Epilog - Schlußwort von Olga |
Auch wenn das wahrscheinlich merkwürdig klingt habe ich auch diesmal in den USA z.T. das Gefühl gehabt, in meiner alten Heimat UdSSR bzw. Ukraine zu sein. Die Weite, die lange Straßen - eben das, was Carsten immer wieder fasziniert, kommt mir doch sehr vertraut vor. In dem Vergleich zu den unendlichen Flächen wirkt Deutschland eher klein und eingeengt. Was aber ungewohnt war: die Freundlichkeit der Leute in den USA. Jeder, an wen ich mich erinnern kann haben ein Lächeln und einen netten Spruch auf den Lippen. Mag diese Freundlichkeit auch oberflächlich sein, finde ich sie dennoch angenehmer als ernstgemeinte Grimmigkeit. Wobei es wohl immer noch ein Unterschied ist, ob man sich in den Staaten als Tourist aufhält oder als Immigrant leben muß. Während unseren Shoppingtour waren wir unter anderem in dem "Bad Dog"- Laden einkaufen. Nachdem uns eine Aushilfe dort bereitwillig Auskunft über T-Shirts Größen gegeben und aus den großen Bergen ausgerechnet die richtigen gezaubert hat, wollte Carsten ihr beim Einordnen der nicht ausgesuchten Klamotten helfen. Mit diesem Angebot haben wir uns sofort bei ihr als Ausländer "geoutet", denn nach der Aussage der jungen Brasilianerin kommt so viel Hilfsbereitschaft bei amerikanischen Kunden nicht vor. Beim Bummeln fiel mir auch etwas anderes auf: die Umkleidekabinen waren nirgends frei zugänglich. Man mußte immer den Ladenpersonal bitten die Kabine mit dem Schlüssel aufzumachen, um Kleidung anprobieren zu können. Die Läden in Las Vegas Outlet erinnerten mich in einer Hinsicht eher an einen Deutschland- als an unseren damaligen New York-Bummel: in den Geschäften war es richtig warm und zwar so warm, daß man beim Anprobieren auch schon mal echt ins Schwitzen kam. Das war schon ein absolutes Gegenstück zu unserem Hotel, denn dort war es in der dunklen Tageszeit so kalt daß Carsten und ich die ganze Nacht ganz dicht nebeneinander geschlafen haben, um sich trotz zwei Decken halbwegs warm zu halten. Aber eigentlich war das ja absolut logisch, denn in der Schulzeit hat man es doch schon gelernt, daß es in der Wüste nach Sonnenuntergang in der kurzen Zeit sehr kalt wird. Eine absolute Neuentdeckung war für mich dagegen, daß die Fast-Food-Restaurants im Gegensatz zu Deutschland nicht unbedingt mit einer Toilette ausgestattet sein müssen. Die schlimmste Erfahrung habe ich in Los Angeles machen müssen: Irgendwann in der Stadt hielt ich Ausschau nach einem stillen Örtchen, weil ich mal wieder mußte. So etwas wie öffentliche Toiletten habe ich gar nicht gefunden, deshalb habe ich mich wie ein Schneekönig über ein "Subway" gefreut, da ich nach mehreren Besuchen dieser Fast-Food-Kette in NYC und auch in Dresden wußte, daß ich dort das finde, was ich in dem Moment am meisten brauchte. Aber in L.A. war das eine Fehlanzeige. Die gleiche ernüchternde Erfahrung haben wir im Laden mit dem goldenen "M" gemacht. Eine völlig verzweifelte Olga versuchte am Ende ihr Glück in der auf dieser Reise neuentdeckten Restaurantkette "Carls JR - The Green Burrito" und endlich blieb die endgültige Enttäuschung aus - dort gab es eine saubere, ordentliche, frei zugängliche und wie immer kostenlose Toilette. Überhaupt, um das Thema nun abzuschließen, muß ich zugeben, daß ich es aufrichtig genossen habe, grundsätzlich die Toiletten gratis besuchen zu dürfen. Nirgends habe ich die Schließmechanismen an der Tür entdecken müssen, welche nur mit einer 50-Cent Münzen aufzumachen sind. Genauso wenig wie die sehr geschäftig aussehende Frauen, welche am Eingang zur Toilette an einem Tisch mit der Untertasse für Kleingeld sitzen und die Leute erwartungsvoll anstarren. Was für mich auch absolut neu war: Spielen im Kasino. Dabei habe ich tatsächlich Spaß daran entdeckt, mein Kleingeld an den "Einarmigen Banditen" zu verfüttern, natürlich immer in der Hoffnung, den Jackpot zu knacken. Aber das echte Gefühl etwas zu gewinnen hatte ich nur im Kasino des Tropicana erlebt - es ist schöner, wenn viele Münzen auf das Blech des Automaten prasseln zu hören als einen Ausdruck mit dem Barcode aus dem Schlitz am Gerät zu empfangen - wie es im Mandalay Bay bei mir der Fall war. Meine Eindrücke über die USA sind nun etwas breiter geworden als nach meinem bis dato einzigen Besuch auf Long Island bzw. in New York City. Um weitere Facetten dieses Landes kennenzulernen werde ich es wohl noch ein paarmal besuchen müssen :0) |