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Sonntag, 26. Juli
Konsequenz aus der Angst vor dem Rückreiseverkehr am Sonntag

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Da wir vor einer Woche schon die Erfahrung machten, wie verstopft die Straßen um den Gardasee nachmittags
werden können, planten wir, uns an diesem Tag lieber nicht zu weit vom Haus zu entfernen bzw. die Gardasee-
wege generell zu meiden. Gestern entdeckten wir an besagtem Kiosk nicht nur die Aushänge für die außerge-
wöhnlichen Spezialitäten, sondern unter anderem auch ein Werbeblatt für ein Fest mit "Cucina Tipica", also typi-
scher Küche dieser Region. Für solche Essensexperimente sind wir wie Jungpioniere "Immer bereit" und so

stapften wir um halb eins zum Tennosee, in der Annahme, dass wir dort jenes Fest vorfinden würden. Als wir uns umgeschaut haben, konnten wir jedoch nichts ent-
decken, was auf eine solche eine Fressorgie hinweist. Wir fragen uns am Kiosk
durch und erfuhren, dass das Ereignis das ganze Wochenende über stattfindet. Es
wird vom hiesigen Wanderverein ausgerichtet und ist somit vielleicht mit einem
deutschen Schützenfest vergleichbar: Essen, Trinken und Tanz in einem mobilen
Zelt
. Die mitgegebene Wegbeschreibung war auch für uns Nichtitaliener verständ-
lich erklärt und wir machten uns auf zum richtigen Festplatz.

Olga entdeckte dort auf der ausgehängten Spei-
setafel u.a. das Wort "Polenta", was sehr gut
passte, denn sie wollte das Maisgrießgericht
schon seit ewigen Zeiten probieren. Die Kombina-
tion mit Käse
klang für sie verlockend, doch Cars-
ten als bekennender Fleischesser bestellte für

sich Polenta mit Gulasch. Die Kinder gingen wieder mal auf Nummer sicher und orderten Tagliatelle mit Pilzen.
Als Olga ihren Plastikteller in der Hand hielt, war sie allerdings etwas sprachlos. Sie hat mit etwas Brie-artigem
oder Frischkäse gerechnet, aber zwei dicke Emmentalerscheiben hatte sie sich nicht ausgemalt - mit dem
Krautsalat als Beilage schmeckten sie dann wenigstens nicht mehr so trocken. Die Polenta gefiel ihr dagegen
wirklich ausgezeichnet! Carsten fand seine Bestellung gelungener und Olga gab ihm sogar Recht. Die Teenager
stürzten sich auf ihre Nudel-Pilze-Tellerchen und waren ebenfalls glücklich mit ihrer Wahl.

Wohlgenährt und um eine weitere kulinarische Erfahrung reicher kehrten wir nach Hause zurück, um mit dem
Wagen nach Arco zu fahren, das beim Einkauf entdeckte Ausflugsziel mit der mittelalterlichen Burg auf dem
Berg
. Als wir einen Parkplatz geentert hatten, liefen wir durch das Stadtzentrum. Dieser Ort hat unseren Kindern
nicht minder gefallen als Rovereto, denn auch hier passten wir einen Wochenmarkt ab. Zusätzlich hatten die Lä-
den in den angrenzenden Straßen geöffnet und so bummelten wir noch am vielseitigen Warenangebot vorbei.

Erst der Aufgang zu der Burg stellte sich als äußerst mühsam heraus, da dieser über einen steilen und anstren-
genden Serpentinenpfad führte und es sehr warm war. Dazu noch das Maulen der Kinder bezüglich des Wan-
derns. Trotz dieser Strapazen gab es genügend zu bewundern und so lenkten wir unsere Blicke ab und zu auf
die beeindruckend großen Agaven und ihre riesigen Blüten am Wegesrand. In einem kleinen Olivenhain besetz-
ten wir eine Bank und legten eine Trinkpause ein.

Auf dem restlichen Weg besuchten wir eine im Fels untergebrachte
Gefängniszelle und entspannten uns auf einer schönen Wiese mit ei-
nem traumhaften Ausblick über Arco und die Umgebung bis hin zum
Gardasee. Links Torbole, rechts Riva und in der Mitte der 376 m
hohe Monte Brione, was wiederum von den massiven Gardaseeber-
gen mit über 2000 m umsäumt wird.
 

Bis hier oben hatten wir endlich den größten Teil des Weges hinter uns gelassen.
Das letzte Stück von 5 Minuten gingen wir noch zusammen, doch am Zahlhäus-
chen für die Besichtigung der Burgruinen trennte sich Spreu vom Weizen: die drei
Kinder hatten wenig Interesse an alten Gemäuern im Gegensatz zu den Eltern.
Nicht einmal die Infoblätter in deutscher Sprache konnten sie für die Geschichte
dieses Ortes begeistern. Daher gingen die Kinder zurück auf die Wiese, während
wir ganz brav unseren Eintritt zahlten und weiter hinaufstapften.Die Burg erinnerte
uns an eine moderne Filmkulisse, denn die Außenwände waren zu drei Seiten
wirklich gut erhalten, doch die hintere Seite und das Innere fehlten komplett. Nur
einige Gebäude und Türme waren noch begehbar und die dreisprachigen Hinweis-
tafeln
(Italienisch, Deutsch, Englisch) haben uns sehr geholfen uns zu orientieren.
In einem Raum konnte man Wandmalereien bewundern, die z.B. Leute beim Schach zeigten.

