Stephanie war diesmal wieder fast eine ganze Woche bei uns (von Dienstag bis Sonntag), aber da am Wochenende die groĂe Fahrt nach Dresden anstand, ist an den vorherigen Tagen nebst unseres Home-Office nicht viel passiert. Nur eine Sache war besonders beeindruckend: als Carsten am Dienstagnachmittag im Pflegezentrum ankam, um unsere Kleine abzuholen, stand Stephanies Rolli vor ihrer ZimmertĂŒr mit einem Zettel auf dem Tisch …
Er suchte das Kind und wurde erst im Speiseraum fĂŒndig:
Sie macht tatsĂ€chlich ihre ersten „Gehversuche“ mit einem kleineren Rollstuhl – yipeah!!!
Sie kommt zwar schon Meter fĂŒr Meter voran, aber zum einen ist es natĂŒrlich sehr anstrengend fĂŒr sie und zum anderen hat sie derzeit noch keinen Blick fĂŒr Hindernisse. Meist nimmt sie diese erst wahr, wenn sie vor ihr stehen und dann bleibt nicht mehr genĂŒgend Platz zum Ausweichen. Aber wie wir sie kennen, wird sie sich da ganz schnell reinfuchsen … zumal sie diesen Schritt und vor allem diese MobilitĂ€t ja auch unbedingt will. Ich schĂ€tze mal, dass sie in spĂ€testens drei Monaten immer wieder alleine auf dem AuĂengelĂ€nde herumhirschen wird đ
Bei uns zuhause durfte sie noch sich in den „Garten“ begeben und die erste Zucchini unseres diesjĂ€hrigen Hochbeetes ernten:
NatĂŒrlich ist diese auch schon lĂ€ngst verputzt worden …
WĂ€hrend unserer Home-Office-Zeiten am Mittwoch und Donnerstag sowie bis Freitagmittag beschĂ€ftigte sie sich mit diversen Dingen, wie z.B. dem Gucken der Filme „Sing“ und „Sing 2“ (Musik(hören) ist und bleibt ihr Lieblingshobby) …
… und dem Schreiben eines Briefes an die IMC-Station der Vamed-Klinik in Geesthacht, wo sie von Oktober 2020 bis Juni 2021 Ă€uĂerst erfolgreich aufgepĂ€ppelt worden ist. Stephanie hat den nicht gerade kurzen Brief eigenhĂ€ndig am iPad mit der Tastatur vorgeschrieben und nach Carstens Korrektur von ein paar Satzzeichen und GroĂ-/Kleinschreibung (keine Rechtschreibfehler!!!) handschriftlich niedergeschrieben:
Den Umschlag mit ihrer Danksagung, unseren dankenden Zeilen und einem Foto von Stephanie konnten wir am Freitagvormittag auf die Reise schicken – sie war richtig stolz auf sich. Darf sie aber auch sein …
Die restliche Zeit an diesen Tagen verbrachten wir vor allem mit Essen, Spielen, Quatschen, Fernsehen, Ăbungen und der Vorbereitung auf die Fahrt in unsere alte Heimat. Freitag um 13:30 sind wir mit unserem Autogespann …
… nach Dresden aufgebrochen:
Ganz ehrlich, so viel GepĂ€ck haben Carsten und ich immer nur fĂŒr einen dreiwöchigen Urlaub gebraucht – jetzt sind es ja eigentlich nur 2,5 Tage. Aber es hat letztendlich alles gut ins Auto gepasst und natĂŒrlich haben wir viel zu viel mitgenommen. Doch dafĂŒr war dieser Ausflug eigentlich auch gedacht, denn wir wollten ausprobieren, ob wir mit Stephanie in einen Urlaub bzw. in ein Hotel fahren können. Hier zuhause sind wir mittlerweile bezĂŒglich Waschen, Anziehen, Transfer und Fertigmachen ein perfekt eingespieltes Team, also suchten wir uns damit ein neues TrainingsgelĂ€nde. Ich nehm’s gleich mal vorweg: wir haben bestanden und somit werden sicherlich auch noch weitere Mehrtagestouren folgen!
