Feb
Euer DaumendrĂŒcken scheint geholfen zu haben, denn wie im letzten Blogeintrag gehofft, konnten wir Stephanie mit eurer UnterstĂŒtzung schon am 19.2. (Montag) aus dem Krankenhaus abholen – die zweite Blutkultur hintereinander war „bakterienfrei“ und die Antibiotikabehandlung endete zudem mit der letzten intravenösen Verabreichung einen Tag zuvor am Sonntagmorgen. Die darauf folgende Woche, in der Carsten und ich noch Urlaub hatten, wurde dann von uns dreien allerdings so intensiv genutzt, dass erst jetzt der nĂ€chste Blogeintrag möglich wurde – sorry dafĂŒr, dass ich euch etwas uninformiert ĂŒber Stephanies Zustand und Krankenhausaufenthalt bzw. die bereits erfolge Entlassung gelassen habe.
Und das ist zwischenzeitlich (schon wieder so alles) passiert:
Solange das Kind noch im „laaaaaanweiligen“ Krankenbettchen verbleiben musste, …
… haben wir sie natĂŒrlich jeden Tag besucht, …
… mit diversen Leckereien versorgt, …
… sehr sehr sehr sehr sehr viel gelacht, …
… gespielt …
… und auch an einem tollen Geschenk aus Dresden gepuzzlet:
Vielen lieben Dank dafĂŒr, Barbara !
Apropos Dank: sehr dankbar war Stephanie uns auch, dass wir ihr zwischenzeitlich einen Besuch beim Friseur ermöglichen konnten … nein, nicht zum Schneiden oder in Form bringen (so eitel ist sie dann doch noch nicht geworden), sondern ganz einfach nur zum Haare waschen. Im Krankenhausbett ist das ja nicht sonderlich gut machbar und aufgrund ihres zentralen Venenkatheters (ZVK) am Hals war Duschen nicht möglich. Doch beim Friseur gibt es diese praktischen Waschwannen, die sich um den Hals schmiegen und somit Waschwasser erfolgreich vom ZVK fern gehalten wird. Also bekam unser Kind einen Termin und von Carsten die dafĂŒr notwendigen Transfers in die StĂŒhle:
Das abschieĂende Föhnen (30 min lang!) musste als kleines Verwöhnprogramm sein đ
Und dann rĂŒckte der Tag der Wahrheit nĂ€her: wenn diese (zweite) Blutkultur auch negativ wird, …
… könnte Stephanie wieder in die groĂe, weite Welt entlassen werden. Das Ergebnis stand schon am Wochenende fest und am Sonntagmittag wurde der ZVK entfernt:
Wir konnten sie dann inklusive Medikation und Entlassbericht am Montagnachmittag abholen …
… und zurĂŒck zu uns in die Residencia OLCA holen, wo sie sich neben unserem ganztĂ€gigen Beisammensein und einem schön groĂen Bett aber vor allem ĂŒber leckeres Essen, wie z.B. ein solches FrĂŒhstĂŒck, …
… und vor allem ĂŒber sehr viel mehr BeschĂ€ftigung freute. Da darf es dann auch gerne mal nur ein plumpes SpĂŒlen bzw. Abtrocknen sein:
Alles ist nĂ€mlich viel besser, als den ganzen Tag nur im Bett zu liegen – entsprechend sah dann auch unsere Restwoche aus đ
Am Dienstag fuhren wir nach Geesthacht, wo wir neben einem Spaziergang an der Elbe auch ein paar Termine und nette Treffen ausgemacht hatten. Aber zunÀchst dieses gewohnte Bild:
Wir sind wieder auf Tour! Endlich!!! Inklusive der schon aus Kanada bekannten „Selfie-Time“:
Es war zwar noch ein wenig kalt, aber dafĂŒr hatte es endlich mal aufgehört zu regnen. Die zweite TageshĂ€lfte verbrachten wir dann in der Vamed-Klinik … diesmal aber nur fĂŒr sehr schöne Besuche und nicht als Patient. Zum einen trafen wir uns mit jemandem vom Sit’n’Skate, die gerade zur Reha hier ist, und zum anderen lieĂen wir uns beim damaligen Neurologen und einmal auf ihren beiden Stationen IMC und B2 blicken. Man ist dort immer wieder entzĂŒckt, was Stephanie in den letzten drei Jahren so alles geschafft hat und wie sehr sie sich entwickeln konnte. Vor allem, da sie hier ja noch von der CharitĂ© ĂŒberfĂŒhrt im Wachkoma bzw. völlig sediert ankam und in der Anfangszeit weder sprechen, essen oder gar atmen konnte. Jeder bewundert nun ihre Fortschritte und ein bisschen ist sie hier auch schon so etwas wie eine „Legende“ geworden, die anderen Patienten und vor allem deren Angehörige Mut vermitteln kann, was am Ende doch noch alles erreichbar sein könnte.
