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Mittwoch, 22. Juli
Plantausch wegen Streik

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Da wir in den vergangenen Tagen recht lange per pedes unterwegs waren und viele Sehenswürdigkeiten ange-
schaut hatten, streikte die Teenagerfraktion heute. Eigentlich wollten wir an diesem Tag nach Venedig fahren,
was sie schon interessierte, aber die Vorstellung den ganzen Tag wieder mal laufen zu müssen, entsprach nicht
ihren Vorstellungen. In solchen Fällen ist der Ruf nach Chillen das Zauberwort, insbesondere wenn man Urlaub
mit Teenagern macht!

Wir ließen uns darauf ein und erklärten am gestrigen Abend die Mitte der
ersten Urlaubswoche zum Gammeltag. So gegen Mittag packten die Mädels
ihre Schwimmsachen ein und trabten zum See ab. Carsten und Olga be-
schlossen, dass dies der perfekte Zeitpunkt sei, um den von vielen Bildern
im Internet und Broschüren bekannten Blick auf den gesamten Tennosee zu
suchen und stiegen in den Wagen. Auf der großen Straße konnten wir diese
Perspektive nicht erhaschen und so bogen wir in eine Nebenstraße ein, wel-
che vielversprechend aussah, da sie auf einen Berg führte. Es wurde für un-
ser Straßenvehikel eine recht abenteuerliche Auffahrt. Immer wieder Geröll-
serpentinen
, dazu recht schmal, und Olga hatte sich in mancher Kurve

schon samt Blech weiter unten gesehen. Leider hat gerade der Beifahrer immer wieder bei unheilvoller Perspek-
tive am nahen Abgrund die Zeit für schlimme Gedanken, während der Fahrer konzentriert ist und aufpasst, dass
er nicht an der rauen Bergwand entlang schrappt.

Irgendwann geht auch eine solche Autostrecke zu Ende, aber wir standen leider nun mitten im Wald und konn-
ten vom Tennosee überhaupt nichts erblicken. Carsten witterte sofort seine Chance zum Bergwandern und Olga
fügte sich ihrem Schicksal. Der Pfad führte glücklicherweise durch den Wald und es war trotz Hitze angenehm
zu laufen. Am Ende kamen wir zwar ziemlich weit nach oben, aber wir wurden von Bäumen und Büschen umzin-
gelt, sodass uns ein Blick auf den Tennosee immer noch verwehrt blieb.

Plötzlich ein Hauch von Zivilisation: wir sahen eine Steinhütte mit einem Auto davor,
wie auch immer es nach oben geschafft hat. Wir erkundigten uns in portugiesisch-
deutschem Kauderwelsch bei dem Autofahrer bzw. seiner Frau, wo man den be-
rühmten Blick auf den See bekommen könne und die tapfere Dame führte uns
durch das Dickicht zum Bergrand. Von dieser Stelle konnte man zwar zwischen
den Bäumen Riva und Tenno erspähen, aber der See blieb hinter den Ästen und
Blättern verborgen. Trotzdem bedankten wir uns freundlich mit einem "mille grazie"
bei unserer Wanderführerin, denn sie hat uns etwas gezeigt, was Carsten etwas

später auf dem Rückweg noch einmal anwenden wollte. An
einer besser einsehbaren Stelle kraxelte er erneut durch
das Gebüsch zum Abgrund, während Olga am Waldweg
wartete. Die Fotos, welche er dort unter schwersten Bedin-
gungen und ständiger Selbstsicherung machen konnte, ha-
ben uns endlich glücklich gestimmt. Mit großer Genugtu-
ung blieb uns nur noch der Weg zurück zum Auto und über
die Serpentinenstraße nach Hause. Unterwegs hielten wir
an einer Kneipe an, da wir ein Getränk gut vertragen konn-
ten - wenn nicht sogar fast vor Durst gestorben wären!
Schließlich war ja keine große Wanderung geplant und
vorbereitet worden, sondern nur ein kurzer Ausflug mit dem
Auto. Also hatten wir kein Wasser, Verpflegung oder Ruck-
säcke mitgenommen. Es war schon witzig, in einer kleinen
Kneipe am Wegesrand mitten in Italien Werbung für Rade-
berger-Bier
zu sehen ... ein Stück Heimat für uns.

 
Zu Hause motivierten wir unsere Teenager zu einer Runde Boule. Es
hat wirklich viel Spaß gemacht, da sich jeder über die Wurftechnik der
anderen Spieler amüsieren konnte. Nach dieser körperlichen Betäti-
gung verzogen sich wieder alle ins Haus oder auf den Balkon zum Le-
sen, bevor es dann ein paar Stunden später auf den Weg in die Pizze-
ria ging. Auf dem Verdauungsspaziergang nach Hause machten wir
einen kleinen Abstecher zu einem von Künstlern liebevoll restaurierten
Viertel von Tenno namens Canale. Wir waren von der dort herrschen-
den Atmosphäre sehr angetan. Die verwinkelten Gassen, die häuserver-
bindenden Arkaden, massive Steinmauern - alles wirkte sehr authen-
tisch und war wunderschön gepflegt. Gut gelaunt kehrten wir wieder


 


 

heim, wo die Mädels sich zum Duschen verzogen, um danach zusammen mit uns zu spielen, zu klönen und eine
im Supermarkt gekauften Flasche Lemoncino zu öffnen, bevor man sehr spät zu Bett ging.

 

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