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Kommentar:   

 
Manchmal hat man eben Lust darauf, etwas zu schreiben   ;0)

 
Web|log,  der;  -s,  <engl.>,  meist abgekürzt mit "Blog"
   
Digitales Tagebuch im Internet. Ein Weblog ist eine Webseite, die periodisch neue Einträge enthält. Es ist ein Medium zur Darstellung des eigenen Lebens und von Meinungen zu oftmals spezifischen Themengruppen. Weiter vertieft kann es auch sowohl dem Austausch von Informationen, Gedanken und Erfahrung als auch der Kommunikation dienen und ist insofern mit dem Internetforum sehr verwandt. Die Tätigkeit des Schreibens in einem Blog wird als "bloggen" bezeichnet.

Quelle: http://www.wikipedia.de    


 
2022 10.
MĂ€rz

Wir leben gerade in einer recht wilden WG, dessen Alltag aber eben auch ganz ganz viel Zeit in Anspruch nimmt … deshalb leider wieder diese arg verspĂ€tete Berichterstattung zur letzten Woche. Neben Stephanie, die immer noch coronabedingt bei uns ist (5. Woche), und unserer tĂ€glichen Arbeit im Home-Office haben wir nun seit Sonntagnacht auch noch eine ehemalige Studienkollegin von mir in der Residencia OLCA. Sie ist an mehreren Tagen von Charkiw ĂŒber Warschau und Frankfurt (Oder) bis nach Berlin geflĂŒchtet, wo wir sie dann am Hauptbahnhof mit dem Auto abholen konnten.

Derzeit bin ich nach der Arbeit noch mit BehördengĂ€ngen, Übersetzungen und anderen organisatorischen Dingen beschĂ€ftigt, sodass mir einfach die Zeit zum Bloggen fehlt(e). Aus diesem Grund wird dies wahrscheinlich auch nur eine kleine Stephanie-Zusammenfassung, die zudem wohl hauptsĂ€chlich aus Bildern bestehen könnte.

Es bleibt glĂŒcklicherweise dabei, dass wĂ€hrend wir unser Wochenkontingent im Home-Office erbringen mĂŒssen, sich Stephanie grĂ¶ĂŸtenteils selbst und mittlerweile auch ĂŒber Stunden u.a. mit …

… Spielen, Lego (nach Anleitung), dem iPad (z.B. Telegram, Facebook & Co.), der App „Endlosquiz“, …

… etwas Essensbeschaffung (ErdnĂŒsse, Babybel etc.), Schreiben, Tippen, Puzzeln, Musikhören, Fußbad u.v.m. beschĂ€ftigt. In der letzten Woche entdeckte sie aber auch mal wieder ihre Freude am Liegen in der warmen Sonne, denn das Wetter war ja echt klasse, oder nicht ?

Gemeinsam haben wir dann u.a. eingekauft …

… gekocht, gespielt, Filme geguckt, Nachrichten im Fernsehen verfolgt und neue Dinge ausprobiert bzw. geĂŒbt. So konnten wir uns auch mal an das Thema „ZĂ€hneputzen von Anfang bis Ende“ wagen. Das Putzen an sich kann sie schon seit ein paar Wochen autark, aber es gehört ja letztendlich auch ein wenig mehr dazu. Also erweiterte ich ihr Portfolio um das Öffnen und Schließen einer Zahnpastatube (ca. 1 Tag ĂŒben) und das Auftragen von Zahnpasta auf die ZahnbĂŒrste (ca. 3 Tage):

Ich muss sagen, mittlerweile lege bzw. stelle ich ihr echt nur noch ZahnbĂŒrste, Zahncreme, SpuckschĂŒssel und ein Glas Wasser auf ihren Rollitisch und hĂ€nge ihr ein kleines Handtuch um den Hals, den Rest erledigt sie ganz alleine. Manchmal ist zwar noch etwas bei der Putztechnik zu bemĂ€ngeln, aber insgesamt kann sie ihr ZĂ€hneputzen schon von Anfang bis Ende durchfĂŒhren, ohne Hilfe von uns zu bekommen. FĂŒr uns wieder mal ein ganz großer Fortschritt!

Ansonsten gab es die Woche nur drei erwĂ€hnenswerte „Ausreißer“ aus dem Alltag:

1.) Am Montag nutzten wir das Wetter und die Zeit nach der Arbeit noch fĂŒr einen Spaziergang durch die Siedlung und verlegten das Abendessen kurzerhand in den Wentorfer McDonalds:

Das Kind war sehr sehr glĂŒcklich, denn wir konnten dort sogar noch zwei Donuts ergattern!!!

2.) Am gleichen Abend lernten wir aber (leider) auch die Reinbeker Notaufnahme kennen, denn beim allabendlichen Bettritual merkten wir, dass ihre SPDK Probleme machte und kein Urin mehr durch den Schlauch abgefĂŒhrt wurde. Den Wechsel des Teils, welcher durch die Bauchdecke fĂŒhrt, kann wohl nur eine Urologie durchfĂŒhren (deshalb auch kein erneuter Besuch der Notaufnahme in Hamburg-Bergedorf) und man sollte damit auch nicht allzu lange warten. Also schafften wir Stephanie gegen 23 Uhr vom Bett ins Auto sowie den Rolli in den AnhĂ€nger und nach nur 90 min kamen wir wieder zuhause an – danach „plĂ€tscherte“ alles wieder wie gewohnt und das Warten war dieses Mal auch nicht ganz so anstrengend und lang. Aber: wir lagen alle erst nach Mitternacht im Bett und am nĂ€chsten Morgen klingelte der Wecker um 6:00 …

3.) Am Mittwochnachmittag bekam Stephanie Besuch von einer ehemaligen Pflegekraft aus dem Gut WienebĂŒttel – die beiden verstanden sich in LĂŒneburg absolut super. Wir haben viel gequatscht und lecker zu Abend gegessen. Das Kind war auch diesmal ĂŒberglĂŒcklich, was will man mehr?!?

