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Manchmal hat man eben Lust darauf, etwas zu schreiben   ;0)

 
Web|log,  der;  -s,  <engl.>,  meist abgekürzt mit "Blog"
   
Digitales Tagebuch im Internet. Ein Weblog ist eine Webseite, die periodisch neue Einträge enthält. Es ist ein Medium zur Darstellung des eigenen Lebens und von Meinungen zu oftmals spezifischen Themengruppen. Weiter vertieft kann es auch sowohl dem Austausch von Informationen, Gedanken und Erfahrung als auch der Kommunikation dienen und ist insofern mit dem Internetforum sehr verwandt. Die Tätigkeit des Schreibens in einem Blog wird als "bloggen" bezeichnet.

Quelle: http://www.wikipedia.de    


 
2023 17.
Feb

Entschuldigt bitte meine lange Abstinenz, es gab in den letzten Wochen viel Trubel um uns herum. Aber ich kann euch versichern, dass soweit alles in Ordnung ist … Stephanie hat irgendwie eine „kleine“ Panne erlitten, die äußerst schmerzhaft für sie war und derzeit unseren Tagesablauf und die Routine so richtig durcheinander gebracht hat. Aber wir wurschteln uns weiterhin so durch, dass wir am Ende immer noch das Beste aus jedem Tag holen können.

Doch genug auf die Folter gespannt, was war passiert? Am Freitag, den 27. Januar ist sie beim Transfer mit Carsten von der Couch in den Rollstuhl mit ihrem (leider einzigen) Standbein irgendwie umgeknickt und der Fuß schwoll ein wenig arg an:

Wir haben natürlich sofort gekühlt, aber da sie bis auf den Schmerz keine weiteren Anzeichen eines Bruches oder Bänderrisses signalisierte, gingen wir über das Wochenende erst einmal nur von einer Verstauchung aus. Allerdings entwickelte der Fuß von Tag zu Tag ein immer breiteres Spektrum an Farben (hier mal ein Foto vom 3. Februar) …

… und im Pflegezentrum entschied man sich schon am Montagvormittag (30.1.) zu einer Begutachtung im Krankenhaus. Zwar ist die Schwellung schon wieder weg (diese runde Wölbung auf den Fotos resultiert hauptsächlich aus der Spastik – siehe großen Zeh) und die Farbe des Fußes schwenkt glücklicherweise auch immer mehr hin zu einem normalen Aussehen (Foto vom 11. Februar) …

… aber das Röntgen hat dann doch leider einen knöchernen Bandausriß am oberen Sprunggelenk gezeigt. Also wird ihr Fuß nun schon seit fast drei Wochen nahezu 24/7 in dieser Schiene gelagert bzw. ruhig gestellt …

… und musste zudem anfangs noch recht oft gekühlt werden:

Mittlerweile brauchen wir und das Pflegepersonal aber nicht mehr kühlen und die Schmerzen haben so weit nachgelassen, dass Stephanie auch ohne Ibuprofen 600-Tabletten über den Tag kommt – puh!!! Nächste Woche Freitag haben wir einen Nachsorgetermin beim Orthopäden und dann wissen wir sicherlich mehr bzgl. Zusammenwachsen, weitere Maßnahmen etc.

Doch da sie den Fuß nun überhaupt nicht belasten kann, sie das linke Bein nach Möglichkeit immer etwas höher (im Rolli) halten muss und wir unsere Transfers auf ein äußerstes Minimum beschränken sollen, kommt die obige Aussage zum Tragen, dass wir unsere gewohnten Routinen daraufhin arg abändern mussten. Badewanne und Toilettengang sind erst einmal wieder tabu, der jetzt schon richtig große Rollstuhl hat nun zusätzlich auch noch einen Dauerausleger nach vorne und für die Transfers zwischen Rolli und Auto bzw. Rolli und Bett kommt nun immer ein Rutschbrett zum Einsatz – was das Ganze eben nicht einfacher gestaltet.

Dieses Rutschbrett soll die Lücke zwischen Rollstuhlsitz und dem Ziel überbrücken, doch insbesondere beim Auto (schmale Türen hinten) und bei unserem normalen Bett (kein Pflegebett mit Hoch-/Runterfunktionalität und ähnlichem) spielt dann ja auch in der Regel noch der Platz drumherum eine große Rolle. Für unsere beengten Verhältnisse haben wir uns nun diese, etwas unübliche Variante ausgedacht und kommen damit ganz gut zurecht:

Ich ziehe oder drücke an den Unterschenkeln und Carsten am Oberkörper … runterrutschen wie auf dem Foto geht es natürlich immer einfacher als andersherum. Und im Sinne des Pflegeknigges ist das alles sicherlich auch nicht, doch Stephanie kann damit wenigstens weiterhin ihre Heimatbesuche durchführen und abgequetscht oder geklemmt haben wir ihr bislang auch noch nichts    😉

Für das bei uns eingeführte Waschen der Haare immer donnerstags und sonntags nehmen wir jetzt zudem den Rollstuhl halb auseinander, damit wir das Kind mitsamt ihrem Standardrolli (Transfer in den Transportrolli verkneifen wir uns) nah genug ins Bad und an die Wanne bekommen:

Das alles dauert also auch in der Regel etwas länger und ist umständlicher als sonst, wo sie die Prozedur in der Badewanne ja fast schon immer genossen hat – hier ist es nun zwischenzeitlich ein notwendiges Übel und ihre Freude darüber hält sich etwas in Grenzen … wie man an ihrem Gesicht sehr gut erkennen kann    🙂

Doch wir bemühen uns, so viel wie möglich an unserem normalen Programm festzuhalten und uns mit den widrigen Umständen so gut es geht zu arrangieren. Hier bekommt sie z.B. mal wieder auf eigenen Wunsch hin ihren Undercut aufgefrischt:

An ihrem Geburtstag wollte sie nämlich noch hübscher aussehen … dieser fiel dieses Jahr auf einen Montag. Also haben wir sie nicht erst am Mittwoch zu uns geholt und nachgefeiert, sondern sie gleich die ganze Woche bei uns in Wentorf behalten, damit wir entsprechend noch am gleichen Tag feiern konnten.

Sie hatte sich für den Abend ein Raclette-Essen …

… und eine Donauwelle gewünscht. Also haben wir noch ein befreundetes Pärchen zu uns eingeladen und am Vortag / Sonntag fleißig gebacken. Stephanie durfte mal wieder den Großteil zum Kuchen selbst erledigen …

… und ab und zu auch mal ganz unauffällig naschen:

Zum Glück bliebt am Ende noch genug für den Teig übrig, denn auch Carsten mag Kuchen viel lieber im Rohzustand und dadurch hatte ich gleich zwei Naschkatzen in der Küche um mich herum:

Da Stephanie sich am Dienstagmorgen noch diebisch über das allerletzte Stück zum Frühstück freute, scheint ihr unsere Gemeinschaftsproduktion wohl sehr geschmeckt zu haben:

Am späten Abend wurden dann nach der Verabschiedung der Gäste noch unsere Geschenke ausgepackt …

… und über dieses Comic „Gravity Falls“ in Englisch und Russisch …

… sowie über ihre eigene Erinnerungskiste zum Sammeln von Schnipseln und Dingen des aktuellen Jahres hat sie sich besonders gefreut:

Diese werde ich demnächst noch zusammen mit ihr verschönern … mit dem Befüllen haben wir aber schon längst angefangen, z.B. ihre Geburtstagskarten und -briefe.

Apropos Geburtstagspost: aufgrund des Poststreiks trudelte manches erst nach und nach ein, aber schon am Mittwoch hat sie mit den Dankesantworten angefangen. Zuerst individuell vorgeschrieben, dann auf schönem Papier abgeschrieben, den Umschlag selbst beschriftet …

… und auch eigenhändig geschlossen:

Vor allem aber freute sie sich über ein Geschenk aus Dresden, denn man schickte ihr u.a. ein Geo-Magazin mit einem Titelthema zum Polarforschungsschiff POLARSTERN … vor dem Vorfall war ihr größter Traum, einmal dort mitzufahren und darauf forschen zu können:

Und ob ihr es glaubt oder nicht, so ganz aufgegeben hat sie diesen Traum sowie die dafür notwendige Wiederaufnahme bzw. Fortführung ihres Meteorologiestudiums noch nicht. Sie hat immer noch einen ganz großen Gefallen an der Thematik Wetterkunde und sie sehnt sich der Zeit entgegen, wenn sie damit auch irgendwie weitermachen kann. Den Artikel jedenfalls hat sie sofort nach dem Auspacken des Paketes durchgelesen und regelrecht verschlungen.

Am Samstag bekam sie Besuch aus ihrer alten Wahlheimat Potsdam, denn ihr ehemaliger WG-Mitbewohner Tobi und Freundin Lena kamen zum Brunchen vorbei. Ich hatte echt mal wieder so richtig Bock und Freude daran gehabt, den Tisch für das Raclette am Montag und den Brunch am Samstag festlich zu decken sowie diverse Platten hübsch zu belegen:

Stephanie durfte die Kerzen auf dem Käsekuchen auspusten …

… und konnte mit den Gästen sogar mit einem kleinen Sektchen anstoßen:

Es wurde ein sehr schöner Tag und vor allem waren mal nicht nur wir älteren Personen um sie herum, sondern Freunde aus ihrem vorherigen Lebensabschnitt. Sich austauschen und in Erinnerungen schwelgen (durch Fotos und Erzählungen) tut ihr immer so richtig gut …

Wie schon bei der Donauwelle freute sich Stephanie auch hier auf das letzte Kuchenstück am darauffolgenden Tag    😉

Zum Abschluss hätte ich noch etwas zum gestrigen Tag zu berichten, denn diese Woche haben Carsten und ich Urlaub genommen und Stephanie ist im Pflegezentrum geblieben, damit wir beiden endlich mal die langwierigen Dinge unserer To-Do-Liste abarbeiten können. Denn immer wenn die Entscheidung steht, ob man sich lieber um das Aufräumen des Kellers (ca. 2 Stunden), das Ausmisten des Fotoschrankes (ca. 2,5 Stunden), die Installation und Konfiguration einer Software oder Gerätes (ca. 1 Stunde) etc. kümmern sollte oder die Zeit mit dem Kind verbringen will, bleiben die Aufgaben meist auf der Strecke. Nur das Dringlichste wird natürlich fristgerecht erledigt, aber wenn Stephanie bei uns in der Residencia OLCA verweilt, beschäftigen wir uns verständlicherweise viel lieber mit ihr als mit dem anderen Kram. Aber dadurch wächst so ein To-Do-Zettel eben auch mal unangenehm an und für diese Woche hatten wir die Abmachung mit Stephanie, dass sie nach 1,5 Wochen bei uns (wegen des Geburtstags), dann aber auch mal 1,5 Wochen ohne uns bzw. Abholung im Pflegezentrum bleibt. In der Zeit reduzieren wir dafür dann die Aufgabenliste und am Dienstag unternehmen wir zur Feier des Tages einen Ausflug – es war allgemein Valentinstag bzw. im Speziellen unser 17. Hochzeitstag. Wir nutzten das außergewöhnlich schöne Wetter (am Vortag hat es noch geregnet, am Tag danach war alles nur grau) samt strahlend blauem Himmel, um uns das kleine Städtchen Lauenburg anzusehen und lecker essen zu gehen. Musste schließlich ja auch mal sein …

Doch ich bin nun etwas abgeschweift und deshalb zurück zu gestern. An diesem Donnerstag war der Umzug von Stephanie von ihrem Einzelzimmer in ein Doppelzimmer geplant und wir sind mittags nach Lüneburg gefahren, um diesen mit ihr durchführen zu können.

Der Wechsel geht für uns völlig in Ordnung, denn das Einzelzimmer brauchten wir damals vor allem im Winter und zu Coronazeiten für unsere fast täglichen Besuche bei ihr – jetzt besuchen wir sie ja gar nicht mehr, sondern holen sie nur noch am Mittwochnachmittag ab und bringen sie am Sonntagabend wieder zurück.

Mit ihrer neuen Mitbewohnerin verstand sie sich auch schon im Vorfeld super und sie tauschten sich rege über Gott und die Welt aus. Im gemeinsamen Zimmer werden sie dazu nun noch mehr Gelegenheit bekommen.

Zunächst haben wir im alten Zimmer alles zusammengepackt und ihre zahlreichen Fotos von den Wänden genommen – das ging sogar recht fix:

„Kindchen, guck nicht so unglücklich, im neuen Zimmer kommen sie ja wieder zurück an die Wand!“

Sie ist nun im ersten Stock unterm Dach untergebracht und durch die Schrägen wirkt alles etwas kleiner. Dennoch haben wir alles ohne Probleme unterbringen und ihre Dinge, wie z.B. Fernseher, Radio, Nachtschränkchen usw., aufstellen können:

Auch ihre Fotos hatten wir nach fast zwei Stunden wieder überall auf ihrem Teil der Wände verteilt – auf dem Bild ist leider nur die Hälfte davon zu sehen:

Jedenfalls haben wir um 19 Uhr ein glückliches Kind verlassen können, fanden in meiner ukrainischen Freundin noch einen dankbaren Abnehmer für das bisher als Stauraum für Spiele, Übungsdingen und Kleinigkeiten genutzte Regal (passt nicht mehr ins neue Zimmer rein) und lagen abgekämpft gegen 21 Uhr auf der heimischen Couch … man, was sind wir doch alt geworden!!!    😉

Ihr seht, wir waren die letzten Wochen schwer in Action und leider musste ich den Blogeintrag immer wieder vor mir herschieben. Aber nun ist er vollbracht, er wird noch kurz Korrektur gelesen und geht dann für euch online. Ich wünsche euch viel Spaß damit und spätestens nach Stephanies nächstem Heimatbesuch (22.-26.2.) werde ich wieder über unser Leben und unsere Erfolge berichten können – und vor allem über das Ergebnis der Nachuntersuchung durch den Orthopäden. Drückt uns die bitte die Daumen, dass alles wie gewünscht ver- bzw. angeheilt ist …



2022 31.
Mrz

Stephanies erste Woche im Pflegezentrum ist rum und eigentlich war es gar nicht so schlimm, wie ich anfangs befürchtet habe. Sie hatte ihre Therapien und war somit oft beschäftigt, aber dazwischen kam immer wieder mal so etwas wie Langeweile auf – doch klagen tut sie überhaupt nicht! Das sind dann ihre Worte: „Mama, is‘ halt so.“    *seufz*    meine Kleene …

Da sie am Dienstag ein volles Programm hatte – Orthesenanprobe, Botoxbehandlung an den Füßen und Therapie mit der Logopädie – wollten Carsten und ich stattdessen am Mittwochnachmittag zu ihr fahren. Am Ende bin es leider doch nur ich alleine gewesen, da mein Mann sich ausgerechnet zu der Zeit auf Arbeit mit einer kleinen Havarie rumschlagen durfte.

Stephanie und ich nutzten unsere Zeit teils draußen und teils im Zimmer. Gegen 19 Uhr konnten wir sogar etwas ausgedehnter mit Carsten telefonieren und insbesondere hier zeigte sich, was wir uns schon insgeheim gedacht haben: ihre Aussprache wird tatsächlich zusehends verständlicher. Er musste nur noch ganz selten nachhaken und sie den letzten Satz wiederholen lassen. Bei unseren gemeinsamen sechs Wochen waren wir uns ja noch nicht so ganz einig darüber, ob ihre Verbesserung oder unsere Gewohnheit der Grund für das gute Verstehen gewesen ist. Durch das Telefonieren, also die Kommunikation ohne Mimik und Gestik, tendieren wir nun mehr zur Verbesserung … wir finden das ganz ganz toll!!!

