (ich musste noch bis 17:00 arbeiten), Stephanie abgeholt hat und somit noch vor dem angekĂŒndigten Unwetter heil und trocken mit Kind, Auto und AnhĂ€nger zurĂŒck in der Tiefgarage war. Den Wochen(end)einkauf erledigten wir dann eben in unserem kleinen Rewe um die Ecke statt im großen LĂŒneburger Kaufland. Doch zuvor konnten wir an einer HĂ€hnchenbude noch ein paar (halbe) Broiler ergattern und haben diese in der Residencia OLCA verdrĂŒckt.

Was daran nun besonders ist und deshalb hier ErwĂ€hnung findet? Stephanie hat ihre beiden HĂ€nde dabei so geschickt eingesetzt, dass sie die knusprige Haut und das gesamte Fleisch komplett ohne Hilfe rupfen, zupfen und vom Knochen trennen konnte. Das hatten wir ehrlich gesagt so ĂŒberhaupt nicht erwartet, weshalb die Freude darĂŒber am Ende natĂŒrlich umso grĂ¶ĂŸer ausfiel. Sogar das Kind konnte seinen Stolz nicht ganz verbergen …

Und auch beim EinschĂŒtten von FlĂŒssigkeiten bewies sie bei beiden FrĂŒhstĂŒckszeiten sehr viel Geschick und profitierte von ihrer guten LernfĂ€higkeit. Carsten hat diesmal eigentlich neben mĂŒndlichen Tipps nur noch ein wenig beim Heben des Arms nachhelfen mĂŒssen:

In den nĂ€chsten paar Wochen werden somit sicherlich noch manche Baustellen ĂŒberwunden sein und wir können mit neuem Mut an weitere Dinge, Trainings und Herausforderungen rangehen. Eines davon wird definitiv das Schreiben des Alphabets sein, denn sie beherrscht die großen Druckbuchstaben schon recht gut, mit den LogopĂ€dinnen hat sie nun die kleinen Druckbuchstaben angefangen und demnĂ€chst reizt sie mit Sicherheit auch das Erlernen der Schreibschrift. Die Zahlen sind dank ihrer Sudoku-Sucht schon durch und benötigen eigentlich nur noch etwas Feinschliff bei der Schönschreibung.

FĂŒr diese Woche bekam sie von Carsten einen Fragebogen zum Thema „Sommer“, wo sie zu jedem Buchstaben etwas aufschreiben sollte:

Ihr seht dabei hoffentlich das Gleiche wir wir: abgesehen von manch schrĂ€ger Schreibweise (Buchstaben sind keine Dominosteine!) stimmt die Rechtschreibung aber hundertprozentig und auch ihren Humor hat sie gleich mal darin mit einfließen lassen („Klasse 4b“ & „keine Lust“). FĂŒr die laufende Woche bekam sie von ihm eine DinA4-Seite „Stadt-Land-Fluß-Tier-Beruf-Essen“ mit 12 zufĂ€llig ausgewĂ€hlten Buchstaben (Er: „A“ … Sie: „Stopp!“), die sie schon gestern mit großem Eifer ausgefĂŒllt hat – morgen wissen wir dazu mehr.

Ja morgen, denn wir haben sie heute (DI) nicht besucht, holen sie dafĂŒr aber aufgrund des Feiertages (DO) schon am Mittwoch ab und sie bleibt bis Sonntag in Wentorf. Anfang Juni werden es ebenfalls wieder mal viele Tage am StĂŒck bei uns werden, denn Pfingsten sowie die geplante Besuchswoche am Monatsanfang stehen an …

Hoffentlich können wir dann auch wieder mal ein paar grĂ¶ĂŸere AusflĂŒge machen, denn bei dem derzeit recht unbestĂ€ndigen Wetter (einen Rolli deckt man ja nicht so schnell ab und ein ĂŒber Stunden nasses Kind ist sicherlich ebenfalls nicht gut gelaunt) beschrĂ€nkten wir uns in letzter Zeit leider nur auf SpaziergĂ€nge in der nĂ€heren Umgebung.

Carsten ist z.B. am Samstagnachmittag mit ihr in den Wald gegangen, wo die Wege eigentlich recht gut ausgebaut sind …

… doch nach einer falscher Entscheidung bezĂŒglich des RĂŒckwegs wurde es auch schnell mal etwas „offroad“:

Egal, Stephanie fand die Stunde ganz toll und Carsten war am Ende nass geschwitzt    đŸ˜‰    tja, 88 plus ca. 40 Kilo mĂŒssen eben ganz alleine durch ihn rauf- und runterbewegt werden     :verrueckt:

Da es eigentlich nicht mehr Interessantes von der letzten Woche zu berichten gibt, wĂŒrde ich diesen Blogeintrag gerne mal mit einer Zusammenfassung und erneut einem großen Dankeschön an euch alle, an die Familie und natĂŒrlich auch an das Kind beenden.

Denn ich staune immer und immer wieder darĂŒber, dass so viele Menschen Stephanies Schicksal und ihre Entwicklung nach wie vor mit Spannung verfolgen und uns allen mit ihren Worten und WĂŒnschen unglaublich viel UnterstĂŒtzung geben! Ich freue mich auch immer darĂŒber, dass Stephanies Freunde ihr treu geblieben sind und immer wieder einige Stunden Fahrt auf sich nehmen, um sie zu besuchen – das ist wirklich nicht selbstverstĂ€ndlich und ich bin jedem von ihnen dankbar dafĂŒr, dass sie immer fĂŒr unsere Kleine da waren und immer noch sind. Denn ihr jetziger, alltĂ€gliche Umgang ist meist nur noch zu etwas Ă€lterem Semestern – also eher so Carstens und meine Altersklasse. Um so schöner ist es fĂŒr sie, sich mit Leuten in ihrem Alter ĂŒber Messenger oder Vis-a-Vis ĂŒber Gott und die Welt austauschen zu können. Und sie nutzt tatsĂ€chlich alle verfĂŒgbaren Mittel, um mit ihren Freunden und auch weiter weg lebenden Familienmitgliedern im Kontakt zu bleiben. In diesem Sinne ein Lob auch an all die Messengerdienste, die dies ĂŒberhaupt ermöglichen   đŸ˜‰
Ich finde es wirklich unglaublich faszinierend zu sehen, wie schnell Stephanie lernt und wie sie bestĂ€ndig in kleinen Schritten immer mehr die SelbstĂ€ndigkeit zurĂŒckerobert. Und ich freue mich ĂŒber jede Stufe, die sie auf diesem Weg zum fĂŒr uns allen eigentlich selbstverstĂ€ndlichen Alltag erklimmt. Es ist ein recht langer Weg, aber ein Teil davon liegt bereits hinter Stephanie und nicht mehr vor ihr.

Mach ruhig weiter so, meine Kleene!!!



