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Donnerstag, 23. Juli
Die Hauptstadt der geflügelten Löwen ist eine kleine Enttäuschung

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Da heute der weiteste Ausflug unserer Planung bevorstand, haben wir an die-
sem Tag auf unseren Seerundlauf verzichtet. Ansonsten wäre es schwierig mit
der um 8 Uhr angepeilten Abfahrt geworden. Das Ende unserer Fahrt sollte die
venezianische Vorstadt Mestre sein, denn die Parklätze dort hat uns der CouchSurfer Davide nicht nur als kostenlose Alternative sehr empfohlen, son-
dern davon sogar Screenshots mit Google-Earth erstellt. Nach drei Stunden
Fahrtzeit erreichten wir tatsächlich die von ihm empfohlenen Abstellmöglich-
keiten. Von da liefen wir zu der ebenfalls von ihm empfohlenen Bushaltestelle. Im Bus unterhielten wir uns mit einem Pärchen aus den Niederlanden und
einem sehr netten und hilfsbereiten Venezianer, der uns über die herrschenden

Wetterverhältnisse informierte. Es war nämlich so um die 40°C heiß, da ein Wüstenwind aus Afrika gerade jetzt
seine größte Stärke zeigte. Also bestes Wetter, um mit drei Teenagern eine Stadtbesichtigung durchzuführen ...
aber um es vorweg zu nehmen, die Maulphasen hielten sich in Grenzen, die Drei haben ein großes Lob verdient!


 


 

Wir fuhren bereits nach ca. 10 Minuten über die einzige Brücke
zwischen dem Festland und der Lagunenstadt und kamen auf dem
zentralen Busbahnhof an. Von dort liefen wir über eine neue große
Fußgängerbrücke direkt in die Kanalstadt und in unser Verderben.
Denn diese Brücke war zudem so neu, dass man sie auf den
ADAC-Straßenkarten noch nicht verzeichnet hatte. Daher befan-
den wir uns von Anfang an auf einem falschen Weg in Richtung der
Rialtobrücke, auch wenn wir das in dem besagten Augenblick
nicht sofort mitbekommen haben. Carsten versuchte immer wieder
sich mithilfe der Karte zu orientieren ("Wieso ist der große Kanal
da rechts von uns? Das darf der laut Karte gar nicht!") und wir trab-
ten einfach den anderen Touristen hinterher. Zum Glück sahen wir
immer wieder Schilder mit der Richtungsanweisung für die Rialto-
brücke und den Markusplatz - so falsch konnten wir also nicht laufen.

Zwar drückte die Hitze etwas aufs Gemüt, aber die Gässchen von
Venedig waren zum Glück mit unzähligen Läden und Ständen

ausgestattet, sodass die Mädels mit Schaufensterbummel wunderbar
beschäftigt waren. Was uns allerdings ziemlich schockierte, ist der
Zustand der Häuser. Mit bröckelndem Putz und kahlen Stellen verliert
irgendwie jedes architektonische Wunderwerk an Reiz ... es ist schon
verständlich, dass die Fassaden der Häuser direkt am Wasser so aus-
sehen, denn dort einen Gerüst aufzustellen ist ganz bestimmt keine
leichte Aufgabe, aber warum sehen auch die Bauwerke mit Wegen

drum herum zum Teil arg verwahrlost aus? Je mehr wir uns den bekannteren Bauwerken im Süden der Stadt
näherten, desto häufiger sahen wir auch die berühmten Gondeln, aber bei einem Preis von 80 Euro für eine 35-
minütige Fahrt
entschieden wir uns ganz klar für Landwege.

Eigentlich wussten wir immer noch nicht wo wir genau waren, doch die Richtung stimmte laut der Schilder mit
dem gewünschten Ziel überein. Da der Hunger sich zunehmend meldete und wir uns in den unzähligen Neben-
gassen
bessere Restaurantpreise erhofften, verließen wir das unbekannte Terrain in noch unbekanntere Gefilde -
den Weg zurück zum Touristenstrom würden wir schon wiederfinden. Nach 10 Minuten sah ein Aufsteller sehr
vielversprechend aus und pries leckere Salate an. Die Bedienung dort beherrschte sogar Englisch und nach der
Essensbestellung baten wir den jungen Mann, uns doch beim Bezahlen auf der Karte zu zeigen, wo wir inzwi-
schen angekommen waren.