Und dann ging es auch schon wieder für uns ab ins gemeinsame Wochenende. Unser ukrainischer Gast war bei der Kindesabholung ebenfalls mit dabei, da wir in Lüneburg wie früher immer zum Wochen(end)einkauf in den Kaufland wollten. Das Wetter war herrlich und somit saß Stephanie schon draußen und wartete auf uns bzw. begrüßte zuerst Sveta, da wir erst noch zur Anmeldung mussten:

Sprachlich hakt es zwar noch etwas zwischen den beiden, aber Sveta lernt schon fleißig die deutsche Sprache und das Kind gräbt immer mehr ihrer Russischkenntnisse aus. Herrlich …

Das sommerliche Wetter nutzten wir am Samstag in vollen Zügen aus und unternahmen mal wieder eine ÖPNV-Tour nach Hamburg – Carsten und Stephanie sind ja jetzt schon Profis für die gebotenen Möglichkeiten    😉

Wir vier sind gegen 9:30 mit dem Bus (Niederflur & Rampe) …

… mit der S-Bahn (spezielle Rolliabteile) …

… und der U-Bahn (gekennzeichnete, deutlich erhöhte Bahnsteigbereiche) …

… zum Tierpark Hagenbeck gefahren, wo wir uns für diesen Tag (nur) das Tropen-Aquarium vorgenommen haben. Den Zoo wollen wir dann mal im späteren Frühjahr oder Sommer besuchen, wenn die ganzen Tiere wieder etwas agiler sind und sich nicht noch halb im Winterschlaf, in der Winterruhe oder gar in der Winterlethargie befinden    🙂

Für Stephanie war allein schon die Fahrt hierher ein Erlebnis und ich bin immer wieder begeistert, wie gut sie eigentlich mit ihrer gesamten Situation zurechtkommt. Klar, sie ist nie alleine unterwegs und Carsten übernimmt dabei den größten Anteil im Hinblick auf Transport & Co., aber ich habe sie bislang auch nie mosern gehört, dass sie dieses oder jenes nicht kann. Vor allem, wenn sie aufgrund ihrer geringen Bewegungsfreiheit nicht so viel sieht oder sich eben nicht wie wir irgendwohin strecken kann.

Schon der erste „Raum“ ging richtig gut los … wer es aus dem Fernsehen kennt („Leopard, Seebär & Co.“ im NDR), weiß wovon ich rede: Auge in Auge mit den Kattas – ohne Gitter und Absperrung. Doch leider hat sich keines der Tiere zu mir oder gar zu Stephanie auf den Rolli getraut – das wäre echt DAS Highlight gewesen!

Kurz zur Erklärung: es heißt zwar „Tropen-Aquarium“, aber unter dem Dach sind auch noch Terrarien, Großreptilien und ein paar Säugetiere mit untergebracht. So z.B. die Klippschliefer, die Stephanie ebenfalls sehr interessant fand:

Aber dann offenbarte sich schon die erste große Einschränkung für sie, denn wo sich Sveta bei der störenden Spiegelung nur an die Glasscheibe lehnen musste, ist für das Kind leider kein Rankommen möglich    🙁

Doch hat sie genörgelt? Nö, is‘ halt so!    *vormutterstolzplatz*

Auch die Sicht auf die Krokodile war nicht immer perfekt, denn eines lag zwar recht gut im Blick, aber für das zweite musste man sich über die Brüstung lehnen. Somit also leider unerreichbar für Stephanie.

Doch wir hatten auch viel Glück und sie konnte die ein oder andere Tierart erspähen, obwohl sie sich zu verstecken versuchte:

Doch bei sowas war sie dann einfach chancenlos:

Keine Angst, auch ich habe viel mit dem Kind gesprochen und mich ausgetauscht, selbst wenn die Fotos das gerade nicht so hergeben. Carsten übernahm eben hauptsächlich das Schieben von Stephanie und ich das Übersetzen für Sveta.

Doch dann ging es endlich „hinab“ in die Unterwasserwelten …

… und vor allem bei den großen Fenstern haben wir vier uns hingesetzt und lange sowie ausgiebig den Fischen bei ihrem munteren Treiben zugeschaut:

Die ganzen Landschaften sind einfach mit so viel Liebe zum Detail gemacht und laden definitiv ein paar Minuten zum Verweilen ein:

Und wieder musste ich tief seufzen, denn ich vermisse das Schnorcheln im Urlaub soooooo sehr! Dabei ist es mir egal, ob in einem Ozeanriff (oben) oder in einem Fluß (unten) – Hauptsache alle Viere von sich strecken, vom Wasser getrieben werden und den Blick umherschweifen lassen.

Dieses Nemo-Becken wird Stephanie noch SEHR lange in Erinnerung bleiben und das sogar in zweierlei Hinsicht:

Zum einen wegen der vielen aufgekratzten Kinder, die stets und ständig lauthals schrien „TAUSENDE NEMOS!“ und alle anderen zum Herkommen gerufen haben. Zum anderen aber auch wegen eines witzigen Fisches, der stur seine Runden drehte und alle 30 Sekunden mit einer Megageschwindigkeit und -ausdauer an einem vorbei geschwommen ist:

Wir – und vor allem das Kind – haben darüber Tränen gelacht!!!

Sehr viel bedächtiger und gemächlicher ging es da am Aquarium mit den hochgiftigen Rotfeuerfischen zu:

Dann folgte der ganze Stolz des Aquariums: das Hai-Atoll mit einer 14 Meter langen, 6 Meter hohen und 22 Zentimeter dicken Acrylglasscheibe, die mit ihren 26 Tonnen in fünf Einzelteilen aus Japan hierher transportiert worden ist. An die 1,8 Millionen Liter fasst dieses „Becken“ und gilt damit als eines der größten Deutschlands. Davor hat man eine stadionartige Tribüne aufgebaut, um ungestört die Blicke in die Meereswelt schweifen lassen zu können:

Wir waren jedenfalls äußerst begeistert …

Leider war es aber auch schon fast der Abschluss des Rundgangs. Beim Rausgehen führte dieser noch einmal kurz durch den Raum mit den Krokodilen, wo sich zudem auch ein paar Vögelchen aufhielten.

Stephanie und Vögel geht immer – im Pflegezentrum liebt sie vor allem die „Spatzis“, die sie von ihrem neuen Zimmer nun nicht nur sehen, sondern zudem lautstark hören kann … manchmal leider auch noch während des Einschlafens, was dann eben nicht so gut klappt    😉

Doch zurück zu den Vögeln im Zoo. Hier war ihre Sitzposition wieder sehr ungünstig und sie konnte die flinken Vögelchen nur kurz beim Fliegen sehen, aber nicht, wenn sie sich auf Seilen oder Ästen niedergelassen hatten. Schade für sie, aber dafür mache ich ja auch immer so viele Fotos …

Wir hatten noch Zeit (es war erst nach Mittag) und entschieden uns für einen Abstecher zu den Landungsbrücken, die Carsten und Stephanie zwar schon vor zwei Wochen besucht hatten, aber dennoch gönnten die beiden Sveta und mir ebenfalls das Vergnügen.

Zumal Stephanie derzeit eigentlich alles recht ist – Hauptsache raus!    😉

Allerdings war im Gegensatz zu ihrem damaligen Besuch sehr viel mehr Trubel an den Anlegestellen …

… doch eines kann man den Leuten hier nicht vorwerfen: sie waren weder rücksichtslos, noch unfreundlich. Mit Carsten und dem Rolli als „Eisbrecher“ wurde uns immer recht schnell Platz gemacht, keiner rempelte Stephanie an und sowohl hier als auch in den Öffis wurden wir immer wieder mal gefragt, ob man denn helfen könne. Dafür liebe ich diesen nordischen Menschenschlag hier: zwanglos, zuvorkommend und stets für einen kurzen Schwatz gut. Sorry, aber in Sachsen bzw. Dresden haben wir sowas von Einheimischen und Touristen etwas seltener erlebt.

Der Hunger trieb uns dann in die Fänge einer Fischbude, wo Stephanie ihre Portion Pommes mit Kibbelingen bekam und der Rest von uns Fischbrötchen sowie das ein oder andere Bierchen:

Wir hatten danach immer noch etwas Zeit, also durfte auch ich einmal den Alten Elbtunnel kennenlernen.

Am Aussichts- und Verweilpunkt auf der anderen Elbseite genossen wir (ja, auch wenn Stephanies Gesichtsausdruck es auf diesen Fotos nicht so ganz eindeutig wiedergibt) den Ausblick …

… und unsere, auf der Hinfahrt im Hauptbahnhof gekauften Donuts:

Der Einhorndonut (unten links) musste ein wenig beim Transport leiden, aber der Shaun-Donut (stilecht mit Schafskopf) ist doch einfach nur goldig, oder? Am leckersten war aber eindeutig der Toffifee-Donut (Reihe oben), von dem Carsten sogar gleich zwei mitgebracht hat!!!

Satt und erneut durch den Alten Elbtunnel gelaufen, sind wir mit dem ÖPNV wieder verletzungsfrei und problemlos nach Hause gefahren.

Da es wahrscheinlich keinem so richtig aufgefallen ist, haben sich Stephanie und ich in der Residencia OLCA noch einmal gemeinsam damit abfotografieren lassen:

Dieses handgearbeitete Glasherz in den ukrainischen Landesfarben habe ich von einer Freundin erstanden, die mit ihrer Idee bzw. Aktion sogar schon an die 2.000 Euro Spendengelder sammeln konnte.

Apropos Kunsthandwerk: am Sonntagmittag sind Sveta und ich zu einem österlichen Kunsthandwerk-Markt im Schloss Reinbek gegangen …

… während das Kind und Carsten schon mal alles Notwendige für das abendliche Zurückbringen ins Pflegezentrum zusammengesucht und vorbereitet haben.

Das Kleinste waren dabei Nägel, das Größte definitiv Stephanies neuer 48″-Fernseher, den wir ihr dann innerhalb von drei Stunden aufgebaut …

… und mit einer Kette gegen Kippen abgesichert haben sowie die grundlegenden Sender einprogrammieren konnten:

Man hat uns gegen 21 Uhr sehr sehr freundlich „rausgeworfen“ (normalerweise endet die Besuchszeit gegen 18 Uhr und vor 20 Uhr liegt Stephanie in der Regel schon gewaschen und umgezogen im Bett!), sodass wir die Restarbeiten erst beim nächsten Besuch erledigen konnten.

Deshalb aber von unserer Seite noch einmal vielen lieben Dank an das an dem Abend diensthabende Personal für die Geduld mit uns und die Erlaubnis so weit überziehen zu dürfen. Es wird auch nicht mehr so schnell wieder vorkommen, versprochen!

Das soll es schon mit meiner Zusammenfassung dieser Woche gewesen sein. Auch an euch, liebe Leser, eine kleine Entschuldigung, dass es nun so viele Fotos geworden sind und dass ich derzeit immer weniger über ihre gesundheitlichen Erfolge berichten kann. Die sichtbaren Fortschritte und Übungen gehen fließend mit in den Versuch über, unserer Stephanie bei ihren/unseren Besuchen immer einen äußerst angenehmen Tag zu bereiten. Vor allem an den Wochenenden wollen wir das natürlich weniger mit Übungen in der Wohnung, sondern lieber mit Tagesausflügen schaffen. Deshalb dürfte der Samstag bei schönem Wetter zukünftig auch immer ein außerhäuslicher Abenteuertag werden, zumal wir mittlerweile immer besser im Umgang mit dem Rollstuhl das draußen werden und keine Angst bzw. Unsicherheit mehr haben, auch mal unbekanntes Terrain zu betreten.

Wir wissen ja nicht, wie es noch vor 20 Jahren war, aber in Bezug auf die Öffis konnten wir bislang keine unüberwindliche Hindernisse feststellen. Man muss nur etwas mehr Zeit einplanen, da man nicht immer den kürzesten Weg nehmen kann und vor allem auf Fahrstühle, Rampen und abgesenkte Bordsteine angewiesen ist. Aber wie gesagt: wie war es noch vor 20 oder 30 Jahren? Sicherlich sehr viel schlimmer …



2021 02.
Aug

Es ist natürlich DAS Ereignis der Woche: Stephanies Umzug vom Krankenhaus in Geesthacht in die Pflegeein-richtung nach Lüneburg – am Mittwoch war es soweit.

Am Dienstagabend haben wir schon mal alles zusammengepackt und auch ihre so heiß und innig geliebte Fotowand geleert …

… ist ja nur für eine Nacht! Sie realisierte auch schon vorher, dass sie nun die beiden kennengelernten Stationen der Vamed-Klinik in Geesthacht sowie die ganz vielen schönen Kontakte verlassen wird. Aber damals beim Wechsel von der Intensiv- zur Reha-Station war es nicht anders: anfangs noch sehr traurig und sie mochte die neue Station gar nicht wirklich … und jetzt flossen auch hierfür die Tränchen. Doch bei den persönlichen Abschieden der ganz vielen lieben und netten Leute vom Pflege- und Therapeutenpersonal beider Stationen sowie sogar von Patienten und deren Angehörigen mit Stofftieren, Briefen und unendlich vielen Bussis zeigte sie wiederum Stärke und ihr Gegenüber – zum Teil sogar gestandene Männer sowie auch bei Carsten – war der Kloß im Hals deutlich zu spüren.

Ich freue mich ja so sehr, dass Stephanie hier ein so tolles Umfeld gehabt hat und die 296 Tage Geesthacht wohl für so viele eine schöne Zeit gewesen ist … wenn man von den unausweichlichen Umständen einmal absieht. Einen ganz herzlichen Dank an alle, die dazu beigetragen haben!!! Bei Stephanies Kurzzeitgedächtnis ist das nicht immer klar, aber Carsten und ich werden es euch nie vergessen, was ihr für unser Kind und auch für uns getan haben – ihr wart mit all eurem Tun und Handeln immer eine riesengroße Stütze und vor allem eine stetige Hilfe auf Stephanies Weg zu Genesung …

Am Mittwochmorgen um Punkt 9 Uhr dann der Transfer – ganz unauffällig mit dem Rettungswagen     😉

In der Pflegeeinrichtung angekommen, wurde sie in ihr neues Zimmer gebracht … naja, wenigstens für 24 Stunden, denn auch hier hat Stephanie wohl schon gleich zu Anfang einen ordentlichen Eindruck hinterlassen und man möchte ein Doppelzimmer mit den beiden jüngsten Frauen der Abteilung befüllen. Man war sich recht schnell einig, dass die Chemie stimmen wird und die beiden sich gegenseitig sehr gut ergänzen und fördern können. Stephanie könnte ihre Zimmergenossin vielleicht mehr zum Sprechen animieren und dafür im Gegenzug auch von ihrer Agilität bzw. Mobilität profitieren. Wir drücken jedenfalls ganz fest die Daumen und auch unser bisheriger Eindruck lässt hier eigentlich keine Zweifel aufkommen.

Aber zunächst bezieht Stephanie am Tag der Ankunft für den Übergang noch ein Einzelzimmer, bei dem schon auf den ersten Blick deutlich wird, dass man nun endlich das Krankenhausflair verlassen hat:

Die Betten und auch die Nachschränkchen mit allen gewohnten Verstellfunktionen sind in Holzoptik gehalten und auch diese krankenhaustypische Sterilität im Zimmer fehlt. Das soll jetzt keine Kritik am Krankenhausinterieur sein – alles hat seinen Sinn – doch der Unterschied ist eben gravierend und trägt sicherlich sehr zu einer gewissen Heimeligkeit für die Bewohner bei. Carsten und ich finden es jedenfalls ganz toll.