2022 11.
Apr

Wenn das Wetter von heute sich so gut weiterentwickelt, werden wir das nĂ€chste und lange (Oster-)Wochenende wohl endlich mal wieder rausgehen bzw. auf Achse sein können. WĂ€hrend des letzten Sams- und Sonntags spielte sich erneut alles nur in der Wohnung ab, aber wer uns kennt, weiß, dass wir auch hier durchaus unseren Spaß haben können …

Das Freitagsritual bleibt natĂŒrlich immer gleich: nachmittags im Pflegezentrum abholen, kurze Fahrt zum LĂŒneburger Kaufland, Abendessen draußen an der WĂŒrschtlbude (wenn das Wetter stimmt und es nicht zu kalt ist) oder drinnen beim BĂ€cker oder Asiaten …

…, ein fast einstĂŒndiger Wochen(end)einkauf, RĂŒckfahrt nach Wentorf und abschließend das Auspacken sowie Verstauen des Beutezuges – zack, da ist es auch schon 21 Uhr oder spĂ€ter. Also versacken wir danach gerne den Rest des Abends zappend auf dem Sofa und wenn wir es konditionstechnisch sogar schaffen sollten, gucken wir uns noch die „Heute-Show“ mit Oliver Welke live an.

FĂŒr den Rest des Wochenendes wird improvisiert. Stephanie fand vor ein paar Tagen im Pflegezentrum sehr großen Gefallen am Bingospiel, sodass sie sich das Equipment kurzerhand fĂŒrs Wochenende ausgeliehen hat. Also haben auch wir einmal die Kugeln krĂ€ftig rollen und das Auge geschwind ĂŒber unsere zwei ZahlenkĂ€rtchen schweifen lassen:

Mit diesem Song im Ohr und stĂ€ndig auf den Lippen („Popcorn“ von Hot Butter) spielten wir zweimal Best-of-Seven (wer hat die meisten Bingos nach insgesamt sieben StĂŒck) und ich schaffte beim ersten Durchgang in einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit Stephanie den Sieg …

… und beim zweiten kĂ€mpften wir verzweifelt gegen Carsten, der sogar unverschĂ€mt viele Zahlen auf seinen KĂ€rtchen „ankreuzen“ konnte:

Aber es hat unheimlich viel Spaß gemacht und wir haben am Ende sicherlich keine dauerhaften SchĂ€den zurĂŒckbehalten … dĂŒpp dĂŒpp dĂŒddĂŒp dĂŒpp dĂŒddĂŒ, dĂŒpp dĂŒpp dĂŒddĂŒp dĂŒpp dĂŒddĂŒ    😉

„Oder was sagst du dazu, mein Kind?“

Paßt!!!

Auch ĂŒber diese zwei Neuerungen haben wir uns im Laufe des Wochenendes sehr gefreut:

1.) Stephanie wurde einmal aufgefordert, beim Tippen auf der Tastatur auch den linken Zeigefinger fĂŒr die Buchstaben mit einzusetzen und nicht nur fĂŒr das DrĂŒcken der SHIFT-Taste. Was soll ich sagen, nach ein wenig Eingewöhnung klappte es ganz toll und ihre erste Reaktion war „Oh, damit geht das Tippen ja sogar noch schneller.“ … Win-Win!!!

2.) Nachdem sie an mehreren Tagen gezeigt hat, dass sie schon ganz alleine eine halbe Avocado perfekt auslöffeln kann, sollte sie dies auch mal mit ihrem FrĂŒhstĂŒcksei versuchen – ebenfalls mit großem Erfolg!!!

Damit wĂ€re ein weiterer Schritt in die UnabhĂ€ngigkeit getan und ich warte echt sehnsĂŒchtig auf den Tag, an dem sie ihr FrĂŒhstĂŒck von Anfang bis Ende komplett alleine bewĂ€ltigen kann. Es kommt derzeit immer mehr dazu und viel fehlt nun wirklich nicht mehr …

Apropos Fortschritte: ab und an möchte sie den Vergleich zu frĂŒher sehen und wir gucken uns dann alte Videos an. Diesen Samstag z.B. Beweise davon, wie sie anfangs Mensch-Ă€rgere-dich-nicht gespielt hat – wir haben ihr beim Ziehen des PĂŒppchens jedes einzelne Feld zum AnzĂ€hlen zeigen mĂŒssen und auch beim WĂŒrfeln ging noch so einiges schief.

Nach so einem direkten Vergleich ist sie wieder etwas beruhigter und kann ihren Erfolg viel besser genießen. Denn selbst stellt sie das Erreichte eben nicht so fest, da sie im Hinterkopf auch immer noch die Erinnerung hat, dass sie es ja mal schon konnte. Am Gedanken ĂŒber das Wie und Womit scheitert es generell nicht, sondern nur am Befehligen ihrer Muskeln und Körperteile.

Besonders deutlich wird das derzeit beim Schreiben und Lesen. Sie kann perfekt lesen, sie kennt alle Buchstaben und sie tippt mittlerweile sogar schon richtig lange Texte auf der Tastatur. Auch das Halten eines Stiftes und das Ziehen einer geraden und geschwungenen Linie funktioniert getrennt betrachtet recht gut … aber all das zu einem handgeschriebenen Buchstaben zu kombinieren, vermag sie einfach noch nicht. Was bei ihr dafĂŒr trainiert werden muss, nennt man Graphomotorik und diese Baustelle wollen wir die nĂ€chsten Tage intensiver angehen.

Mal sehen, ob wir das am verlĂ€ngerten Oster-Wochenende etwas mehr erreichen können und am Ende sogar schon die ersten Erfolge erzielen – drĂŒckt uns bitte die Daumen dafĂŒr!

Klar, es können sicherlich keine Übungseinheiten in SchulstundenlĂ€nge sein, aber in kleineren HĂ€ppchen und mit der ein oder anderen Ablenkung, wie z.B. dem Helfen in der KĂŒche …

… oder mit einem Feinmotorik fördernden Spiel (mittels des roten Magnetstabs werden die farbigen Kugeln durch das Labyrinth an die jeweilen Sammelstellen bugsiert) …

… könnte ein kleiner Erfolg am Montagabend, wenn wir sie wieder zurĂŒck ins Pflegezentrum bringen, sicherlich schon erkennbar sein. Wir lassen uns mal ĂŒberraschen …



2022 07.
Apr

Da wetterbedingt an diesem Wochenende keine AusflĂŒge stattgefunden haben, können wir mal wieder gemeinsam einen Blick auf Stephanies Entwicklungen der letzten Wochen werfen. Auch die Anzahl der Fotos ist diesmal mit 17 StĂŒck eher moderat, oder?    😉

Am (Besuchs-)Dienstag haben wir ihre Fotowand weiter vervollstĂ€ndigt …

… und das Kind ist damit nun mehr als glĂŒcklich:

Es gibt sogar echt Zeiten, wo sie in ihrem Rollstuhl eben nicht in Richtung des Fernsehers gedreht werden möchte, sondern lieber mit Blick aufs Fenster oder auf ihre Fotos, die sie sich auch weiterhin mit wachsender Begeisterung anschaut. Das ist ein weiterer Beweis dafĂŒr, dass Stephanie meine Tochter ist – diese Fotoliebe hat sie definitiv von mir geerbt    🙂

Neben unserem gemeinsamen Abendessen – diesmal mit Leckereien vom BĂ€cker auf dem Weg nach LĂŒneburg – …

… und damit auch der Befriedigung ihrer großen Leidenschaft fĂŒr Mettbrötchen …

… gaben wir ihr eine erste EinfĂŒhrung zum neu gekauften 5-Tasten-Handy:

Wir konnten dabei schon erste Telefonate tĂ€tigen und somit gemeinsam die wenigen und mit unseren Handyrufnummern programmierten Tasten testen, aber fĂŒr eine eigenstĂ€ndige Nutzung hat es letztendlich doch noch nicht ganz gereicht. Das Gezeigte musste jetzt erst einmal ein wenig sacken und am Wochenende wurden auch noch ein paar Übungseinheiten fĂ€llig.

