Sep.
Ich hatte ja eigentlich hier mal angefangen, wöchentlich über Stephanies Fortschritte und unser Zusammenleben zu berichten … das passiert mittlerweile (leider) schon lange nicht mehr. Aber nicht, weil sich bei ihr nichts verbessert oder es von den OLCAs nichts mehr zu berichten gibt, sondern eher weil die schnell sichtbaren Genesungsschritte eher sehr komplex und damit auch sehr langwierig geworden sind – neben all den vielen Freizeitunternehmungen, die sich ebenfalls noch bei uns einreihen müssen.
Ein Beispiel: wenn man kleine Kinder hat und diese tagtäglich um einen herumspringen, so bekommt man in der Regel nur sehr selten mit, wie sie in der Zeit gewachsen sind oder sich auch verändert haben. Dazu braucht es eher einen Besuch bei den Großeltern („Bist du aber groß geworden!“) oder man schaut sich ältere Fotos als Vergleich an. Stimmt doch, oder?
Und exakt diesen Vorher-/Nachher-Vergleich hatten wir vorletztes Wochenende. Wir sind bei der Rehacare-Messe in Düsseldorf gewesen und versuchten möglichst viel in der „Sport- & Aktivitäten-Halle“ auszuprobieren. Im September 2024 (also noch VOR dem Bootcamp) schaffte Stephanie ein Luftballon-Badminton-Spiel mit jemandem vom Para-Badminton, …
… konnte das Wurfspiel Cornhole ausprobieren und wurde einmal bis an die Hallendecke hochgezogen:
Alles andere war für sie vor einem Jahr aber noch nicht möglich. Dieses Jahr (also nach fast neun Monaten Eigen-Reha im Bootcamp) machten wir diese drei Aktivitäten zwar nicht noch einmal, aber dafür sehr viele andere.
Ein paar Körbe beim Basketball werfen:
Bogenschießen (!):
Das Ausprobieren von Frame Running mit einer ganz neuen Sitzposition:
Rudergerät … hier hindert sie der Spitzfuß allerdings noch zu sehr:
Rollikarussel:
Sportschießen (!):
Echt unglaublich, was diesmal alles möglich war – im direkten Vergleich absolut WOW!!!
Klar, natürlich haben wir die vielen kleinen und am Ende auch großen Veränderungen durch das Training im Bootcamp mitbekommen, aber durch das tägliche Begleiten wirkte das eben nicht so fantastisch. Erst wieder im Vergleich mit den alten Fotos wird uns dreien deutlich, was Stephanie in nur neun Monaten geschafft hat und zu was sie noch bis Ende des Jahres und dann später auch in 2026 in der Lage ist. Unser neuester „Geiler Scheiß“ ist gerade das Training mit einem Gehwagen:
Bei einer Therapie wollte die Neuro-Physio-Therapeutin nebenbei mal etwas Neues ausprobieren und brachte genau diesen Gehwagen in den Raum. Stephanie ging von Anfang an sehr positiv und angstfrei an die Sache ran (anders als z.B. beim Pezziball) …
… sodass schon während der Thearapiestunde nicht nur kleine Schritte möglich waren, sondern vor allem das Hochheben ihres eigentlich zu 100% genutzten Standbeins – das rechte. Mit Links allein könnte sie derzeit niemals ihr gesamtes Gewicht tragen und gleichzeitig ausbalancieren, aber durch das Abstützen mit dem Oberkörper bekommt sie den notwendigen Halt sowie die Entlastung für den linken Fuß.
Noch am gleichen Abend hat sich Carsten auf die Suche nach genau diesem Gerät gemacht und konnte tatsächlich schon am Folgewochenende ein Exemplar über Kleinanzeigen in Hamburg ergattern. Wir erhoffen uns davon ein Multifunktionstrainingsgerät, denn neben den Laufschritten bzw. Ertüchtigung der Füße werden damit auch gleich noch die Oberkörpermuskeln und die Körperspannung trainiert. Und das vor allem ohne kopfgesteuerter und unbegründeter Angst im Vorfeld – ein wirklich sehr großer Vorteil.
Was den allgemeinen Bewegungsapparat angeht, fehlt ihr eigentlich „nur noch“ das Ansteuern der Hüfte nach rechts und links … dies wirkt sich aber leider sehr auf die allgemeinen Möglichkeiten aus, sich zu transferieren, im Sitzen neu zu positionieren oder aus dem Vierfüßlerstand ins Stehen aufzurichten. Vor allem letzteres würde nämlich wiederum korrigierenden Einfluss auf die Fußstellung nehmen, denn dann bekommen die Sohlen den Trigger, ab sofort für die Standfestigkeit zu sorgen und bei Belastung platt auf der Erde zu liegen. Doch Carsten und Stephanie geben ihr Bestes, auch diese Region noch zu reaktivieren – wie ich jedes Mal im Babyfon sehen kann.