 
Als wir unsere leckeren Salate im gemütlichen Gastraum aufgeges-
sen hatten, holten wir unsere Straßenkarte aus dem Rucksack. Was
soll man sagen: wir waren überhaupt nicht dort wo wir dachten das
wir sind! Wir entspannten uns gerade im nördlichsten Stadtteil "Can-
naregio
", statt wie vermutet in der Mitte von Venedig bzw. in unmittel-
barer Nähe der Altstadt. Er löste dann auch das Rätsel mit der neuen
Brücke auf und ab da hatte Carsten wieder sein Vertrauen in den

ADAC und deren Erstellung von Straßenkarten, sowie seine eigene Kompetenz im Lesen dieser, wiedergefunden.

Jetzt konnten wir uns endlich orientieren und liefen daher schnur-
stracks zu den berühmtesten Plätzen. Und siehe da, schon bald stan-
den wir vor der Rialtobrücke. Sehr unansehnlich fanden wir die zahl-
reichen Graffiti-Kritzeleien an der Brücke, sie wirkte insgesamt etwas
vernachlässigt und schmuddelig für eine weltberühmte Sehenswürdig-
keit. Im Fernsehen oder auf den Postkarten bekommt man ganz offen-
sichtlich entweder nur die Schokoladenseite präsentiert oder man ver-
bessert den Eindruck mittels Bildbearbeitung. Bezüglich bekannter
Fakten über Venedig sind wir uns aber auf jeden Fall einig: der von
vielen Sommerbesuchern dieser Stadt beschriebene Gestank war bei
unserem Besuch nicht da!

Von der Rialtobrücke erreichten wir in Kürze den Markusplatz -
natürlich war er absolut überfüllt. Der Dogenpalast sah richtig at-
traktiv aus, die reichen Verzierungen hätte man sich bestimmt
noch mühelos stundenlang ansehen und Geschichten dazu
ausdenken können, wenn man nicht immer wieder angeschubst
worden wäre. Olga und Carsten waren sich allerdings schnell
einig: die Version in Las Vegas wirkt wesentlich romantischer,
da sie mehr Flair bietet und viel sauberer ausschaut. Aber wir
wollten trotzdem noch mehr vom originalen Venedig sehen und
gingen entlang des Dogenpalastes zum Ufer des Canale di San
Marco
. Am Kai setzten wir uns zu vielen anderen müden Stadt-

besuchern und holten unsere mitgebrachten Grissini (Gebäckstan-
gen) und Wasserflaschen aus unseren Rucksäcken heraus. Wir
beobachteten das muntere Treiben um uns herum und sortierten
ein wenig die vielen Eindrücke des Stadtrundgangs, bevor es dann
Zeit für den Rückweg wurde.

Der Busbahnhof war nicht mehr weit entfernt und schon bald
standen wir an unserer sorgfältig eingeprägten Haltestellennum-
mer und hatten uns eigentlich auf ein langes Warten eingestellt.
Aber unser Glück an diesem Tag hielt an, denn der Bus war in
nur ein paar Minuten da und 5 Minuten später fuhr er sogar wie-
der ab. Jede Menge Leute wollten zurück aufs Festland, deshalb
war er etwas voll. Uns störte das allerdings nicht son-

derlich, da die Klimaanlage tadellos funktionierte. 

Die Kennzahlen des Tages im Kurzüberblick: 3 Stun-
den Fahrt hin, 5 Stunden Laufen durch Venedig und
2,5 Std. Fahrt zurück - wen wundert es also, dass
wir alle recht groggy waren und nach einem kurzen
Abendbrot schon um 21 Uhr ins Bett gefallen sind?

 

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