Aber sie fand die Idee ganz toll, da sie uns nun immer dann erreichen kann, wenn ihr danach ist. Vielleicht nutzen wir es zukĂŒnftig mal tĂ€glich fĂŒr einem abendlichen Schwatz inklusive ErzĂ€hlung, was jeder von uns so gemacht hat, sodass sie am Besuchstag und am Wochenende nicht immer gleich ĂŒber mehrere Tage nachdenken und referieren muss. Mal sehen, was am Ende möglich ist. Viel verkehrt kann sie damit jedenfalls nicht machen …

Aber ich versprach ja Ausblicke ĂŒber ihre (Weiter-)Entwicklungen. FĂŒr uns gehört dazu auf alle FĂ€lle ihr Umgang mit dem Wortquiz „Wordle„. Klar, bei besonders schweren Kombinationen oder von ihr unglĂŒcklich gewĂ€hlten Lösungsversuchen schafft sie es nicht immer innerhalb der sechs Möglichkeiten, aber sie bleibt generell bis zum Ende dran, ĂŒberlegt grĂ¶ĂŸtenteils sogar recht strategisch und schafft es somit auch immer öfter zu lösen. Am Freitag wollte sie nach dem Wochen(end)einkauf unbedingt noch „wördeln“ und mit dem letzten Versuch bekam sie ZWERG raus. Am Sonntagmorgen gelang ihr sogar dies:

Damit war sie echt schneller als wir beide (Carsten mit 4, ich mit 5 Versuchen) und natĂŒrlich megastolz auf sich – zu Recht!!! Sie geht mittlerweile immer mehr mit Strategie an Dinge ran und merkt sich am Ende sogar diese Wege. Im Vergleich zu vor einem halben Jahr definitiv eine deutliche Verbesserung.

Auch am FrĂŒhstĂŒckstisch erlangt sie weiterhin eine gute Routine fĂŒr ihre eigenen AblĂ€ufe. Ihre Kaffeezubereitung mĂŒssen wir nur noch wenig unterstĂŒtzen, denn sie schraubt das Glas mit dem löslichen Kaffeepulver selbststĂ€ndig auf, fĂŒllt alles ganz alleine in ihre Tasse und verschließt es hinterher auch wieder.

Ich gebe ihr noch 2-3 Monate und sie schneidet ihr Brötchen dann mit Sicherheit gĂ€nzlich ohne Hilfe auf – Carsten hilft ihr derzeit noch beim Drehen in der linken Hand und beim geraden Durchschneiden in zwei HĂ€lften. Schmieren und Essen geht ja schon seit Wochen völlig selbststĂ€ndig. Eine neue Herausforderung wird danach sicherlich das FrĂŒhstĂŒcksei, auf das sie an den Wochenenden in Wentorf nicht verzichten möchte, denn das Köpfen und Auslöffeln ist fĂŒr sie bestimmt die nĂ€chste richtig große Herausforderung. Hierbei darf schließlich nix schiefgehen und die Eierschale ist zudem empfindlicher als all das, was bei ihren bisherigen AblĂ€ufen so zum Einsatz kommt.

Apropos Einsatz: an diesem Wochenende konnten wir mit Stephanie zum ersten Mal den neuen Transportrollstuhl (rechts im Bild) …

… und den Badewannenlifter ausprobieren. Mit diesem Rolli passt sie endlich auch durch schmalere TĂŒren, wie z.B. die von unserem Bad, und durch den „Sitzfahrstuhl“ haben wir nun eine Möglichkeit, sie wieder aus der Wanne heraus zu bekommen – rein wĂ€re bislang das kleinste unserer Probleme gewesen    😉

Dieses Gesicht spricht BĂ€nde … „Und, wie fandest du das Baden und Haare waschen?“


[keine Angst, das Kind hat dieses Foto fĂŒr den Blog selbst freigegeben!]

Da aber nicht nur Stephanie bei uns etwas lernen soll, sondern auch unser Gast aus der Ukraine, kombinierte Carsten gleich mal mehrere Übungseinheiten:

Er zeigte auf eine Sache im Wimmelbuch, Stephanie musste das Bild erkennen und das deutsche Wort fĂŒr Sveta laut und verstĂ€ndlich mit dazugehörigem Artikel aussprechen. Und zwar so: „Katze … die Katze“, „Haus … das Haus“ oder „Baum … der Baum“. Umgangssprachliche „Vernuschelungen“ waren hierbei nicht erlaubt – also kein „Eima“, „Leita“ oder „Tafl“. Sveta hat sich jedes Wort inklusive Artikel notiert und dabei durch mich die Übersetzung ins Russische bestĂ€tigen lassen – was wiederum Stephanie aufschnappte und sich somit zum Teil auch noch an ihren eigenen russischen Wortschatz von damals erinnern konnte. Die drei haben ĂŒber eine Stunde damit zugebracht und wenigstens zwei Personen konnten dabei viel ĂŒben und lernen: Stephanie das Erkennen von Bildern und ihre deutliche Aussprache sowie Sveta mehr deutsche Wörter. Carsten wird sich sicherlich nicht sehr viele der russischen Begriffe gemerkt haben, was ich aber auch nicht erwarte. Er versteht eh schon jetzt viel zu viel, wenn Sveta und ich ĂŒber ihn lĂ€stern    😉

Samstagabend haben wir fast zwei Stunden lang zu viert Mensch-Ă€rger-dich-nicht gespielt und erneut konnte Stephanie uns ĂŒberraschen. Sie baute das Spielfeld ganz ohne Hilfe und Anweisung auf …

… wĂŒrfelte, als hĂ€tte sie das schon 1000. Male gemacht und selbst beim Ziehen des Spielsteins brauchte sie anfangs nur noch etwas UnterstĂŒtzung.

Allerdings haben wir an dem Abend auch sehr deutlich sehen können, wie Stephanies Konzentration so ab 45 Minuten kontinuierlich abnahm. Sie versuchte dann immer mehr mit dem Spielstein in die falsche Richtung zu gehen, ließ beim AbzĂ€hlen gerne mal ein Feld aus und vor allem suchte sie vor dem Ziehen immer lĂ€nger nach dem Pin in ihrer Farbe.

Stephanie erreichte mit GrĂŒn nach ca. 1 Stunde und 15 Minuten das Spielziel (lĂ€nger hĂ€tte sie sicherlich auch nicht mehr durchgehalten) und ich mit Gelb nur ca. 10 Minuten spĂ€ter (Hurra!!!), sodass danach noch Carsten mit Blau und Sveta mit Rot umherziehen mussten – diese VerhĂ€ltnisse sprechen BĂ€nde:

Arme Sveta … oder doch nicht? Sie erwischte Carstens Pin dann doch noch kurz vor seinem Stall und startete ab da eine unvergleichliche Aufholjagd. Da er jetzt nur noch 1er, 2er und 3er wĂŒrfelte, konnte sie nach und nach ihre PĂŒppchen in den Stall bringen und „lochte“ am Ende ganz dekadent mit einer 6 und einer 3 ein. Carsten war zu dem Zeitpunkt mit seinem Blauen gerade mal am Haus von GrĂŒn vorbeigezogen – was haben wir alle gelacht und gescherzt. Sprachenwirrwarr hin oder her! Ein toller Abend!!!

