Entschuldigt bitte die verspĂ€tete Berichterstattung, aber mit dem – wie wir es jetzt ausdrĂŒcken – Wechsel in die „vierte Phase“ Ă€ndern sich nun auch fĂŒr uns bislang etablierte Gewohnheiten. Die ersten drei Phasen (der ausschlieĂliche Aufenthalt in der CharitĂ© Berlin, Vamed-Klinik Geesthacht und im Pflegezentrum LĂŒneburg) waren lokal fĂŒr Stephanie und uns ja immer sehr eingeschrĂ€nkt (nur im Zimmer bzw. auf dem GelĂ€nde) und vor allem auf die Besuchszeiten reduziert. Dementsprechend war ich in der Regel schon Sonntagnachmittags zuhause und konnte abends die Wochenzusammenfassung schreiben und hier veröffentlichen.
Doch ab jetzt gestalten sich unsere Wochenenden aber erst einmal gravierend anders, denn wir holen Stephanie freitags nach getaner Arbeit gegen 17:00 im Pflegezentrum ab und bringen sie erst am Sonntagabend bis 19:00 zurĂŒck nach LĂŒneburg … plus ca. 45 min RĂŒckfahrt in die Residencia OLCA. Dies ist somit definitiv viel zu spĂ€t, um noch einen kompletten Blogeintrag zusammenzuschrauben und Fotos auszusuchen – leider… zumal Carsten und ich nach dieser Heimkehr irgendwie doch recht mĂŒde sind, denn die Zeit mit dem Kind ist immer sehr intensiv und zum Teil auch körperlich Ă€uĂerst anstrengend.
Da sich aber eben an genau dieser Konstellation sicherlich so schnell nichts Ă€ndern wird, muss ich euch ab jetzt leider eurer sonntĂ€glichen AbendlektĂŒre berauben und ich kann je nach Terminen und To-Do-Liste erst am Montag oder gar erst am Mittwoch liefern (dienstags sind wir immer zu Besuch bei Stephanie). Doch ich glaube sehr an euer VerstĂ€ndnis hierfĂŒr đ
Aber kommen wir endlich zur Protagonistin dieses Berichterstattung. Und da die Dienstagsbesuche aufgrund der neueren Corona-BeschrĂ€nkungen eher unspektakulĂ€r sind, gibt es erneut nur Infos und Bilder vom absolut actionreichen Wochenende – erstmals in voller Eigenregie inklusive Transport:
Der AnhĂ€nger ist mittlerweile von Carstens geschickten HĂ€nden voll prĂ€pariert, sodass der Rollstuhl gesichert bzw. geschĂŒtzt ist und mit nur wenigen Handgriffen auf- und abgeladen sowie zum Teil auseinander- und wieder zusammengebaut werden kann. Auch der körperlich fĂŒr beide Parteien recht anstrengende Transfer vom Rolli ins Auto und zurĂŒck geht zunehmend routinierter vonstatten und dauert jetzt sogar nur noch ca. 10-15 min … ganz ohne blaue Flecke oder anderer Blessuren đ
Den Freitagabend, von uns auch gern „das EinlĂ€uten des Wochenendes“ genannt, wollen wir wie frĂŒher mit einem gemeinsamen Abendessen starten, doch an Ermangelung eines mit Dresden vergleichbaren Haus- & Hofdönermanns werden wir hier in Wentorf die vielen anderen Möglichkeiten der AuĂer-Haus-Verköstigung nutzen und immer wieder wechseln. Letztes Mal war es Pizza, diesmal holten wir uns diese SpezialitĂ€t von einer mobilen Brutzelbude:
In der alten (Zwischen-)Heimat ĂŒberall als „Broiler“ bekannt, bestellt man hier im Norden ganz unspektakulĂ€r ein halbes HĂ€hnchen. Die Namensgebung ist Stephanie aber schnurzpiepegal – geschmeckt hat es ihr trotzdem sehr! So soll es auch sein …
Weitere Geschmackserlebnisse, welche sie nun endlich wieder von ihrer persönlichen Wunschliste streichen kann, wĂ€ren Pelmeni mit Smetana (am Samstag) …
… und DĂŒrĂŒm (am Sonntag):
Letzteres war u.a. auch eine VorĂŒbung zu ihrem finalen Höhepunkt und Wunschobjekt: einem Döner. Da sie jetzt alles ohne Probleme, Verschlucken und Husten geschafft hat, wird dieser auch noch hundertprozentig in diesem Jahr mal geordert werden. Aber was kommt dann? Wir werden sehen, welches Geschmackserlebnis sie sich wĂŒnscht und welches Ziel sie sich als nĂ€chstes setzt.