Die 500 km waren ebenfalls kein Problem und nach ca. 5,5 Stunden ĂŒber die A24, durch Berlin, ĂŒber die A13 und A4 …
… ohne Stau oder anderer Hindernisse sind wir heil und glĂŒcklich in Dresden am Hotel angekommen. Dank vorab gewĂŒnschter Musik (s.o.) verging die Zeit schon fast wie im Flug.
Carsten ist dann alleine ins Hotel gegangen und hat nur den Check-In durchgefĂŒhrt, denn wir wollten schnellstmöglich zu unserem ehemaligen Haus-und-Hof-Dönermann. Wir hatten schlieĂlich groĂen Hunger UND noch gröĂere Döner-Entzugserscheinungen!!!
Vor Ort trafen wir uns mit meiner besten Freundin Anna …
… und sind mit ihr schnurstracks beim Dönermann auf der BorsbergstraĂe eingefallen:
Kind glĂŒcklich:
Mann glĂŒcklich:
Einfach nur lecker!!!!!!!
Am Ende haben wir hier mehr als 1,5 Stunden gesessen, gegessen und gequatscht. Und wer aufgepasst hat, sah bei Stephanie diese kleine Ănderung: sie blieb gĂ€nzlich ohne Kleidungsschutz. Und sie schaffte es ohne Kleckern – wow!!! So war es auch das gesamte Wochenende. Nein, wir haben den Latz natĂŒrlich nicht vergessen mitzunehmen, aber wir wollten es mal ohne „Halskrause“ austesten und es hat sogar auf Anhieb geklappt, denn Stephanie hat nicht mehr als wir auf dem Weg zum Mund „verloren“. Allerdings mussten wir fĂŒr sie vom Döner-im-Brot auf einen Dönerteller ausweichen, denn ersteres hĂ€tte sie beidhĂ€ndig und ohne groĂe Schweinerei doch noch nicht verdrĂŒcken können.
Gegen 23:00 machten wir noch einen kleinen Spaziergang an der Elbe …
… und hatten das groĂe GlĂŒck, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein:
Wir bekamen zur BegrĂŒĂung in unserer alten Heimat ein richtig schönes Feuerwerk zu sehen … genau wie eine Delegation im Restaurant rechts auf den Fotos auch đ
Mit RĂŒckfahrt zum Hotel, Ausladen, alles im Zimmer zu verstauen …
… und Stephanie bettfertig zu machen waren wir am Ende noch bis kurz nach 1:00 beschĂ€ftigt. Danach riefen aber auch schon das Bett und der liebe Sandmann im Duett:
Am nĂ€chsten Tag konnten wir dann diesen Blick auf die Elbe genieĂen:
Das einzige Manko unseres Zimmers war die Durchfahrbreite zwischen Schrank und Bett – die war nĂ€mlich ca. 5 cm zu eng! Ja, wir kamen mit Stephanies Rolli nicht aus dem Vorraum, was aber am Ende kein Problem war, denn wir haben Stephanie kurzerhand direkt von dort ins Bett transferieren können. Im Zimmer war sowieso nicht genĂŒgend Platz, um mit dem Rollstuhl noch irgendetwas anderes zu machen. Wollten wir auch nicht, denn wir sind OLCA-typisch vormittags rausgegangen und erst abends zum Schlafen wieder zurĂŒckgekommen – wozu also viel Platz im Zimmer haben wollen?
Am Samstagmorgen gönnten wir uns ein zĂŒnftiges FrĂŒhstĂŒck im nahe gelegenen CafĂ© des Edeka-Komplexes, wo ich danach auch gleich noch ein paar lokale SpezialitĂ€ten aus dem Osten, Sachsen und Dresden einkaufen konnte. Es ist schon von Vorteil, wenn man sich in der besuchten Stadt auskennt … wir hatten damals unser Haus nur ca. 2 km von hier entfernt und sind dementsprechend öfters in diesem Edeka zum Einkaufen gewesen.