Klar, wir können es nicht genau definieren, aber wir denken, dass ihr erfolgreicher Weg zurĂŒck in einen zunehmend selbst bestimmten Alltag an dem Mix aus ihrem unbĂ€ndigen Willen, der supertollen Betreuung bei Pflege und Therapien sowie auch unseren unermĂŒdlichen Anstrengungen, ihr Gehirn mit vielen Kleinigkeiten auf Trab zu halten, lag und liegt. Anfangs noch fast ohne jegliches Feedback von ihr, aber dann peu a peu mit kleinen Schrittchen kĂ€mpfte sie sich mit der UnterstĂŒtzung von so vielen Leuten zurĂŒck ins das nun schon wieder Freude bringende Leben – dafĂŒr gilt weiterhin unser innigster Dank an alle Beteiligten, die zu diesem (Zu-)Stand beigetragen haben. Egal ob mit groĂen oder auch nur kleinen Gesten oder Aufeinandertreffen … am Ende hilft alles, was die Runzelkugel da oben im SchĂ€del zum Arbeiten bringt – davon sind wir ganz fest ĂŒberzeugt.
ZurĂŒck zum Dienstag, den wir mit einem leckeren Sushi-Essen aus Geesthacht abschlieĂen konnten – das Kind war mehr als glĂŒcklich, auch wenn wir es nicht zu GenĂŒge auf dieses Foto bannen konnten đ
Am Mittwoch nutzten wir zur Abwechslung mal wieder den ĂPNV, um in die Hamburger Innenstadt zu fahren:
Dort hatten wir nĂ€mlich zwei Touren gebucht: zuerst ging es zu der des Chocoversums – nee Carsten, falsche Einstellung!
Inklusive „Bau-deine-eigene-Tafel-Schokolade“ …
… bekommt man hier einen sehr interessanten Einblick in die Welt der Schokolade – von der Kakaopflanze (braucht ca. 30 Jahre, bis sie zum ersten Mal verwertbare FrĂŒchte trĂ€gt) und Bohne (diese bittere Knabberei hat mir schon recht gut geschmeckt) …
… bis zum fertigen Endprodukt:
Und bei fast jeden Produktionsschritt konnte man das (Zwischen-)Ergebnis probieren: die weiche Bohne frisch aus der Kakaofrucht, die getrocknete und geröstete Bohne, die erste Masse mit noch kleineren StĂŒckchen und ohne Zucker, die finale Masse mit der Unterscheidung Zartbitter und Vollmilch, sowie natĂŒrlich auch das erkaltete Endprodukt:
Leider mussten wir uns beim Endprodukt mit unseren sehr viel kleineren Werkstatt-Kreationen zufrieden geben đ
Unsere zweite gebuchte Tour des Tages fĂŒhrte uns durch das Labyrinth und die verschiedenen ThemenbĂŒhnen (Brand, Störtebeker, Pest, Serienmörder, Inquisition etc.) des Hamburg Dungeon – nur die FahrgeschĂ€fte (Wasserbob & Freefall) musste Stephanie leider auslassen.
Da das Ganze wie ein TheaterstĂŒck gehandhabt wird, ist fotografieren wĂ€hrend der Vorstellung verboten und somit bleibt uns nur diese eine im Bild festgehaltene Erinnerung: die OLCAs im Fegefeuer – passt doch perfekt zu uns, oder?
