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Samstag, 25. Juli
Ein Wiedersehen nach 17 Jahren

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Aufgrund der gestrigen Feierlichkeiten in der Nachbarswohnung ließen wir
unsere sportlichen Aktivitäten an diesem Tag bleiben und entschieden uns
fürs Ausschlafen. Gut erholt verbrachten wir jede Menge Zeit beim gemüt-
lichen Frühstück und nach dem Essen hat sich jeder selbst beschäftigt.
Erstaunlicherweise hatten alle Mädels an diesem Tag kein Interesse baden
zu gehen.

Allerdings haben wir uns absichtlich nichts für diesen Tag vorgenommen,
da wir erneut Besuch aus der Umgebung erwarteten. Vor der Abreise hat
Olga bei der Community "odnoklassniki.ru" herausgefunden, dass je-
mand von ihrer Unigruppe nicht weit von unserem Urlaubsdomizil lebt. Was lag da näher als sich für ein Treffen zu verabreden? Sveta und ihr
Mann kamen bei uns gegen 15 Uhr an. Es ist faszinierend, dass auch
17 Jahre nicht viel verändert haben, denn Olga hatte das Gefühl als wäre
das Studium noch voll im Gange! Leider sprechen beide nur Russisch,
Ukrainisch und Italienisch, was Carsten etwas ausschloss. Nach einem
Gläschen Wein und dem regen Austausch der wichtigsten Lebensver-
änderungen zwischen dem Verlassen der Universität 1992 bis heute ha-
ben wir im Garten das obligatorische Gruppenbild geschossen. Im An-
schluss luden wir unsere Gäste zu einem Spaziergang zum mittelalter-
lichen Künstlerdörfchen Canale ein. Sveta und Oleksander waren schon
vor einigen Monaten am Tennosee, aber Tenno selbst hatten sie noch
nie besucht, deshalb zeigten sie großes Interesse. Wer lässt schon gern
die Gelegenheit verstreichen, etwas zu sehen, was zu den 100 schöns-
ten Dörfern Italiens zählt?!


 

Diese Ortschaft ist äußerlich quasi immer noch architektonisch un-
berührt
und im Aussehen mittelalterlich geblieben. Der Baustil ist
sehr beeindruckend, denn die Häuser aus Bruchstein, untertunnelt
durch Gewölbe und verbunden durch Brücken, sehen faszinierend
aus. Wenn man durch die engen Gassen schlendert, kann man
zudem Wandmalereien und Drucke auf Stoff bewundern, welche
an den Fassaden der Gebäude angebracht sind. Die Laternen mit
ihren groben, schmiedeeisernen Fassungen untermalen trotz Glüh-
birnen im Inneren ganz geschickt das Gesamtbild aus vergange-
nen Tagen. Wir besuchten sogar die kleine Ausstellung der "Casa
degli Artisti", allerdings streikten die Kinder ab jetzt, denn sie

hatten ganz offensichtlich kein Bock auf Besichtigungen, was sich
in geistreichen Teenagerkommentaren zu Allem äußerte. Wir schickten sie kurzerhand nach Hause, um wenigstens unsere
Ruhe zu bekommen.

Dort haben die Kinder dann eine unheimliche Begegnung mit ei-
nem Raubvogel erlebt. Er krachte unsanft und unerwartet gegen
das Balkonfenster, als die Mädels ihren sturmfreien Nachmittag
genossen. Der Falke blieb eine Weile auf dem Boden sitzen
und
Stephanie versuchte ihn mit Brotstücken aufzupäppeln, was den
Raubvogel nicht wirklich begeistert hat.
Schließlich erlöste Andrea

ihn aus seiner Starre, indem sie ein Duschtuch vom Wäscheständer nahm, den
Vogel damit umfasste und ihn über das Geländer in die Lüfte warf. Glücklicher-
weise schaffte er
aus eigener Kraft weiterzufliegen, denn sonst hätten obgleich
dieser unüberlegten Maßnahme unsere Nachbarn auf dem Wäscheständer einen
toten Vogel zwischen ihren Badesachen und Handtüchern gefunden.
All das erfuhren wir aber erst später. Zur gleichen Zeit liefen wir noch durch die
Ausstellung, welche in mehreren Häusern untergebracht war, die wiederum mit-
einander durch Treppen und Flure verbunden waren.


Vor dem Rückweg zum Haus machten
wir noch einen kurzen Abstecher zum
Tennosee, wo wir uns am dortigen Ki-
osk an einen Tisch setzten und uns
Kaffee und Eis gönnten. Von einigen
anderen angepriesenen Spezialitäten
dieser Verkaufsstube erfuhren wir durch
Aushänge am Ausgabefenster. So wur-
de nicht nur die Delikatesse "Es blät-
tert Eis mit Früchten vom Wald durch"

für 1,50 Euro angeboten, sondern auch etwas, das "granu-
liert zu Oragen" in zwei verschiedenen Größen erhältlich
war. Wir vermuten mal, dass ersteres wohl "Eis mit Wald-
früchten und Blätterteig" beschreibt und das zweite eine
Eisvariante mit Orangengeschmack à la Monsterslush.

Zum Glück waren wir mit unserem Eis und Kaffee rechtzei-
tig fertig, als eine Gruppe Punks auftauchte, die einen
dröhnenden Ghettoblaster mit (un)passender Musik dabei
hatten. Die Entscheidung zu gehen fiel uns sehr leicht, da
eine Unterhaltung sowieso nicht mehr möglich war. Zu
Hause verscheuchten wir die Mädels vom Balkon und setz-
ten uns selber an den einzigen Tisch, um ein weiteres
Gläschen Wein zu trinken, zu klönen und die schöne Aus-
sicht bei traumhaftem Wetter zu genießen.

 
Hier ließen wir auch Sveta und Oleksander unsere CS-Fahne unterzeichnen, auch wenn sie nicht zu dieser Com-
munity gehören. Aber da diese wie viele andere Länderflaggen auf unserer "Wall of Visitors" in erster Linie dazu dient, sich an die Leute und Begegnungen besser erinnern zu können, ist das schon eine gute Sache. Gegen
20 Uhr mussten sie leider schon wieder zurück nach Masate (ca. 120 km westlich) fahren, da Sveta morgen früh
pünktlich ihren Job als Altenpflegerin anzutreten hatte. Den Rest des Abends verbrachten wir nach dem Abend-

brot mit Gesellschaftsspielen. Zuerst war die Reisevariante von
"Activity" angesagt, danach erklärten uns die Kinder das auf nor-
malen Skatkarten basierende Kartenspiel "Popcorn" (wer am über-
zeugendsten lügt
und sich so seiner Karten als erstes entledigt
gewinnt).

 

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