FĂŒr Samstag planten wir eigentlich eine Fahrt an die Nordsee, doch bei 5 Grad und starkem Wind konnten wir uns alle nicht so richtig dazu aufraffen. Am Sonntag absolvierten wir dann, wie oben bereits beschrieben, gegen 16:00 die spontane Autofahrt nach Berlin – 3 Stunden hin, 1 Stunde am Bahnhof warten und suchen, 3 Stunden zurĂŒck. Jetzt ist Sveta, so ihr Name, erst einmal bei uns untergekommen und wir sind nun im regen Austausch mit Behörden, Organisationen und anderen Gruppen, um die versprochene „schnelle und unkomplizierte Hilfe“ in Anspruch nehmen zu können – bislang mit sehr großem Erfolg. Nein, hier kann und will ich wahrlich nicht ĂŒber die deutsche BĂŒrokratie oder Beamte meckern …

Leider spricht meine Freundin aus Charkiw (im Osten, nahe der russischen Grenze) nur Russisch und Ukrainisch, sie musste ihre gesamte Familie in der Ukraine zurĂŒcklassen (Schwiegermutter ist bettlĂ€gerig, Mann kĂŒmmert sich um sie, Tochter und Enkel sind im Westen des Landes untergekommen), ihr GepĂ€ck bestand nur aus einem eilig zusammengepackten Rucksack (was wĂŒrdet ihr bei solch einer Flucht darin mitnehmen?) und zudem befand sie sich gerade mitten ihn einer Krebsbehandlung und Chemotherapie.  Aber dazu werde ich sicherlich beim nĂ€chsten Eintrag etwas mehr schreiben können, versprochen.

Ihr merkt, bei uns wird es nie langweilig    😉



2022 03.
MĂ€rz

Die erste Woche unseres Home-Office zusammen mit Stephanie ist rum und wie gehofft, kann sie sich mittlerweile so lange und auch „selbststĂ€ndig“ beschĂ€ftigen, dass sie uns nie sonderlich von der Arbeit abgehalten hat. Aber zugegeben, es ist schon etwas anstrengend, neben dem Kind und der, im Gegensatz zur Urlaubszeit mit bedeutend wenigeren Stunden Freizeit nun auch noch eine 40-Stundenwoche mit unterzubringen. Hinzu kommen zudem die derzeitigen Ereignisse in meinem Heimatland und vor allem in meiner Heimatstadt. Auch wenn ich glĂŒcklicherweise keine direkte Verwandtschaft mehr dort habe, versuche ich natĂŒrlich so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen (Nachrichten, Sonderberichte, Internet-Zeitungen und Soziale Medien aus westlicher, ukrainischer & russischer Sicht) und mit ehemaligen Kommilitonen und Freunden aus Charkiw in Verbindung zu bleiben. Obwohl ich nun ja schon seit fast 30 Jahren in Deutschland wohne (ich bin am 4. Juli 1992 ĂŒber die deutsch-polnische Grenze gekommen), geht einem das Ganze schon ganz schön nahe … Heimat bleibt Heimat, Geburtsstadt bleibt Geburtsstadt.

Aber bleiben wir bei Stephanie, hier ist sie schließlich die Protagonistin.

Wie geschrieben, wĂ€hrend wir unsere Brötchen verdient haben und unserem Arbeitgeber wie gewohnt zur VerfĂŒgung standen, saß unser Kind immer in der NĂ€he und verbrachte die Stunden mit Training, Spiel, Spaß oder Entspannung.

D.h. sie puzzelte, hörte Musik, las, schrieb mit der Hand, antwortete ihren Kontakten im Chat, knackte ErdnĂŒsse, half, wo sie nur konnte beim Kochen, malte, chillte, ging einmal ihre gesamten Briefe aus der Zeit nach dem Vorfall durch und vieles mehr …

Sicherlich war dies fĂŒr ihre Genesung nicht immer das Beste und Sinnvollste – Therapien wĂ€ren da definitiv viel besser – aber die BegrĂŒndung, warum wir sie nach dem gemeinsamen Urlaub nicht wieder zurĂŒck ins Pflegezentrum gebracht haben, gab ich ja schon im letzten Blogeintrag. Solange wir können, werden wir sie trotz Booster von einer möglichen Corona-Ansteckung fernhalten, denn im August 2020 hat ihre Lunge wahrlich schon genug abbekommen.

Das Wochenende brachte dann aber auch die willkommene Abwechslung – vor allem das Wetter hat uns hier oben sehr verwöhnt.