Apropos auskennen: als Einstieg zum FrĂŒhstĂŒck nahmen wir quasi zur Vorspeise diese total lokale und Ă€uĂerst leckere SpezialitĂ€t:
Neben KĂ€sekuchen steht Stephanie zum GlĂŒck auch sehr auf Eierschecke und somit ist Carstens Ăberraschungsbestellung mehr als gelungen:
Und guckt mal, wie souverÀn sie auch auswÀrts ihren Kaffee trinken kann und vor allem wieder komplett ohne Kleidungsschutz is(s)t:
Nach dem FrĂŒhstĂŒck und meinem kleinen Beutezug, dessen ergatterte Preziosen ich erst noch wieder ins Hotelzimmer bringen musste, fuhren wir zum Highlight unseres Dresden-Wochenendes: dem Treffen mit allen, die uns kennen und in den Biergarten an der Elbe kommen wollten konnten. Einen Aufruf hatten wir zuvor ja via Blog gestartet und ein paar Emails haben wir dann zusĂ€tzlich auch noch verschickt. Wir wussten allerdings im Vorfeld ĂŒberhaupt nicht, wer denn nun wirklich alles kommen wĂŒrde …
Jedenfalls erreichten wir pĂŒnktlich zu dem in der Einladung angegebenen Zeitpunkt den FĂ€hrgarten Johannstadt und konnten uns auch wie geplant in die vorher proklamierte Ecke platzieren.
Hmmm, da wir die Anwesenden nicht gefragt haben, ob wir die Fotos mit ihnen fĂŒr den Blog verwenden dĂŒrfen, möchte ich an dieser Stelle lieber auf Fotos verzichten … ist ungewöhnlich fĂŒr mich, gell?
Und ja, es kamen ĂŒberraschend viele!!! Wir sind jedem Besucher so unendlich dankbar, haben sie diesen Tag doch fĂŒr uns zu etwas ganz Besonderem gemacht. FĂŒr Carsten und mich kamen ehemalige Nachbarn, Arbeitskollegen & -Chefs, Sportfreunde, Irish-Dance-Hupfdohlen, HĂ€uslekĂ€ufer, „Schulfreunde“, Russischkurs-Teilnehmer und Wegbegleiter vorbei, fĂŒr Stephanie die Familie vĂ€terlicherseits sowie jemand vom Volleyball und ein Junge aus der Schulzeit, der vor 11 Jahren ebenfalls einen Hirnschaden erlitten hat (Schlaganfall) und nun wie sie leider im Rollstuhl sitzt.
Unsere insgesamt veranschlagten 10 Stunden (von 12:00 bis 22:00) vergingen wahrlich wie im Flug und manchmal vergaĂen wir sogar das Essen. Doch verhungern musste keiner, denn dieser Biergarten ist Ă€uĂerst gut ausgestattet. Allein Stephanie futterte sich u.a. durch das Angebot an Brezen, Rippchen …
… und Quarkkeulchen mit ApfelmuĂ …
… wĂ€hrend wir uns ĂŒber den Tag verteilt an Currywurst, Salat und Steaks mit Bratkartoffeln hielten:
Verhungern und verdursten musste jedenfalls keiner und wir hoffen, dass auch jeder Vorbeigekommene sein FreigetrĂ€nk von uns erhalten hat đ wie viele GlĂ€ser wir am Ende getrunken haben, können weder Carsten noch Stephanie noch ich nachvollziehen. Das Kind wollte am Ende jedenfalls nur noch Wasser haben und ich war NICHT betrunken đ
Diesmal schafften wir es sogar noch vor Mitternacht ins Bett und bestimmt hat jeder von uns den Tag noch einmal im Kopf Revue passieren lassen bevor er eingeschlafen ist, wetten?
Leider ist am Sonntagmorgen aus dem FrĂŒhstĂŒck um 10:00 im „CafĂ© MilchmĂ€dchen“ nichts geworden – wir standen zwar auf der Warteliste, aber keiner unserer Vorbesteller hat abgesagt. Als wir dann erst gegen 11:00 im Auto saĂen …
… fiel die (zugegeben dagegen Ă€uĂerst minderwertigere) Alternative McDonalds-FrĂŒhstĂŒck darĂŒber hinaus auch noch aus, also entschieden wir uns auf der A4 so dahinzuckelnd fĂŒr das „Meyer’s Diner“ in Chemnitz. Dort waren wir schon ewig nicht mehr … es heiĂt jetzt sogar schon seit einem Jahr „50’s Ville Diner“ …
… aber die Speisekarte ist immer noch so genial wie damals und man kann / will sich gar nicht entscheiden:
Doch auch hier war das FrĂŒhstĂŒck bereits seit 11:00 nicht mehr verfĂŒgbar, also mussten wir uns anders behelfen … wir waren schlieĂlich noch auf nĂŒchternem Magen hier. Als FrĂŒhstĂŒcksersatz gönnten wir uns neben KaffeespezialitĂ€ten …
.. und Moustache-PlĂ€tzchen …
… zwei Pancake-Varianten, die glĂŒcklicherweise rund um die Uhr verfĂŒgbar sind:
Megalecker!!! Links die Version „Yummy Strawberry Cheesecake“ und rechts „Cinnamon Roll“.