In einem anderen Turm weiter oben hat man Aufsteller mit Bildern ausgestellt, welche zeigten, wie die gesamte
Burganlage in den früheren Jahrhunderten ausgesehen hat. Der Rundweg führte zum Abschluss durch einen
Steineichenwald, was wir bei der vorherrschenden Wärme als sehr angenehm empfunden haben. Und immer
wieder faszinierend ist der Ausblick auf die Umgebung - von jeder Stelle einfach nur wunderschön!

Nach etwa einer Stunde Geschichte pur kehrten wir zu unseren
alleingelassenen Jugendlichen zurück. Sie fläzten sich auf dem
Rasen und vermissten uns eigentlich nur aus einem Grund: Ste-
phanie hat ein Toilettenhäuschen besucht und wollte uns nun un-
bedingt von diesem Ungetüm an technischer Herausforderung be-

richten. Eines vorab, die Benutzung dieses vollautomatischen A-
borts war kostenlos. Aber um es verletzungsfrei benutzen zu kön-
nen, muss man lesen und die blinkenden Lämpchen richtig deuten
können. Zudem war Eile geboten, denn wer in 15 Minuten mit sei-
nem Geschäft nicht fertig ist, wird mit gelbem Blinklicht, Alarm-
läuten und der automatisch öffnenden Tür überrascht.

Carsten hat zuerst dieses Wunder der Technik ausprobiert und fand es ziemlich beängstigend und total unge-
wohnt. Olga wurde dann mit der Kamera hineingeschickt, um die warnenden Hinweistafeln und die Umgebung
für die Nachwelt zu verewigen. Leider sind die Fotos nicht alle scharf geworden und geben nicht im Entferntesten
die beklemmende Situation wider ...

Die Rückkehr nach Arco war ein Klacks, denn es ging ja auch bergab.
Die Marktstände waren trotz der späten Stunde alle noch da und so
stöberten wir noch eine Weile gemütlich und ohne Stress in deren Aus-
lagen. Ein Marktstand hat uns alle sehr fasziniert, denn dort wurden
Kunstwerke und Schmuck aus altem Besteck verkauft, die von Kindern
aus der Dritten Welt hergestellt wurden. Klingt komisch, sieht aber

absolut toll aus und die ursprünglichen Materialien sind kaum wieder-
zuerkennen
. Ein Anhänger aus einer kunstvoll gebogenen Gabel mit
einer blauen Glaskugel in der Mitte gefiel uns so gut, dass Carsten
diesen für Olga gekauft hat - als ständige Erinnerung an diesen Urlaub.

Danach gab es für uns nur noch einen Weg, den nach Hause. Als wir
Riva verließen, wollten wir noch eine sehr bekannte Sehenswürdigkeit
dieser Region besichtigen: den Wasserfall von Varone. Doch den Preis
von 5 Euro pro Nase für herabfallendes Wasser empfanden wir als
äußerst happig und deshalb strichen wir diese Örtlichkeit von unserer
Must-See-Liste.

Weiter gen Tenno hielten wir an einer der zahlreichen Serpentinenkurven an, denn wir wollten uns in Ruhe den hiesigen Friedhof genauer anschauen, den wir bei jeder Fahrt von oder zur Ferienwohnung am Straßenrand sehen konnten. Er war sehr klein, sehr gut gepflegt und die Seelen der Verstorbenen hatten wahrlich einen wundervollen Ausblick auf die Berge. Auf den Gräbern standen Vasen mit frischen Blumen und man konnte außer den Namen auf den meisten Grabsteinen auch ein Foto des Verschiedenen sehen. Zudem faszinierte uns die Gestaltung der Gräber, denn alles wirkte ziemlich kunstvoll.

In der "Villa Anita", dies der andere Name unserer Ferienwohnung "Casa Cipriani", kümmerte Olga sich um das Abendessen und bereitete eine große Schüssel Salat zu. Nach dem Abendessen mit obligatorischem Abwasch und Einräumen aller Utensilien stand wieder Spaß auf der Tagesordnung. Zuerst rätselten wir, ob Frau Weiss mit dem Kerzenständer im Wintergarten gemordet hat oder doch eher Oberst von Gatow in der Bibliothek die Pistole abfeuerte (Na, erkannt? Richtig, wir kombinierten beim Spiel "Cluedo"). Nachdem unsere Gehirnwindungen genug gearbeitet hatten, gönnten wir uns noch ein paar Runden des Bluff-Kartenspiels "Popcorn" und gingen danach vergnügt, müde und glücklich in unsere Betten.

 

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