Am Samstag sind zwei ehemalige Geo-Kommilitoninnen aus Potsdam vorbeigekommen und haben viel Zeit mit Stephanie verbringen können … ohne uns Alten    đŸ˜‰

Bei strahlendem Sonnenschein (zugegeben, etwas kalt war es leider doch noch, aber dafĂŒr gibt es schließlich Kleidung und Decken) nutzen die drei die Gelegenheit und sind fast zwei Stunden lang im Wentorfer Casinopark herumspaziert. Stephanie schwĂ€rmt noch heute davon!

Da uns das Wetter auch am Sonntag so wohlgesonnen war, sind wir erneut mit unserem dick eingepackten Kind fast den ganzen Tag draußen gewesen – diesmal bei einem mehr als dreistĂŒndigen Rundgang in der Wentorfer Lohe.

Dieses weitlĂ€ufige Areal (ein ehemaliges MilitĂ€r- und PanzerĂŒbungsgelĂ€nde) lĂ€dt heute mit vielen recht gut ausgebauten Wegen und einer tollen Mischung aus Wiesen, Feldern und Wald zu kilometerlangen SpaziergĂ€ngen ein – wir legten an dem Tag insgesamt 9,8 km zurĂŒck.

Zuerst an Straßen vorbei und durch eine Neubausiedlung aus Wentorf raus …

… wo wir gleich zu Anfang des Rundgangs an einer erstaunlich großen Hundewiese vorbeikamen, an der wir natĂŒrlich sehr interessiert den Vierbeinern und Herrchen bzw. Frauchen ein Weilchen zuschauen mussten:

Doch dann machten wir uns auf den Weg, den Carsten vorher per Karte und Google-Maps ausfindig gemacht hatte, und wir genossen diesen FrĂŒhlingsausritt so sehr! Dies ist definitiv eines meiner Lieblingsfotos:

Echt toll, oder? Wir haben sogar daran gedacht, alles fĂŒr ein Picknick einzupacken.

Ausgerechnet am entferntesten Punkt unserer Tour wurden die Wege fĂŒr ca. 150 m etwas abenteuerlich, denn die SturmschĂ€den der letzten Woche und das schwere GerĂ€t, um diese zu beseitigen, hinterließen in einem moorĂ€hnlichen Waldabschnitt richtig schlammige Spurrillen:

Hier war ein Durchkommen mit dem Rollstuhl nur rĂŒckwĂ€rts möglich, da sich die kleinen VorderrĂ€der beim Schieben sofort eingegraben haben. Doch wie erwĂ€hnt, blieb uns diese Passage zum GlĂŒck nur ein kurzes StĂŒck erhalten:

Der restliche Weg war ĂŒberaus phantastisch fĂŒr Stephanies Rolli geeignet und somit bleibt uns dieser Spaziergang sicherlich noch sehr lange in guter Erinnerung – vor allem nach den letzten Tagen mit viel Regen und starkem Wind. Endlich mal wieder draußen sein … herrlich!!!

Das soll es auch schon wieder gewesen sein, was es von der 73. Woche zu berichten gibt. Warum es diesmal so lange gedauert hat, bis ich sie zusammenfassen konnte, erfahrt ihr dann beim nĂ€chsten Mal. Keine Angst, es ist nichts Schlimmes … eher etwas total Schönes, was man gerne dem Schreiben vorzieht    đŸ™‚



2022 22.
Feb.

Dann will ich doch mal gleich da weitermachen, wo ich letzte Woche mit dem Spoilern aufgehört habe: am Montag war Valentinstag … ach ja, und unser 16. Hochzeitstag    😉

An dem Tag war sogar der Wettergott Ă€ußerst gnĂ€dig mit uns …

… und deshalb haben wir unser Vorhaben in die Tat umgesetzt und sind zu dritt in die FußgĂ€ngerzone von Hamburg-Bergedorf aufgebrochen. Das Auto samt AnhĂ€nger konnten wir glĂŒcklicherweise ganz in der NĂ€he abstellen und so lustwandelten wir gleich mehrere Stunden ĂŒber die Einkaufsmeile. Carsten und Stephanie gestatteten mir sogar den ein oder anderen Blick in ausgewĂ€hlte LĂ€den – leider kann das Kind mit ihrem ĂŒberdimensionalen Rollstuhl nicht ĂŒberall mit rein, sodass sie mit meiner OrangenhĂ€lfte draußen gewartet hat und die beiden die Umgebung beobachtet (vor allem Tiere) und gequatscht haben. Im Gegenzug musste ich dafĂŒr aber den ein oder anderen lukullischen Genuss organisieren, wie hier z.B. hollĂ€ndische Poffertjes:

Indoor konnte sich Stephanie insbesondere fĂŒr Rolltreppen begeistern, war sie bislang doch nur Fahrstuhl gefahren – sie fand es echt spannend und toll:

Doch natĂŒrlich wollte ich meine beiden Begleiter nicht nur an meiner Kauflaune teilhaben lassen, denn eigentlich haben Carsten und ich dem Kind ein Besuch im Steak-Restaurant in Aussicht gestellt. Wir konnten ja schon letztes Jahr unseren 15. Hochzeitstag coronabedingt nicht in gewohnter Weise mit einem Gaumenschmaus zelebrieren. FĂŒr dieses Jahr war das aber fest geplant … wenn nur wieder der ĂŒberdimensionale Rolli nicht gewesen wĂ€re. Man war im „Block House“ Ă€ußerst hilfsbereit und der nette Herr am Eingang hat auch mehrfach die Lage sondiert, aber leider sah er am Ende keine Möglichkeit fĂŒr uns    🙁

Wir haben dann noch etwas weiter in Bergedorf gesucht und sind letztendlich bei „Ruff’s Burger“ fĂŒndig geworden: ebenerdig, breite GĂ€nge, viel Platz am Tisch – perfekt!