Und da Hamburg, Deutschland und die Welt quasi ein Dorf sind, haben wir ausgerechnet bei unserer 90-minĂŒtigen Tour auch gleich noch jemand aus Stephanies Schulzeit in Dresden wiedergetroffen, an die (Person & Schule) sich das Kind leider so gar nicht mehr erinnern kann. Was uns aber am Ende aber nicht davon abgehalten hat, zusammen noch ein StĂŒndchen quatschend und in Erinnerungen schwelgend in einem CafĂ© zu verbringen. Wie oben beschrieben: jedes Aufeinandertreffen und noch so kleines Wiedersehen strengt die grauen Zellen da oben an und könnte vielleicht zu neuen Verbindungen bzw. VerknĂŒpfungen fĂŒhren. Denn Stephanie erinnert sich meistens nicht sofort, aber nach ein paar Tagen kramt sie manchmal dann doch ein paar BruchstĂŒcke aus den tiefen Tiefen der Gehirnwindungen hervor. Es ist ja nicht alles zerstört da oben, meist fehlen bei ihr nur die Wege zum Inhalt. Also machen wir natĂŒrlich gerne mit so Kleinigkeiten immer weiter und hoffen auf (Teil-)Erfolge.
Der Donnerstag wurde bei uns ein kleiner Ruhetag und blieb fast ohne neue EindrĂŒcke in bekannter Umgebung, denn Carsten hatte einen ganztĂ€gigen Workshop mit seinen Arbeitskollegen und somit blieben Stephanie und ich zuhause und vertendelten anderweitig unsere Zeit – u.a. mit Lesen, Essen, Therapien, Quatschen und Spielen:
Doch am Freitag ging es wieder los und wir sind erneut mit S-Bahn …
… und U-Bahn …
… zum nĂ€chsten Hamburger Veranstaltungsort gefahren:
Im Planetarium bewunderten wir zunĂ€chst die sehr sehenswerte Ausstellung im Foyer …
… und besuchten anschlieĂend zwei Vorstellungen im Kuppelinneren: einmal ein Film ĂŒber unsere Planeten und einmal ein Ausflug in unsere Galaxien und die MilchstraĂe. Stephanie war mehr als begeistert:
Nur der Rundumblick ĂŒber Hamburg von der Aussichtsplattform aus musste sehr kurz gehalten werden, denn kaum waren wir im 9. Stock angekommen und aus der TĂŒre raus, fing es auch schon krĂ€ftig an zu schĂŒtten und zu winden. Zum GlĂŒck was das aber nur ein nordisch-typischer Schauer, denn kaum rollten / liefen wir im ErdgeschoĂ aus dem GebĂ€ude raus, konnten wir den ganzen Weg trockenen FuĂes zurĂŒck zur U-Bahnstation laufen – GlĂŒck im UnglĂŒck.
Den nĂ€chsten visuellen und vor allem ans Gehirn gerichteten Overkill an EindrĂŒcken und EinflĂŒssen erlebten wir am Samstag im Phaeno in Wolfsburg.
Ich wĂŒrde es mit meinen Worten mal so beschreiben: das Phaeno ein riesengroĂer Kinderspielplatz mit vielen selbst durchfĂŒhrbaren Experimenten zu u.a. den Themen Optik, Mechanik und ElektrizitĂ€t, auf dem an diesem Wochenende zeitgleich auch noch eine absolut sehenswerte Lego-Ausstellung stattfand. Wir waren echt geflasht und verbrachten dort mehrere Stunden bis zur SchieĂung um 18 Uhr!!!
Hier wenigstens mal ein paar bildliche EindrĂŒcke, die ich aus meinen ĂŒber 400 Fotos herausgepickt habe.