Das Nachlassen der Konzentration bei Stephanie zeigte sich auch am Sonntagvormittag ganz deutlich, als sie sich an einem Spiel der Maus-App versuchte, bei der sie RohrstĂŒcke verbinden und eine komplette Leitung mit einer vorgegebenen Anzahl an Teilen verlegen muss.

Nachdem das Spiel fĂŒr sie vor Wochen noch eine schier unlösbare Aufgabe darstellte (Carsten agierte zwischenzeitlich sogar schon mit zurechtgeschnittenen Knickstrohhalmen, um die jeweiligen RohrstĂŒcke zu simulieren), konnte er am Samstag gemeinsam mit ihr bis Level 12 lösen. Am nĂ€chsten Tag sollte sie alleine ganz von vorne anfangen und schlug sich anfangs auch richtig gut – endlich hatte sie das Prinzip verstanden. Ab Level 5 fiel ihr das Kombinieren schon schwerer (so nach ca. 30 min) und sie benötigte ab da wieder immer mehr seine UnterstĂŒtzung. Bei Level 8 bzw. nach 1 Stunde war aber komplett die Luft bei ihr raus und wir suchten lieber eine andere Aufgabe fĂŒr das Kind. Sie durfte mir dann kurzerhand in der KĂŒche helfen und ihren Akku beim Zuckerschotenschnibbeln aufladen.

Doch wir sehen hierbei vor allem das Positive: Stephanie kann bis zu 30 min auf Hochtouren laufen und schafft es trotzdem noch darĂŒber hinaus, sich wenigstens etwas auf die gestellte Aufgabe oder Übung zu konzentrieren. Und sie verliert danach auch nicht immer die Erinnerung ans Erlernte, sondern kann schnell wieder daran anknĂŒpfen … meist reicht sogar schon nur einmal drĂŒber zu schlafen. Wir haben schon so oft Übungen und Lernphasen abgebrochen, weil Stephanie auch nach dem 10. ErklĂ€rungsversuch keinen Zugang dazu fand, doch am nĂ€chsten Tag oder etwas spĂ€ter reichte ein einziges kleines Auffrischen und sie kam dann damit schon im Ansatz zurecht. Da wĂ€re ja wieder unser Credo: Schrittchen fĂŒr Schrittchen.

So war es auch bei der Übergabe ihrer neuen Fernbedienung, mit der sie sowohl den Fernseher als auch das Radio steuern kann. Wir brachten sie Sonntagabend ins Pflegezentrum, nagelten die in der Woche gelieferten Wanduhren an die dafĂŒr vorgesehen Stellen, ĂŒbten noch einmal kurz mit dem 5-Tasten-Handy und dann zeigte Carsten ihr ausfĂŒhrlich das neue „Werkzeug“.

Als wir gingen, lag sie schon im Bett (durch uns, da wir es auch ohne Lifter können) und versuchte mit der Fernbedienung klarzukommen …

… doch allzu viele Hoffnungen machten wir uns nicht. Zum GlĂŒck hĂ€tte sie bis Dienstag ja noch die alte Bedienung als Backup zur VerfĂŒgung. Aber weit gefehlt, denn sie sagte uns schon am ĂŒbernĂ€chsten Tag, dass sie es nach anfĂ€nglichen Schwierigkeiten doch noch hinbekommen hat. Und wann sagte sie uns das? Nicht nachmittags wĂ€hrend unseres Besuches, sondern schon am Dienstagvormittag per Handy!!!!!!!!!!!!    😉

Sie ist und bleibt unser ĂŒberdimensionales Überraschungs-Ei … und da steckt sicherlich noch enorm viel mehr drin, als nur Spiel, Spaß und Spannung. Wir halten durch, ihr auch?    😉



2022 20.
Feb

Es gibt eine wiederkehrende TĂ€tigkeit in meinem Leben, die ich am Jahresbeginn aber stets sehr gerne ausfĂŒhre, da es eine Ă€ußerst herzerwĂ€rmende Pflicht ist: meine Erinnerungskiste ausleeren:

An diesem Tag werden nĂ€mlich die im Vorjahr gesammelten Dinge aus meiner Jahreskiste herausgeholt und zusammen mit Carsten gehe ich die ErinnerungsstĂŒcke durch. FĂŒr mich heißt das, noch einmal in den Erinnerungen des letzten Jahres schwelgen und dann am Ende Platz fĂŒr Neues schaffen.

In diesem Jahr ist es allerdings etwas sehr viel spĂ€ter geworden als sonst. Zum einen sind die Wochenenden mit Stephanie in der Residencia OLCA immer Ă€ußerst gut ausgefĂŒllt, zum anderen habe ich bis vor kurzem noch keine erinnerungswerten StĂŒcke fĂŒr 2022 in die Hand bekommen, die den Platz in der Kiste fĂŒr sich beansprucht hĂ€tten – wir kommen derzeit ja nicht so viel raus oder erleben was    😉

So etwas Ă€hnliches dachten wir im Vorfeld natĂŒrlich auch ĂŒber 2021, doch nun, wo die Kiste leer ist, muss ich gestehen, dass wir ganz schön gestaunt haben, wie viel sie am Ende beinhaltete!

Vor allem waren wir ĂŒber die Menge der Kassenbons von McDonalds sehr ĂŒberrascht. Aber es lĂ€sst uns natĂŒrlich erahnen, dass unsere Corona-Pfunde nicht von ungefĂ€hr kommen    😉
Nee, es gab insbesondere zwei GrĂŒnde fĂŒr die hĂ€ufigeren Besuche bei der bekannten Fast-Food-Kette.

Grund Nummer 1: Wir haben Anfang des Jahres eine Idee von Stephanies LogopĂ€din aufgegriffen, dass unser Kind mit Offerten von Pommes, Shakes und anderem Gedöns im wahrsten Sinne des Wortes endlich ihren Mund öffnet und man dann mit den SprachĂŒbungen beginnen könne. Es hat erst nach einer gewissen Zeit zum gewĂŒnschten Ergebnis gefĂŒhrt – ihr erinnert euch sicher, dass diese Phase ein Weilchen gedauert hat    😉

Grund Nummer 2: Durch die langanhaltenden Corona-EinschrĂ€nkungen insbesondere im Gastrobereich hatten wir echt wenig Optionen fĂŒr ein Essen außer Haus. Da wir keine Freunde von Lieferdiensten sind, bedienten wir uns eben dort etwas öfters, wo die Maßnahmen am einfachsten zu handhaben waren und zusĂ€tzlich auch noch ein Drive-Thru (zu Deutsch: Drive-In) noch mehr möglich macht    🙂

Immer wenn die Corona-Situation es zwischendurch erlaubte, schlemmten wir aber auch mal im „Block House“ (Steaks) oder in der „Burger Lounge“ (Burger), besuchten mehrmals „Die Kleine Pause“ in Hohenhorn (Croques) und lernten das außergewöhnliche Bestellsystem bei „Five Guys“ (Burger) kennen. Im indischen Restaurant „Namaste“ in Geesthacht haben Carsten und ich nach der ersten Lockdown-Lockerung zunĂ€chst allein gegessen und es hat uns da so gut geschmeckt und gefallen, dass wir Andrea und Karl bei ihrem nĂ€chsten Besuch auch dorthin mitgenommen haben. Und selbst KFC war dieses Jahr mit dabei, da wir den nach unserem AnhĂ€ngerkauf auf dem RĂŒckweg von Bielefeld gesehen haben. Ihr kennt uns: Essen nimmt in unserem Leben einen sehr großen Stellenwert ein …    😉

Neben all den Restaurantbons haben wir in dem Zettelhaufen aber auch verschiedene Beweise darĂŒber gefunden, dass Carsten und ich es in 2021 tatsĂ€chlich ein paar Male bis an die KĂŒste geschafft haben – davon zeugen Übernachtungs- und Restaurantbelege aus Cuxhaven, BĂŒsum, Kalifornien an der Ostsee und das Parkticket fĂŒr unseren Tagestrip mit Andrea nach Grömitz . Das waren wirklich tolle AusflĂŒge!

