Aug.
Schon seit sehr langer Zeit habe ich mein Interesse fĂĽr Friedhöfe dieser Welt entdeckt und zum GlĂĽck teilt auch Carsten diese etwas morbide Faszination. NatĂĽrlich ist das immer ein trauriger Ort, aber gleichzeitig strahlen die Friedhöfe so viel Ruhe und Mysterien aus …
Ich sehe an solchen Orten die normalen Sachen irgendwie aus einem andere Blickwinkel, da spielt wohl bestimmt auch mein Interesse für Mythologie und Symbolik eine gewisse Rolle. In vielen Kulturen werden Vögelchen als Symbol für die Seele angesehen:
Ein Baum gilt als Verbindung zwischen Erde und Himmel:
Selbst bei einer herausgefallenen Innenplatte eines großen Grabsteins auf dem Neuen Jüdischen Friedhof musste ich an ein Tor in die andere Welt denken:
Eine allein liegende, abgebrochene Rose aus einem Trauergebinde lieĂź mich unweigerlich an einen Verlust denken:
Wenn ich frische Gräber sehe, geht es mir durch den Kopf, dass ich ein außergewöhnlicher Glückspilz bin, weil ich noch leben darf:
Und auch, weil ich von der Erfahrung, ein eigenes Kind zu beerdigen, bislang verschont geblieben bin und insgeheim hoffe, dass es auch so bleibt.
Diese bunten, fröhlich bemalten Steine markieren eine der schmerzlichsten Stelle meiner Rundgänge – das Baby hat gerade mal 3 Monate gelebt…
Die Menschen drücken schon seit langer Zeit ihre Trauer mit ausdrucksstarken und sehr schönen Skulpturen aus, wobei man dabei wesentlich öfter weiblichen Gestalten begegnet als männlichen:
Ein trauernder Mann wird etwas anders dargestellt:
In der jüdischen Tradition gehört es dazu, auf dem Grabstein einen Kieselstein zu legen:
Die Beigaben auf den christlichen Friedhöfen waren eher persönlicher Art. Manche Bergsteiger hatten z.B. ein Kletterseil mit Karabinerhaken dran oder gar ein Bergbuch, wenn junge Eltern aus dem Leben geschieden waren, hat man auf den Gräbern Bilder ihrer Kinder gesehen und auch Spielsachen der Kinder:
Auf dem sowjetischen Militärfriedhof durfte keiner aus der Reihe tanzen:
Man hat dabei aber auch dem unbekannten Soldaten bedacht:
Die Namenslosigkeit derer, welche auf solchen Anonymen Wiesen begraben sind, sind hoffentlich noch zur ihren Lebzeiten von den Verstorbenen selbst gewünscht worden:
Und hier kam Asche zu Asche …
Nicht nur Abschied von den geliebten Menschen fällt uns schwer, sondern auch von Tieren, welche uns über viele Jahre durch dick und dünn begleiteten:
Im jeden Fall bleiben die Hinterbliebenen zunächst am Tränenmeer stehen, wie das Mädchen aus Malgorzata Chodakowskas Hand:
Irgendwann heißt es dann für uns alle:
Aber ich hoffe doch inständig, dass unser Lebensbuch noch nicht die letzte Seite unserer Geschichte erreicht hat:
Für mich war das auf jeden Fall ein sehr emotionales Projekt. Das nächste ist aber nicht mehr so grüblerisch-nachdenklich, denn Hunde können uns doch immer wieder hervorragend trösten und zum Lachen bringen, nicht wahr?
17. August 2015 um 19:06
Diesmal finde ich hier sehr viele ernste Gedanken. Deine Fotos sind allerdings ĂĽberhaupt nicht melancholisch, sondern eher realistisch und lebensbejahend. Das finde ich sehr gut,…
„Es gibt anderthalb Milliarden Sterne im Himmelsraum und, soviel man weiĂź, anderthalb Milliarden Menschenwesen auf der Erde…
Man sollte fast glauben, die Alten hätten recht, die meinten, ein jeder Mensch werde unter seinem Stern geboren… “
Martin Andersen Nexö
Olga antwortet: das ist einer der schönsten und herzlichsten Kommentare – danke schön dafĂĽr!