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Sonntag, 19. Juli
Eine Rundfahrt, die ist lustig, eine Rundfahrt, die ist schön ...

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Vorm gestrigen Einschlafen sprachen die Erwachsenen darüber,
dass es bestimmt schön wäre, wenn man morgens eine Runde um
den See laufen oder gar joggen könnte. Da man keine Termine hat
und den Tag so sehr freizügig gestalten könnte, täte etwas Bewe-
gung doch ganz gut. So zogen wir uns heute nach dem Aufstehen
sportlich an und liefen ziemlich zügig um den Tennosee. Es war ein
wunderschöner Morgen! Die Sonne schien, am Seeufer standen be-
reits mit viel Hoffnung erfüllte Angler, im Wasser plantschten einige

Kleinkinder und durch diese Idylle stapften wir, zwei voll verschwitzte deutsche Touristen, und genossen die Um-
gebung. Am schlimmsten war das letzte Stück zurück zum Haus, denn nach dem 2 km Rundweg um den See
erwartete uns noch eine ziemlich steile Steintreppe als Aufstieg. Die hat es wirklich in sich, aber da wir nach
Hause zum Frühstück wollten, schafften wir auch diese Schwierigkeit, wenn auch unter fast akuter Atemnot.

Gesättigt machten sich alle für eine große Gardaseerundfahrt per Auto fertig. Carsten wollte sich einen groben
Überblick über die Gegend und Entfernungen verschaffen und die Mädels waren sehr neugierig, was einen denn

hier eigentlich so erwartet. Wir entschieden uns im Uhrzeigersinn um
den See zu fahren - eine sehr gute Wahl, wie sich am Ende heraus-
stellen sollte. Bis zur Südspitze des Gardasees konnten wir uns nicht
wirklich entscheiden wohin wir eher schauen sollten, ob auf die schön
hergerichteten Ferienhäuser an den Hängen, auf das wunderschöne
und verlockend kühle Wasser oder auf die kleinen Strände mit einer
Vielzahl an Stegen. Die Straße führte direkt am Ufer entlang und als
Zusatzbonus hat man sie sogar fast in Höhe des Wassers gebaut. Der
Himmel war zudem strahlendblau, in den verschiedenen Blautönen des
Sees spiegelten sich die Berge, die Aussicht war zur jeder Seite ein-
fach fabelhaft und in jedem Örtchen gab es eine Sehenswürdigkeit in
Form einer Kirche oder einer Burg. Das alles weckte in uns noch viel
mehr Urlaubsgefühle - ein Traum!

Wir hielten auch an ein paar Straßenständen an, um für die geplanten
CouchSurfing-Treffen die für uns obligatorische Landesfahne zwecks
Unterschriften zu besorgen. Der erste Versuch scheiterte kläglich, beim
zweiten war die Ausbeute auch mau, aber wenigstens war Olga so
schlau sich zu erkundigen, wie das begehrte Stück eigentlich auf Ita-
lienisch heißt. Dafür schleppte sie sogar die hilfsbereite Verkäuferin
aus dem Laden ins Freie, um von dort auf ein großes Pendant unseres
Wunschkaufes zu zeigen. Sie wird das Wort "bandiera" ganz bestimmt
nicht mehr so bald wieder vergessen, so sehr hat sie es sich für alle
zukünftigen Kaufversuche eingeprägt!
 


 

 

 


 

 

 

Der Süden des Sees ist viel touristischer gestaltet als der Norden, wo wir uns niedergelassen haben. Unter an-
derem hat man in der Gegend auch einen großen Freizeitpark namens "Gardaland" aufgebaut, dessen Werbung
uns überall begegnete. Hier an der breiteren Seite des Gardasees legten wir einen langen Stopp in der Lagunen-

stadt Sirmione ein, um uns die Beine vertreten und auch etwas essen zu können. Dass Sirmione bei den Touris-
ten sehr beliebt ist spiegelt sich in den Restaurantpreisen wider. Nachdem wir etliche Pizzerien aufgrund der
Kosten hinter uns gelassen hatten, setzten wir uns in ein Strandcafe in Hafennähe, um unseren Mägen wenig-

stens eine Kleinigkeit anbieten zu können. Die Preise
waren bestimmt nur aus unserer Sicht zu hoch, für
die anderen war so ein Betrag gewiss ein Klacks,
denn man hat schon an den Autos gesehen, dass
sich in dieser Gegend eher das große als das kleine
Geld erholt. Ferrari, Lamborghini, Rolls Royce, Dodge
Viper - nur um einige zu nennen ...

Mit solch prachtvoller Begleitung kamen wir zu unserem eigentlichen Ziel dieses Fußmarsches: die Altstadt von Sirmione. Die gute erhaltene Anlage der Scaliger-
Burg
hat ihr mittelalterliches Flair auch bis in unsere Zeit bewahrt. Weiße zinnbe-
wehrte Mauern, welche in das türkisblaue Wasser hineinragen - ein fabelhaftes
Bild! Über die Zugbrücke liefen wir in die Altstadt hinein. Hier hat Olga zum ersten
Mal einen geflügelten Löwen, welchen sie bislang nur mit Venedig in Verbindung
gebracht hat, entdeckt. Das Bild muss wohl entstanden sein als Venezianer in
dieser Gegend herrschten, für uns die einzige logische Erklärung. Wir bestaunten
die großzügig angelegten Wassergraben der Burg, amüsierten uns über eine An-
sammlung von roten und gelben Erdmännchen aus Plastik auf einem belebten
Platz
und unternahmen den nächsten Versuch die kleine Italienfahne zu ergattern,
was uns sogar auf Anhieb gelang. Bestimmt hat es nur daran gelegen, dass Olga
jetzt das "Zauberwort" kannte ...