Für den Monat September haben sie sich z.B. eine kleine „Kür“ einfallen lassen, die sie brav jeden Bootcamp-Tag durchzogen:
- Bälle werfen und fangen … sitzend auf einem kleinen Hocker statt im (Sofa-)Rolli
- Sitzen auf dem Pezziball und verschiedene Bewegungsabläufe durchführen, z.B. Bälle werfen & fangen, Schunkeln und andere Tanzmoves
- zurück auf dem Hocker die Sandalen und Strümpfe ausziehen und verschiedene Übungen für die Beweglichkeit der Füße durchführen, z.B. auf die Zehenspitzen heben, von der Stepbrettkante die Hacken auf die Erde bringen, beide Knie im Lauftakt abwechselnd hochheben, gegen Bälle kicken, Füße auf unterschiedlich große Bälle ablegen (Volleyball, kleiner & großer Pezziball) und somit dem Spitzfuß links und dem „verknoteten“ Großen Onkel rechts mit allen Mitteln irgendwie entgegenwirken (dehnen, dehnen, dehnen)
- nach der Mittagspause geht es für den Rest des Tages auf die Matte: Rollen, Vierfüßlerstand (aus Bauchlage mit Unterarmstütz), Krabbeln (Knie richtig hochheben!), auf den Knien stehen und Bälle fangen/werfen (am Ende bis zu 100x am Stück!), Sitz im Schmetterling (aufrecht sitzen, Fußsohlen aneinander) inklusive Hin- & Her-Wippen, Schneidersitz inklusive Hin- & Her-Wippen und Wechsel der Fußstellung, Knie im Sitzen anwinkeln und zur einen Seite kippen plus zur Seite mit ausgestreckten Armen abstützen (Vorstufe zum Vierfüßlerstand aus der sitzenden Position), im „Seestern“ auf dem Rücken liegen und im „Paket“ (auf dem Rücken liegend die Beine anwinkeln und die Knie mit den Armen zur Brust ziehen) bis zum Aufrichten wippen (derzeit nur durch Carstens Hilfe möglich).
Was Anfang des Monats noch unheimlich schwer für sie war, entpuppte sich bis Monatsende zu einer zugegeben sehr schweißtreibenden, aber doch recht möglichen Gesamtübung. Vor allem das Stehen auf den Knien und werfen eines Balls steigerte sich von Tag zu Tag: erst 10x Hin & Her, dann 20, 25, 50, 60, 100 und mehr.
Wir sind alle äußerst begeistert und es bleiben den beiden nun noch drei Monate (davon zwei parallel zu Carstens HomeOffice), unsere vorab gesteckten Ziele für das Bootcamp-Trainingsjahr 2025 zu erreichen: alle Muskelgruppen und Körpermuskeln ansprechen zu können sowie beide Füße für das Stehen in eine „gerade“ und belastbare Position zu bringen.
Für 2026 planen wir eine dauerhafte Verlagerung unserer HomeOffice-Tage in die Bootcamp-Räumlichkeiten (ein zweiter Schreibtisch wurde heute aufgestellt) und Stephanie soll im abgetrennten Trainingsraum verschiedene Übungsabläufe selbstständig durchführen – immer unter unserer Beobachtung via Babyfon. Damit können wir zu 100% arbeiten und sie kann weiter ihre Muskeln und den Körper stärken. Da wären z.B. Puzzeln auf Bodennähe, Sortieren im Kniestand, Spielen auf der Matte etc. – wir sind echt gespannt!
An dieser Stelle möchte ich einmal in ungewohnter Weise eine Trennung zwischen Trainingserfolge und unseren Unternehmungen vornehmen. Zum Einen damit dieser Blogeintrag nicht erschlagend lang wird und zum Anderen damit das bisher Geschriebene samt Fotos heute noch rausgehen kann. Seit also auf die nächsten Tage gespannt, wenn ich dann einmal über unseren Urlaub in den USA, unserer Greencard, Stephanies Kurzzeitpflege in Mölln, dem Project AREA51, einer über 6,5-stündigen Schifffahrt durch Hamburg, unserem ersten 1000er-Puzzle, Stephanies 5. Geburtstag 2.0, einer Fernsehaufzeichnung der Quizshow „Wer weiß denn sowas?“, dem Besuch eines Konzertes in der Elbphilharmonie, einer parallelen Thaimassage, dem Wochenende im Ruhrgebiet und einem herrlichen Wochenende auf Helgoland mit Freundin und Kegelrobben in Wort und Bild berichten werde.
Bis dahin wünsche ich euch allen eine schöne und stressfreie Arbeitswoche, den in Deutschland lebenden einen schönen Feiertag samt verlängertem Wochenende und natürlich unsere gemeinsame Freude, dass es mit Stephanie weiterhin so gut bergauf geht – ihr Weg zur Genesung ist zwar noch lange nicht beendet, aber wir sehen weiterhin keine unüberwindbaren Hindernisse bis zur Selbstständigkeit. Wir sind bislang von unserer (zugegeben für alle recht kräftezehrenden) Eigeninitiative mit dem Bootcamp überzeugt, denn das Erreichte gibt uns Tag für Tag, Woche für Woche und Monat für Monat Recht.
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