Meine Familie ist sĂŒchtig! Das Problem: Auch ich bin schon seit Langem nicht mehr frei von diesem Laster. Er ist nicht sĂŒĂ, sondern im Gegenteil scharf, einerseits gesund (viel GemĂŒse), anderseits eine Kalorienbombe (die Angaben im Internet schwanken zwischen 650 kcal und 770 kcal).
Es geht um Döner.
Die Szenerie wiederholt sich immer wieder, wenn ich die Frage âWas wollen wir am Wochenende essen?â stelle. Die Antwort der drei Esser klingt meistens âDönerâ, wobei ich mich schon seit langer Zeit eher fĂŒr DĂŒrĂŒm entscheide. Er hat weniger Kalorien und man kann ihn anstĂ€ndiger essen, da die reichhaltige FĂŒllung von allen Seiten umhĂŒllt :0).
NatĂŒrlich haben wir unsere Lieblingsdönerschmiede mit Lieblingsdönermann. Eigentlich hĂ€tten wir einen viel kĂŒrzeren Weg zu dem mit Fleisch und Salat gefĂŒllten Fladenbrot, aber in dem Lokal schmecken uns die Saucen nicht sonderlich, deshalb nehmen wir den etwas lĂ€ngern Weg in Kauf, um unsere Beute auch wirklich genieĂen zu können.
Auch gestern Abend war fĂŒr uns die angeblich tĂŒrkische SpezialitĂ€t angesagt. Nachdem ich im Elbe-Park meine EinkĂ€ufe erledigt habe fuhr ich also zum Lieblingsdöner. Meine Bestellung war einfach: âEin Super-Döner mit SchafskĂ€se und ein DĂŒrĂŒm mit SchafskĂ€se mit Allemâ. Die Bezeichnung âMit Allemâ ist ĂŒberlebenswichtig, denn sonst darf man zu jeder Zutat und Saucenart immer âJa, bitteâ sagen. Insofern war alles geklĂ€rt und ich stand etwas abseits und wartete auf unser Essen. Zwischenzeitlich kamen 2 MĂ€dels, sagen wir so vielleicht 17-18 Jahre alt, herein, stellten sich in der NĂ€he der TĂŒr an die Wand und flĂŒsterten ein paar Minuten aufgeregt miteinander. Der DönerverkĂ€ufer fragte sie mit einem Augenzwinkern âNa, ein Döner ohne Zwiebeln, Tomaten, Rotkraut?â. Die MĂ€dels trauten sich nĂ€her an die Theke heran und fragten nach einem DĂŒrĂŒm, aber âbitte ohne Zwiebel und scharfer Sauceâ. Im gleichen Atemzug kam die Frage, ob man den DĂŒrum auch zur HĂ€lfte mit Tomaten und zur HĂ€lfte ohne machen könne, auch das wurde vom VerkĂ€ufer bejaht. Die MĂ€dels lĂ€chelten zufrieden und eine fragte, ob man denn auch nur auf eine HĂ€lfte SchafskĂ€se bekommen könnte. (SchafskĂ€se kostet 0,50 EUR Aufpreis) und da lĂ€chelte der VerkĂ€ufer ganz freundlich und meinte, dass es nicht gehen wĂŒrde. Auch die nĂ€chste Frage ob man den einen DĂŒrĂŒm hier essen oder mitnehmen möchte zwang die MĂ€dels zum aufgeregten Blicken Austausch der Blicke und folgenden Diskussion:
– Zum Mitnehmen
– Ăh, vielleicht doch hier? (Blick zur Freundin)
-Ja, doch, hierâŠ
– Oder einpacken?
– Nee, hier.
Damit war der Essensort entschieden, die beiden MĂ€dels trabten zum einen Tisch im Nachbarraum und setzten sich in Erwartung ihres opulenten Mahls. Mein liebster DönerverkĂ€ufer rollte die Augen, seufzte und grinste gleichzeitig, wir zwinkerten uns zu und er fing mit dem Zaubern des extravaganten DĂŒrĂŒms an.
An den Döner haben wir in diese Woche allerdings nicht nur mit dem knurrenden Magen gedacht. In den Medien tauchte am 17. Januar die Nachricht auf, dass der Erfinder dieser angeblich tĂŒrkischen, in der Wahrheit aber Berliner SpezialitĂ€t, Mahmut AygĂŒn, im Alter von 87 Jahren an Knochenkrebs gestorben ist. Er war der erste, welcher im Sommer 1971 eine mit Dönerfleisch gefĂŒllte Teigtasche fĂŒr 2 DM verkauft hat. Leider hat er sich diese Erfindung nicht patentieren lassen. Es hĂ€tte seiner Familie bestimmt viel Geld gebracht, nur von seiner Krankheit hĂ€tte ihn wohl auch das viele Geld nicht erlösen können.
Aber man wird ihn auch nicht so schnell vergessen können, denn ich kann nicht mal annĂ€hrend einschĂ€tzen, wie viele Döner tĂ€glich ĂŒber die Theken gereicht werden, immerhin wird gesagt, dass der Verkauf von diesem innovativen Fast-Food mehr Geld einbringt als die beiden groĂen BĂŒrgerschmieden zusammen erwirtschaften.
Die letzten Kommentare