Stephanie war total begeistert – zur Erinnerung, es war ihr erster Restaurantbesuch seit mehr als zwei Jahren gewesen (MĂ€cces mal ausgenommen). Völlig selbststĂ€ndig entschied sie sich aus der Karte fĂŒr einen Limette-Minze-Eistee, einen Pulled Pork-Burger und dazu SĂŒĂŸkartoffelpommes mit Mayo. Als unsere Bestellung kam, musste der Kellner aber zunĂ€chst Carstens BBQ-Platte bei ihr zwischenlagern – bei der Menge an Futter hat sie echt nicht schlecht gestaunt …

… und fast schon froh, dass sie „nur“ einen Burger bestellt hatte:

Zwar sah das Wetter der nachfolgenden Tage eher nicht danach aus (mehrere Tiefdruckgebiete mit viel Regen und starkem Wind bis hin zum Orkan), aber Stephanie aß ihre Bestellung plus mehrerer ProbierhĂ€ppchen aus unseren Speisen bis auf ein paar mickrige Pommes wirklich ganz alleine auf. Wir waren echt hin und weg!

Nach fast drei Stunden im Restaurant rollten wir satt, glĂŒcklich und sogar mit einer Valentinstags-Rose im GepĂ€ck zurĂŒck zum Auto:

Es war endlich mal wieder ein richtig toller Ausflug, ein schönes Hochzeitstagsessen unter Corona-Bedingungen und ein erster Einblick, wie der kommende FrĂŒhling wohl werden könnte. Hoffentlich gibt es bald mehr davon!!!

Denn auch in der zweiten Woche unseres Urlaubs schafften wir es wetterbedingt nicht wie erhofft an die Nord- oder Ostsee, sondern mussten fast ausschließlich in den eigenen vier WĂ€nden bleiben. Ich machte aus Verzweiflung sogar die ein oder andere Fotosession mit meinem ReisebĂ€ren inhouse:

Aber ich will nicht meckern, denn trotz zweier Orkane, wackelnder Fenster und knirschender Fassade blieb unsere Dachgeschosswohnung von SturmschĂ€den, vermissten GegenstĂ€nden und im Gegenzug erhaltenen Sturmwichtelgeschenken verschont. Andere hatten da ja leider nicht so viel GlĂŒck mit den Tiefs Ylenia und Zeynep …

Das Wetter ließ Dienstagmittag aber noch einen kleinen Ausflug mit Stephanie und windanfĂ€lligem AnhĂ€nger zu. Auf dem obligatorischen Weg zum Pflegezentrum in LĂŒneburg, um die nĂ€chste Wochenration Medikamente abzuholen, machten wir um Punkt 12 Uhr einen kleinen Zwischenstopp in Geesthacht und besuchten die ihre beiden ehemaligen Stationen IMC und B2 in der Vamed-Klinik. Stephanie hatte sich das Wiedersehen so sehr gewĂŒnscht und wollte noch einmal selbst fĂŒr alles Danke sagen, was Pflege-, Therapeuten- und Ärztepersonal am Ende zu ihrer Genesung mit beigetragen haben. Das im Dienst befindliche Personal war sehr erfreut, sie in dieser Verfassung begrĂŒĂŸen zu können, aber dennoch irgendwie auch erstaunt, wie weit es das Kind bisher schon (wieder) geschafft hat – eigentlich hatte man ehrlich gesagt anfangs nie und nimmer mit solch großen Fortschritten gerechnet. Nicht nur wir waren bei unserem Besuch den TrĂ€nen manchmal sehr nahe    🙂

Stephanie ĂŒberreichte dabei auch eine von uns allen unterschriebene Dankeskarte:


[sie zeichnet hierbei Bleistiftlinien nach, obwohl sie eigentlich alle Buchstaben kennt und auch sehr gut lesen kann – wir haben heute im TherapeutengesprĂ€ch gelernt, dass es ihr noch an der Graphomotorik mangelt]

Die restlichen Tage brauche ich nicht tageweise zusammenfassen, denn aufgrund des oben beschriebenen Sauwetters haben wir die Zeit grĂ¶ĂŸtenteils mit Faulenzen und Chillen verbracht – erzwungene LĂ€mpeltage eben.

Wir kochten oder backten fast jeden Tag zusammen und auch hier sind schon wieder ein paar Fortschritte sichtbar, denn mittlerweile schneidet Stephanie zwar langsam, dafĂŒr aber selbststĂ€ndig und nur noch sehr selten mit Carstens oder meiner Hilfe:

Wir guckten diese Tage ein paar DVDs sowie Filme im Fernsehen, spielten …

… sie puzzelte weiter eifrig (mit viel Hilfe und Anleitung) …

… und fast jeden Abend bekam sie ihr entspannendes Fußbad inklusive abschließender Fußmassage von mir. Mal so:

Aber auch mal so:


[man beachte das Entertainmentpaket aus Fußentspannung, FingerbeschĂ€ftigung, Musik und dem DJ-Pult rechts]