Stephanie war weniger von der Ausstattung begeistert, sondern mehr von diesem Begrüßungsblumenstrauß …

… den ich heute sogar trocknen statt wegwerfen sollte. Schnittblumen sind aber nun mal leider vergänglich, doch ich bin schon verwundert, dass Stephanie an solchen Dingen Interesse findet. Tja, sie hat eben als Teenager das Haus verlassen und sich dann freiwillig auch z.B. fürs Gärtnern und Dekorieren begeistert. Während der Zeit bei uns war so ein Schnickschnack mehr als überflüssig und jeglicher Gartenarbeit wurde mit allen Kräften ausgewichen. Da scheint also schon mal wieder etwas zurückzukommen.

Und am nächsten Tag bekamen wir diese tolle Nachricht auf unserem Papierblock zu lesen:

„Hallo, Stephie hat heute Morgen ein weiches Brötchen komplett mit Heben und Ablegen selbstständig gegessen, sowie nicht angedickten Saft und Milchkaffee getrunken und wir haben gesungen. Bei der Grundpflege hat sie sehr gut mitgeholfen. Ich war begeistert. […] Auch Mittag hat sie selbstständig gegessen. Ich habe ihr ein paar Bewohner vorgestellt sowie die Einrichtung gezeigt. Wir haben auch Pfeifen geübt und mit dem Ball gespielt.“

Ja, so schnell kann es gehen – wir freuen uns jedenfalls immer über solch tolle Neuigkeiten.

Als wir dann am Donnerstag zu Besuch kamen, wurde natürlich im neuen Zimmer alles eingeräumt und sogleich die Fotowand neu bestückt – sie durfte wieder aus den zahlreichen Bildern wählen (Ja / Nein / Vielleicht) und Carsten hat geklebt – hier mal ein Vorher-/Nachher-Foto:

Das Personal ist auch hier in Lüneburg total nett und jeder aus der Schicht ist einmal ins Zimmer gekommen, um sich vorzustellen und uns zu begrüßen. Alles in allem gleicht es hier manchmal einem Urlaubs- und All-Inclusive-Aufenthalt, vor allem, wenn man sich diese Essenszeiten mal auf der Zunge zergehen lässt: Frühstück ab 8:00-9:30, Mittagessen ab 11:30-13:00, Kaffeetrinken ab 14:30-16:00, Abendessen ab 17:30-19:00 und auf Wunsch sogar Früh-/Spät-/Nacht- und Zwischenmahlzeiten. Wow! Vorgestern fragte ein Pfleger nach, ob Stephanie gerne ein „Leckerli“ hätte und sie bekam nach ihren „Ja“ gleich einen Pudding gebracht … diesmal sogar ganz ohne die lästigen und bitter schmeckenden Medikamente, welche vorher eigentlich immer bei ihrem Nachtisch der Mahlzeiten untergemischt werden. Ja, damit ist es wieder einmal bestätigt: mit Essen fängt man die OLCAs im Handum-drehen!!!     😉

In den letzten Tagen haben wir dann zwar auch so manche Zeit drinnen bzw. im Zimmer verbracht – hier: Video-botschaften auf dem iPad gucken (links) und Orientierungsübungen mit einem Spiegel (rechts) …

… aber in der Regel zogen uns das schöne Wetter und die tolle Umgebung immer recht schnell nach draußen:

Hier mal ein Blick auf das Haus, in dem Stephanie untergebracht ist (in der Mitte, hinter dem weißen Pavillon) und dem großzügigen Innenhof mit vielen Bänken und Sonnen- bzw. Regenschutz:

Es gibt auch ein Café direkt auf dem Gelände, wo Stephanie sich heute gleich mal für eine Kugel Vanilleeis entschieden hat. Perfekt, denn das Lecken hat einen gewissen Übungseffekt für die Zunge und fördert langfristig eben auch eine bessere Aussprache – sie nuschelt seit ein paar Wochen und ist somit sehr viel schwerer zu verstehen. Sie hat natürlich ganz schnell dazugelernt – zuerst das Schlecken üben, dann das eigenständige Essen mit ihrer rechten, stärkeren Hand übernehmen:

Und auch fürs Spielen, Üben und Trainieren wollte Stephanie immer sehr gerne draußen bleiben, vor allem, um die herrliche „steife Briese“ genießen zu können! Da gelingen ihr selbst komplexere Aufgaben sehr viel besser: sie musste heute mit „Linki“ Pappkärtchen aus einem Karton rausfischen (dabei wollte „Rechti“ immer wieder mal voreilig sein und vorpreschen), sollte dieses dann an ihre rechte Hand übergeben, selbst angucken, mit den Finger in der Hand drehen, um Carsten und mir zu zeigen, und dann das darauf abgebildete Objekt benennen. Natürlich erkannte sie nicht viel auf Anhieb, aber es ist immer wieder erstaunlich, wie sie anhand unserer Beschreibungen a la Activity das richtige Wort dann doch findet … Ananas, Lineal, Basketball, Frosch, Hamburger, Säge, Baum, Himbeere, Zitrone, Zwiebel. Ihr merkt, selbst alltägliche Dinge sind namentlich nicht mehr vorhanden, aber anhand von Beschreibungen kann sie das gesuchte Wort dann doch wieder ausgraben. Wir sind jedes Mal erstaunt, was noch so alles in diesem Köpfchen verschüttet und noch nicht gänzlich verloren ist …

Also heißt es weiterhin „üben, üben, üben“ und vor allem mit viel Zeit alles „Schrittchen für Schrittchen“ angehen. Wir jedenfalls sind bereit dafür und auch diese Einrichtung hier wird sicherlich ihr ganz bedeutendes Scherflein dazu beitragen.

Heute war z.B. eine Gruppenrunde für die Angehörigen angesetzt worden, wo eine Bewohnerin wie ein Kummerkas-ten Lob und Tadel einsammelt und dies als Bewohnerbeirat bei einer der nächsten Leitungssitzung mit anbringt. Es waren insgesamt so ca. 5-6 Familien zugegen und eigentlich gab es überwiegend nur Lob für das Pflegepersonal und die Therapeuten und nur ganz wenig zu meckern … auch von den Vertretern der Bewohnern, die schon mehrere Jahre hier leben. Das hat uns dann auch noch einmal bestätigt, dass unsere Wahl für diese Einrichtung keine schlechte Entscheidung gewesen sein kann.

Stephanie muss sich jetzt aber erst noch mehr eingewöhnen, mehr tägliche Routine bekommen, das umfangreiche Angebot der Freizeitgestaltung genauer kennenlernen (Singen, Töpfern, Zeitung lesen, Musizieren etc.) und vor allem so manche Seltsamkeit bei den zum Teil sehr viel älteren Bewohnern verarbeiten – bislang war sie ja nur in einer Kinder- & Jugendeinrichtung untergebracht und gehörte da schon mit zu den Ältesten. Die erste Aufregung scheint bei ihr aber mittlerweile verflogen zu sein und noch fehlt ihr ein wenig mehr Action, wie z.B. die Therapien. Diese werden sehr wahrscheinlich ab übernächster Woche starten, wenn alle wieder aus dem Urlaub zurück sind und mit dem gesamten Personal geplant werden kann. Auch hier sind wir mehr als zuversichtlich und freuen uns auf die nächsten Tage, Wochen, Monate und vielleicht auch Jahre … wir rechnen optimistisch mit zwei bis drei. Wir werden das Ganze schon gemeinsam wuppen, versprochen!



2021 13.
Jun

Das erste Highlight dieser Woche ist schnell erzählt, macht aber etwas nachdenklich: gestern war bereits ihr 250. Tag in der Rehaklinik … d.h. zudem, dass übernächste Woche schon ganze 300 Tage seit ihrer Lungenembolie vergangen sein werden (heute ist Tag 291) – Wahnsinn, oder? Wo ist nur die ganze Zeit geblieben?!?!

Und wie schon letzte Woche im Schlussabsatz angekündigt, ist Stephanie am Dienstag auf dem Weg ihrer tollen Genesung in das mittlerweile vierte Zimmer eingezogen: am 26. August 2020 kam sie auf die internistische Intensivstation der Charité, wechselte am 4. September auch die neurologische Intensivstation der Charité, am 5. Oktober 2020 fuhr sie ca. 300 km zur Intensiv- bzw. Beobachtungsstation der Rehaklinik und nun am 8. Juni 2021 reichten ca. 80 m aus, um auf die Reha- & Therapiestation der Rehaklinik zu gelangen. Allerdings wird sie nun zum ersten Mal bewusst mit den damit einhergehenden Veränderungen konfrontiert, denn bei den ersten drei Umzügen war sie ja noch im Wachkoma bzw. sediert.

Während sie also am Montagabend quasi fast ohne unser ständiges Zureden bezüglich Kauen, Abbeißen, Schlucken und Abhusten ein Würstchen und eine Camembert-Ecke aß, habe ich mit Carsten alle Fotos von den Wänden genommen, ihren Schrank ausgeräumt und auch so alles aus Zimmer und Bad zusammengetragen, was sich dort so überall in den letzten Monaten verteilt hat.

Zum Glück konnten wir die Transportkörbe schon mal ins neue Zimmer bringen und brauchten somit nicht zum eigentlichen Umzug Dienstagvormittag mit anwesend sein. Stephanie jedenfalls mümmelte so vor sich hin und guckte uns beim Abbau zu. Das mit dem Essen klappt unserer Meinung schon supergut, nur beim Trinken brauchte sie leider noch unsere volle Hilfe. Während des Essens hat sie sogar mit Elfie gespielt und sich mit uns unterhalten – ihr erinnert euch: in der Regel kann sie sich immer nur auf eine Sache fest konzentrieren.

Von der bisherigen Stationsärztin bekamen wir diesbezüglich auch die tolle Neuigkeit, dass ihr aktueller Singer-Index (als PDF) nun bei 13 Punkten liegt und sie deutliche Verbesserungen beim Sprechen und sozialen Verhalten zeigt … am 16. Mai waren es noch 9 Punkte.

Vor allem das Sprechen rückt für uns derzeit gewaltig in den Vordergrund, denn nach dem Umzug – so haben wir es zumindest in dieser ersten Woche empfunden – konnten wir bislang nur sehr wenige unserer bisherigen Arme- und Händeübungen durchführen, da sie nun vornehmlich im Rollstuhl sitzt und ihr (noch) so etwas wie ein Tischchen oder eine Ablage fehlt. Also verlegen wir unsere Übungen derzeit mehr in die Durchführung vieler und langer Gespräche, das Stellen und Beantworten von Fragen und die Vorbereitung darauf, dass morgen ihre Schwester aus Österreich für ein paar Tage in den Hohen Norden kommt.

Natürlich auch zu ihr, denn darauf freut sie sich wirklich am meisten und Stephanie zählt schon fleißig die Tage bzw. wie oft sie noch schlafen muss … wir sind echt gespannt, wie deren Aufeinandertreffen ablaufen wird. Vielleicht bin dann sogar ich für diese Woche ganz abgemeldet?    😉

Aber zurück zu ihren ersten Stunden auf der neuen Station – sie wird wohl noch ein paar Tage brauchen, um sich von der bisherige Ruhe des Einzelzimmers sowie der zahlreichen Vor-Ort-Therapien an das jetzt vorherrschende, ständige Setzen in den Rollstuhl und die vielen Ausfahrten zu gewöhnen. Jetzt geht es stattdessen nämlich dreimal täglich in einen Essensraum, alle Therapien finden eine Etage tiefer statt und auch wir werden mit Sicherheit jede Gelegenheit nutzen, um mit ihr bei schönem Wetter in den Park oder auf den Balkon der Station zu gehen.

Als wir mit ihr am Dienstagabend im Park direkt neben einem Kinderspielplatz verweilten, war es ihr schon nach 10 min viel zu tumultig. Selbst ein Stückchen weiter weg war für sie noch viel zu viel Gewusel im Sichtfeld und auch die Stimmen vom Spielplatz waren zu hören – denn so konnte sie leider nicht den Vögelchen beim Zwitschern lauschen. Erst, als wir einen anderen grünen Innenhof angesteuert haben, fühlte sie sich wohl und wir konnten uns wieder gut mit ihr unterhalten, um z.B. auch Wörter und deren Aussprachen zu üben.

Gegen 17:30 schoben wir Stephanie in den Essensraum und das war natürlich etwas völlig Neues und Ungewohntes für sie. Denn in diesem Zimmer saßen mit ihr nun sechs andere Kinder und junge Erwachsenen, meist in Rollstühlen und zum Teil auf Stühlen an den 2er-Tischen, und warteten gemeinsam auf den Essenswagen, von dem man sich dann das Abendessen aussuchen konnte. Als Neuling wurde sie natürlich von allen angeguckt und sie wurde auch angesprochen, deshalb war sie sichtlich etwas überfordert mit der Gesamtsituation. Beim Essen mochte sie erneut den Tumult um sie herum nicht und vor allem, als jemand einen Teller hat fallen lassen, gab es für sie eigentlich nur noch einen Wunsch: zurück ins Bett!!! Wir bereuten in dieser Situation nicht, dass wir zumindest beim allerersten Mal in dieser Umgebung mit dabei sein konnten. Sie entschied sich dann bei der Essensauswahl für Weißbrot mit Butter und Kräuterschmelzkäse und wir haben das Schmieren und das Füttern übernommen. Somit hatte sie jedenfalls schon mal die Möglichkeit, dem Pflegepersonal zu zeigen, dass sie selbstständig mit den Fingern essen kann.

Zurück im Zimmer konnten wir dann die folgende Stunde dieses dekorieren, indem wir die Fotos und Bilder wieder an die Wand klebten, für die sie sich entschied. Ich zeigte ihr jedes einzelne, zusammen ging man die Namen der zu sehenden Personen und die Situationen durch und Stephanie entschied dann mit Ja, Nein und Vielleicht. Am Ende musste sie auch für die Bilder aus dem „Vielleicht“-Haufen eine definitive Entscheidung treffen. Ich finde, das hat sie echt gut gemeistert!

Da wir jetzt während unserer Besuchszeiten nicht mehr so viel in Kontakt mit dem Pflegeteam und vor allem mit den Therapeuten oder Ärzten kommen und Stephanie zudem noch nicht die Fähigkeit besitzt, einmal verständlich ihren Tagesablauf zusammenzufassen, bekommen wir seit der Umsiedlung leider nur noch sehr wenige Informationen mit. Auf der bisherigen Intensivstation war man ja zum Teil bei Therapien im Zimmer mit anwesend, hat sich beim Füttern durch die Logopädinnen nebenbei ausgetauscht oder auch auf dem Flur zufällig das ein oder andere Gespräch führen können. Solche Begegnungen sind jetzt sehr viel rarer geworden, zumal Stephanies Zimmer auf einem Seitenarm der Station liegt, von dem man nun direkt zum Ausgang gelangt. Wenn man sich also nicht gerade suchend durch die Stationsflure läuft oder das Pflegepersonal aktiv ins Zimmer kommt, werden uns diese Informationsgespräche sehr fehlen. Aktiv nachfragen will man ja nun auch nicht alle Nasen lang.

Wir werden sehen, auch wir müssen uns erst noch zurechtfinden. Aufgrund der Therapien außerhalb des Zimmers fallen schon mal unsere täglichen Vormittagsbesuche ganz raus. Zudem haben wir unsere anderen Besuche zuerst auf die Zeit nach dem Abendessen (ca. 18:30) verlegt, denn bis 16:00 hat sie in der Regel noch Therapien und wir eben unsere Arbeitszeiten. Damit fingen für uns aber alle Abende immer erst mit der Heimkehr gegen 21:00 an. Deshalb wollen wir es zukünftig mal mit einer anderen Variante versuchen: das Arbeitsende auf 15:30 festsetzen und die Besuche im Krankenhaus von ca. 16:00 bis zum Abendessen legen – damit hätten wir dann auch mal wieder die Abende ganz für uns und unsere Freizeit. Letzteres kam nämlich bislang etwas zu kurz, doch was tut man nicht alles fürs Kind.

