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Samstag, 18. Juli
Ankunft in Bella Italia

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Um 6 Uhr früh hieß es schon wieder: "Aufstehen, fertig machen und
Sachen packen", sodass wir wie geplant eine Stunde später unse-
ren Wagen auf die Autobahn lenken konnten. Klar hätte man auch
länger schlafen können, aber durch den zeitigen Start hofften wir
schon vor dem schlimmsten Stau am Brenner zu sein. Wir hatten
freie Fahrt bis München, nur der Regen wollte uns nicht mehr los-
lassen und so begleitete er uns am Ende sogar bis nach Italien.
Die Staumeldungen im Radio machten uns allerdings nicht sehr viel
Hoffnung bezüglich unseres Brenner-Vorhabens, denn von fünf ge-
meldeten Problemstrecken lagen insgesamt 4 auf unserem Weg ...
und das nur innerhalb von Deutschland! Es war zum Glück dann
doch nicht so schlimm wie erwartet, denn wir mussten nie wirklich
stehen bleiben, es ging immer irgendwie weiter. Trotzdem verbrauch-

ten wir bei dieser Stop-and-Go-Fahrweise jede Menge Sprit. An einer Raststätte im Chiemgau wollten wir tanken
und uns etwas zum Frühstück zu besorgen. Das Tanken ging problemlos, aber einen Parkplatz vor dem Fast-
Food-Restaurant zu finden war unmöglich. Weiter entfernt war ebenfalls alles dicht. So sahen auch die weiteren
Autobahnraststätten mit Schnellimbissen aus, was unsere hängenden Mägen noch mehr zum Knurren brachte.
Kurz vor der Grenze zur Österreich hielten wir zwangläufig an einer Tankstelle wegen des notwendigen Auto-
bahnpickerls an und holten uns dabei im Tankshop auch etwas zu essen. Mit Schnitzelbrötchen, Leberkas-Sem-
mel, Bretzen und süßen Teilchen, welche mit Kaffee oder Kakao hinuntergespült wurden, ging es uns allen um
einiges besser.

Auf dem Weg durchs Alpenländle hörten wir uns die von Andrea aus der städtischen Bibliothek besorgten Hör-
bücher "Schönhauser Allee" von Wladimir Kaminer und "Sterntagebücher" von Stanislav Lem an. Als wir am
Brenner ankamen war uns klar, dass wir noch sehr viel eher hätten aufstehen sollen, denn jetzt kamen jede
Menge Urlaubsfahrer an diesem Nadelöhr zusammen. Fast 40 km zuckelten wir in einer endlosen Blechschlan-
ge und waren danach wenigstens heilfroh, dass wir nicht stehen mussten. Der zähflüssige Verkehr zog sich
auch weiter auf den verregneten Autobahnstraßen Italiens und wir rechneten damit, dass wir vielleicht doch noch
zu spät zur Schlüsselübergabe kommen würden. Nach 6 Stunden und 500 km war unser Autobahnabschnitt zu
Ende. In Trento verließen wir die Schnellstraße und schlagartig wurde sogar das Wetter besser. So konnten wir
die etwa eine Stunde lange Fahrt durch die Bergwelt am Gardasee richtig genießen, wenngleich auch die Ser-
pentinenwege für Olga ziemlich gewöhnungsbedürftig waren. Aber die tollen Aussichten entschädigten für die
kurvenreiche Fahrerei.
 

Kurz vor dem Ziel erspähten wir einmal einen sehr guten Ausblick
auf den Tennosee
. Die Bilder im Internet haben nicht gelogen,
denn die Farbe des Wassers in dem See konnte es mühelos mit
der Karibik aufnehmen - einfach wunderschön! Hinter einer Kurve
in Tenno sahen wir plötzlich auch die nördliche Spitze des Garda-
sees
vor uns und da es sogar eine Parkbucht gab, hielten wir
kurz an um den Ausblick so richtig zu genießen. Zu unseren Fü-
ßen, direkt am von Bergen umrandeten See, lag Riva del Garda -

eine traumhafte Mischung! Die Kinder, welche beim Fahren gedöst haben, hatten in diesem Moment nicht viel
Verständnis
für die Schönheit der Landschaft, denn sie hatten andere Sorgen und suchten ein geeignetes Plätz-
chen für ihre Bedürfnisse.

