Home     I     Olgas Welt

     
 
 
   

 
Kommentar:   

 
Manchmal hat man eben Lust darauf, etwas zu schreiben   ;0)

 
Web|log,  der;  -s,  <engl.>,  meist abgekürzt mit "Blog"
   
Digitales Tagebuch im Internet. Ein Weblog ist eine Webseite, die periodisch neue Einträge enthält. Es ist ein Medium zur Darstellung des eigenen Lebens und von Meinungen zu oftmals spezifischen Themengruppen. Weiter vertieft kann es auch sowohl dem Austausch von Informationen, Gedanken und Erfahrung als auch der Kommunikation dienen und ist insofern mit dem Internetforum sehr verwandt. Die Tätigkeit des Schreibens in einem Blog wird als "bloggen" bezeichnet.

Quelle: http://www.wikipedia.de    


 
2015 03.
Sep

Einst war ein MĂ€dchen aus den ukrainischen Karpaten (ca. 200 km sĂŒdlich von Lemberg / Lviv) und sie wurde mit dem Studium „EU-Recht“ auf die westliche Welt (Italien, Frankreich, Deutschland, Schweiz, Spanien, …) losgelassen. NatĂŒrlich schnappt sie sich Jahre spĂ€ter in Frankreich (!) einen Jungen aus Uruguay – nichts liegt nĂ€her ! Und genau so verrĂŒckt / crazy / loca verlief nun auch ihre Hochzeitsnachfeier in Kolomyja in der Ukraine, zu der Olga und ich neben Franzosen, Uruguayer, Ukrainer, Schweizer, Ecuadorianer, DĂ€nen, Italiener und Deutsche ebenfalls eingeladen waren … denn „normal“ gibt es fĂŒr dieses MĂ€dchen namens Khrystyna einfach nicht    😀 

gruppenfoto

Da Olga gerade terminbedingt nicht zum Schreiben eines Blogeintrages kommt, möchte ich mal mit meinen EindrĂŒcken den Anfang machen.

FĂŒr mich war dieser 10-tĂ€gige Trip in das Heimatland meiner Frau die bislang östlichste Bekanntschaft des eurasischen Kontinents und ohne die exzellenten Sprachkenntnisse von Olga wĂ€re ich trotz meinem Englisch aufgeschmissen gewesen. Zudem gibt es so viele Dinge, die man als EU-BĂŒrger und EuropĂ€er einfach verlernt hat, wie z.B. einen kontrollierten GrenzĂŒbertritt. Nach Polen alles wie immer: keine Zollstation, keine Paßkontrolle, keine Sonderhandlungen. FĂŒr die Ukraine sollten sich die angelesenen Vorbereitungen auszahlen: Paß vorhanden, Fahrzeugschein ist auf mich ausgeschrieben, die GrĂŒne Versicherungskarte weißt UA als versichertes Land mit aus, das große „D“ auf weißem Grund prangt auf dem Heck des SMARTIE und ich hatte sogar einen Kontoauszug meiner Kreditkarte dabei, welche beweist, daß wir unseren Aufenthalt finanziell eigenstĂ€ndig bewĂ€ltigen können. Kein Scherz, all das sind Vorgaben und Hinweise vom ADAC und dem AuswĂ€rtigen Amt, welche bei der Einreise in die Ukraine zu beachten sind … es lebe die EU und das Schengener Abkommen ! Ach ja: und wir haben etwas mehr als 60 min an der Grenze von Polen zur Ukraine zugebracht – echt crazy, gell ?    :zunge-rechts: 

Die aufmerksamen Leser werden an einer Stelle bestimmt etwas gestutzt haben, aber es ist wahr: wir sind die 1200 km nach Kolomyja mit dem SMART gefahren.

smart

Die A4 bzw. E40 fĂŒhrt direkt von Dresden durch ganz Polen bis zum ukrainischen Lemberg / Lviv und ist zu 90 Prozent in einem voll ausgebauten Autobahnzustand – der EM2012 sei Dank. Die restlichen 10% Ă€hneln eher einer Bundesstraße und fĂŒhren ĂŒber unzĂ€hlige Dörfer. Bis hierhin alles kein Problem fĂŒr unseren kleinen Schwarzen. Die letzten 200 km zwischen Lemberg und Kolomyja sollten allerdings eine Herausforderung fĂŒr Mensch und Maschine werden, denn hier ĂŒberraschten teils bis zu 30 cm tiefe Schlaglöcher fĂŒr ruckartigen Lenkmanövern oder endeten in einem dumpfen Schlag der StoßdĂ€mpfer. Schließlich war eine Geschwindigkeit von 90 km/h freigegeben und die Straße wurde auch so von den ĂŒbrigen Verkehrsteilnehmern befahren. Dabei sah die H09 noch richtig gut aus. Erst auf dem RĂŒckweg von Kolomyja nach Lemberg zeigte sich auf der westlich verlaufenden Alternativstrecke H10 das wahre Ausmaß einer durch Wind, Wetter und Temperaturschwankungen zwischen -40 und +40 Grad stark belasteten Asphaltdecke, denn hier bewahrheitete sich die im Vorfeld beschriebene Schlaglochaneinanderreihung, bei dem sogar der ADAC vor „Fahren im Dunkeln“ abrĂ€t. Der Ukrainer sagt: „Es gibt keine Straßen, es gibt nur Richtungen !“ und „Hier fĂ€hrt der nĂŒchterne Fahrer Schlangenlinien und der Besoffene fĂ€llt durch Geradeausfahren auf.“ … das können wir nur bestĂ€tigen. Wir sind teils mit nur 20 km/h ĂŒber mehrere kilometerlange Lochstrecken bzw. Buckelpisten gefahren, wo selbst ein HindurchschlĂ€ngeln von rechts nach links nicht mehr möglich war. An manchen Stellen hatte man sogar schon Schotterhaufen fĂŒr die bevorstehende Flickaktion abgelegt – AUF dem Mittelstreifen !!!