Am Ende hat diese neue Zeiteinteilung eh nur bis zur nächsten Verlegung in eine Pflegeeinrichtung Bestand, denn diese wird dann voraussichtlich nicht mehr so schön in der Nähe liegen und statt 20 min Fahrt werden wir uns durchaus jeden Tag auf 40-50 min Fahrzeit in eine Richtung einstellen dürfen. Derzeit hat Stephanie durch die Krankenkasse eine Verlängerung bis zum Ende Juni erhalten … der Juli dürfte aber sicherlich auch noch möglich sein. Danach hängt es dann sehr stark davon ab, wie groß ihre Fortschritte sind und wie gut sich ihre Weiterent-wicklung gestaltet. Aber wir sehen diesen bevorstehenden Wechsel in die Pflegeeinrichtung schon sehr viel gelassener als noch im Mai, wo sie eben so viele Dinge noch nicht gut beherrschte. Man wird sehen …

Am Mittwoch haben wir ihr noch halb erfolgreich das eigenständige Hochschieben der Brille mit der rechten Hand beibringen können. Halbwegs deshalb, weil sie mit der Faust manchmal noch den Mittelsteg ihrer Brille verpasst und das dann aber selbst nicht so einschätzen kann – sehen schon gar nicht. Aber wir üben, üben, üben    🙂

Am Freitag nutzten wir einmal Karten mit A bis Z und sie sollte zuerst den willkürlich gezogenen Buchstaben vorlesen (hierbei kein einziger Fehler!) und in der ersten Runde etwas benennen, was man essen oder trinken kann. In der zweiten Runde suchten wir dann nach Vornamen. Hier taten sich bei dem Kind wie erwartet gewaltige Lücken auf, denn in der Regel nannte sie nur das, was sie auch in den letzten Monaten kennengelernt bzw. verwendet hat, wie z.B. Himbeere, Erdbeere, Yoghurt sowie Namen von der Familie und aus dem Krankenhaus-team. Andere Wörter, die sicherlich jeder von uns kennt (man erinnere sich nur an das Spiel Stadt-Land-Fluss), sind bestimmt noch sehr sehr tief in ihren Gehirnwindungen vergraben. Was ich daran so erstaunlich finde? Sie kennt englische Begriffe, versteht zum Teil Französisch, leider nur noch sehr wenig Russisch und stellt manchmal recht komplizierte Fragen, aber an die einfachsten Dinge, wie z.B. Anton, Dattel, Eis, Erbsen, Heinz, Klaus, Susi oder Zwiebel erinnert sie sich nicht oder kann sie in dem Augenblick jedenfalls nicht abrufen. Da bekommt für mich der deutsche Spruch „Einen Penny für deine Gedanken“ wieder eine ganz neue Bedeutung bzw. einen viel tieferen Sinn. Ach ja, keiner weiß so richtig, was genau da gerade in Stephanies Oberstübchen vor sich geht     🙁

Abends ist sie jetzt auch mal öfters mäkelig und schlapp, sie lässt den Kopf nach vorne hängen, spricht zunehmend undeutlicher und meckert dabei auch sehr viel über sich selbst. Am Wochenende habe ich nun den Grund dafür ausgemacht: im Bett konnte sie sich viel mehr ausruhen und vielleicht auch mal das ein oder andere Schläfchen machen, während sie nun durch den Rollstuhl-Bett-Mix sehr viel mehr aktiv gefordert ist – und dann sind da ja auch noch zusätzlich die täglichen Therapiegänge. Gestern und heute war ich schon um 13:00 bei ihr und alles war perfekt: sie war recht konzentriert, sie sprich sehr verständlich, sie macht viel mit und ist noch voller Elan. Aber nach ca. 2-3 Stunden folgt dann der sichtbare Einbruch, denn die Fehler beim Rechnen und Spielen sowie den Lücken in ihren Erinnerungen nehmen zu, sie spricht zunehmend undeutlicher und auch die Präzision ihrer Bewegungen lässt nach. Hier merkt man wieder deutlich, wie sehr ihr Kreislauf und auch die Kondition aller Muskelgruppen durch das monatelange Liegen und die Sedierung in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Aber wir kennen ja alle unsere Stephanie: sie lässt nicht locker und von Tag zu Tag wird sie sich auch selbst mehr und mehr aufpäppeln. Dafür drücken wir ihr jedenfalls alle die Daumen, gell?

Dieser Blog und eure Rückmeldungen geben ihr zusätzliche Kraft, denn sie ist über alles informiert und ich lese ihr seit Kurzem auch immer wieder mal meine Blogeinträge vor. Es gefällt ihr alles sehr!

Sie möchte inzwischen zudem immer mehr Zusammenhänge verstehen und fragt, warum sie hier im Krankenhaus ist oder wie lange sie da noch bleiben muss. Ich habe ihr die eigene Geschichte in kurzer Zusammenfassung schon einige Male erzählt – ist ein bisschen wie bei Dorie. Immerhin konnte sie ihr Wissen darüber heute schon bei dem A-bis-Z-Spiel einsetzen, bei dem wir uns geeinigt haben, einfach mal alle möglichen Vokabeln zu nennen, welche uns so in den Sinn kommen und eben mit dem gezogenen Buchstaben beginnen. Beim L kam von Stephanie unter anderem auch das Wort Lungenembolie über die Lippen. Aber zum Glück ist ihr Wortschatz noch nicht zu sehr mit Krankenhausvokabular „belastet“, denn da war auch noch genug Platz für Himmel, Wind, Qualle und Leben …



2021 06.
Jun

Mein Zitat aus dem Blogeintrag von letzter Woche:

Ich schätze mal (vorsichtig), dass sie ihre rechte Hand in vier Wochen wieder vollumfänglich einsetzen kann … auf der linken Seite macht ihr allerdings noch die Spastik sehr zu schaffen. Hier wird es wohl noch sehr viel länger dauern.

Öhm, naja, die linke Hand ist sicherlich noch nicht in der Lage, all das zu machen, was die rechte jetzt schon kann, aber in nur wenigen Tagen konnten wir sie quasi aus ihrem Dornröschenschlaf erwecken, mehr Fingerbewegung erreichen und sie mittlerweile sogar schon Dinge aufnehmen und woanders wieder ablegen lassen. Doch was hat den Knoten so schnell gelöst? Wir glauben, dass sie durch das krampfhafte Ballen mit den Fingernägeln in die Handinnenfläche gedrückt hat … und zwar so lange, bis dort eine wunde Stelle entstanden ist. Die hat natürlich bei jeder Berührung weh getan und in der Folge hat Stephanie verständlicherweise noch mehr vor Schmerz die Hand geballt und die Finger verkrampft bzw. die Fingernägel in die Wunde gedrückt. Eine so offene Hand wie auf dem folgenden Foto war zu der Zeit einfach nicht möglich, denn man kam mit mal mit einem einzigen Finger auch nur annähernd in ihre Faust:

An diese Stelle ließ sie schlichtweg niemanden ran und somit blieb die eigentlich Ursache so lange unentdeckt und die Überempfindlichkeit der linken Hand wurde logischerweise der Spastik zugesprochen. Am Mittwoch bat sie uns dann völlig unvermittelt, ihr einmal die Fingernägel zu schneiden und sie hat dafür sogar ganz freiwillig die Hand aufgemacht und so weit es ging die Finger ausgestreckt. Dabei wurde die besagte Wunde entdeckt, konnte fortan mit einer Wund- & Heilsalbe behandelt werden und als Schutz vor nun gekürzten, aber natürlich immer noch harten Fingernägeln ließ sie sich sogar bereitwillig einen Handschuh anziehen. Und ab genau diesem Tag setzt sie ihre linke Hand für immer mehr Dinge ein, wie z.B. Greifen und Essen.

So z.B. seit Mittwoch eben auch für das Spiel und Training mit einer Kinderspielbox:

Das Einführen der Klötze durch die entsprechende Öffnung ist zwar noch etwas zu schwer für sie (sie kann einen Gegenstand noch nicht halten und koordiniert in der Hand drehen), aber alle Klötze aufsammeln und in die offene Kiste zurücklegen klappte von Anfang an bzw. ist mittlerweile auch recht flott erledigt.

Wir erinnern uns an unser Mantra „Schrittchen-für-Schrittchen“? Mit diesem einen, kontinuierlich zu verwendenden Spielzeug erzielen wir gerade hintereinander weg mehrere Effekte und Fortschritte:

  • Training, sich visuell einen Überblick zu verschaffen … wo steht die Box und wo überall liegen die Klötze.
  • Training der Hand- und Armkoordination … und zwar sowohl rechts als mittlerweile auch mit der linken Hand

  • Erkennen von Farben (hier: Rot/Orange, Grün, Gelb, Blau) … wobei sie an manchen Besuchen alle Farben korrekt bezeichnet, an anderen aber auch immer wieder gehörig falsch liegt – mal so mal so, was aber noch nicht beunruhigend ist. Dass die Augen in Ordnung sind und sie die richtigen Farben sehen kann, beweist sie, wenn sie alle Farben korrekt benennt. Hier spielt eben wieder der gravierende Umstand zwischen dem Sehen mit den Augen und das Verarbeiten des Gesehenen mit dem Gehirn eine große Rolle.
  • Erkennen von Formen (hier: Viereck, Dreieck, Kreis/rund, Stern) … sie zählte beim Zeigen die Ecken und erkannte jede Form auf Anhieb (bislang weiterhin jedes Mal fehlerfrei). Jetzt bekommt sie also von uns die Aufgabe, einmal alle Klötze mit der Form X oder der Farbe Y zurück in die Box zu legen.

  • Vielleicht entwickelt sich dann bald ja auch wieder das Verständnis bei ihr, sich mit beiden Händen gegenseitig zu helfen (liegt das Klötzchen weiter weg, kann man es mit der einen Hand holen und der anderen Hand übergeben, die wiederum näher an der Kiste ist) oder auch mal mehrere gleichzeitig aufzunehmen, um am Ende noch schneller zu werden … nach und nach kommen die Tipps von uns verbal oder die Übungsumgebung wird entsprechend angepasst.

Seit gestern kann sie jetzt auch noch weitere Orientierungs-, Reaktions-, Koordinations- sowie Hand- und Armübungen mit einem Galgen am Krankenbett und unseren (hoffentlich pädagogisch und medizinisch sinnvollen) Einfällen durchführen. Den Anfang machen derzeit ein Ball am Gummiband …

… und ein Thera-Band:

Wer uns kennt, weiß, dass unserer Fantasie keine Grenzen gesetzt sind, gell    😉 ? Sie hat jedenfalls ihren Spaß dabei und wir schätzen mal, dass sie es evtl. auch nutzt, wenn wir nicht da sind und sie explizit dazu auffordern.

Auch dies ein Beispiel für unsere kruden Einfälle: Stephanie kann beim Ausführen von Anweisungen nicht immer ganz korrekt zwischen links und rechts unterscheiden. Also haben wir den jeweiligen Armen nicht nur einen einprägsamen Namen gegeben, sondern diesen auch gleich noch lesbar für sie vermerkt:

Wir haben uns dann alle drei so sehr über die Namen lustig gemacht und bei den Übungen zahlreiche Tränen gelacht („Heb‘ mal Rechti und berühre damit Linki …“), dass sie das jetzt bestimmt nicht mehr so schnell vergessen wird. Inzwischen nennt sie ihre Armen sogar selber so im Gespräch mit anderen    🙂

Wir sind echt gespannt, wann sie mit den Händen wieder komplexere Dinge ausführen kann, z.B. etwas von der einen in die andere Hand geben, mit Links auch etwas Kleines aufheben, mit den Händen eigenständig die Brille hochschieben, sich selbst Tränen (vor Lachen!!!) aus den Augen wischen, in die Hände klatschen, ein eBook oder Tablet bedienen u.v.m. … weit ist sie sicherlich nicht mehr davon entfernt.

Und ursprünglich haben wir die Fingerfertigkeiten zuerst mit dem Essen kombiniert. Im letzten Blogeintrag habe ich euch ja die Anordnung von Käsestange, Gurke und Würstchen auf dem Tablett vor ihr gezeigt und sie musste erst sagen, was sie als nächstes essen wollte, dann danach greifen und es anschließend zum Mund führen, um dort abzubeißen. So war es also bis Montag:

Aber dann haben wir von Tag zu Tag immer mehr Feinheiten eingebaut:

  • es nach dem Abbeißen irgendwie wieder auf das Tablett zurücklegen (hier musste sie ja nur eine große Fläche treffen)
  • sich das letzte Stück selbst in den Mund legen (ist vorher noch durch uns passiert, da die Fingerhaltung dafür unzureichend war)
  • Aufnehmen und Ablegen von einem Tellerchen (jetzt also schon eine kleinere Fläche treffen)

  • kleinere Dinge (Erdbeeren, Himbeeren) direkt in den Mund legen und gar nicht abbeißen … und es vor allem nicht schon mit den Fingern zerquetschen

Unserer Einschätzung nach könnte sie jetzt eigentlich schon ganz allein und ohne Beaufsichtigung mit den Fingern (also keine Verwendung von Besteck) essen, aber da das Trinken (wichtig bei trockenem Mund, Schluckhilfe etc.) leider noch nicht autark funktioniert, muss derzeit immer jemand bei ihr bleiben und helfen:

Aber sie ist definitiv auf einem guten Weg, auch wenn manchmal noch Dinge zu überwinden sind, über die man sich selbst eigentlich nie Gedanken gemacht hat bzw. die für uns nur sehr schwer nachzuvollziehen sind. Hier zwei Beispiele aus den letzten Tagen:

Anfangs haben wir ihr ja beigebracht, dass man alles in kleinen Portionen in den Mund nimmt. Aufgrund ihrer noch fehlenden Feinmotorik kann man ihr aber nur „große“ Dinge in die Hand geben, d.h. sie muss abbeißen. Als Nachtisch gab es dann die oben erwähnten Erdbeeren und hier legten wir jetzt Wert auf „mit einem Haps in den Mund“. Lief am Abend auch alles perfekt. Am nächsten Tag bekam sie wieder ihr Würstchen und sie legte los: lokalisieren, greifen, zum Mund führen, abbeißen, nachschieben, abbeißen, nachschieben, abbeißen und im Ganzen rein damit. Wir konnten gar nicht so schnell reagieren, wie sie die ersten drei Bissen schon im Mund hatte – jep, sie lernte zuletzt eben das „komplett in den Mund stecken“ …

Beispiel 2: Wenn der Blick nach dem Greifen vom Teller nicht auf der Hand verbleibt, z.B. guckt sie zu jemanden neben dem Bett, kann sie ihren Arm nicht in Richtung Mund steuern, d.h. er verharrt zunächst in der Luft oder sie will alles wieder auf den Teller ablegen. Erst wenn sie mit ihrem Blick ihre Hand sieht bzw. diese auch fokussiert, nur dann schafft sie die Bewegung zum und in den Mund. Eigentlich schwer nachzuvollziehen, denn wir können mit geschlossenen Augen schließlich alles blind zum Mund führen. Das muss sie halt erst wieder erlernen und verinnerlichen …

OK, genug vom Essen und den Armen bzw. Händen. Was macht denn nun eigentlich der Rest?

Sie redet zwar oft noch undeutlich und zum Teil total unverständlich (dies lässt sich dann erst nach mehrmaligem Nachfragen und detektivischer Kleinstarbeit dechiffrieren), aber dafür immer mehr in komplexen Sätzen.