Nach diesem eindrucksvollen Zwischenstopp fuhren wir weiter nach Villa del Monte, denn in diesem Ortsteil von
Tenno liegt die "Casa Cipriani", von der uns für die nächsten 2 Wochen eine von zwei Ferienwohnungen gehörte.
Tenno liegt 620 m üNN und da Riva mit 90 m üNN angegeben wird, trennten uns also 530 Höhenmeter vom Gar-
dasee. Diese Entfernung kann man mit dem Auto in gut 15 Minuten bewältigen, dafür muss man nur 11 Spitz-
kehren (180 Grad-Kurven) und 45 "normale" Kurven auf der 10 km langen Strecke hinter sich lassen.

Dank einer recht guten Beschreibung fanden wir unser Feriendomizil relativ problemlos. Trotz der schlimmsten
Befürchtungen während der Autobahnfahrt kamen wir am Ende viel zu früh zur Schlüsselübergabe. Im Garten
schnurrte noch der Rasenmäher, welcher von einem älteren Mann um die vorhandenen Hortensienbüsche ge-
schoben wurde, und im Haus wuselte noch unsere Vermieterin. Aus den Bewertungen im Internet wussten wir,
dass die nette Dame leider weder Englisch noch Deutsch spricht. Aber als sie angefangen hat, uns das Haus zu
erklären, hat Olga sie erstaunlicherweise recht gut verstanden und konnte sogar ab und an Antworten geben. Ihr
kam doch in der Tat der Portugiesischkurs an der VHS zu Gute! Am Ende überließ man uns den Schlüssel, ver-
weigerte die eigentlich im Vorfeld verlangte Kaution von 200 Euro und erkundigte sich noch, um welche Uhrzeit
wir in 14 Tagen abreisen möchten. Die Nennung der Zahl "sieben" führte zur Anweisung, den Schlüssel einfach
in der Tür von innen stecken zu lassen, anstatt ihn am Morgen persönlich zu übergeben.
 


 

 

 

Die Unterkunft war für den Preis von 79 Euro pro Tag absolut in Ordnung, allerdings hatte
man nicht das Gefühl, dass die Einrichtung dieser Wohneinheit designtechnisch zusam-
menpasste. Fast alles war bezüglich Farbe und Stil zusammengewürfelt, aber am Ende
doch funktional. Das Kinderzimmer hatte ein Doppelstockbett, welches von Andrea und Elli
beansprucht wurde, sowie ein Einzelbett, in dem Stephanie ihr Schlafzeug ausrollte. Es gab
ein Badezimmer mit Bidet, Toilette, Waschbecken und einer Badewanne ohne Duschvor-
hang. Unser Schlafzimmer hatte ebenfalls 3 Betten: ein Einzelbett an der Wand und zwei
nebeneinander stehende,
welche in ihrem ersten Leben mal Doppelstockbetten waren.
Carstens MacGyver-Qualitäten wurden geweckt und so holte er aus dem Wagen 2 Spann-
gurte
, mit denen er beide Betten verschnürte und damit verhinderte, dass diese auseinander-
rutschten. Danach stopften wir die Lücke zwischen den beiden Matratzen mit im Schrank
gefundenen Zusatzdecken aus und schon hatten wir ein passables Ehebett. Unser Fenster
bot einen direkten Blick auf die Berge, den Gardasee und Riva - traumhaft.
 