NatĂŒrlich hielten wir trotz des erholsamen Mix aus Faulenzen, Chillen und LĂ€mpeln an unseren Trainingseinheiten, AlltagsĂŒbungen …


[einen Deckel aufzudrehen ist mittlerweile ĂŒberhaupt kein Problem mehr, er sollte allerdings nicht zu fest sitzen]

… und medizinischer Versorgung fest. Hier ist Stephanie in orthopĂ€discher Vollmontur abgelichtet, also mit beiden Fußorthesen (leider nicht zu sehen) und ihrer Handorthese – sie lĂ€chelt zum GlĂŒck trotzdem    😉

Am Freitag ist zudem noch endgĂŒltig die Entscheidung gefallen, dass sie auch die nĂ€chsten zwei Wochen bei uns in der Residencia OLCA verbringen wird, da im Pflegezentrum ein paar Corona-FĂ€lle gemeldet worden sind und aus dem Grund fast ĂŒberall eine QuarantĂ€nesituation gegeben ist. Die Bewohner sind ja auch nicht in einer geschlossenen Einrichtung und können sich somit frei bewegen, also z.B. in die Stadt fahren, um sich dort mit jemandem zu treffen. Aber da sich Stephanie mittlerweile fĂŒr mehrere Stunden ganz gut selbst beschĂ€ftigen kann, wird sie Carsten und mich im Home-Office wohl nicht sonderlich stören. Am 4.3. wird das nĂ€chste Mal anhand der aktuellen Lage entschieden, ob noch weiter verlĂ€ngert wird oder sie mal wieder in ihr Zimmer nach LĂŒneburg zurĂŒck kann.

Oh, fast hĂ€tte ich es vergessen: am Donnerstag bekam sie noch vom Hausarzt die beiden FĂ€den gezogen und wir nennen die nette Linienformation auf ihrem Kinn jetzt liebevoll „H-Schaltung“    😉
Autofahrer mit Schaltgetriebe werden diese Anspielung auf jeden Fall verstehen:

Wir werden somit auch weiterhin eine schöne Zeit zusammen haben und Stephanie kann ihre 2:1-Betreuung ohne Unterbrechung in vollen ZĂŒgen genießen. Davon dann beim nĂ€chsten Mal mehr – diesmal keine weiteren Spoiler von mir    :-P:



2022 20.
Feb.

Es gibt eine wiederkehrende TĂ€tigkeit in meinem Leben, die ich am Jahresbeginn aber stets sehr gerne ausfĂŒhre, da es eine Ă€ußerst herzerwĂ€rmende Pflicht ist: meine Erinnerungskiste ausleeren:

An diesem Tag werden nĂ€mlich die im Vorjahr gesammelten Dinge aus meiner Jahreskiste herausgeholt und zusammen mit Carsten gehe ich die ErinnerungsstĂŒcke durch. FĂŒr mich heißt das, noch einmal in den Erinnerungen des letzten Jahres schwelgen und dann am Ende Platz fĂŒr Neues schaffen.

In diesem Jahr ist es allerdings etwas sehr viel spĂ€ter geworden als sonst. Zum einen sind die Wochenenden mit Stephanie in der Residencia OLCA immer Ă€ußerst gut ausgefĂŒllt, zum anderen habe ich bis vor kurzem noch keine erinnerungswerten StĂŒcke fĂŒr 2022 in die Hand bekommen, die den Platz in der Kiste fĂŒr sich beansprucht hĂ€tten – wir kommen derzeit ja nicht so viel raus oder erleben was    😉

So etwas Ă€hnliches dachten wir im Vorfeld natĂŒrlich auch ĂŒber 2021, doch nun, wo die Kiste leer ist, muss ich gestehen, dass wir ganz schön gestaunt haben, wie viel sie am Ende beinhaltete!

Vor allem waren wir ĂŒber die Menge der Kassenbons von McDonalds sehr ĂŒberrascht. Aber es lĂ€sst uns natĂŒrlich erahnen, dass unsere Corona-Pfunde nicht von ungefĂ€hr kommen    😉
Nee, es gab insbesondere zwei GrĂŒnde fĂŒr die hĂ€ufigeren Besuche bei der bekannten Fast-Food-Kette.

Grund Nummer 1: Wir haben Anfang des Jahres eine Idee von Stephanies LogopĂ€din aufgegriffen, dass unser Kind mit Offerten von Pommes, Shakes und anderem Gedöns im wahrsten Sinne des Wortes endlich ihren Mund öffnet und man dann mit den SprachĂŒbungen beginnen könne. Es hat erst nach einer gewissen Zeit zum gewĂŒnschten Ergebnis gefĂŒhrt – ihr erinnert euch sicher, dass diese Phase ein Weilchen gedauert hat    😉

Grund Nummer 2: Durch die langanhaltenden Corona-EinschrĂ€nkungen insbesondere im Gastrobereich hatten wir echt wenig Optionen fĂŒr ein Essen außer Haus. Da wir keine Freunde von Lieferdiensten sind, bedienten wir uns eben dort etwas öfters, wo die Maßnahmen am einfachsten zu handhaben waren und zusĂ€tzlich auch noch ein Drive-Thru (zu Deutsch: Drive-In) noch mehr möglich macht    🙂