Durch die schmalen Gassen mit ihren schönen,
gut erhaltenen Fassaden, geschmückt mit allerlei Blumen und gesäumt von Palmen, gelangten wir in Kürze zum Strand. Zwar entspannten sich unsere Badesachen gerade auf der gegenüberliegenden Seite vom Gardasee, aber unsere Füße wollten

unbedingt ins Wasser. Es war so schön, denn es war nicht zu kalt und die Wellen umspülten unsere Zehen und Fersen - wir wären da bestimmt noch viel länger stehengeblieben, aber auf uns wartete ja noch die zweite Seite, die Rückfahrt um den Gardasee. Wir trockneten unsere Füße in der Sonne, zogen unsere Schuhe wieder an und gingen durch das historische Zentrum der Altstadt zurück zum Ausgang und danach zum Auto.

Wir fuhren jetzt gen Desenzano und Salò. In der größten Stadt am See
ist für Personen ohne Ortskenntnisse, also für uns, das Tunnelwirrwarr
mit nicht eindeutigen Wegweisern fast unmöglich zu entknoten. Daher
bewegten wir uns sogar eine zeitlang in die falsche Richtung, bis wir
den Fehler erst bei der Fahrt durch die Berge merkten ... der See war
weg, also konnte etwas nicht stimmen!
Wir fanden schließlich doch
noch auf unsere Straße zurück und bewegten uns nun immer entlang
des Westufers. Hier zeigte sich nun, dass unsere Entscheidung mit
dem Uhrzeigersinn zu fahren goldrichtig war, denn die Umgebung ist
steiniger und zum Baden weniger geeignet. Dadurch sind natürlich auch
viel weniger Ferienwohnungen, Strandabschnitte, Stege und Interessan-
tes zu sehen, doch das Cruisen machte großen Spaß und die vielen


 


 

Tunnel, welche in die Felswände der Steilküsten gehauen waren und durch welche wir fuhren, ließen bei uns ein
wenig das Gefühl von Verfolgungsjagd aufkommen. Immerhin hat man vor nicht all zu langer Zeit an diesen Stel-
len auch die Anfangssequenz des James Bond-Films "Ein Quantum Trost" gedreht. Die Straße in unserer Rich-
tung war völlig frei, aber auf der Gegenfahrbahn begegneten wir einem Superstau unbekannter Länge - nichts ging
mehr vorwärts. Anfangs waren wir sehr erstaunt darüber und glaubten an einen Unfall, später aber vermuteten wir
richtig, dass Großstädter, z.B. Einwohner aus Brescia, nach einem schönen Sonntagausflug zum Gardasee
abends wie üblich alle gleichzeitig nach Hause fuhren ...

Nach etwa 170 gefahrenen Kilometern kamen wir zurück nach Tenno. Das Abendessen war noch nicht verplant
und so beschlossen wir auswärts essen zu gehen und diesmal die berühmteste Spezialität aus dem Tennotal zu
probieren. In einer der zahlreichen Kurven haben wir bereits am frühen Morgen das Lokal "La Rocchetta" erspäht,
welches den "Carne Salada" anpries.

Dem Namen nach dachten wir natürlich an eine Art Fleischsalat wie wir ihn aus Deutschland kennen, aber man tischte uns stattdessen Teller mit dünnen Rindfleischscheiben (Pökelfleisch), mit dicken Bohnen und gebackenen Kartoffeln auf. Das Rezept für diese Spezialität existiert aus den Zeiten, als Strom und Kühlschränke noch unbekannte Haushaltshelfer waren. Bis heute schneidet man das Rindfleisch in sehr dünne Scheiben, salzt, würzt und lagert es zusammengepresst 10 Tage lang in einem geschlossenen Gefäß. Danach wird das Fleisch gedünstet oder gegrillt und mit Bohnen serviert. Wir bestellten die gegrillte Variante und es war richtig lecker, denn das Fleisch war äußerst zart. Die Kinder hatten wie immer kein Interesse an kulinarischen Experimenten und blieben bei den Klassikern Gemüsesalat oder Spaghetti. Zum Abschluss bestellten Elli, Andrea und Olga den gestern kennengelernten Lemoncino und Carsten nutzte bei der Kartenzahlung die Gelegenheit nachzufragen, wie viel Umdrehungen das gute Getränk eigentlich hat: stolze 28%.

Trotz dass es schon abends war, blieben wir nicht zu lange in unserem Haus. Carsten schnappte sich noch-
mals die Sportkleidung, die Mädels und Olga packten Badesachen und Handtücher ein, denn wir beschlossen gemeinsam zum Tennosee zu gehen. Für die Kinder war das ja sogar die Premiere. Stephanie und Elli waren mutig genug ins Wasser zu gehen und sogar etwas umherzuschwimmen, Andrea fehlte der Mut und Olga hat

reichlich Zeit gebraucht, bis auch ihre Schultern das kühle Wasser abbekamen. Carsten kam nach seiner ca. 25-minütigen Um-den-See-Runde ebenfalls mit ins Wasser und jeder von uns schwamm zu der kleinen Insel im See. Zu Hause haben unsere Kräfte nur noch zum Entspannen gereicht, begleitet von der Fotoschau am Laptop, bis wir dann alle müde und voller toller Eindrücke unter unsere Decken gekrochen sind.

 

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