Mrz
Heute gab es für Carsten und mich einen guten Grund, unseren Arbeitstag etwas eher zu beenden, denn seit gestern gibt es auf dem Dresdner Neumarkt, direkt vor der Frauenkirche, eine OpenAir-Ausstellung mit dem Namen „Die Wölfe sind zurück“ – diese wollten wir uns unbedingt ansehen. Das Wetter war uns hold und so konnten wir sogar ganz entspannt mit dem Rad in die Innenstadt fahren.
Was ist eigentlich das Interessante an dieser Ausstellung, außer dem Namen natürlich? Sagen wir es mal so: seitdem montags immer ein gewisses Klientel seine „Spaziergänge“ durch die Dresdner Innenstadt durchführt, werden über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus auch alle anderen Dresdner in den Augen vieler „gerechter“ Menschen zu dummen Nazis. Wir hatten sogar in unserem langjährigen Bekanntenkreis eine ernste Auseinandersetzung zu diesem Thema und haben nun einen Namen weniger in unseren Adressbüchern stehen. Die Person wollte partout nicht einsehen, dass nicht der Wohnort darüber entscheidet, wie die Gesinnung aller Einwohner ist. Naja, ein heikles Thema. Und eigentlich um dieses heikle Thema dreht sich eben diese Ausstellung, welche wir heute besuchten. Sie soll nämlich zeigen, dass Dresden nicht nur auf Pegida heruntergebrochen werden soll und kann und, dass es trotz der verstärkt negativen Darstellung in den Medien, nach wie vor eine weltoffene Stadt ist.
Die Wolfsfiguren sind von Herrn Reiner Opolka erschaffen worden. Der Künstler war heute und ist auch an jedem Tag seiner Ausstellung selber mit auf dem Platz und steht für jedermann zu jeder (vernünftigen) Diskussion zur Verfügung. Die mannshohen, braungefärbten Wolfsfiguren sind in unterschiedlichen Formationen aufgestellt und sehen auch verdammt angriffslustig aus:
Sie sind jederzeit bereit, ihre Klauen und Zähne einzusetzen:
Und das sind nicht die einzigen Waffen:
Dabei versuchen sie natürlich die Menschheit zu überzeugen, dass sie ganz und gar harmlos sind und nur das Beste für alle wollen:
Aber nicht nur die verkörperte Bedrohung hat ihren Platz in dieser Installation gefunden, denn es gibt auch einige Aufsteller mit Infos, welche zum Nachdenken anregen:
Außerdem gibt es eine Tafel, auf welcher jeder, der möchte, seine Antwort auf eine wichtige Frage dazuschreiben kann:
Es gab Einträge in unterschiedlichen Sprachen. Ich habe Spanisch entdeckt, Französisch, Polnisch und auch Russisch:
Der Spruch in Russisch heiß übersetzt: „Verhandeln können. Haltet durch, Europäer!“
Nur leider sind diese Sätze in der rechten Ecke der Tafel gelandet, zwischen den Sprüchen auf „Pegidisch“, welche wie üblich gar nicht auf die gestellte Frage eingehen, sondern einfach nur als Beleidigung gedacht sind …
Dabei hoffte ich wirklich, dass vielleicht der ein oder andere Montagsmitläufer bei dieser Ausstellung doch noch zum Nachdenken angeregt wird. Ich hoffe dennoch weiterhin, dass unsere schöne Stadt nicht auf Dauer mit solchen Gesten verunstaltet wird:
Ich hoffe auch darauf, dass wir alle keine Angst vor dem bösen Wolf haben müssen und uns endlich mal darauf verlassen können, dass die Jäger ihre Aufgaben ernst nehmen …
Ich finde, dass es ein sehr gelungenes Projekt ist und dass es auf jeden Fall viel Potential hat, Menschen zum Nachdenken über Toleranz und über die Gefahr beim Fehlen dieser anregt:
Diese Ausstellung kann man in Dresden noch bis zum 23. März besichtigen. Danach zieht sie weiter nach Potsdam und später nach Berlin. Ich für meinen Teil kann einen Besuch dort sehr empfehlen.
Wenn die Sprüche, Informationen und Hinweise der Tafeln interessieren, der findet auch eine PDF-Version als Broschüre auf der Webseite. Leider hat nun mal nicht jeder einen kurzen Weg zu seiner jeweiligen Landeshauptstadt, denn die Ausstellung ist als Wanderausstellung eben nur in den Bundeshauptstädten geplant.
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