Immer wenn die Corona-Situation es zwischendurch erlaubte, schlemmten wir aber auch mal im „Block House“ (Steaks) oder in der „Burger Lounge“ (Burger), besuchten mehrmals „Die Kleine Pause“ in Hohenhorn (Croques) und lernten das außergewöhnliche Bestellsystem bei „Five Guys“ (Burger) kennen. Im indischen Restaurant „Namaste“ in Geesthacht haben Carsten und ich nach der ersten Lockdown-Lockerung zunĂ€chst allein gegessen und es hat uns da so gut geschmeckt und gefallen, dass wir Andrea und Karl bei ihrem nĂ€chsten Besuch auch dorthin mitgenommen haben. Und selbst KFC war dieses Jahr mit dabei, da wir den nach unserem AnhĂ€ngerkauf auf dem RĂŒckweg von Bielefeld gesehen haben. Ihr kennt uns: Essen nimmt in unserem Leben einen sehr großen Stellenwert ein …    😉

Neben all den Restaurantbons haben wir in dem Zettelhaufen aber auch verschiedene Beweise darĂŒber gefunden, dass Carsten und ich es in 2021 tatsĂ€chlich ein paar Male bis an die KĂŒste geschafft haben – davon zeugen Übernachtungs- und Restaurantbelege aus Cuxhaven, BĂŒsum, Kalifornien an der Ostsee und das Parkticket fĂŒr unseren Tagestrip mit Andrea nach Grömitz . Das waren wirklich tolle AusflĂŒge!

Gern erinnerte ich mich auch an einige Besuche in Naturparks ganz in unserer NĂ€he: Weltvogelpark Walsrode, Wildpark LĂŒneburger Heide und Serengeti Park. Wenn man also schon nicht in die Ferne reisen konnte, so hat man durch die Artenvielfalt und Exotic wenigstens einen Hauch der großen, weiten Welt genießen können.

Sehr viele Erinnerungen aus der Kiste hĂ€ngen natĂŒrlich eng verbunden mit Stephanies Aufenthalt in der Rehaklinik Geesthacht zusammen. Da haben wir z.B. einen Speiseplan von der Zeit, als sie endlich mit dem Essen angefangen hat, Notizen von ihren Therapeutinnen ĂŒber erste Fortschritte („9 Löffelspitzen gegessen!“) und auch unsere ersten Corona-Tests fĂŒr den Besuch bei ihr. Der Zettel mit dem Hinweis „Bitte auf Kanal 244 schalten“ hing wochenlang am Fernseher in Stephanies Zimmer, denn da lief ihr heißgeliebter Musiksender „Deluxe Music“ und sie wollte zu dem Zeitpunkt nichts anderes gucken – selbst SpongeBob Schwammkopf bzw. MTV konnte wollte sie nicht sehen!

Als Stephanie dann die Rehaklinik im August verlassen musste, haben sich sehr viele Menschen von ihr verabschiedet. Manche dabei gar mit einem persönlichen, kleinen Abschiedsbrief, wie eine ganz liebe Pflegerin, welche am Tag der Entlassung leider nicht in der Klinik sein konnte – auch dieser Brief liegt in dem Erinnerungshaufen.

Genauso wie Stephanies Armband von Klinikum LĂŒneburg, welches sie umgelegt bekam, als ihr dort die Magensonde bzw. PEG ambulant entfernt worden ist. Zu dem Zeitpunkt war sie schon im „Pflege- und Therapiezentrum Gut WienebĂŒttel“ und in der Kiste liegen aus den Monaten der erste Therapieplan mit den EintrĂ€gen fĂŒr unsere Besuche und wieder die ersten, fĂŒr einen Besuch obligatorischen Corona-Tests, die wir zum GlĂŒck bislang immer auf dem Marktplatz vor unserem Haus durchfĂŒhren lassen konnten und auch weiterhin können. Wenigstens bleibt uns hier eine zeitaufwendige Beschaffung erspart …

Ebenfalls mit dabei das Bild von Andrea und Karl, mit welchem sie und bekannt gegeben haben, dass wir in BĂ€lde Großeltern sein wĂŒrden. Auch wenn sich das am Ende nicht bewahrheitet hat, habe ich es aufbewahrt und die damit verknĂŒpften Erinnerungen sind leider sowohl freudig als auch tieftraurig …

Eine besonders herzerwĂ€rmende Erinnerung fĂŒr mich ist der Brief von Kai Pannen, welchen er zu seinem Buch „Rabatz in Wabe 13“ beigefĂŒgt hat. Ich habe Stephanie das Buch als Countdown vor ihren 25. Geburtstag vorgelesen und sie hat sich sehr gefreut und köstlich amĂŒsiert    🙂

Meine Geburtstage vergehen dafĂŒr inzwischen recht sang- und klanglos – selbst der 50. in 2020. Aber dass ich nun mehr als halbes Jahrhundert auf dem Buckel habe, merkte ich daran, dass ich einmal eine Stuhlprobe als Krebsvorsorge (wird ab 50 von der Krankenkasse bezahlt) abliefern durfte. Die dazugehörige Anleitung habe ich aufbewahrt, denn irgendwie war das Ganze eine ziemlich „spannende“ und zum GlĂŒck nicht alltĂ€gliche Angelegenheit    😉

Dass wir Ă€lter, gesitteter und in Wentorf sesshaft geworden sind, zeigt das Stempelbild mit einem Wombat. Wir haben uns bei Dekolando einen Adressstempel mit Carstens und neben BĂ€ren auch meinem Lieblingstier anfertigen lassen. Seitdem schreibe ich die Briefe an unsere Freunde mit noch mehr Freude als davor    😉