Gern erinnerte ich mich auch an einige Besuche in Naturparks ganz in unserer NĂ€he: Weltvogelpark Walsrode, Wildpark LĂŒneburger Heide und Serengeti Park. Wenn man also schon nicht in die Ferne reisen konnte, so hat man durch die Artenvielfalt und Exotic wenigstens einen Hauch der großen, weiten Welt genießen können.

Sehr viele Erinnerungen aus der Kiste hĂ€ngen natĂŒrlich eng verbunden mit Stephanies Aufenthalt in der Rehaklinik Geesthacht zusammen. Da haben wir z.B. einen Speiseplan von der Zeit, als sie endlich mit dem Essen angefangen hat, Notizen von ihren Therapeutinnen ĂŒber erste Fortschritte („9 Löffelspitzen gegessen!“) und auch unsere ersten Corona-Tests fĂŒr den Besuch bei ihr. Der Zettel mit dem Hinweis „Bitte auf Kanal 244 schalten“ hing wochenlang am Fernseher in Stephanies Zimmer, denn da lief ihr heißgeliebter Musiksender „Deluxe Music“ und sie wollte zu dem Zeitpunkt nichts anderes gucken – selbst SpongeBob Schwammkopf bzw. MTV konnte wollte sie nicht sehen!

Als Stephanie dann die Rehaklinik im August verlassen musste, haben sich sehr viele Menschen von ihr verabschiedet. Manche dabei gar mit einem persönlichen, kleinen Abschiedsbrief, wie eine ganz liebe Pflegerin, welche am Tag der Entlassung leider nicht in der Klinik sein konnte – auch dieser Brief liegt in dem Erinnerungshaufen.

Genauso wie Stephanies Armband von Klinikum LĂŒneburg, welches sie umgelegt bekam, als ihr dort die Magensonde bzw. PEG ambulant entfernt worden ist. Zu dem Zeitpunkt war sie schon im „Pflege- und Therapiezentrum Gut WienebĂŒttel“ und in der Kiste liegen aus den Monaten der erste Therapieplan mit den EintrĂ€gen fĂŒr unsere Besuche und wieder die ersten, fĂŒr einen Besuch obligatorischen Corona-Tests, die wir zum GlĂŒck bislang immer auf dem Marktplatz vor unserem Haus durchfĂŒhren lassen konnten und auch weiterhin können. Wenigstens bleibt uns hier eine zeitaufwendige Beschaffung erspart …

Ebenfalls mit dabei das Bild von Andrea und Karl, mit welchem sie und bekannt gegeben haben, dass wir in BĂ€lde Großeltern sein wĂŒrden. Auch wenn sich das am Ende nicht bewahrheitet hat, habe ich es aufbewahrt und die damit verknĂŒpften Erinnerungen sind leider sowohl freudig als auch tieftraurig …

Eine besonders herzerwĂ€rmende Erinnerung fĂŒr mich ist der Brief von Kai Pannen, welchen er zu seinem Buch „Rabatz in Wabe 13“ beigefĂŒgt hat. Ich habe Stephanie das Buch als Countdown vor ihren 25. Geburtstag vorgelesen und sie hat sich sehr gefreut und köstlich amĂŒsiert    🙂

Meine Geburtstage vergehen dafĂŒr inzwischen recht sang- und klanglos – selbst der 50. in 2020. Aber dass ich nun mehr als halbes Jahrhundert auf dem Buckel habe, merkte ich daran, dass ich einmal eine Stuhlprobe als Krebsvorsorge (wird ab 50 von der Krankenkasse bezahlt) abliefern durfte. Die dazugehörige Anleitung habe ich aufbewahrt, denn irgendwie war das Ganze eine ziemlich „spannende“ und zum GlĂŒck nicht alltĂ€gliche Angelegenheit    😉

Dass wir Ă€lter, gesitteter und in Wentorf sesshaft geworden sind, zeigt das Stempelbild mit einem Wombat. Wir haben uns bei Dekolando einen Adressstempel mit Carstens und neben BĂ€ren auch meinem Lieblingstier anfertigen lassen. Seitdem schreibe ich die Briefe an unsere Freunde mit noch mehr Freude als davor    😉

Es gibt in der Kiste von 2021 auch etwas zum Thema Carsten. Nachdem wir den Film „Der Professor“ mit Johnny Depp in der Hauptrolle gesehen haben, meinte meine OrangenhĂ€lfte, dass seine Haare, wenn sie lĂ€nger wĂ€ren, genau so aussehen wĂŒrden. Das haben wir dann auch gleich mal ausprobiert    🙂
Eine gewisse Ähnlichkeit konnte ich am Ende echt nicht abstreiten    😉
Aber in der heißen Sommerzeit durfte seine dichte MĂ€hne wieder geschoren werden … einen Teil davon habe ich in einem Briefumschlag in meiner Erinnerungskiste aufbewahrt.

Das war ĂŒbrigens nicht unser einziges Experiment als PĂ€rchen    🙂
Wir haben uns im vergangenen Jahr tatsĂ€chlich mal getraut, uns zu einem Schnupperkurs in einem benachbarten Golfclub anzumelden. Wir wollten das des Öfteren schon mal auf unseren Urlaubsreisen ausprobieren, aber in den USA, in Kanada und auch in Australien ergab sich dann leider keine Gelegenheit dazu. Ich habe an dem Tag endlich verstanden, was sich hinter solchen Begriffen wie „Putten“ oder „Driving Range“ verbirgt. Es hat uns zwar durchaus Spaß gemacht, aber um sich diesem Sport ernsthaft zu widmen, fehlt uns tatsĂ€chlich die Zeit und vor allem das Geld. Vielleicht spĂ€ter mal …
Doch die schick aussehende Pitchgabel ist auf jeden Fall ein schönes Andenken an diese Erfahrung.

Was mich beim Betrachten des Kisteninhalts etwas nachdenklich gemacht hat, war die Feststellung, dass wir im vergangenen Jahr keine einzige kulturelle Veranstaltung besuchten bzw. besuchen konnten. Das möchte ich, wenn Corona es wieder zulassen sollte, vielleicht in diesem Jahr wenigstens ein bisschen nachholen. Ob ich es tatsĂ€chlich geschafft habe, kann ich euch dann in einem Jahr berichten    😉



2022 26.
Jan

Auch das letzte Wochenende war wieder einmal voller schöner Stunden, mit großen Überraschungen und ganz tollen Erfolgen. Dieses Mal möchte ich den Einblick in unsere spaßige und verrĂŒckte Zeit in der Residencia OLCA mehr mit Fotos und sogar ein paar Videos geben.