strasse

Im Dunklen hĂ€tten wir bei entsprechender Geschwindigkeit wie Evel Knievel abheben oder auf zwei RĂ€dern fahren können. Aber der SMART hat es trotzdem geschafft ! Zwar weilt er gerade fĂŒr eine Pflegekur beim Autoschrauber unseres Vertrauens, doch die sichtbaren SchĂ€den, wie z.B. der Abriß einer Plastikhalterung und ein defektes Bremslicht halten sich in Grenzen. Morgen Abend wissen wir nach der Rechnungsbegleichung mehr – am Telefon fiel u.a. das Wort KĂŒhlflĂŒssigkeit.

Aber zurĂŒck zur Ukraine. FĂŒr mich ein Land der wirklich krassen, sichtbaren GegensĂ€tze. Das Aussehen – hier mehr am Beispiel der Karpartengegend als an der Großstadt Lemberg – ist zum Teil Ă€rmlich (HĂ€user, Autos, Straßen, Busse, Massen streunender Hunde, MĂŒll ĂŒberall, KĂŒhe werden „spazierengefĂŒhrt“, Pferdekarren auf der Straße, …), doch andererseits wieder innerhalb des Ärmlichen voller Anzeichen einer florierender Wohlstandsgesellschaft, wie z.B. viele neu gebauter und somit leuchtender Kirchen, moderne Autos und SUVs neueren Baujahres, zwischen zerfallenen SoziallismushĂ€uschen einzelne renovierte HĂ€user und auf der Straße total aufgerĂŒschte Frauen, als wĂ€ren sie gerade direkt einer PrĂȘt-Ă -Porter-Show aus Paris entsprungen. Sie staksen mit ihren High Heels durch den Staub der Straße und ĂŒber die huckeligen Gehwege – es paßt fĂŒr mich einfach nicht zusammen.

frauen

Und trotzdem sind die Leute augenscheinlich damit zufrieden, gegenĂŒber Fremden und GĂ€sten ĂŒberaus freundlich und jammern nicht so auffĂ€llig wie manch verwöhnter Deutscher. Das hat mich wiederum sehr beeindruckt !

Und die Hochzeit ? Absolut verrĂŒckt ! Ein Sprachen-Wirrwarr aus Englisch, Deutsch, Ukrainisch, Spanisch und Französisch, wobei mein Frauchen natĂŒrlich den schlimmsten Knoten in der Zunge bekam, da sie in alle Richtungen ĂŒbersetzen mußte bzw. in vielen Sprachen ErklĂ€rungen abgegeben hat. So stand sie natĂŒrlich auch einmal vor mir und töffelte mich in Ukrainisch zu oder versuchte einer verdutzt dreinschauenden Ukrainerin auf Deutsch zu erklĂ€ren, wie dies und jenes funktioniert. Aber Hut ab, sie war einfach spitze ! Durch sie konnte ich mich sogar fast 30 min mit Khrystynas Mutter unterhalten, obwohl wir beide keine gemeinsame Sprache haben. Fast alle HochzeitsgĂ€ste unseres Hotels (die Ukrainer haben natĂŒrlich zuhause gewohnt und die Gastgeber waren bei der Familie untergebracht) suchten immer wieder Olga, wenn es um das Lesen und Verstehen kyrillischer Worte oder um ErklĂ€rungen und Namen ging. Selbst die Nachbestellung von Toilettenpapier ging ĂŒber ihre Zunge, statt sich selbst mittels HĂ€nden und FĂŒĂŸen mit den Hotelbediensteten zu verstĂ€ndigen. In dem Sinne war Olga immer im Mittelpunkt. Wie auch beim Singen der Lieder wĂ€hrend der Party, denn sie kannte schließlich die deutschen, die französischen und die ukrainischen Texte – mehr oder weniger auswendig. Den Rest besorgte der ausgeschenkte Wodka …

OK, so langsam sollte ich mal zum Fazit kommen … der Text ist eh schon lĂ€nger als anfangs gedacht – zu viel könnte ich ĂŒber die eineinhalb Woche in der Ukraine und Polen erzĂ€hlen. Es war eine tolle Zeit und wir möchten uns auf jeden Fall bei allen HochzeitgĂ€sten, bei den Familien und den CouchSurfern bedanken, die wir in den 10 Tagen getroffen haben. Wir hatten definitiv eine tolle Zeit ! FĂŒr Olga waren es eher Erinnerungen an die Jugendzeit und der Vergleich zwischen dem russisch geprĂ€gten Osten der Ukraine und dem EU-orientierten Westen. FĂŒr mich das Kennenlernen eines bislang nur aus der Theorie bekannten Landes und das Aufzeigen von Annehmlichkeiten in Deutschland und der EU, die nicht immer als selbstverstĂ€ndlich hingenommen werden sollten. Noch ein Beispiel ? Wasser aus dem Hahn. FĂŒr mich eine Reflexhandlung beim Einnehmen von Tabletten, fĂŒr Olga in der Ukraine ein No-Go.

Und das Essen dort war MEGALECKER !!! Aber Schluß, ich komme sonst wieder ins SchwĂ€rmen und fĂŒlle weitere Zeilen …

essen

Einen Kommentar schreiben