Sep
Jeder kann bestimmt ĂŒber Vorhaben sprechen, die man jahrelang vor sich her schiebt, weil sie zwar interessant aber in gewisser Art und Weise doch belastend sind. Auch ich kann mich davon natĂŒrlich nicht frei sprechen. Ein Thema interessiert mich schon seit Langem, wohl deshalb, weil ich damit von Kindheit an konfrontiert worden bin: Der Zweite Weltkrieg. Da ich ausreichendÂ ĂŒber diese schwere Zeit mit Informationen aus sowjetischer Sicht (also aus der der Sieger) versorgt wurde, versuche ich mich seit meiner Ankunft in Deutschland auch mit der anderen Sichtweise zu befassen. Dazu gehörten fĂŒr mich schon seit langer Zeit Besuche von GedenkstĂ€tten, welche meistens natĂŒrlich an den Stellen errichtet wurden, wo das Unmeschlichste passierte ist , z.B. auch KZs.
Carsten hat mich dabei schon immer unterstĂŒtzt und so haben wir uns fĂŒr dieses Jahr drei solcher Orte vorgenommen: Buchenwald, Auschwitz und Theresienstadt. In Buchenwald waren wir im Rahmen unseres Weimar-Hochzeitreise im Februar, Auschwitz besuchten wir im Mai zusammen mit den polnischen CouchSurfern Kasia und Rafal und letzten Samstag sind wir nach Theresienstadt in Tschechien gefahren.
Unsere positivsten Erfahrungen hatten wir mit den TouristenfĂŒhrern, denn alle drei waren sehr gut im ErklĂ€ren und Beantworten von Fragen und besaĂen ein sehr umfangreiches Wissen, welches sie angesichts eines solchen Themas sehr einfĂŒhlsam vermittelten. Dazu muss ich auch sagen, dass ihre deutschen Sprachkenntnisse sowohl in Polen als auch in Tschechien sehr gut waren – auf Englisch wĂ€re wohl die ein oder andere Sache falsch gedeutet worden.
Wir haben beide sehr viel von diesen AusflĂŒgen gelernt, z.B. dass es unterschiedliche Arten von Konzentrationslager gab: Arbeitslager wie Buchenwald, Vernichtungslager wie Auschwitz-Birkenau oder auch Sammellager wie das im Ghetto Theresienstadt der Fall war. In letzterem hat man die Menschen u.a. gesammelt, damit ihre Abtransporte in die Vernichtungslager organisiert ablaufen konnten – ich finde, da kann keiner sagen, dass sowas wĂ€hrend des Nazi-Regimes nur zufĂ€llig passierte.
Ăber ein weiteres Thema unterhalten Carsten und ich uns ebenfalls immer wieder: was stimmt ĂŒber die zivile Bevölkerung, welche am Ende des Krieges immer meinte, sie hat rein garnichts davon mitbekommen. Ein weiterer Gedanke: wie konnte man zulassen, dass es soweit ĂŒberhaupt kommt?  Es gibt aber auf beide Fragen eigentlich keine richtige Antwort, denn wir wĂŒrden immer mit dem Wissen aus dieser Zeit und unserer derzeitigen Informationsgesellschaft argumentieren. Deshalb können wir aus unserer jetziger Position, welche schon einige  Jahrzehnte her ist, das Ganze aus einer völlig anderen Perspektive betrachten. Viel schwieriger ist es zudem, sich in die damaligen Zeiten zu versetzen und die Situation sozusagen von innen heraus zu sehen. Durch unsere Reisen haben wir ja einen Einblick auf die KomplexitĂ€t des Gesamtbildes bekommen, obwohl das natĂŒrlich auch nur ein geringer Teil dieses grausamen Kapitels der Geschichte ist.
Ăbrigens, die SchriftzĂŒge an den EingĂ€ngen zu den einzelnen KZs haben ihre eigene Geschichten, obwohl man nur „Arbeit macht frei“ und „Jedem das Seine“ kennt. Ich könnte zumindest die der drei von uns besuchten GedenkstĂ€tten berichten … natĂŒrlich nur, wenn es auch wirklich jemanden interessiert. Wenn ich soll, dann bitte einen entsprechenden Kommentar abgeben, ok?
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