Zuerst aber eine kleine Nachreiche zur letzte Woche, wo ich das mittlerweile obligatorische WĂŒrstchenessen vor dem Einkauf am Freitag zwar beschrieben habe, aber kein Bild anbieten konnte – das sei nun hiermit nachgeholt:

Stephanie wechselt gerne mal zwischen Bratwurst und Currywurst, wĂ€hrend mir am letzten Freitag dann doch mehr der Sinn nach einer Portion Pommes stand. Da wir hier auf dem Parkplatz keinen Kleidungsschutz (umgangssprachlich: SchlabberlĂ€tzchen) haben, wird das Kind von Carsten wie frĂŒher abwechselnd mit Pommes, WĂŒrstchen und Brötchen gefĂŒttert. Beim Abbeißen unterscheiden wir derzeit ganz genau zwischen „mit den ZĂ€hnen“ und „normal“ … je nachdem, ob die Lippen verschmieren könnten oder nicht    đŸ™‚

Schon im Auto auf der Fahrt nach Hause hat Stephanie uns ihre völlig neue Art des Klatschens prĂ€sentiert, welche sie bislang einfach nicht schaffte, da sie die linke Hand noch nicht so weit drehen konnte oder wollte. Zuvor bekundete sie ihren Beifall immer, indem sie mit der rechten InnenflĂ€che auf die linke AußenflĂ€che klatschte, aber nun hat sie (so ihre eigenen Worte) in den Muße- und Wartestunden den allgemein gĂŒltigen Weg geĂŒbt – einfach so, weil sie es endlich fĂŒr sich selbst wollte:

 
Ich bin ja sowas von gerĂŒhrt!!! Sie weiß noch immer, wie sie mich bei jedem Aufeinandertreffen ĂŒberraschen kann. So auch diesmal in Bezug aufs Ballspielen:

Carsten hat ihr zwei VolleybĂ€lle aufgepumpt und am Wochenende spielten wir damit mal so rum – ein bisschen Fangen …

… ein bisschen werfen …

… und schon am Sonntag war das hier möglich:

 
Ich weiß, es ist mit Sicherheit keine riesengroße Leistung fĂŒr eine 25-jĂ€hrige, aber wir haben noch ihre klĂ€glichen Versuche des Werfens um die Weihnachtszeit herum im Kopf … da ist das hier mit Sicherheit schon wieder ein meilenweiter Fortschritt!!!

Ich will mich ja nicht beklagen, aber so langsam werden uns die Wochenenden zu kurz, um alles weiter in Übung und am Laufen zu halten    đŸ˜‰    und sie mit den vielen Dingen zu beschĂ€ftigen, die sie jetzt immer besser kann.

Stephanie wird weiterhin, wo sie nur kann, beim Kochen und der Zubereitung mit einbezogen, wie z.B. am Samstag fĂŒr unsere „Pizza Quattro Stagioni a la OLCA“:

Ein Viertel mit Thunfisch & Zwiebeln, ein Viertel mit Salami, Kochschinken & Champignons, ein Viertel mit HĂ€hnchen, Lachsschinken & Creme Fraiche und ein Viertel mit Tomaten, Mozzarella & Rucola. Sie durfte dabei tatkrĂ€ftig die Champignons vierteln, den Kochschinken wĂŒrfeln, die HĂ€hnchenstĂŒcke kleinschneiden, alle Zutaten auf ihren Geschmack hin ĂŒberprĂŒfen und natĂŒrlich die Reste mit verdrĂŒcken …

… sowie am Ende natĂŒrlich auch das Endergebnis:

Ganz ehrlich, ich bin echt gespannt, wann sie das auf ihrem eigenen Teller selbst schneiden kann und somit dann auch diese Hilfe nicht mehr von uns nötig ist. OK, das wird sicherlich noch etwas dauern, aber ich schĂ€tze mal, dass sie es noch in diesem Jahr packen wird – kein Druck    đŸ˜‰

Nicht nur beim Kochen, sondern auch beim Backen beteiligt sie sich immer mit großer Freude und Geduld:

Sie nimmt das Ergebnis dann immer grĂ¶ĂŸtenteils fĂŒr die Bewohner und das Personal mit ins Pflegezentrum und bislang hat sich meines Wissens nach auch noch niemand darĂŒber beschwert    đŸ˜‰

WĂ€hrend der beiden FrĂŒhstĂŒcke und der Mittagessen hat Stephanie wieder ganz brav auf einem Stuhl gesessen und am Ende sogar jedes Mal 90 min ausgehalten – eine richtig stramme Leistung, vor allem, da wir das ja erst zum zweiten Mal ĂŒber ein gesamtes Wochenende verteilt durchfĂŒhren. Hier z.B. beim FrĂŒhstĂŒck …

… wo sie sich ebenfalls wieder mit ihrem Kaffee und dem Aufschneiden ihres Brötchens auseinandergesetzt hat. Vor allem schon recht erfolgreich!

Genau so zielstrebig und ehrgeizig ist sie beim Zusammenlegen der Socken (ok, das Rollen fehlt noch) …

… beim eigenstĂ€ndigen Verfassen und Tippen einer etwas lĂ€ngeren Dankes-Email an einen ehemaligen Geo-Kommilitonen …

… und beim Pellen von hartgekochten Eiern und beim AuseinanderpflĂŒcken und Aufessen eines Granatapfels:

Das muss man ihr lassen, sie hat die Ruhe weg und gibt nicht eher auf, bis die Sache erledigt ist!

 
Da an diesem Wochenende auch einmal das Wetter wieder gepasst hat, nutzten wir die Gunst der Stunde und drehten gediegen eine Runde um den Block:

Unterwegs bekam Stephanie sogar ein wenig zu lesen – vor allem von dem Plakat mit den heimischen Vogelarten war sie sehr angetan, da sie auf unseren Touren durch die Gegend eh mehr auf die gefiederten und fliegenden Freunde achtet, als auf andere Leute, Tiere oder Dinge:

Das soll es dann auch mit den Neuigkeiten und meinem Berichten gewesen sein … das nĂ€chste Wochenende ist ja auch schon wieder am Horizont erkennbar. Als heutiges Schlusswort verwende ich einfach mal ganz dreist den Zettel aus ihrem GlĂŒckskeks, den sie in der letzten Woche im Pflegezentrum bekommen hat – dem dort Geschriebenen kann ich nur voll und ganz zustimmen … vor allem in unseren!!!



2022 12.
Jan

Hmmm, wie fasst man ganze 18 (genau genommen sogar 19) Tage am StĂŒck in einem Blogeintrag zusammen, ohne dass man am Ende doch viel zu sehr ausschweift und es selbst mit einer sehr kleinen Auswahl aus unseren insgesamt 1616 Fotos und 198 Videos nicht zu einem Roman wird? Ich versuche es mal nur aus meiner persönlichen Perspektive … schon jetzt bitte ich euch um Entschuldigung, sollte ich mein Vorhaben nicht einhalten können    đŸ˜‰

Diese Tage waren einfach wundervoll!!! Klar, irgendwie agierten Carsten und ich recht selten selbstbestimmt, aber obwohl wir unser Tun und Handeln ganz auf Stephanie (22.12. bis 9.1.) sowie auf Andrea & Karl aus Österreich (28.12. bis 6.1.) ausrichteten, hatten wir dennoch jederzeit unseren Spaß und sehr große Freude – jede Minute.