Habt keine Angst, auch an gesunde Dinge wagt sie sich ran – und das sogar schon recht selbststĂ€ndig, wenn auch noch teilweise recht langsam und vorsichtig:
Manchmal braucht sie noch Hilfe, da die linke Hand dafĂŒr viel zu steif bzw. nicht so flexibel in der Nutzung (Drehen, Greifen, Anwinkeln) ist:
Doch wir ĂŒben sehr viel mit ihr und binden Linki auch immer wieder fest in diese Dinge und Rituale mit ein (auch wenn es DIESE Fotos jetzt nicht gerade zeigen), ob beim Aufdecken des FrĂŒhstĂŒckstisches …
… beim AufhĂ€ngen und Abnehmen der WĂ€sche …
… beim Kochen und Backen …
… und ab jetzt auch beim Gucken nach der Uhrzeit:
Insbesondere durch das Drehen des Armes, um das Ziffernblatt ablesen zu können, erhoffen wir uns wieder etwas mehr unterbewusstes Training fĂŒr diese Hand.
Neben Linki leiden auch noch ihre FĂŒĂe unter der Spastik, weshalb wir jetzt ein regelmĂ€Ăiges Verwöhnprogramm mittels warmem FuĂbad etablieren wollen – zumindest am Samstag und Sonntag haben wir genug Möglichkeiten dazu und Stephanie genieĂt es sichtlich!!!
Vor allem auch die darauffolgende Massage:
Apropos genieĂen: bei uns hat es am Samstag ein wenig (!) geschneit …
… und Stephanie hatte groĂen SpaĂ dabei, den Flocken da drauĂen zuzugucken:
Ja, da kommt wieder einmal ihre groĂe Vorliebe fĂŒr KĂ€lte zum Vorschein … ihr erinnert euch: sie mochte doch schon immer lieber einen Sommerurlaub auf Island verbringen, als auf einer Insel in Spanien oder woanders im Warmen.
Die Dinge, die ich schon im letzten Blogeintrag fotografisch und textlich zum Besten gegeben habe, konnten wir diesmal wieder vertiefen und zum Teil auch neue (Finger-)Fertigkeiten entdecken. So z.B. beim AnzĂŒnden unserer Adventskerzen mit einem Streichholz …
… beim Malen eines Weihnachtsbaumes mit bunten Kugeln …
… beim Rollen (s.o.) und Verzieren unserer diesmal gebackenen ZimtbĂ€llchen …
… oder beim Tippen auf der Tastatur:
Schrittchen fĂŒr Schrittchen zwar, aber in unseren Augen dann doch wieder eine Entwicklung in rasender Geschwindigkeit. Weiter so, mein Sonnenschein!
Wir erlangen nun in unserem neuen Wochenendablauf immer mehr Routine und werden sicherlich auch wĂ€hrend der nĂ€chsten Besuche mal den ein oder anderen Ausflug unternehmen können – jetzt wo das mit dem AnhĂ€nger schon so gut klappt. Ist ja eben auch fĂŒr uns eine Abwechslung zum anstrengenden Arbeitsalltag im HomeOffice. Hier mal ein Symbolfoto dazu mit dem passenden Untertitel „Ey, warum klappt der Mist denn schon wieder nicht?!?!“:
Wobei es mir nun ganz deutlich wird, dass ich die Ausstattung meines eigenen Arbeitsplatzes dringend um eine FuĂbadoption erweitern sollte đ
Aber ganz im Ernst, wir sind erstaunt, dass Stephanie derzeit zwar immer noch mit einem Finger tippt, aber schon jetzt am zweiten Wochenende nicht mehr so lange nach den Buchstaben auf der Tastatur suchen musste und sich mittlerweile sogar an die Satzzeichen, wie z.B. das Fragezeichen, heranwagt. DafĂŒr muss man ja auch schon zwei Tasten gleichzeitig drĂŒcken und somit kommt Linki ebenfalls zum Zuge đ
Wir finden bei all den Arbeiten und Ăbungen aber auch ganz viel Zeit fĂŒr angenehme und ruhefördernde Punkte auf unserer Wochenende-To-Do-Liste: lange schlafen, wie in alten guten Zeiten zusammen im Bett kuscheln, ausgedehnt frĂŒhstĂŒcken und auch mal die ein oder andere DVD gucken (diesmal war es „Der Grinch“ als Animationsfilm aus 2018).
Die Tage sind somit im positiven Sinne ausgeplant und mit vielen sinnvollen und sinnlosen Sachen gespickt. Was uns dabei auf jeden Fall immer begleitet, ist Musik. Dabei fungiert Carsten auch sehr gern mal als geschickter DJ und stellt das Programm ein wenig nach Stephanies WĂŒnschen zusammen. Sie erinnert sich erstaunlicherweise noch an unfassbar viele Lieder und singt diese dann auch sehr gern mit, sodass auch ich bei der ein oder anderen Zeile einfach mit einsteigen muss – zusammen zu singen ist schon etwas Schönes! Wo man sing, da lass dich ruhig nieder … nicht wahr? đ
Wir drei wĂŒnschen euch allen jedenfalls noch eine wunderschöne Vorweihnachtszeit und hoffentlich stressfreie Wochen bis zum 24. Dezember sowie dem anschlieĂenden Jahreswechsel.
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