Es gibt in der Kiste von 2021 auch etwas zum Thema Carsten. Nachdem wir den Film „Der Professor“ mit Johnny Depp in der Hauptrolle gesehen haben, meinte meine OrangenhĂ€lfte, dass seine Haare, wenn sie lĂ€nger wĂ€ren, genau so aussehen wĂŒrden. Das haben wir dann auch gleich mal ausprobiert    🙂
Eine gewisse Ähnlichkeit konnte ich am Ende echt nicht abstreiten    😉
Aber in der heißen Sommerzeit durfte seine dichte MĂ€hne wieder geschoren werden … einen Teil davon habe ich in einem Briefumschlag in meiner Erinnerungskiste aufbewahrt.

Das war ĂŒbrigens nicht unser einziges Experiment als PĂ€rchen    🙂
Wir haben uns im vergangenen Jahr tatsĂ€chlich mal getraut, uns zu einem Schnupperkurs in einem benachbarten Golfclub anzumelden. Wir wollten das des Öfteren schon mal auf unseren Urlaubsreisen ausprobieren, aber in den USA, in Kanada und auch in Australien ergab sich dann leider keine Gelegenheit dazu. Ich habe an dem Tag endlich verstanden, was sich hinter solchen Begriffen wie „Putten“ oder „Driving Range“ verbirgt. Es hat uns zwar durchaus Spaß gemacht, aber um sich diesem Sport ernsthaft zu widmen, fehlt uns tatsĂ€chlich die Zeit und vor allem das Geld. Vielleicht spĂ€ter mal …
Doch die schick aussehende Pitchgabel ist auf jeden Fall ein schönes Andenken an diese Erfahrung.

Was mich beim Betrachten des Kisteninhalts etwas nachdenklich gemacht hat, war die Feststellung, dass wir im vergangenen Jahr keine einzige kulturelle Veranstaltung besuchten bzw. besuchen konnten. Das möchte ich, wenn Corona es wieder zulassen sollte, vielleicht in diesem Jahr wenigstens ein bisschen nachholen. Ob ich es tatsĂ€chlich geschafft habe, kann ich euch dann in einem Jahr berichten    😉



2022 16.
Feb.

Die erste Woche unseres Urlaubs ist schon wieder vorbei und mit Stephanie wird es eigentlich nie langweilig – eher sehr kurzweilig! Wir haben so viel zusammen gemacht, uns aber auch sehr sehr viel erholt und gaaaaanz lange gechillt. Dank einer Freundin aus Dresden heißen solche Nix-Tun-Tage seit unserem Wohnwagentrip durch Kanada bei uns nun auch „LĂ€mpeltage“.

Die damit verbundenen Ruhephasen verbrachten wir mal auf dem Sofa …

… mal vor dem Fernseher …

… mal am Rechner …

… und manche von uns ab und zu auch mal mit einem Fußbad inklusive Musik auf den Ohren:

Hmmm, mache ich irgendetwas falsch, wenn ich bislang noch kein Fußbad mit anschließender Fußmassage bekommen habe?!?!    đŸ˜‰

Aber wie gesagt, trotz so einiger LĂ€mpelphasen waren wir die letzten Tage durchaus auch sehr aktiv, wie z.B. beim Kochen (hier: Salat) …

… beim Backen (hier: Pampuschki = kleine Brötchen) …

… und beim Spielen (hier: ein auf zwei Karten geteiltes Tier wieder zusammenlegen):

Meteorologisch richtig schöne Tage hielten sich zwar noch in Grenzen, aber wenn es dann mal nicht bewölkt, regnerisch, windig und/oder kalt war, versuchten wir das gleich mit auszunutzen. Leider hat es aber nie so richtig gut fĂŒr unseren geplanten Tagesausflug an die See (entweder Nordsee oder Ostsee) gereicht, doch noch haben wir etwas Hoffnung    đŸ˜‰

Dauerhaft war es nur am Wochenende so richtig schön, doch fĂŒr diesen Zeitraum hatten sich schon vor Wochen Stephanies Vater und seine Frau angekĂŒndigt. Die letzten Monate mussten sie ihre Besuchsversuche leider immer wieder mal wegen Corona-EinschrĂ€nkungen verschieben, doch diesmal konnten sie die weite Anreise aus Sachsen antreten – und prompt passte eben auch das Wetter perfekt dazu. Die Drei sind in der nahe der gebuchten Ferienwohnung gelegenen Boberger DĂŒne spazieren gegangen …

… und haben dort auch gleich mal (sehr zur Freude von Stephanie) ein wenig gepicknickt:

Im Vorfeld hatte man Stephanie auch gefragt, was sie denn gerne mal wieder essen wĂŒrde und sie entschied sich fĂŒr Roulade … voila:

Es war ja sooooooo lecker und sie hat noch lange davon erzÀhlt!

Doch von diesem Wochenende dĂŒrfte ihr wohl eher DIESES noch sehr viel mehr im GedĂ€chtnis bleiben:

 
Ja, ihr seht richtig: sie ist mit Carstens Hilfe ca. 3 m weit „gelaufen“. Und das an diesen Besuchstagen sogar gleich insgesamt vier Mal!!!