Oder sie fragt einem Löcher in den Bauch … das sind dann mitunter Fragen, die man ihr so sicherlich nicht beigebracht hat, z.B. wie das schon mal erwähnte „Wie alt warst du als du schwanger warst?“.

Sie hört auch gut zu und ordnet es ggf. Sprachen zu: im Radio läuft nebenbei Namikas „Je ne parle pas français“ und sie sagt „Das ist Französisch.“ … ich hake nach und frage sie, ob sie denn auch weiß was das heißt … „Ja, ich verstehe kein Französisch.“.

Oder das hier: auf dem Flur wird sie von einem Zyprioten mit „Hello, how are you?“ begrüßt und sie antwortet ganz selbstverständlich und vor allem freundlich „Hello, thank you. I’m fine.“ – da ist man erst mal baff!

Aber vor allem ist es eben nicht nur ein stumpfes Nachplappern, denn zu ein und demselben Thema hat sie mit großem zeitlichen Abstand auch mal zwei verschiedene Aussagen gemacht, die aber dennoch beide den gleichen Sinn haben. Auf die Frage von uns, warum sie SpongeBob nicht gucken will, hat sie abends mit „Ich bin zu alt!“ geantwortet und am nächsten Tag vormittags zu einem Pfleger „Ich bin kein Kind mehr!“ gesagt.

Auch hier eben wieder das, was auch das Krankenhauspersonal immer betont: die vormals geschaffenen Wege im Gehirn sind zerstört, aber die Ziele (also das Wissen) sind größtenteils noch da. Sie muss jetzt erst einmal wieder Wege anlegen, stabile Brücken bauen, Sackgassen erkennen und vor allem Routinen entwickeln. Insgesamt ist es echt erstaunlich, was nach den uns gezeigten MRTs mit den großen weißen Arealen doch noch so alles in ihrem Gedächtnis verblieben ist – aber eben leider auch, was alles rausgefallen ist. Bei ihrer derzeitigen Unordnung da oben paart sich gerade der Wissensstand einer 25-Jährigen mit dem eines Kleinkindes … man ist überrascht, was sie nicht kennt (ein Puma muss ihr erst erklärt werden und manchmal macht die Katze bei ihr Wauwau und der Hund Miau) und was sie doch noch von früher her kennt (Lambada = Tanz, Domino = Spiel, Kakadu = Vogel). Ich bin allerdings sehr traurig, dass anscheinend vom Russischen leider nicht so viel hängen geblieben ist, wie vom Englischen und Französischen    😉

Anderseits sind wir froh, dass sie inzwischen so gut in Deutsch unterwegs ist, dass sie durch mich sogar zwei kurze Videos als Antworten auf Videobotschaften von Freundinnen aufgenommen hat!

Sehr viele Erinnerungen sind ihr wohl auch bei ihrem immer wieder als Übung geäußerten Wunschthema Mathe geblieben – derzeit trainieren wird im Zahlenraum bis 10, z.T. auch schon bis 20. Am letzten Sonntag löste sie mal eben 54 Plus- und 40 Minusaufgaben mit einer recht geringen Fehlerquote. Am Montag verrechnete sie sich erst bei Aufgabe 29 von insgesamt 40 Plusaufgaben (Fehlerquote ca. 10%). Am Dienstag möchte sie schon Mulitiplizieren und macht ca. 15% Fehler. Und vor allem schmunzelt sie immer wieder bei Aufgaben mit Null (Plus/Minus) und Eins (Mal/Durch) – too easy! Noch am gleichen Tag verlangte sie Divisionsaufgaben, bei denen sie diesmal zwar immer etwas länger überlegen musste, aber trotzdem nannte sie recht oft die richtige Lösung.
Wohl gemerkt: das Prinzip des Rechnens (Mengenleere & Co.) hat ihr jetzt eigentlich niemand beigebracht, das schlummert da im Oberstübchen rum und wartet nur auf seine Reaktivierung. Andererseits hadert sie derzeit mit Würfelsummen, da dies wiederum für sie noch zu komplex zu sein scheint. Die Augen eines einzelnen Würfels kann sie ablesen, aber sobald es um die Summe von zwei Würfeln geht, weiß sie anscheinend nicht, wie sie da vorgehen muss …

Vor allem kann sie auch immer nur eine Aufgabe gleichzeitig erledigen, denn alles andere überfordert sie. Essen bzw. Kauen und mit Linki den orangen Würfel greifen bekommt sie noch nicht hin. Aber wie sagte sie es selbst einmal in dieser Woche:“Tschacka, ich schaffe das!“ – dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Nächste Woche steht für sie ein kleiner Umzug an, aber nur von der Intensivstation (sie braucht ja auch eigentlich keine Geräteüberwachung mehr) auf die Reha- & Therapiestation – sie bleibt sogar auf dem gleichen Flur. Aber das Personal ist ein anderes, der Tagesablauf wird sich gravierend ändern, das Zimmer wird aller Voraussicht nach nicht mehr ihr zentrales Aufenthaltsumfeld sein, sie wird wahrscheinlich viel mehr mit dem Rollstuhl zu tun haben, sie wird mit anderen in einem Essensraum speisen usw. … es dürfte echt spannend werden! Wir hoffen, dass unsere Kleine mit ihrem uns allen sehr gut bekannten und nun auch wiedergefundenen Charme in der neuen Umgebung ebenfalls einen guten Eindruck hinterlassen wird    🙂

Hoffentlich wird meine nächste Wochenzusammenfassung dann nicht wieder so ein Roman wie heute werden – ich möchte mich dafür an dieser Stelle vielmals entschuldigen. Es passiert in sieben Tagen einfach zu viel Interessantes …



2021 19.
Jan

Das Auspacken meiner Jahreskiste ist inzwischen ein festes Ritual geworden, welches immer in den ersten Wochen des neuen Jahres durchgeführt wird. Als ich vor einem Jahr, am 27.01.2020, meinen Blogeintrag über das Auspacken der Kiste von 2019 geschrieben habe, kommentierte Alex dazu:

„Ich bin sicher dass der Deckel eurer Kiste auch in diesem Jahr nicht ganz zugehen wird    standard   so viele Entdeckungen in der neuen Heimat, die darauf warten, gemacht zu werden …“

Nun ja, damals hatte wohl auch noch keiner von uns mit einem Leben unter Corona-Bedingungen gerechnet, geschweige denn das Wort „Lockdown“ in den Mund genommen. Das Gros der Entdeckungen wird wohl noch ein bisschen warten dürfen, bis Carsten und ich sie dann endlich mal nach Lust und Laune und ohne Einschränkungen machen können …

Aber dennoch war das vergangene Jahr wahrlich nicht langweilig und es kam trotzdem noch eine beachtliche Menge an Erinnerungsstücken zusammen:

Allerdings fällt mir sofort auf, dass der Kisteninhalt diesmal etwas farbloser wirkt als noch in den vorangegangenen Jahren    😉

Werfen wir doch mal gemeinsam einen genaueren Blick auf die Vergangenheit. Trotz der mittlerweile bekannten Entwicklung des Jahres 2020 haben wir uns doch ein wenig an die Empfehlung des Glückskekses halten können, den wir mal zu Beginn des Jahres bekamen:

  • Der Wechsel von Alt zu Neu erreichte uns gleich am Anfang des Jahres: da wären eine Wohnung in Dresden, die wir kurz vor Weihnachten verlassen haben, eine möblierte Übergangswohnung in Hamburg-Hohenfelde, da Carsten schon am 2.1. bei seinem neuen Arbeitgeber in Hamburg Dienst schieben musste, und eine noch zu mietende Wohnung in der Umgebung, die seit Ende Januar unser neues Zuhause geworden ist. Platz für Neues haben wir wahrlich gemacht, denn von 60 qm in der Dresdener Tittmanstrasse sind wir nun in 100 qm nach Wentorf bei Hamburg gezogen – viele Dinge mussten im ersten Halbjahr angeschafft und gebaut werden, damit schnell wieder eine gemütliche und OLCA-gerechte Wohnlichkeit aufkam.
  • Gleich im Januar nutzte ich wenigstens einen Vorteil, den man als Arbeitssuchende hat –> eine relativ freie Zeiteinteilung. Nach Absprache mit Carsten, der bereits wieder im Arbeitsalltag angekommen war, traf ich mich auf der Insel Sylt mit meiner Ex-Kommilitonin Olga, ihrem Mann Oleg und deren Tochter Maria. Letztere hat sich einen Traum erfüllt und ergatterte mit top Deutschkenntnissen als junge Ärztin eine Stelle in einer der Kliniken auf der Insel. Es waren drei wirklich lustige Tage vom 7. (DI) bis 9. (DO), mit Strandspaziergängen und ganz vielen Gesprächen zu verschiedenen Themen. Daran erinnerten mich mein Zugticket, meine Gäste(haus)karte, mein Übernachtungsbeleg und ein Ausdruck mit der Wegbeschreibung vom Bahnhof zu meinem Inseldomizil – dank Carstens ordentlicher Vorbereitung war ich für alle Eventualitäten gut gewappnet.
  • Zurück ans Meer kamen Carsten und ich erst wieder gemeinsam im September und diesmal auch nur als Tagesausflügler. An unseren Ausflug an die Ostsee erinnert mich der Abholzettel Nr. 47 vom „Strandtreff“ in Grömitz … ohne diesen hätten wir unsere Fischbrötchen nicht bekommen    🙂
    Den Trip an die Nordsee zeigt die Tageskarte der Gemeinde St. Peter Ording und sie erinnert mich immer wieder daran, dass wir auch dort einen wunderschönen Tag verbrachten. Ihr kennt mich, ich liebe einfach das Meer – vielleicht auch deshalb eher mein recht tollkühner Entschluss, aus Dresden wegzugehen und lieber in die Nähe der deutschen Meeresküste zu ziehen, als in den Süden bzw. in die Nähe von Bergen.
  • Es gab in der Kiste diesmal ein paar Sachen, welche mit meiner Arbeitssuche bzw. meiner neuen Arbeitsstelle verbunden sind. Da wäre zum einen eine Visitenkarte der Vermittlungsfirma „Arbeit und Mehr“ zu erwähnen. Deren Tipps zur Gestaltung meines Lebenslaufs, waren so gut, dass ich damit schon bald in Eigenregie eine Stelle bei der Key Surgical GmbH gefunden habe (Ende Februar). Zum anderen bekamen im März alle Mitarbeitern einen Passierschein ausgestellt, da wir ein Medizintechnikunternehmen und somit „systemrelevant“ sind. Ihr erinnert euch, im März fingen die ersten zaghaften Lockdown-Versuche in 2020 statt und man hatte Angst vor Ausgangssperren und Kontrollen. Und zuletzt fiel mir aus der Kiste meine, von der Firma gesponsorte Kreditkarte in die Hände, auf die für alle Monate ohne Krankmeldung ein kleines Guthaben überwiesen wurde. Leider lief diese Bonusabwicklung über die inzwischen berüchtigte Firma WireCard, weshalb diese Kreditkarte letzten Endes als unbrauchbar in der Jahreskiste landete. Keine Sorge, es fand sich sehr schnell eine andere gute Lösung, alle Bonuszahlungen wurden noch ausgegeben und mit einem anderen Anbieter hat man das gleiche System beibehalten    🙂    für mich ideal, eine geldliche Belohnung für Gesundsein zu bekommen, da ich (wir) wirklich nur selten krank werde(n).
  • Die Anzahl der Kassenbons aus diversen Baumärkten, Möbelläden, Geschäften für Dekoartikel, für Gartenbedarf usw. war 2020 so groß wie nie. Aber dafür ist unsere neue Wohnung samt Balkon nun vollends eingerichtet    🙂
  • Seit dem 6. Februar sind wir auch ganz offiziell keine Dresdner mehr, sondern zu Wentorfern geworden. Daran erinnert uns der Wartezettel vom Wentorfer Rathaus mit der Nummer A104.
  • Ich habe auch unsere damaligen Aushänge für die Nachbarschaft während der Zeit unseres Umzugs aufgehoben – mit Infos über uns, die Möbeltransporte, die gelegentlichen Blockierung des Fahrstuhls und eine Entschuldigung für eventuellen Lärm und Schmutz. Man wollte es sich ja nicht gleich von Anfang an mit allen neuen Mitbewohnern verscherzen    😉
  • In der Kiste war auch eine Postkarte, die wir selbst einmal an unsere Dresdner Adresse verschickt haben, um zu prüfen, ob die eingerichtete Weiterleitung durch die Deutsche Post auch wie bestellt funktioniert. Leider hat sie bewiesen, dass es dem nicht so ist – für Postkarten fühlt man sich nicht zuständig. Wir haben diese dann von unseren ehemaligen Nachbarn nachgereicht bekommen, da sie sich nun ganz lieb um unsere Nachzüglerpost kümmern und dankenswerterweise ein „Meier/Sander“ an ihrem Briefkasten angebracht haben. Ein Zettel von Dagi und Holger fand übrigens auch ein Plätzchen in der Kiste, den sie mal zu Nachsendungen beigefügt haben.
  • Wir haben uns im vergangenen Jahr aus Blödheit und Unaufmerksamkeit ein paar Fehltritte geleistet, die wir finanziell ausgleichen mussten. Bei Carsten war es ein Knöllchen aus Dresden, wo er schlichtweg übersehen hat, ein Parkticket zu ziehen (Fotomitte). Dafür sind zwei vermeintliche Blitzerfotos nie bei uns als Schreiben angekommen, wo Carsten auf der Autobahn die Geschwindigkeit um ca. 10-15 km/h überschritten hatte … die Übertretung war wohl doch zu gering. Bei mir ist es gar ein Beleg fürs Schwarzfahren geworden, aber das habe ich ja euch schon erzählt    😉
  • Eine Rechnung der Buchhandlung Shakespeares Enkel ist ein Beweis dafür, dass auch ich versucht habe, während des ersten Lockdowns einem kleinen Laden auszuhelfen. Leider war es nicht genug und der Buchladen musste im Sommer dennoch schließen. Nun versuche ich, die Buchhandlung Bücherwurm in meiner Nähe soweit es geht zu unterstützen – auch dafür fand sich ein Beleg in der Kiste.
  • Da meine Kinder ziemlich weit weg von uns wohnen, griffen sie auf den Service von Amazon zurück und schickten mir zum Muttertag das Buch „Hallo Mama“ von Liz Climo zu. Der beiliegende Gruß von meinen Mädels war herzallerliebst und kam natürlich prompt in meine Kiste!
  • Wir haben uns als OLCA-Familie alle zusammen zum letzten Mal im März gesehen … gerade mal eine Woche vor dem ersten Lockdown. Diesmal trafen wir uns bei Andrea und Karl in Leoben in Österreich, erkundeten das Städtchen und machten auch mal einen Tagesausflug nach Graz. Es gib davon jede Menge Flug/Bus/Bahn-Tickets und Essens-Belege. Eigentlich eine sehr emotionale Erinnerung an die Zeit mit den Kindern … nicht nur für mich!
  • Apropos Essen. Natürlich waren wir in den Zeiten, als man noch essen gehen konnte, gern dabei, neue Lokale zu entdecken. Besonders häufig landeten wir den Quittungen nach in der „Speisewirtschaft Opitz“ , da wir dort sowohl die ganze Atmosphäre als auch das authentische norddeutsche Essen supertoll finden und somit nicht nur alleine, sondern gerne auch mal mit Besuch und Freunden hingegangen sind. In der warmen Jahreszeit war der Besuch im „Opitz“ oft mit einem anschließenden Abstecher zur benachbarten „Spanischen Treppe“ verbunden, da man dort hervorragend am Wasser sitzen und mit Blick auf einen Kanal und einen Teil der Außenalster etwas trinken kann. Auch im Steakhaus „Rindock’s“ waren wir vor der Schließung der Gastronomie wirklich gern, denn dort haben wir z.B. unseren 14. Hochzeitstag im Februar gefeiert und auch Carstens Geburtstag im September. Ich habe schon darauf spekuliert, auch an meinem 50. Geburtstag dorthin zu gehen, aber leider kam mir dann ja Corona in die Quere. Seitdem warte ich endlich mal auf eine Chance, nachzufeiern    😉
    Andere Essensbelege zeugen von simpler Nahrungsaufnahme bei McDonalds oder anderen Schnellrestaurants, insbesondere als wir noch regelmäßig an den Wochenenden nach Dresden gependelt sind (Umzug & Vorbereitungen) oder ab August die Wochenendfahrten zur Berliner Charité zu absolvieren hatten.
  • Corona … definitiv DAS Wort des vergangenen Jahres. Einmal musste sogar ich mich darauf testen lassen, da wir im Oktober einen Fall in der Firma hatten und ich mit dem Kollegen zusammen eine Inhouse-Schulung besucht habe. Das entsprechende Kärtchen der Testfirma „Centogene“ inklusive der Nummer, mit welcher ich am nächsten Tag im Internet das Ergebnis überprüfen konnte, habe ich natürlich aufbewahrt. Zum Glück, war das Ergebnis am Ende ja negativ! Ich hätte sonst für 14 Tage nicht zu meinem Kind gekonnt und das wäre wirklich hart zu ertragen gewesen.
  • Carsten hat beim Abschied von seinen ehemaligen Arbeitskollegen im Dezember die zwei Hamburger Gutscheinbücher „Schlemmerblock“ (rot) und „Freizeitblock“ (blau) geschenkt bekommen (auf dem Foto oben mittig) und wir haben echt große Pläne für 2020 geschmiedet – die Dresden-For-Friends-Card haben wir ja auch abgöttisch geliebt und jahrelang abonniert, um immer mal etwas Neues auszuprobieren. Diese Gutscheinbücher haben im Grunde genommen den gleichen Zweck, nur halt eben für Hamburg und Umgebung. Aber leider sind wir erst wegen der Arbeiten an der neuen Wohnung und dann durch die immer wieder eingeführten Corona-Beschränkungen nicht dazu gekommen, all das durchzutesten, was wir uns vorgenommen haben. Aber auch wenn deren Gültigkeit inzwischen passe ist, werden wir sie immerhin noch als Inspiration für noch kommende, bessere Zeiten behalten. Genau, für die hoffentlich bald kommenden Zeiten, wenn wir uns wieder mal uneingeschränkt überall bewegen und uns mit anderen Menschen in beliebiger Anzahl treffen können. Klingt aber noch zu sehr nach Zukunftsmusik …
  • Jetzt trifft man sich nur gelegentlich und wenn, dann auch nur mit ganz wenigen. Aber auch das kann man sehr genussvoll gestalten, wie z.B. die von Stina organisierte Box „La Creme“ mit französischen Spezialitäten (oben mittig) gezeigt hat. Und sowas holen wir mit Spezialitäten aus anderen Gegenden ganz gewiss mal nach! Einen recht gut sortierten Russenladen haben wir in unserer Nähe schon gefunden. Übrigens, meine französische Arbeitskollegin Stina ist definitiv die Person, mit der wir uns im vergangenem Jahr am häufigsten getroffen haben (laut Tagebuch 12-mal) … ich hoffe, das bleibt auch künftig so!