Nur unsere leidliche To-Do-Liste konnte in dieser Zeit Ă€ußerst rudimentĂ€r abgearbeitet werden und es kamen am Ende sogar noch sehr viel mehr Aufgaben hinzu, die wir derzeit immer noch StĂŒck fĂŒr StĂŒck erledigen. So z.B. eben auch diesen verspĂ€teten Blogeintrag    đŸ˜‰

Aber egal was sich jetzt dadurch angesammelt hat, es war einfach insgesamt eine wunderschöne und unvergessliche Zeit zu dritt bzw. zu fĂŒnft. Da das Wetter nicht immer ganz mitgespielt hat und es entweder viel zu kalt oder zu regnerisch war …

… verließen wir die Residencia OLCA entweder gar nicht oder nur fĂŒr einen kurzen Moment. Einzig einen großen Ausflug zum Willkomm Höft (westlich von Hamburg, ca. 1,5 Stunden von uns mit dem Auto entfernt) konnten wir als Familie gemeinsam unternehmen:

An dem Tag hatten wir aber auch ein so unverschĂ€mtes GlĂŒck, was das Wetter (es regnete erst wieder, als wir alle im Auto saßen) und auch die vorbeifahrenden Schiffe (wir haben bei frĂŒheren Besuchen auch schon mal 45 min bis zum nĂ€chsten warten mĂŒssen) anging. Vor allem dĂŒrfen wir nicht die fantastische Hundebegegnung vergessen, die Stephanie irgendwie als ihr ganz ganz großes Highlight der fast drei Wochen in Erinnerung behalten hat:

Als die Besitzer uns fragten, ob sie ihren gerade mal 6 Wochen alten Malamut an Stephanie ranfĂŒhren dĂŒrften, um ihn an alle möglichen Dinge (also auch einen Rollstuhl) zu gewöhnen, haben sie auch unserem Kind ganz große Freude bereitet. Denn sehr oft denkt sie genau an diese tierische Begegnung zurĂŒck!

NatĂŒrlich darf man den eigentlichen Anlass fĂŒr diese OLCA-FamilienzusammenfĂŒhrung nicht unerwĂ€hnt lassen: Weihnachten und Neujahr. Zwar haben wir unseren Heiligabend aufgrund der NachzĂŒgler aus Österreich erst am 29.12. durchfĂŒhren können …

… doch die traditionelle Speise Kartoffelsalat mit WĂŒrstchen und die Zeit des OLCA-typischen Auspackens ĂŒber fast 3 Stunden ließen wir uns auf keinen Fall dadurch nehmen.

Neben dem Lieblingsbuch „Das NEINhorn“ (das bisherige war nur eine Leihgabe von Andrea & Karl) konnte sich Stephanie auch sehr ĂŒber den erst kĂŒrzlich erschienenen zweiten Teil „Das NEINhorn und die SchLANGEWEILE“ freuen. Doch getoppt wurde das sogar noch durch ein Ă€ußerst persönliches Geschenk ihrer ehemaligen Kommilitonen von der FU Berlin:

Im letzten Jahr war der 4. Durchlauf wĂ€hrend des Sommers … mal sehen, wann Stephanie laut dieser Liste an der Reihe ist    đŸ™‚

Wenigstens fiel „unser“ Silvester auch genau auf „euer“ Silvester und wir haben zu fĂŒnft auf unserem Balkon dem lauten und explosiven Treiben um uns herum zugeschaut:

Auch hier war der Wettergott wieder gnĂ€dig mit uns und hat genau die eine Stunde von 23:45 bis ca. 1:00 auf Regen verzichtet, sodass wir Stephanie ohne rot-gelber Wurstpelle (s.o.) ins Freie bringen und ohne Fensterscheibe die wenigen Raketen am Himmel genießen konnten.

Die Zeit mit ihrer Schwester hat Stephanie besonders intensiv genutzt und bei deren Blödeleien waren Carsten, Karl und ich mal wieder nur Statisten, die man einfach nicht abschĂŒtteln kann    đŸ˜‰

Dadurch und auch aufgrund der vielen anderen BeschĂ€ftigungen, die Stephanie so im Pflegezentrum aus erklĂ€rlichen GrĂŒnden nicht bekommen kann, blĂŒhte das Kind unserer Meinung nach ungemein auf. Es gab auch nie nur ein Maulen oder ein Murren, sie wollte immer alles mitmachen und strengte sich dann dabei sogar besonders viel an. Egal ob beim Abtrocknen, Aufdecken, WĂ€sche abnehmen, und auch beim Kochen …

… sie war stets mit viel Freude und Elan bei der Sache. Bis auf die Spastik im Handgelenk wurde auch ihre linke Hand gefĂŒhlt immer geschmeidiger und die Finger kamen des Öfteren ebenfalls ganz freiwillig zum Einsatz. Selbst unsere Hilfestellungen werden zunehmend weniger und ihre Geschwindigkeit steigert sich peu a peu. Wo sie anfangs gerade einmal 2-3 Dinge wĂ€hrend eines SpĂŒlens schaffte, sind es mittlerweile schon 7-10 Teile, die sie akribisch und ganz genau abtrocknet. Und fallen gelassen hat sie auch noch nichts!

Keine Angst, wir haben ihr aber neben den Übungen, Trainings und Aktionen auch genĂŒgend Zeit zum (Herum-)Liegen …

… und Ausruhen gegeben. Vor allem mit Musik auf den Ohren driftete sie immer in eine völlige Entspannung und GlĂŒckseligkeit ab:

BezĂŒglich Musik ist sie eben ganz die Alte geblieben, denn dies ist weiterhin ihr Ein und Alles. Es verging bis auf die Nachtruhe eigentlich fast keine Minute, wo nicht das Radio (N-JOY), Musikfernsehen (Deluxe Music) oder die eigene Musiksammlung dudelte. Und im Auto mag sie es besonders basslastig und laut – ganz zur Freude meines Mannes, der dann auch gerne mal bis zum Anschlag aufdreht. Stephanie darf bzw. kann auf der Fahrt sogar den DJ spielen und selbststĂ€ndig bei den Liedern weiterdrĂŒcken, die ihr gerade nicht so sehr zusagen. Wir hoffen, dass wir ihr auch bald mal ein eigenes MusikabspielgerĂ€t (wir wissen noch nicht, was es am Ende sein wird) mit ins Pflegezentrum geben können, doch bis dahin muss sie erst noch das Ein-/Ausschalten, die Bedienung, das Auf-/Absetzen von Kopfhörern sowie das Aufladen aller Komponenten lernen. Da sind wir aber bereits immer wieder mal dran …

Wo wir bei ihr allerdings relativ große VerĂ€nderungen feststellen, ist beim Essen. Sie mag mittlerweile auch den ein oder anderen Fisch, z.B. Kibbeling und Sushi, und versucht sich zudem weiterhin an Ananas oder auch mal an meinen Porridge-Variationen.