Wir teilten die beiden Teller redlich …
… sodass noch genĂŒgend Platz fĂŒr das Mittagessen blieb. Stephanie und ich bestellten uns eine gemischte Platte mit Zwiebelringen, Corn Dogs, HĂ€hnchenflĂŒgel, SĂŒĂkartoffelpommes, Corn on the Cob und eine Extraportion Mac’n’Cheese, wĂ€hrend Carsten fĂŒr sich ein Steak und Knoblauchbrot orderte:
Vor allem aber freute sich Stephanie ĂŒber ihren geliebten Mais:
Und sie schlug sich beim Abknabbern ihres Corn on the Cob richtig richtig gut:
Linki zeigte vollen Einsatz und auch hier war die ganze Zeit kein Schlabberlatz Kleidungsschutz notwendig.
R E S P E K T ! ! !
Die RĂŒckfahrt in den Norden zog sich dann leider etwas in die LĂ€nge, da die A39 plötzlich in Wolfsburg aufhört und erst wieder in LĂŒneburg bis nach Hamburg weiterfĂŒhrt. Aufgrund der ganzen LandstraĂen und Ortsdurchfahrten kamen wir unglĂŒcklicherweise 30 min spĂ€ter als erlaubt im Pflegezentrum an, aber weder uns noch dem Kind hat man dafĂŒr den Kopf abgerissen đ
Stephanie lag um 20:00 in ihrem und wir Erwachsene erst ca. drei Stunden spĂ€ter in unserem Wentorfer Bettchen. Die Fahrt ĂŒber Hamburg (derzeit ist die kĂŒrzeste Verbindung nicht möglich, da die Elbe-BrĂŒcke in Geesthacht gesperrt ist und somit ein 30 km-Umweg ĂŒber Lauenburg oder eben die A7 bis Hamburg bewĂ€ltigt werden muss) dauerte ein wenig lĂ€nger und zuhause haben wir noch vollstĂ€ndig ausgepackt, alles fĂŒr den morgigen Arbeitstag vorbereitet und schon mal das Sportzimmer fĂŒr unser Morgenprogramm hergerichtet.
Bleibt jetzt nur noch, dass Fazit unseres Reisetests zu ziehen … ich hatte es oben ja schon einmal vorweggenommen: dies wird mit Sicherheit nicht unsere letzte gemeinsame Reise mit Stephanie gewesen sein und vielleicht ist bald eventuell auch mal ein lĂ€ngerer Urlaub drin (dafĂŒr muss aber erst noch die Medikamentenversorgung geklĂ€rt werden!). Klar, manches war auf diesem Trip auch fĂŒr uns ungewohnt und umstĂ€ndlicher, als wir es aus den heimischen vier WĂ€nden kennen, aber am Ende war alles total machbar. Stephanie ist sowieso immer wieder eine sehr sehr groĂe Hilfe, wenn es ums Waschen und Anziehen geht, und auch sie hatte anfangs mit den anderen UmstĂ€nden ihre liebe Not. Der Mensch ist nun mal ein Gewohnheitstier đ
Wir sind stolz auf uns, dass wir das alles geschafft haben!
Wir sind stolz auf das Kind, dass sie so bereitwillig mitmacht und trotzdem ihre helle Freude dran hat!
Und wir sind stolz auf unsere ehemaligen Wegbegleiter, die trotz des kurzfristigen Aufrufs dennoch am Samstag zu uns gefunden haben!
Aber auch die, die nicht kommen konnten, jedoch hier immer fleiĂig mitlesen, brauchen nicht traurig sein … wir sind ebenfalls stolz auf euch, dass ihr Stephanies Weg zur Genesung so toll und unterstĂŒtzend mitverfolgt. FĂŒr uns und Stephanie bedeutet das echt sehr viel.
Tschakka, wir schaffen das!!!
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