Es hat wie immer sehr viel Spaß gemacht, mithilfe von verschiedenen Erinnerungsstücken das alte Jahr noch einmal kurz Revue passieren zu lassen. Auch wenn es diesmal eine etwas andere, bittersüße Erinnerungswelt wurde, denn sowohl für Deutschland (Corona) als auch für uns persönlich (Stephanie) hat 2020 einen richtig schlechten Beigeschmack bekommen. Dabei hat es bei uns doch einmal so gut mit dem Umzug, den Jobs, der Wohnung etc. angefangen …

Nun ist die Kiste aber wieder leer und bereit, viel Neues aufzunehmen. Ich bin gespannt, was sich in diesem Jahr da hineinmogelt. Ihr auch?    🙂



2020 23.
Nov

Es tut mir wirklich leid, dass ich gestern den mittlerweile sicherlich schon etablierten Sonntagseintrag zu Stephanies Genesungsweg leider nicht mehr geschafft habe … die vergangene Woche konnte ich leider auch sehr viel weniger Zeit mit dem Kind verbringen. Dafür allerdings mussten wir uns um so mehr mit ihrem Leben und ihrer (elternfreien) Vergangenheit auseinandersetzen, denn Carsten und ich waren von Mittwoch bis Sonntag in Potsdam und hatten die unangenehme Aufgabe, ihr WG-Zimmer in der Sellostrasse aufzulösen.

In nur zwei Tagen (MI & DO) konnten wir ihren gesamten „Hausstand“ sichten, alle Möbel auseinanderbauen, ihre Anziehsachen für die Reise in den Norden zusammenpacken, ihr anderes Hab & Gut ordentlich in Kisten und Kartons verpacken und vor allem nach Themen sortiert für einen späteren Zugriff und schnelle Suche vorbereiten.

Damit waren wir am Ende sogar einen Tag eher fertig als gedacht und somit transportierten wir am Freitag schon Kartons mit dem Auto von Potsdam zur Zwischenlagerung zu Fabian nach Spandau – aufgrund von Corona boten sich ja touristische Entdeckungstouren durch Berlin oder Potsdam nicht besonders an. Den Samstag haben wir dann mit Leihanhänger und Helfern wie geplant zum abschließenden Transport all ihrer Dinge genutzt.

Unser ganz besonderer Dank geht hierbei an Sandra, Benny, Ingo, Fabian, Jörg und Tobi, die beim Einladen und Ausladen unglaublich behilflich waren und vor allem auch den Platz für eine vorübergehende Unterbringung von Stephanies Dingen zur Verfügung stellen – es tut so gut, solche Freunde zu haben. Und irgendwie bin ich auch sehr froh für unsere Kleine, dass sie einen solchen Freundeskreis um sich hat!

Apropos Freunde: es ging sogar noch weiter, denn nach unserer Rückkehr in Wentorf am Sonntag platzte der Briefkasten schier aus allen Nähten, denn neben wichtigen Briefen vom Amtsgericht haben mittlerweile auch immer mehr Erinnerungsstücke aus Stephanies Freundeskreis ihren Weg zu ihr gefunden. Einen ganz besonderen Dank gilt hier Eileen, dass sie Kontakte aus der Schule, aus dem TJG und dem Volleyballverein Grün-Weiß Coschütz dazu animieren konnte, etwas für Stephanie nieder zu schreiben und zu sammeln, was sie wiederum alles in ein DinA4-Buch zusammengepackt hat. Ich werde meinem Kind sicherlich sehr oft daraus vorlesen und sie damit immer wieder in Erinnerungen schwelgen lassen. Die ersten drei Einträge daraus hat sie schon heute zu hören bekommen.

Als wir dann also am Sonntagmittag nach Wentorf zurückkehrten …

… blieb eben nur noch Zeit für einen Besuch im Krankenhaus, das platzsparende Parken ihres Würfelchens in unserer Tiefgarage …

… und das Ausräumen der mitgenommenen Dinge – insbesondere Wäsche, Lebensmittel und persönliche Erinnerungsstücke, die sicherlich hin und wieder ihren Weg ans Krankenbett finden werden. Der Blogeintrag musste nach diesem Programm leider einfach mal um einen Tag verschoben werden – sorry. Aber ich hoffe, ihr habt Verständnis für diese Verzögerung.

So, nun aber einen Punkt gesetzt und kommen wir zum Wesentlichen dieser Zusammenfassung … wie ist es eigentlich Stephanie die letzte Woche so ergangen ?

Kurz: die Höhen und Tiefen blieben auch diesmal nicht aus, denn erneut galt die Devise „zwei (Fort-)Schrittchen vor und dann doch wieder ein Schrittchen zurück“.

Und wer möchte, hier ein bisschen ausführlicher:

  • Wenn ich zu ihr komme, ist sie mal unruhig (z.T. auch mit erhöhter Herzfrequenz und Temperatur), aber auch mal so supertiefenentspannt, dass man denkt, sie schläft einfach nur tief und fest. Auch das Personal bestätigt mir, dass Stephanie sich selbst nach einer Aufregung (Therapien, Umbetten, Übungen etc.) immer schneller wieder entspannt und so in nur wenigen Minuten zur „Normalität“ zurückkehrt – das war vor 2-3 Wochen ja noch ganz anders.
  • Der geplante urologische Eingriff wurde leider am Tag vorher abgesagt, da sich plötzlich mit Fieber, erhöhten CRP-Eiweißwerten und einer abfallende Sauerstoffsättigung eine Entzündung oder Infektion andeutete, der umgehend mit Antibiotika entgegengewirkt werden musste. Ist aber nicht schlimm, in der nächsten Woche wird ein zweiter OP-Versuch gestartet, denn alle oben genannten Dinge sind schon jetzt wieder im Normalbereich.
  • Sowohl für die Hände als auch für die Füße sind die Schienen fertiggestellt worden und befinden sich größtenteils auch schon im Einsatz. Zwar quittiert Stephanie das Anlegen immer mit etwas Unruhe, aber einmal in Position, ist es auch schnell wieder gut – manchmal scheint sie auf Aufforderung sogar ein klein wenig mitzuhelfen und nicht mehr ganz so verkrampft ihre Finger der linken Hand zu einer Faust zusammen zu rollen. Alle Therapeuten, mit denen ich sprechen konnte, sind äußerst zufrieden mit ihr und den Fortschritten, die sie bei Trainings und Maßnahmen erreichen.
  • Zu Anfang der Woche fand eine neue Atemmaschine den Weg an ihr Bett. Der sogenannte Coughassist wird in erster Linie für das regelmäßige Abhusten eingesetzt, um insbesondere angestautes Sekret loszuwerden, aber auch für ein Training der Atemmuskulatur im Oberkörper. Man glaubt es kaum, aber ausgerechnet die scheint bei Untätigkeit wohl unglaublich schnell an Kraft zu verlieren.
  • Ihre derzeitig tägliche Medikamentenliste liest sich fast schon erschreckend wie ein Beipackzettel, denn die insgesamt mindestens 17 verschiedenen Präparate machen einem Angst und Bange. Aber wir glauben weiterhin, dass Stephanie in dieser Rehaklinik in sehr sehr guten Händen ist und dass die Entscheidungen des Klinikpersonals aufgrund der langjährigen Erfahrung mit solchen Krankheitsbildern mehr als Hand und Fuß haben. Zumal auch ein grundsätzliches Bestreben da ist, die Dosierung und die Anzahl der Medikamente soweit wie es geht zu reduzieren, ohne natürlich die Behandlung zu gefährden.
  • An diesem Wochenende dann ein erneuter Rückschritt, denn nach plötzlichem Durchfall und Erbrechen ist man wieder akribisch auf der Suche nach der eigentlichen Ursache. Vor allem, da die Blut- und Vitalwerte im grünen Bereich sind und auch kein Fieber oder eine dauerhaft erhöhte Herzfrequenz auftreten. Man muss jetzt erneut zunächst die Laborwerte abwarten, um Vermutungen ausgeschlossen oder bestätigt zu bekommen: Norovirus? Eine Unverträglichkeit der Antibiotika? Oder ganz was anderes? Warten, warten, warten …
  • Die schönste Erkenntnis zum Schluss – selbst wenn vielleicht auch mehr aus der Sehnsucht heraus, als aus medizinischen Belegen. Die Therapeuten und ich haben unabhängig voneinander das Gefühl, dass beim Vorlesen aus ihren Erinnerungsbüchern (eine Fotosammlung zur Volljährigkeit mit von Familie und Freunden liebevoll ausgefüllter Fragebögen, Vereins- & Freundebücher, Briefe etc.) in Stephanies Gesicht kleinere Reaktionen zu erkennen sind. Wer weiß, was sie am Ende wirklich alles mitbekommt … aus diesem Grund werde ich ihr natürlich weiterhin jeden Tag einen Besuch abstatten und auch aus allem, was man ihr so zuschickt, vorlesen. Unser Aufruf vom Oktober soll also weiterhin ohne zeitliche Einschränkung gelten …

Ihr merkt, unsere Kleine macht es nach wie vor echt spannend. Die Rückschrittchen sind natürlich nicht so toll, aber auf ihrem langen Genesungsweg geht es offensichtlich nicht nur strikt vorwärts. Ich freue mich jedes Mal wie ein Schneekönig, wenn man mir z.B. berichtet, dass sie beim Duschen schon über eine halbe Stunde komplett ohne Beatmung schafft und ihre Werte anschließend trotzdem noch im Normbereich liegen. Wie ich es neuerdings erfahren habe, erschlafft unsere Atemmuskulatur schon nach nur 14 Tagen Beatmung und nun muss Stephanie diese lebenswichtigen Muskeln erneut mühsam von Tag zu Tag trainieren. Da ist „eine halbe Stunde“ nach ihren vielen Wochen an der Beatmungsmaschine tatsächlich eine erwähnenswerte Leistung – finde ich!

Zum Abschluss sei hiermit noch eine kleine Suchaktion gestartet: wer kann sachdienliche Hinweise zum Besitztum dieser Drum-Maschine machen, die wir auf ihrem Kleiderschrank in Potsdam gefunden haben? Es soll laut Tobi wohl eine Dauerleihgabe von irgendjemanden gewesen sein:

Oder sollte sich Stephanie so ein Teil wirklich mal selbst gekauft haben???



2020 06.
Okt

Endlich hat es geklappt: Stephanie ist gestern erfolgreich von der Charité in Berlin in die Rehaklinik nach Schleswig-Holstein, nicht weit von unserem Wohnort entfernt, verlegt worden. Wir haben allerdings mit dieser frohen Kunde noch einen Tag gewartet, da wir selbst erst heute Vormittag vorbeikommen durften. Vorher verschafften sich Ärzte und Pflegepersonal einen Überblick über die Patientin, den Fall und den weiteren Behandlungsverlauf und wir hätten dabei sicherlich nur gestört.

Dafür hat man sich heute umso mehr Zeit für uns genommen und in den fast vier Stunden unseres Aufenthaltes in der Klinik konnten wir diverse Gespräche mit der Stationsärztin, mit einer Ergotherapeutin, mit einem Pfleger und mit der Empfangsdame führen, all unsere Fragen loswerden und natürlich auch Stephanie besuchen. Alles ist gut ! Wir denken, dass sie hier in sehr sehr guten Händen ist und der lange Weg einer aufwändigen Reha und Therapie hoffnungsvoll angegangen werden kann.

Ich persönlich fand es sehr schön, dass man mein Kind hier nicht nur als Patientin im medizinischen Sinne betrachtet. Man hat uns nämlich nicht nur die üblichen Fragen zu ihrem Gesundheitszustand, den Vorerkrankungen usw. gestellt, sondern man interessierte sich auch für sie als eigenständige Persönlichkeit, erkundigte sich nach ihren Vorlieben, Hobbys u.v.m., um dies ggf. bei diversen Therapieschritten mit berücksichtigen zu können.

So freute ich mich u.a. sehr, dass man sich vor Ort unter anderem über Feinheiten, wie z.B. Haare waschen, nicht nur Gedanken macht, sondern auch gleich schon erprobte Methoden hat, dies trotz der widrigen Umstände von Schläuchen und Kathetern sowie Bettlägerigkeit durchzuführen. Selbst wenn diese Dinge medizinisch gewiss nicht an erster Stelle stehen, sind sie aber für das persönliche Wohlbefinden dennoch sehr wichtige Sachen, oder?