 
Von der Vermieterin wussten wir, dass die untere Etage des Hauses seit heute an eine deutsche Familie verge-
ben war und der Höflichkeit entsprechend statteten wir unseren Urlaubsnachbarn kurz einen Begrüßungsbesuch
ab. Sie kamen aus NRW und hatten ebenfalls 3 Kinder - 1 Mädchen und 2 Jungs. Die Eltern haben, der Leser
möge entschuldigen, dass wir das sagen müssen, Olgas Klischees von Deutschen irgendwie voll und ganz ent-
sprochen, denn sie reagierten recht reserviert gegenüber uns Fremde und so zogen wir uns nach einem kleinen
Smalltalk, bei dem sie sich nicht mal mit Namen vorgestellt haben, zurück.

Unser Kühlschrank konnte bislang nur mit unseren von der Fahrt übrig gebliebenen Getränken gefüllt werden. Es
war also an der Zeit Lebensmittel & Co. zu organisieren. Außerdem brauchten wir auch Dinge des täglichen Ge-
brauchs, wie z.B. Klopapier und Spülutensilien. In Tenno gibt es zwar eine Art Tante-Emma-Laden, doch auf-
grund der lang gewordenen Einkaufsliste fuhren wir ins Tal nach Riva und suchten einen Supermarkt. In einem
COOP setzten wir uns mit den italienischen Warennamen auseinander, wo Olgas Portugiesisch erneut sehr hilf-
reich war.

 
Da wir bis auf das Tankstellenfrühstück in Deutschland noch kein weiteres Essen ge-
habt hatten, brachten wir die Waren ins Haus, packten schnell alles aus und gingen
anschließend zur ortsansässigen Pizzeria "Cristina". Nach dem Essen reichte der
Kellner eine Art Zitronenschnaps aufs Haus und selbst unsere beiden 16-jährigen
ließen es sich nicht nehmen, ihn zu probieren. Auf dem Weg nach Hause wurde
klar, dass sich die Meinungen über den weiteren Abendverlauf trennten. Die Mädels
wollten zu Hause bleiben und schon zum Schlafen ins Bett gehen, Carsten und Olga

aber entschieden noch kurz zum Tennosee zu gehen, um ihn endlich auch mal aus der Nähe zu sehen. Nach
einem kleinen Wärmetest von Olga mit den Füßen setzten wir uns auf einen der Steinbrocken und genossen
einfach die Ruhe, die laue Nacht und den wolkenfreien Himmel mit Sternen ... auch nach 7 Jahren Zusammen-
leben und 3 Jahren Ehe ist unser Sinn für romantische Momente noch lange nicht abgestumpft.

Da wir bis auf das Tankstellenfrühstück in Deutschland noch kein weiteres Essen gehabt hatten, brachten wir
die Waren ins Haus, packten schnell alles aus und gingen anschließend zur ortsansässigen Pizzeria "Cristina".
Nach dem Essen reichte der Kellner eine Art Zitronenschnaps aufs Haus und selbst unsere beiden 16-jährigen
ließen es sich nicht nehmen, ihn zu probieren. Auf dem Weg nach Hause wurde klar, dass sich die Meinungen
über den weiteren Abendverlauf trennten. Die Mädels wollten zu Hause bleiben und schon zum Schlafen ins Bett
gehen, Carsten und Olga aber entschieden noch kurz zum Tennosee zu gehen, um ihn endlich auch mal aus
der Nähe zu sehen. Nach einem kleinen Wärmetest von Olga mit den Füßen setzten wir uns auf einen der Stein-
brocken und genossen einfach die Ruhe, die laue Nacht und den wolkenfreien Himmel mit Sternen ... auch nach
7 Jahren Zusammenleben und 3 Jahren Ehe ist unser Sinn für romantische Momente noch lange nicht abge-
stumpft.

Zurück an der "Casa Cipriani" wollten wir nachsehen, ob die Kinder tatsächlich schon schliefen und schlichen
uns ganz leise ums Haus an ihr Fenster. Natürlich brannte noch Licht (von wegen müde, sie wollten nur nicht
mit spazieren gehen) und somit folgte die Strafe für diese Lüge: Klopfen, Kratzen, Quieken und Schreien ...

ersteres von uns, die letzten beiden Dinge von den Kindern.     

 

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