Neben vielen kleineren Lego-Gebilden, wie hier z.B. eine „Otto-Platte“ (und einem Phönix im Hintergrund), …
… und recht groĂen Themenaufbauten, wie hier z.B. das Trimagische Turnier bei Harry Potter, …
.. gab es auch ganz groĂe Welten mit HochhĂ€usern, Eisenbahn und Stadtleben:
Neben all diesen Lego-Verlockungen spezialisiert sich dieses „Museum“ zudem fast ausschlieĂlich aufs Mitmachen und Ausprobieren. An dieser Stelle haben wir zum Beispiel das Prinzip eines selbst tragenden Torbogens nachgestellt:
Und waren dabei nicht alleine:
Stephanie konnte es schnell noch fotografieren …
… bevor ich schon wieder alles in Godzilla-Manier niedergerissen habe đ
An diesem chaotischen Pendel stieĂ Stephanie aber wie öfters an ihre Grenzen, denn so viel Kraft hat sie dann doch noch nicht in den HĂ€nden, um den kleinen TĂŒrknauf inklusive des Pendelgewichts, auf eine ordentliche Drehgeschwindigkeit zu bringen – zumal aus ihrer sitzenden Position im Rollstuhl:
Doch Carsten half ihr bei der Benutzung und vor allem bei den ErklĂ€rungen des physikalischen oder mathematischen Prinzips hinter dem jeweiligen Experiment. Die Aufbauten sind ja gröĂtenteils fĂŒr stehende Personen und somit aus einem anderen Aktionswinkel heraus aufgebaut, aber sehen konnte das Kind alles.
Apropos Sehen: hier mein Beispiel dafĂŒr, wie weit die Gesichtserkennung noch in den Kinderschuhen steckt
Versuch Nummer 1 war weniger schmeichelhaft …
… und auch die Folgeversuche haben nur sehr selten gestimmt – also da geht noch so einiges!
Und zum Thema Gehen dieses nette Bildchen:
Stephanie war obgleich der wahnsinnigen Geschwindigkeit völlig irritiert đ
Da kommt mir immer wieder einer meiner Lieblingswitze in den Sinn: Was sagt die Schnecke wenn sie auf der Schildkröte sitzt ? „Huuuuuuiiiiii!!!“ đ
Carsten setzte im Laufe des Tages unser Kind unter Strom, …
… wir wurden als WĂ€rmesignatur dargestellt …
… und wir waren immer wieder fasziniert, wie manche Dinge so funktionieren oder wie man Kinder auch in einer vermeintlichen Ausstellung ĂŒber Physik, Mathematik und Chemie so gut bei Laune halten kann. Hier konnte man z.B. BĂ€lle und TĂŒcher unten ins Rohrsystem stecken und diese wurden dann oben mittels Druck und durch Weichen gesteuert wieder ausgespuckt … und mussten natĂŒrlich vor dem Bodenkontakt aufgefangen werden:
Also wir können das Phaeno (fĂŒr Familien mit Kindern) nur empfehlen und selbst die 2,5 Stunden Fahrt in eine Richtung ĂŒber BundestraĂen und Dörfer konnten uns nix vermiesen – es war ein toller Tag und ein toller Abschluss unserer gemeinsamen Urlaubszeit.
Denn am Sonntag blieb uns neben dem Ausschlafen, Baden und Mittagessen zubereiten …
… nur noch das finale Packen fĂŒr die Fahrt nach LĂŒneburg. Nach nun mehr fĂŒnf Wochen kam Stephanie zum ersten Mal wieder zurĂŒck ins Pflegezentrum – mit einem lachenden und einem weinenden Auge: sie trifft dort ihre Leute wieder, aber unsere 24/7-Betreuung muss fĂŒr ganze drei Tage (OMG!!!) aussetzen đ
Ihr seht, beim Kind und uns ist alles wieder gut, sodass wir nun zurĂŒck in einen gewohnten Alltag kommen können … diesen haben wir nun aber eigentlich auch schon seit Montag đ denn in ein paar Stunden holen wir Stephanie ja schon wieder bis Sonntagabend nach Hause.
Mal sehen, welche AusflĂŒge und Ăberraschungen die nĂ€chsten Wochen und Monate so fĂŒr uns bereithalten. Und da euer DaumendrĂŒcken die letzten Wochen in Bezug auf die Krankenhausgenesung so gut geklappt hat, drĂŒckt doch bitte weiter fĂŒr uns und vor allem Stephanie, dass das Jahr 2024 noch viele weitere schönen Dinge fĂŒr uns in petto haben wird – unsere Liste ist ja noch lang.
Vielen lieben Dank!
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