Das Haus, wo sie sich in den nächsten Wochen aufhalten wird, befindet sich in einer ruhigen Gegend inmitten eines Waldstücks. Ich hoffe sehr, dass sie in dieser Umgebung auch selbst etwas leichter zu ihrer inneren Ruhe findet und sie in absehbarer Zeit vielleicht komplett auf all die Medikamente, welche sie derzeit noch zur Schmerzlinderung und Sedierung bekommt, verzichten kann.

Da natürlich an dieser Stelle und in diesem Moment außer der erfolgreichen „Umsiedlung“ noch keine weiteren neuen Erfolgsergebnisse zu verkünden sind, möchte ich noch kurz ein paar Worte zu einigen organisatorischen Dingen einfließen lassen.

Zeitspannen:
Jeder, mit dem wir in der Klinik gesprochen haben, hat uns wieder mal eindringlich an die sehr langen Zeiträume erinnert und um viel Geduld gebeten. Sehr einprägsam war hier die Ausführung der Stationsärztin: vor Ablauf von drei Monaten ist i.d.R. noch keine Einschätzung möglich, erst nach 3 Monaten wird eine grobe Einschätzung erwartet und voraussichtlich erst nach 6-9 Monaten kann dann eine qualifizierte Einschätzung abgegeben werden. Auch wenn es bzgl. Stephanie mal ruhiger in diesem Blog wird, bitten wir euch, die oben genannten Zeitspannen immer im Hinterkopf zu haben, wenn euch die Frage „Wie geht es Stephanie?“ auf der Zunge brennt. Wir werden uns sehr bemühen, hier die Meilensteine ihrer Genesung kund zu tun, aber es werden insbesondere anfangs sehr wahrscheinlich immer nur kleine Schrittchen und große Wartezeiten zu erwarten sein.

Blogbenachrichtigung:
Wie gewohnt wird jeder Blogeintrag bei Facebook angekündigt. Wer jedoch zusätzlich gerne per Email über ein neues Posting benachrichtigt werden möchte, der kann mir oder Carsten eine Email schreiben und sich auf den Verteiler für neue Blogeinträge eintragen lassen. Aber wie oben bereits angedeutet: es kann leider kein Unterschied zwischen einem Eintrag für Stephanie und einem Blogbeitrag aus dem OLCA-Leben oder Erlebnissen aus Teddybärensicht gemacht werden. Aber keine Angst, so viel habe ich dann ja auch nicht immer von mir/uns zu berichten … wie die letzten Monate eindrucksvoll zeigen    😉

Besuche:
Die Corona-Maßnahmen sind gerade in Schleswig-Holstein besonders streng. Aus diesem Grund sind derzeit bis auf weiteres keine Besuche bei Stephanie möglich – sie liegt ja zudem auch noch immer auf der Intensivstation dieser Rehaklinik. Das Klinikum bzw. die Station schränkt deshalb die Besucherzahlen auf das absolute Minimum ein. Es wird jedesmal vor Ort Fieber gemessen, es wird ein „Tagebuch“ mit Gesundheitsfragen geführt (auch deshalb ist ein ständiger Wechsel der Besucher unerwünscht) und pro Tag ist ohnehin nur ein Besucher für insgesamt 1 Stunde erlaubt. Sobald sich aber die Lage wieder entspannt hat, werden wir das natürlich weitergeben und würden dann sehr gerne auch Besuche von Dritten koordinieren wollen – was wiederum im Einklang mit dem Klinikalltag bleiben soll.

Zusendungen:
In den Gesprächen mit dem Klinikpersonal sind wir heute explizit darauf hingewiesen worden, dass Stephanie trotz „sterilem“ Krankenbettzimmer einen Raum voller Erinnerungen vorfinden darf und gar sollte. Aus diesem Grund mögen wir doch gerne persönliche Dinge mitbringen, wie z.B. ein Lieblingskuscheltier, Fotos, Erinnerungen und andere positive Reize. Falls jemand von euch ebenfalls etwas beisteuern möchte, so darf er dies bitte gerne an unsere Postadresse schicken und wir nehmen es dann bei unserem nächsten Besuch mit zu Stephanie. So schon heute ein mit viel Liebe und sehr persönlichen Worten geschriebenes Buch von Stephanies Volleyball-Team, aus welchem ich ihr demnächst nach und nach vorlesen werde und welches auf den leeren Seiten am Ende noch etwas Platz für weitere, an sie gerichtete Texte bietet:

Ich hoffe, ich habe nichts vergessen … wenn nicht, dann soll es das für heute gewesen sein. Möge Stephanie auch nur mit sehr sehr kleinen Schrittchen am Ende stetig wieder ins eigenständige Leben zurückfinden – das ist sicherlich auch ihr größter Wunsch ! Vor allem in Spandau wartet jemand ganz sehnsüchtig auf sie …

Und nochmals ein ganz herzliches Dankeschön für all die positive Energie, welche uns durch eure Kommentare, gesprochenen Worte, Gebete und Meditation erreicht!

Nachtrag: auch Stephanies Bank hat es endlich geschafft, dass ich mit meinem Onlinebanking Zugriff darauf bekomme … läuft!!!



2020 05.
Apr

Ich habe es in meinem Zwischenstand Nr. 6 schon erwähnt, dass für mich unser Umzug erst dann abgeschlossen sein wird, wenn wir nur noch eine einzige Wohnung zu betreuen haben. Nun ist dieser Zustand tatsächlich erreicht. Im März überwiesen wir noch die Miete für die Interimswohnung in Hamburg, für die Wohnung in Dresden und für die neue Wohnung in Wentorf. Im April mussten wir noch die Miete für unser neues Domizil und für das Apartamento OLCA in Striesen bezahlen. Im Mai wird es dann endlich zum ersten Mal in diesem Jahr soweit sein, dass wir nur noch unsere Residencia OLCA in Schleswig-Holstein bezahlen dürfen und wir werden auch die Kaution für unsere Dresdner Wohnung in voller Höhe zurückbekommen    🙂

Doch bis wir es tatsächlich geschafft haben, unsere Wohnung in der Tittmannstraße abzugeben, waren noch einige Hürden zu bewältigen. Ursprünglich war nämlich geplant, das wir das letzte Märzwochenende für alles Nützliche (Restarbeiten & Übergabe) und für alles Schöne (Verabschiedung) verwenden. Aber dann kam die Corona-Pandemie nach Deutschland und es wurde alles wesentlich schwieriger als gedacht. Unsere Feier bei unserem Lieblingsdönermann für die Verabschiedung von den Dresdner Freunden musste gestrichen werden, weil ja deutschlandweit alle Lokale keine Gäste mehr bewirten durften. Eine große Menschenansammlung ist mittlerweile ja eine Straftat. Zudem hat uns die vorab gebuchte Ferienwohnung in Dresden-Hosterwitz ein Storno geschickt, sodass Carsten und ich uns jeden Tag aufs Neue berieten, wie wir nun doch noch alles schaffen könnten – in der größtenteils leeren Wohnung standen ja noch eine abgebaute Einbauküche und anderer Sperrmüll, die Wände wiesen noch zahlreiche Löcher auf und ein paar kleinere Installationen mussten ebenfalls noch abgebaut werden. Zum Glück gab es wenigstes seitens des Vermieters Vonovia keine Absage für den abgesprochenen Übergabetermin am 30. März (ein Montag, für den wir extra Urlaub genommen haben). Es war auch noch möglich, den vorbestellten Anhänger bei Böckmann Center John abzuholen, um den Sperrmüll noch vor der Abgabe entsorgen zu können. Doch in den Zeiten der sozialen Distanz machte man zum Teil eben auch Wertstoffhöfe zu. Glücklicherweise hat sich Carsten telefonisch bei der Dresdner Stadtreinigung nach verfügbaren Möglichkeiten erkundigt und danach fiel uns ein Stein vom Herzen, denn ein einziger Dresdner Wertstoffhof war für solche „Notfälle“ wie den unseren nach wie vor geöffnet.

Da wir aber nun für das geplante Wochenende von Freitagabend bis Montagvormittag keine Unterkunft mehr hatten, unsere eigene Wohnung leider inzwischen leer und somit alles andere als wohnlich war und wir unsere Freunde aber auch nicht in die unangenehme Lage bringen wollten, nach dem heutigen Stand der Dinge zwei „Fremde“ unterzubringen, fiel der Entschluss, dass wir zweimal die 500 km hin und zurück fahren werden – also insgesamt 2000 km in zwei Tagen.

Am Samstag klingelte der Wecker um 3:15 Uhr und um 4 Uhr waren wir schon unterwegs gen Dresden. Die Autobahn wirkte echt gespenstisch, denn es fuhren kaum Autos darauf:

Carsten meinte nur, es erinnerte ihn irgendwie an die autofreien Sonntage in den 70ern und vielleicht würden bald spielende Kinder oder Spaziergänger auf der Fahrbahn sein. Dem war zum Glück nicht so.

Diese Herrgottsfrühe und die leeren Straßen halfen aber natürlich sehr, rechtzeitig um 9 Uhr unseren bestellten Anhänger beim Verleiher in Dresden abzuholen. Die Küchenteile und all der andere Kladderadatsch aus der Wohnung waren schnell verladen. Am Notfall-Wertstoffhof waren wir auf eine kleine Diskussion mit den Kollegen vor Ort eingestellt, denn inzwischen haben wir mit RZ (für Ratzeburg oder Rübenzüchter … je nachdem wen man fragt) zudem noch ein ortsfremdes Autokennzeichen. Deshalb hatten wir eben auch mal alle erklärenden Papiere, wie z.B. Kündigungsbestätigung und Übergabetermin, zur Hand. Aber offensichtlich hat Carsten sehr ehrlich gewirkt, denn wir mussten nach einer kleinen mündlichen Erklärung nichts nachweisen und konnten so schon gegen Mittag den leeren und ausgefegten Anhänger zurückbringen:

Nun blieben noch einige Verschönerungsarbeiten in der Wohnung zu erledigen: alle Löcher in den Wänden mit Maler-Acryl zuschmieren, Bad und Küche putzen, alles fegen und noch einmal schnell durchwischen:

Wir haben am Ende zwar etwas länger dafür gebraucht als gedacht, aber nun war die Wohnung komplett sauber und bereit für eine Rückgabe. Auf dem Rückweg hielten wir kurz in Berlin an … 

… um Stephanie endlich ihre Geburtstagsgeschenke zu übergeben – sie hatte bekanntlich schon Anfang Februar ihren Ehrentag gehabt! Ihr erinnert euch sicherlich, die Weihnachtsgeschenke gab es leider auch erst am 8. März     🙁
Dieses Jahr hat die Zeit irgendwie eine völlig andere Bedeutung als sonst bekommen    😉 

Wir durften bei ihr und Fabian auch zum Abendessen bleiben und fuhren daraufhin erst um 21 Uhr zurück nach Wentorf. Nach dem Ausladen der Werkzeuge und Putzsachen fielen wir gegen 1:30 Uhr sofort ins Bett. Tag 1 der Operation Wohnungsübergabe und die ersten 1000 km waren damit erledigt.

Den Sonntag nutzten wir zum Regenerieren, denn in der Nacht von Sonntag auf Montag klingelte der Wecker schon wieder sehr früh um 3 Uhr und wenn man bedenkt, dass wir gerade eine Nacht zuvor die Uhren auf Sommerzeit umgestellt haben, kann man sich gut vorstellen, wie gerne wir aufstehen wollten    😉

An Tag 2 war die Autobahn schon etwas mehr befahren, da für viele trotz Corona kein HomeOffice möglich sein dürfte und somit die Leute mit dem Auto zur Arbeit mussten. Wir hatten aber auch hier wieder Glück und sind dennoch wunderbar und staufrei nach Dresden durchgekommen. Unser Hausmeister von Vonovia war ebenfalls pünktlich um 10 Uhr da. Er erzählte uns, dass er schon unsere Zählerstände notiert und unseren Keller geprüft hat. Dort müsste allerdings noch das Linoleum entfernt werden und ein Durchfegen wurde zudem vorausgesetzt. Die letzte Aufgabe traf uns sehr unvorbereitet und da die Wohnung schon am Samstag geputzt war, nahmen wir natürlich auch alle Putzutensilien mit nach Wentorf zurück. Zum Glück fiel Carsten ein, dass er im Auto einen Handfeger für schneereiche Tage (Thema Dach freiräumen) deponiert hat. Mit diesem habe ich dann unser Kellerabteil ausgefegt … so viel Staub habe ich schon lange nicht mehr aufgewirbelt    😉

Aber die Mühe hat sich gelohnt und die Übergabe klappte wie am Schnürchen. D.h. ab jetzt werden wir in Dresden also nun mehr als Besucher auftauchen. Vor der Abreise gen Norden deckten wir uns noch schnell im Kaufland mit einigen Lebensmitteln ein, welche bei uns eben nicht mehr so greifbar sind – insbesondere „Ostware“. Danach hatten wir aber nur noch den einen Wunsch, möglichst schnell nach Hause zu kommen! Diese Rückfahrt war von allen vier Fahrten am anstrengendsten. Carsten merkte schon auf der A13 vor Berlin eine aufsteigende Müdigkeit und beginnender Sekundenschlaf, daher musste auch ich auf zwei Abschnitten ans Steuer. Die erste Strecke war die Stadtautobahn durch Berlin und das im Schneeregen! Montags ist natürlich in der Stadt viel Verkehr, was das Fahren keineswegs entspannter machte    😉    danach war Carsten erstmal wieder wach – meine Fahrkünste haben wohl selbst auf den erschöpftesten Beifahrer eine sehr aufmunternde Wirkung    😉

Hinter Berlin hat es noch ein wenig weiter geschneit:

Erst im Norden erreichten wir endlich wieder schönes Wetter und wesentlich weniger Verkehr auf der Autobahn (A24). Da hat selbst Carsten dann auch wieder dösen können, als ich das Steuer übernommen habe.

Wir sind am Ende wohlbehalten, wenn auch sehr müde zu Hause angekommen. Ab dem Tag ist unser Dresdner Lebensabschnitt definitiv abgeschlossen. Für mich waren es insgesamt 25 Jahre und für Carsten 18 … es kommt uns beiden aber gar nicht so lange vor. Jedenfalls haben wir uns dort immer sehr wohl gefühlt. Ist ja auch kein Wunder bei all den guten Freunden, welche wir dort gefunden haben! Diese Verbindungen werden hoffentlich trotz der räumlichen Entfernung auch weiterhin bestehen bleiben …



2020 16.
Feb

In den letzten Wochen ist in dieser Beziehung wieder viel Neues passiert. Das hat uns allerdings ganz schön beansprucht und eine Menge Zeit gebunden … deshalb erst jetzt ein Update. Also alles mal schön der Reihe nach.

Wir haben noch im letzten Jahr, am 31. Dezember, einen Besichtigungstermin für eine Wohnung in Wentorf, einem Ort in Schleswig-Holstein, der direkt an Hamburg angrenzt, bekommen können. Die Wohnung gefiel uns auf Anhieb ausgesprochen gut. Wir haben auf die Maklerin und offensichtlich mit unseren eingereichten Unterlagen (Schufa-Auskunft etc.) und auch auf den Vermieter einen anständigen Eindruck gemacht, so dass wir am 27. Januar (MO) unsere Schlüssel und auch die Wohnung übergeben bekamen. Ab jetzt sollte sehr viel Arbeit und Terminkoordination auf uns zukommen, denn nun hieß es, einen Umzug von Dresden und gleichzeitig einen Auszug aus der Übergangswohnung in Hamburg-Hohenfelde zu bewältigen. Dafür hat sich Carsten sogar extra acht Tage Urlaub genommen.