WĂ€hrend der drei Wochen bei uns haben wir versucht, möglichst viele Variationen und Texturen aufzutischen …

… wie z.B. scharfe Antipasti, Chili con Carne, KĂ€se-Lauch-Suppe, gefĂŒllte Paprika, belegte Brötchen vom BĂ€cker, GrĂŒtzwurst und Sauerkraut, Ente, Sushi in allen Variationen, WĂŒrzfleisch, Pancakes und Mc-Donalds-Burger sowie nordisch-typisches Mockturtle und Labskaus. Doch ihr Highlight war der fĂŒrs Jahresende in Aussicht gestellte Döner … wenn auch nur auf einem Teller statt im fĂŒr sie noch sehr unhandlichen Fladenbrot:

Wir stellten bei allen Gerichten und Speisen keinerlei UnvertrĂ€glichkeiten oder ĂŒbermĂ€ĂŸiges Husten fest – in DER Hinsicht ist Stephanie bereits völlig genesen. Selbst am nebenbei genaschten Popcorn beim DVD- oder Fernsehgucken verschluckte sie sich kein einziges Mal – im Gegensatz zu uns    đŸ˜‰

Da sie hier bei uns scheinbar auch das Einkaufen fĂŒr sich entdeckt hat, werden wir ab jetzt wie schon mal angedacht wieder freitags (statt dienstags) und mit ihr zum Kaufland in LĂŒneburg fahren und dabei den Einkaufszettel unserer Chefabstreicherin auf den Rollitisch legen. Denn auch das mit dem Stift halten sowie den AnfĂ€ngen (!) des handschriftlichen Schreibens klappt immer besser:

Sie fordert es aber auch stets selbst mal ein und möchte mit Carstens altem Lamy-FĂŒller vorgegebene Striche und Muster aus meinem Vorschulbuch abarbeiten. Bis zu den Buchstaben dĂŒrfte es somit nicht mehr lange dauern, zumal Stephanie ja glĂŒcklicherweise noch vollstĂ€ndig lesen (selbst schwierige Handschriften!) und mittlerweile schon recht selbststĂ€ndig auf einer Tastatur Texte fĂŒr kurze Emails oder Chats verfassen kann. Und Letzteres vor allem sogar mit einer recht guten Rechtschreibung, d.h. in der Regel ohne große Fehler. Nur beim Zusammenstellen eines Satzes erlaubt sie sich manchmal eine Wortdopplung oder UnvollstĂ€ndigkeit bei Subjekt – PrĂ€dikat – Objekt. Das wird sicherlich wie damals in der Schule auch durch vermehrtes Lesen wieder zurĂŒckkommen – davon bin ich ĂŒberzeugt.

Vor allem beim Spielen stellen wir auch immer wieder fest, dass sie mittlerweile einmal Erlerntes recht schnell behÀlt und Anfangsschwierigkeiten schon nach ein paar Malen behoben sind. Neben der noch relativ kurzen Konzentrationsspanne (derzeit so ca. 30-45 Minuten) fehlt ihr aber besonders die Entwicklung einer eigenen Strategie. Tic-Tac-Toe konnte ich ihr schnell beibringen und sie achtete auch sehr aufmerksam darauf, wo sie mir eine Dreierreihe verbauen muss/kann, doch selbst schafft sie selten einen aktiven, eigenen Sieg.

So auch beim Mensch-Ă€rger-dich-nicht, wo sie zwar eigenstĂ€ndig wĂŒrfeln und den Spielstein ziehen kann, aber bezĂŒglich Schlagen und das eigene MĂ€nnchen in Sicherheit oder gar den Stall zu bringen braucht sie erst noch eine Ansage von uns.

Bei unserer FĂŒnferrunde war das natĂŒrlich perfekt, denn so haben Andrea, Karl und ich als EinzelkĂ€mpfer und Carsten mit Stephanie als Team gespielt.

Doch dann kam am Sonntagabend auch schon der Abschied und das ZurĂŒckbringen in die Pflegeeinrichtung:

Zum GlĂŒck blieb das große Heulen bei ihr und vor allem bei mir aus, denn nachdem wir sie aufs Zimmer gebracht und ihr Zeug im Schrank verstaut hatten, wurde sie auch gleich von zwei PflegekrĂ€ften in Beschlag genommen und mit einem Schnelltest auf Corona getestet. Sie war dementsprechend beschĂ€ftigt bzw. abgelenkt und wir konnten die fĂŒr alle sicherlich unangenehme Verabschiedung kurz halten. Perfekt!

Vielleicht bin ich ja etwas voreingenommen, aber ich denke schon, dass Stephanie in den fast drei Wochen bei uns wieder einmal so einige Fortschritte erreichen konnte:

  • Entweder sie sprach von Woche zu Woche deutlicher oder wir haben ihr Kauderwelsch nur besser verstehen können.
  • Ihr KurzzeitgedĂ€chtnis arbeitet zuverlĂ€ssiger, denn wir konnten jeden Tag recht viele Ereignisse und Erinnerungen vom Vortrag aus ihr herauskitzeln und auch beim großen ResĂŒmee am letzten Tag kramte sie sehr viel mehr aus allen 18 Tagen hervor, als wir es noch von ihr bei unseren Besuchen im letzten Jahr her gewohnt waren, wo sie zum Teil nicht einmal 2-3 Tage wiedergeben konnte.
  • Sie beschĂ€ftigte sich an mehreren Tagen eigenstĂ€ndig mit der Klötzebox und braucht dabei echt nur noch ganz wenig UnterstĂŒtzung … es dauert eben nur etwas lĂ€nger, bis alle Teile eingeworfen sind.
  • Auch beim Spielen mit Apps auf dem Tablet kommt sie immer schneller zurecht und verinnerlicht zumindest nach ein paar Tagen das Prinzip. Klar, noch sprechen wir ĂŒber eine Sammlung aus „Die Maus“ und andere Kleinkinderspiele, aber selbst diese waren ja vor ein paar Wochen fĂŒr sie noch ein großes Problem.
  • Sie kann ihre Bewegungen sehr viel mehr koordinieren und tĂ€glich wiederkehrende Aufgaben klappen zunehmend besser, z.B. das Gesicht mit einem Wattepad reinigen, den Oberkörper samt Arme mit einem Waschlappen waschen, die Arme und Beine beim Anziehen in die von uns geforderte Position bringen, ZĂ€hneputzen oder den Mund mit Listerine ausspĂŒlen, leichte und schwere Dinge aufnehmen und sicher bzw. ohne Zittern ablegen und kleckerfreier mit der Hand, einer Gabel oder einem Löffel essen.
  • Beim freien und eigenstĂ€ndigen Sitzen auf einem Stuhl oder der Sofakante sowie am Tisch erreichen wir ebenfalls schon stattliche 30-45 Minuten, ohne dass sie unvermittelt zur Seite wegkippt.
  • Das Entgegennehmen unserer Ansagen und das damit einhergehende Ansteuern von Muskeln bzw. der ExtremitĂ€ten ist ebenfalls schneller und zielgerichteter geworden. Über so simple Dinge, wie „rechts“, „links“, „vor“ und „zurĂŒck“, denkt sie nicht mehr so lange nach.

Bevor die Liste hier noch viel zu lang wird und es den eh schon recht ausfĂŒhrlich gewordenen Blogeintrag sprengt, werde ich jetzt mal lieber einen Schlussstrich ziehen.

Ich habe die sehr intensive Zeit mit unseren Kindern sehr genossen und Carsten und ich freuen uns schon wieder auf den nĂ€chsten Freitag, wo wir Stephanie erneut fĂŒr das Wochenende nach Wentorf holen werden. Wir drei sind mittlerweile echt gut eingespielt und die sichtbaren Erfolge geben uns die BestĂ€tigung, dass wir sicherlich nicht alles gemĂ€ĂŸ Handbuch machen, aber dennoch selbst mit unserem LaienverstĂ€ndnis wenig Schaden anrichten und dennoch viel Positives erreichen. Und das ist mir jede Minute meiner Freizeit wert!