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Montag, 11. August
Der Berg ruft, rauf auf die Kampenwand !

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Dieser Tag sollte zum wahren Höhepunkt dieses Urlaubs werden: wir haben uns die Wanderung zur Kampen-
wand vorgenommen. Wir standen schon um 8 Uhr auf, um diese Tour nicht komplett in der Hitze machen zu
müssen. Nach etwa einer Stunde waren wir startklar und um 9:55 Uhr stand unser Auto bereits auf dem Park-
platz der Wanderer in einer schattigen Ecke. Wir sind am Fuße des Berges gestartet und laut den Vorgaben der
Reiseführer planten wir ca. 3 Stunden für den gesamten Aufstieg ein. Die ersten Meter hatten es schon in sich.

Es war ein geteerter Weg, der Aufstieg ging recht steil nach oben und dazu schien die Sonne auch jetzt schon
relativ stark. Olga und Andrea begleiteten bereits am Anfang wehmütig mit ihren Blicken die schwebenden Kabi-
nen der Bergbahn, welche noch sehr gut zwischen den Baumwipfeln zu sehen waren. Die Kinder wussten näm-
lich durch ihren Urlaub mit Papa in dieser Gegend ganz genau, dass man den Wanderteil auch abkürzen konnte,
indem man mit der Bergbahn fast bis zum Fuße der Kampenwand fährt.

Zum Glück ging der Wanderweg bald durch Wald, der Anstieg wurde
gemütlicher und alle fühlten sich im Schatten der Bäume wesentlich
wohler. Zwischendurch haben wir eine Trinkpause auf einer Bank ein-
gelegt und unsere Hände in einigen Bergbächen abgekühlt. Es traute
sich jedoch keiner sich sehr stark zu beklagen, denn am Anfang der
Wanderung hat Carsten nach Absprache mit Olga zu den Mädels

gesagt, wenn sie sich beim Wandern nach oben anständig benehmen,
dann fahren wir zurück zum Parkplatz mit der Bergbahn, sonst laufen wir die gesamte Strecke auch wieder nach
unten. Wir waren nicht die Einzigen, welche sich für diesen mühsamen Aufstieg entschieden haben. Auch
andere Familien und Grüppchen liefen in die gleiche Richtung, man überholte sich gegenseitig von Zeit zur Zeit,
wechselte ein aufmunterndes Wörtchen miteinander und einige der Weggefährten trafen wir später beim Klettern
in den Felsen oder auf dem Rückweg wieder.

Als wir die erste Einkehrmöglichkeit namens "Liftstüberl" gesehen
hatten, wussten wir anhand der mitgeführten Wanderkarte, dass die
größere Strecke bereits hinter uns, vor uns aber noch der steilere und
beschwerlichere Abschnitt
lag. Nachdem wir das "Stüberl" hinter uns
gelassen haben, setzten wir uns kurz auf einen Stein im Schatten,
um zu trinken und uns mit der Sonnenschutzmilch einzureiben, denn

die schattigen Wegeabschnitte wurden immer seltener. Dort hat
Carsten einen großen Fehler entdeckt, welcher ihm beim Packen
des Wanderrucksacks passiert ist: Er hat die Würstchen vergessen !
Drei weibliche Mäulchen, welche sich schon nach dieser Wander-
speise gesehnt haben stöhnten ab jetzt voller Sehnsucht: "Würst-
chen, unsere Würstchen ... "
Das Würstchengejammer hörte auf der weiteren Strecke nicht auf,
immerhin war es die Möglichkeit, sich über etwas zu beklagen, ohne
dass die Bergbahnfahrt nach unten gefährdet war   :0)

Das haben Carstens Ohren und sein Gewissen nicht lange ausge-
halten und wir kehrten in der "Schlechtenberger-Alm" ein. Nach dem

Toilettengang von Olga und Andrea, kurz vor dem Weitergehen, wurden noch einige freie Liegestühle auf der
Wiese entdeckt und sofort von ihnen besetzt. Lange durften sie dort allerdings nicht verweilen, denn der Berg
bzw. die Kampenwand rief inzwischen lautstark.

Man ging auf Geröllpfaden immer höher, wobei man diese inzwischen mit wesentlich mehr
Leuten teilen musste. Auch Kühe waren allgegenwärtig. Sie liefen frei hin und her, überquer-
ten die Wege wenn es ihnen danach war und ignorierten die Wanderer völlig. Manche lagen
einfach in der Sonne und haben anscheinend tief und fest geschlafen.
 

Die wohl meistbesuchte der hiesigen Almen, die "Steinling-Alm", haben wir nur im Vorbei-
gehen
wahrgenommen, uns zog es inzwischen immer mehr in die Höhe. An der Steinlingkapelle konnte man
kurz verweilen, aber auch schon Teile vom Chiemsee in der Ferne ganz gut erkennen.