Schon jedes Wochenende im Januar haben wir immer wieder gepackte Kartons mit dem Suzuki aus Sachsen in die Interimswohnung transportiert und gelagert – inzwischen waren es 45 (!) geworden. Auch der Smart weilte schon eine Nacht in Hamburg und durfte auch gleich am Tag der Schlüsselübergabe seinen Tiefgaragenplatz im Gebäude unserer neuen Wohnung einnehmen. Nun musste eben auch all anderer Hausrat nach Norden verlagert werden.

Wir haben lange gegrübelt und geplant, so dass mein Mann am Ende einen regelrechten Schlachtplan ausarbeiten konnte … hier nur mal den Rest der Woche:

Zum Glück hat er, obwohl er ja noch ganz neu in der Firma ist, die eineinhalb Wochen Urlaub nehmen dürfen, andernfalls wäre es bestimmt ganz schon haarig und ungemein stressig geworden.

Am Mittwoch (29. Januar) fuhren wir mit dem Suzuki gen Dresden. Am Donnerstag bauten wir in der Dresdner Wohnung noch ganz viel ab und entrümpelten unseren Keller. Für den Freitag und das gesamte Wochenende mieteten wir bei Böckmann Center John einen 4 m langen und 2 m breiten Anhänger an, den wir gleich früh um 8 Uhr abholen konnten:

Diese Firma möchten wir wirklich sehr weiterempfehlen: unkompliziert, preiswert und die Anhängerauswahl ist riesengroß!

Dem Anhänger gehörte die nächsten drei Tage unsere ganze Aufmerksamkeit. Zuerst haben wir damit alle Möbelstücke, Bretter und Gegenstände zum Wertstoffhof gebracht, die das Umzugs-Casting des Vortages nicht bestanden haben. Ab dem frühen Nachmittag wurde dann die gesamte Fläche des Anhängers von Carsten und mir mit Kartons, Kleinmöbeln und anderem Haushaltskrempel ordentlich befüllt:

Gegen 20 Uhr waren wir mit dem Reality-Tetris endlich fertig:

Da unsere Wohnung mitterweile unbewohnbar (da leer) geworden ist, wollten wir uns auswärts ein Abendessen gönnen. Doch bevor wir aufbrechen konnten, haben uns die lieben Nachbarn Daggi und Holger zu sich zum Abendessen eingeladen, wo wir etwa bis 22:30 Uhr verweilten. Doch an Schlaf war nicht zu denken, denn wir wollten einen vollgestopften und nur mit einer Plane gesicherten Anhänger nicht die ganze Nacht auf der Straße unbeobachtet stehen lassen, nachdem man uns stundenlang beim Einladen zusehen konnte. Also sind wir noch in dieser Nacht die 500 km nach Wentorf gefahren – mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 75 km/h und viel Ablenkung (Quatschen, Lieder raten, Hörbuch, laute Musik etc.), um die Tristesse der ländlichen Gegenden bei tiefschwarzer Nacht und das über sechs Stunden lange Gezuckel (noch nie sind wir so oft von LKWs überholt worden !) wohlbehalten zu überstehen. Am Samstag um 6:20 Uhr kamen wir endlich in Wentorf an und haben auch gleich angefangen den Anhänger von seiner Last zu befreien. Das Entladen ging erstaunlicherweise schneller als das Hineinstopfen    🙂
Als diese Aufgabe erledigt war, fuhren wir direkt zu unserer Interimswohnung, denn diese wollten wir an dem Tag auch noch komplett von unseren Sachen befreien … wohlgemerkt: wir waren schon seit ca. 30 Stunden ohne Schlaf! Ab auch dieser Fuhre samt der 45 Kartons – größtenteils mit Büchern vollgestopft – wollte noch komplett ausgeladen werden:

Tagsüber gab es zwar Kleinigkeiten zu Futtern, doch erst um 20 Uhr machte ich auf der Schnelle zwei Dosen mit Biosuppen warm – irgendwie blieb zwischendurch keine Zeit für Hunger oder Zubereiten:

Schon nur eine Stunde später fielen wir einfach nur noch auf unsere auf dem Fußboden im Wohnzimmer liegende Matratze und sind sofort eingeschlafen. Kein Wunder bei über 36 Stunden ohne Schlaf und viel körperlicher Anstrengung – die letzten Wege beim Schleppen und beim Parken des leeren Anhängers hat Carsten wie in Trance einfach nur noch funktioniert und nicht mehr groß über die einzelnen Schritte nachgedacht … ich bin immer noch sehr beeindruckt obgleich seiner Leistung!

Doch für große Pausen blieb keine Zeit, denn schon am nächsten Tag (SO) saßen wir gegen Mittag wieder im Auto samt leerem Anhänger, dessen Aerodynamik und Seitenwindanfälligkeit einer Schrankwand glich, um die 500 km zurück nach Dresden zu tuckern – immerhin jetzt mit durchschnittlich 90 km/h. Abends und im Regen konnten wir den leeren Anhänger endlich beim Vermieter abstellen und gönnten uns zum Abschluss dieses verlängerten Tortur-Wochenendes mit ca. 1500 gefahrenen Kilometern ein Abendessen bei „Subways“ am Schillerplatz. In der Dresdner Wohnung sah es aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte, denn die Wände waren kahl und mit Bohrlöchern durchsiebt, die Teppichböden deutlich durch jahrzehntelange Nutzung gezeichnet und sämtliche Möbel standen schon auseinandergebaut und in zwei Zimmern abholbereit gruppiert:

Aus gutem Grund, denn gleich am nächsten Tag (MO) sollte gegen Mittag unsere Umzugsfirma vor der Tür stehen und alle verbliebenen, größtenteils große, schwere und sperrige Sachen ordentlich in ihrem 7,5 Tonner verstauen, damit dann alles wohlbehalten am Dienstag in unsere Wentorfer Wohnung wieder ausgeladen wird. Die Jungs waren pünktlich und sehr, sehr fleißig … und ich war sehr, sehr froh, dass ich all diese Dinge nicht selber tragen muss    🙂    sie waren am Ende äußerst effizient und professionell, denn jeder hatte seine fest zugewiesene Aufgabe und alles ging zügig voran:

Da ist es nur zu verständlich, dass sie sehr schnell mit dem Einladen fertig waren und wir uns mit dem kümmerlichen Resten in unserer Wohnung beschäftigen konnten. So sammelten wir nur noch die letzten paar Kleinigkeiten ein und stopften diese bis unters Dach in unseren Suzuki:

Der LKW machte sich gegen 15 Uhr auf den Weg in den Norden, wir brachen eine knappe Stunde später für den 500 km-Trip auf:

Am nächsten Tag (DI) sollte die Anlieferung der Spedition gegen 12 Uhr sein. Aber die fleißigen Herrschaften meldeten sich schon zwei Stunden eher an … zum Glück waren wir schon wach und geduscht    🙂
Ursprünglich war geplant, dass die Möbel mit einem Lastenaufzug zu uns in die 2. Etage gebracht werden sollte …

… aber da es ab und an recht stark geregnet hatte, musste doch alles mit dem Aufzug und per pedes in unsere vier Wände gebracht werden. Etwa um 12 Uhr stand schon alles ordentlich verteilt überall in der Wohnung herum. Eine supergroßes Lob an die Jungs vom EURO Möbeltransport, denn alles ging schnell und sehr professionell über die Bühne, sie haben mit Gurten, Decken, Folie und extra Umzugskartons alles perfekt (nach)verpackt, es ist am Ende nichts zu Bruch gegangen und das Angebot war um 800 Euro günstiger als bei allen anderen angefragten Speditionen – diese Umzugshelferlein sind sehr zu empfehlen !

Damit war der dickste Brocken des Umzugs endlich erledigt:

Das war also der Umzug … nun folgt der Einzug. Ab jetzt kann jede Ecke (PC-/Bürobereich, Essbereich, Lesebereich, Wohnbereich, Schlafzimmer, Hobby-/Besucherzimmer, Bäder) nach und nach mit dem entsprechenden Mobiliar aufgebaut und mittels der Kartoninhalte eingeräumt werden. Die Küche war zum Glück schon gebrauchsfertig da – Inhalt folgt. Die Wohnzimmerschränke und die Couch wurden gleich an der richtigen Stelle positioniert. Das Schlafzimmer ist immerhin soweit eingerichtet, dass wir darin ganz entspannt schlafen können und auch die Kleiderschränke konnten noch am gleichen Tag befüllt werden.

Den Abend hat mein Mann erst einmal im Keller verbracht. Für die Anlieferung hat man darin alles kreuz und quer eingestellt und einzelne Bretter und ein paar Regale standen noch vor der Tür. Jetzt sind dort in dem doch relativ kleinen Räumchen, aber immerhin mit einer 3,20 m hoher Decke, alle ausgelagerten Dinge sowie Werkzeug und Baumaterial in einer Art Hochregal untergebracht und verstaut. Teilweise etwas seltsam anmutend, aber Carsten konnte Bestandsregale und -schränkchen so übereinanderstapeln, dass nun bis fast unter die Decke das eingelagert werden kann, was eben so alles in einen Keller gehört … nur die Werkbank fehlt, da dafür kein Platz bei ca. 50 cm Durchgangsbreite übrig geblieben ist    😉

Die nächsten Tage folgte u.a. der Aufbau unserer PC- bzw. Arbeitsecke. Am Freitag wurde endlich alles fertig und wir hatten sogar schon einen funktionierenden Internetzugang … ab da waren wir endlich nicht mehr so sehr von der ganzen großen Welt abgeschnitten, wie noch in den Tagen zuvor:

Es gibt natürlich immer noch allerhand zu tun. Die Wohnung ist derzeit schon bewohnbar, aber noch nicht so richtig gemütlich. Carsten hat das alles mal in einer Email an Barbara aufgelistet, dass ich es mir erlauben kann, einfach einige Passagen daraus zu übernehmen    🙂

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Dies ist unser Grundrissplan:

Küche: ist vollständig eingeräumt und nutzbar. Es fehlt noch, eine Ecke „fertig“ zu möblieren, evtl. mit zwei Vorratsschränken (Schiebetüren wie beim Apotheker) und einer ca. 1 m langen Arbeitsplatte … mal sehen

Essbereich: als ein Bestandteil des riesengroßen Raumes mit 5 „Zonen“ (Küche, Essbereich, PC-Bereich, Leseecke & Wohnbereich – s.o.) galt es hier nur den Tisch und die Stühle aufzustellen
… sagt er, mir fehlt noch Licht, Teppich und Deko an der Wand    😉

PC-/Bürobereich: ist aufgebaut und auch schon (fast) alles angeschlossen

Lesebereich: noch vollkommen unaufgebaut und derzeit mit allem Möglichen vollgestellt. Hier werden wir wohl einiges nachkaufen müssen, denn bislang hatten wir weniger Standregale, aber dafür viele Regalstecksysteme, die man an die Wand schraubt. Aufgrund der vielen, großen Fenster bleibt nun leider nicht mehr viel Breite, um etwas anzuschrauben, aber Olga wird sich das sicherlich noch sehr sehr gemütlich machen!
… das sieht er total richtig. Allerdings bin ich ohne sein handwerkliches Geschick relativ aufgeschmissen. Gestern sind z.B. die Teile der Bücherregale angeliefert worden, aber ich bezweifle, dass ich sie alle ganz allein aufbauen kann    😉    obwohl ich schon an einem anderen IKEA-Regal üben durfte.

Wohnbereich: derzeit noch mit den darin unterzubringenden Möbeln und ein paar Kisten vollgestellt, soll aber bald aber in Angriff genommen werden. Was auf jeden Fall fehlt, ist ein Fernseher (ein größerer soll neu gekauft werden, da der alte im Sportzimmer landen wird) und vor allem TV-Empfang – um eine Satellitenschüssel wollen wir uns aber erst ganz zum Schluss erst kümmern, das hat also noch Zeit.

Schlafzimmer: war schon am Dienstag „fertig“. Es fehlen noch kleinere Arbeiten, aber das Bett und die Kleiderschränke stehen. Letztere sind sogar schon eingeräumt.
… da unsere Kleiderschränke aus mehreren Epochen zusammengewürfelt sind (Carstens Jugendzimmer und Andreas damaliges Pendant) wir haben uns in einem benachbarten Möbelladen einen neuen, 3 m langen Schrank ausgesucht und bestellt. Dieser sollte irgendwann vor Ostern geliefert werden.

Hobby- & Besucherzimmer: hier herrscht noch das völlige Chaos, denn hier wird derzeit alles nur reingestopft und gestapelt. Eben eine Rumpelkammer voll mit Kartons, Kisten und anderen großen Dingen … insbesondere ca. 15 Bücherkisten    🙁     die sind ja soooo schwer!
… da hat er leider Recht – zumal er sehr genau weiß wovon er redet, denn er hat sie jedesmal allein schleppen dürfen: in Dresden ins Auto, in Hamburg in die Übergangswohnung, in Hamburg aus der selbigen und in Wentorf wieder hoch in die jetzige Bude.

Keller: der ist schon gleich am Dienstag fertig gewesen, denn wir brauchten zum einen Werkzeuge und Material (Schrauben, Dübel etc.) und zum anderen Platz für Lagerware. Mit ca. 3,20 m Deckenhöhe und vielen alten Regalen sowie Möbeln haben wir uns dort ein kleines Hochregallager geschaffen, wo man für die oberen (hoffentlich seltener genutzten) Bereiche immer eine Leiter braucht    🙂

Bad: dort ist es aufgrund weniger Abstellfläche und leider keinen Platz für Bestandsmöbel aus der alten Wohnung noch etwas wirr und ungemütlich (alles nur aus kleinen Kisten), aber immerhin sind schon Waschbecken, Dusche und Waschmaschine nutzbar. Der Rest (z.B. Spiegelschrank) muß erst noch eingekauft und angebracht werden.

Gäste-WC: hier fehlt eigentlich nur noch ein neues Waschbeckenunterschränkchen und etwas „Schmuck“ an die Wände.

Terrasse: die wird sicherlich noch längere Zeit bzw. bis zum Sommer leer und jungfräulich bleiben. Mal sehen, wir haben aber schon viele Ideen: Gartenmöbel, Sonnenschirm, Gasgrill, Pflanzkästen etc.

Insgesamt fehlt in der gesamten Wohnung natürlich überall auch noch Deko und Wandschmuck … das wird erst durchgesprochen und angebracht, wenn wir mit der Anordnung aller Möbel fertig und zufrieden sind.
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Und damit hat er natürlich Recht, aber wir wohnen ja auch erst seit fast zwei Wochen hier. Vor etwas mehr als einer Woche haben wir uns schon ganz vorbildlich umgemeldet und sind nun offiziell Wentorfer, aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg im Süden Schleswig-Holsteins. Wer Interesse an unserer neuen Postadresse hat, bitte eine kurze Email schreiben oder hier in den Kommentaren melden.

In den kommenden Tagen und Wochen stehen uns sicherlich noch einige Gänge durch diverse Möbelläden und Baumärkte bevor, sowie sehr viel Internetrecherche, bis endlich mal alles so richtig heimelig geworden ist. Und in der wärmeren Jahreszeit kommt dann ja auch noch die Balkongestaltung auf mich zu. Aber es ist auch etwas Schönes, das eigene Leben neu zu gestalten    🙂

Seit ich wieder meine gewohnte „Heimbüro“-Infrastruktur habe, kümmere ich mich auch intensiver um die Arbeitssuche. Eine bezahlte Beschäftigung für mich ist eigentlich das Einzige, was derzeit noch fehlt, damit alles perfekt ist. Drückt mir mal bitte die Daumen …