Auf dem nächsten Stück des Weges trennte sich die Spreu vom Weizen, denn man hat zumindest in unserer
Familie ganz gut sehen können, wer regelmäßig Sport treibt und wer nicht. Stephanie zog ganz flott von dannen,
Carsten hatte ebenfalls recht wenig Probleme, nur Olga keuchte wie eine Lokomotive und blieb immer wieder
stehen, um zu verschnaufen und Andrea hatte zwischenzeitlich sogar leichte Atemschwierigkeiten bekommen,
welche sie zum Glück recht schnell überwinden konnten, nachdem Carsten beruhigend auf sie eingeredet hat.

Es ging uns bedeutend besser als wir endlich bei den ersten Fels-
brocken
der steilen Kampenwand ankamen, denn Klettern gefiel uns
allen wesentlich mehr. Man musste zwar aufpassen, welche Steine
fest im Boden steckten und auf welche kein Verlass war, aber es
war allemal interessanter als bei praller Sonne zu wandern.
Nach und nach näherten wir uns unserem großen Ziel, dem 12 m
hohen Gipfelkreuz auf 1664 m Höhe. Zwischendurch hatten Carsten
und Olga immer wieder etwas Angst um die Kinder gehabt, obwohl
sie sehr vernünftig geklettert sind. Selbst den kurzen Abstieg, wo
man sich krampfhaft an einer Kette festhalten musste um durchzu-

kommen, meisterten sie problemlos. Bald darauf standen wir ganz
oben und schauten uns den "dicken Chiemseehasen" an, sowie auch die andere Seite mit dem Gebirgszug "Steinernes Meer" und weiteren Bergen der Alpen, welche den Blick bis zum Horizont ausfüllten. Alles sah sehr beeindruckend aus. Olga setzte sich unter das Gipfelkreuz, um ein Milchbrötchen zu essen, aber viel davon
konnte sie nicht verspeisen. Ganz nah an dem Kreuz, allerdings hinter der Absperrung, saßen mittelgroße,
schwarze Vögel mit gelben Schnäbeln und manche von ihnen hatten gelbe Beine, andere schwarze. Das
Internet verriet uns am Abend, das es sich wohl um Bergdohlen gehandelt haben muss. Olga legte ein Stück-
chen Brötchen auf die Handfläche und eines der Vögel pickte es auf. Danach konnte sie sich einfach nicht mehr
beherrschen und fütterte die Mini-Berggeier mit dem Rest des süßen Milchbrötchens aus dem Lidl.

Der Abstieg ging wie der Aufstieg auch recht gut, man spürte die Belastung zwar in den Kniegelenken sehr
deutlich, aber keiner von uns ist hingefallen oder abgerutscht. Carsten hat sich als wahrer Gentleman erwiesen
und trug unsere Last in Form von zwei Rucksäcken ganz alleine auf seinen Schultern, um uns das Abstiegs-
klettern zu erleichtern. Wir gingen von der "Steinling-Alm" auf dem Panoramaweg zu der Bergbahnstation und
Olga war über seinen Verlauf etwas enttäuscht. Sie dachte, es geht schön gerade um den Berg, aber auch hier
hatte man den ständigen Anstieg zu bewältigen, welcher allerdings nur ganz gering war.

Die Fahrt mit der Bergbahn brachte uns recht schnell wieder
zurück zum Parkplatz, wo wir unsere qualmenden Füße von den
Wanderschuhen befreiten und über die Flasche Wasser herfielen,
welche während der Wanderzeit von etwas mehr als 6 Stunden auf
uns gewartet hat. Wir haben schon morgens vorsorglich unsere
Badesachen ins Auto eingepackt. Deshalb brachte uns Carsten
zum Chiemsee, gab uns die Tasche mit den Badetüchern und Co.
und fuhr erstmal nach Hause, da er fürchterlich verschwitzt war.
Er kam später geduscht und mit trockenem T-Shirt zu uns an den
See und brachte die vergessenen Würstchen mit - das wohl eher
der Grund für seine Heimfahrt ... von wegen Duschen !

Während er zu Hause war schlug das Wetter rasch um. Als wir am See ankamen war es noch warm und sonnig, die Mädels sprangen ins Wasser und Olga lag einfach faul in der Sonne. Die Sonne war plötzlich hinter den Wolken verschwunden und die Warnleuchte begann uns vor dem nahenden Unwetter zu warnen. Daher beschlossen wir, lieber schnell noch trockenen Fußes nach Hause zu gehen. Dort haben wir zum Abendessen Nudeln mit Soße aus dem Glas gekocht. Danach gingen Carsten und Olga noch auf den Balkon, haben sich dort etwas entspannt und die Erlebnisse des Tages durchgesprochen. Die Mädels haben sich geduscht und zogen gleich die Schlafsachen an. An diesem Abend hat es gar nicht lange gedauert bis wir alle schlafend im Bett gelegen haben.

 

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