Wir mussten aus der Not heraus spontan improvisieren, denn trotz der Zusage des Vermieters passte der Rollstuhl nicht durch die ZimmertĂŒr – es fehlten 5 cm. Also wurde Stephanie erst auf einen Stuhl zwischengeparkt, der Rolli quer durch die TĂŒr bugsiert …

… und die ca. 3 m des engen Flurs an der EingangstĂŒr ĂŒberbrĂŒckten wir mit Stephanies ersten – zugegeben noch sehr staksigen – Gehversuchen. Wie schon öfters von mir erwĂ€hnt, entspricht das alles sicherlich nicht den Vorgaben aus dem Pflegerhandbuch, der Therapeutenbibel und dem Pfadfinderhandbuch des FĂ€hnlein Fieselschweif, aber an dem Wochenende war es eben eine sehr gute und vielleicht auch die einzige Lösung, damit Stephanie den Besuch ihres Vaters und seiner Frau in vollen ZĂŒgen und mit leckerem, gemeinsamen Essen genießen konnte. Draußen wĂ€re es bei der KĂ€lte sicherlich niemals so schön und lustig geworden    đŸ˜‰

Mein anderes Highlight in dieser Woche ist zudem ihre Steigerung beim Puzzeln und somit auch das Wiederentdecken ihrer ehemaligen großen Leidenschaft – damals wie heute kann sie sich stundenlang damit beschĂ€ftigen.

Alles fing damit an, dass Carsten ihr einmal, wĂ€hrend ich in der HĂ€ngematte döste, anhand von Blankoteilchen das Prinzip eines Puzzles und den Nasen bzw. Einbuchtungen erklĂ€rte. Sie startete zunĂ€chst mit der RĂŒckseite eines 2er-Puzzles:

Noch am gleichen Abend versuchte sie sich erfolgreich an den Motiven eines einzelnen 2er-Puzzles, welches ihr Carsten auf den Tisch legte:

Schon am nÀchsten Tag suchte sie sich selbststÀndig aus 20 vor ihr ausgebreiteten Teilen die benötigten PÀrchen zusammen:

Die weitere Steigerung war dann am nÀchsten Tag der Versuch mit einem 6er-Puzzle:

Am Ende hatte sie sogar schon kurz darauf große Freude an diesem 15er-Puzzle im Rahmen:

Mittlerweile kann sie dieses ganz alleine und ohne Hilfe zusammenlegen … braucht dafĂŒr allerdings noch so ca. 5 bis 10 min. (wir Erwachsene i.d.R. weniger als 1 Minute), da ihr der Orientierungssinn gelegentlich ein Bein stellt und sie ein einzelnes Teilchen sehr lange im Kreis drehen muss, bis sie endlich die richtige Richtung gefunden hat. Aber es wird auch hier von Tag zu Tag besser – Schrittchen fĂŒr Schrittchen!

Ich kann es ja schon vorweg nehmen: in der laufenden Woche hat sie jetzt auch mal mit einen „richtigen“ Puzzle (12 Teile) angefangen. D.h. kein helfender Rahmen und keine Hintergrundpappe, an der man die Ausstanzungen der jeweiligen Teile erkennen kann. Hier muss sie gemĂ€ĂŸ „Lehrbuch“ vorgehen: immer wieder das Bild anhand des Kartons vergleichen, erst die Ecken legen, dann den Rand und danach mit dem Kartonmotiv prĂ€gnante Bereiche zusammenfĂŒgen. Hier ist sie von dem Status „alleine“ aber noch gaaaaaaaaaaaaaaaanz weit entfernt…

Ihr ganz großes, persönliches Ziel dĂŒrfte ein diesjĂ€hriges Geburtstagsgeschenk ihrer Freundin aus der Potsdamer Zeit sein: ein 100 Teile großes Puzzle zu „König der Löwen“ … vielleicht schon im Sommer? Mal sehen!

Wir genießen jetzt erst einmal noch unsere zweite Urlaubswoche und beim nĂ€chsten Blogeintrag schildere ich euch dann, was in unserem und Stephanies Leben wieder alles so passiert ist.

Kleine Spoiler:

  • Wir kehrten zum Valentinstag im „Ruff’s Burger“ in HH-Bergedorf ein, was fĂŒr sie immerhin der erste Restaurantbesuch nach ĂŒber zwei Jahren war.
  • Morgen bekommt sie die FĂ€den am Kinn gezogen – es ist alles superschnell verheilt und wir haben eigentlich schon seit Tagen kein Pflaster mehr auf die Wunde gemacht.

Insgesamt stelle ich immer wieder fest, dass Stephanies Lernkurve weiterhin besser wird und sie die neuen Aufgaben mittlerweile sogar schon in recht kurzer Zeit versteht, diese dann mit viel Hingabe ĂŒbt bis es passt und dabei sogar noch Spaß hat! Ich hoffe, dass ihr dieser Lernwille noch ganz lange erhalten bleibt    🙂



2022 09.
Feb.

Wow, zum ersten Mal weiß ich eigentlich so gar nicht, womit ich anfangen soll: mit Stephanies Geburtstag, mit der runden Zahl 70 aus dem Titel, mit unserer angebrochenen Urlaubswoche oder mit dem netten Besuch auch Potsdam …

OK, ich entscheide mich mal fĂŒr die nĂŒchterne aber doch schon sehr beeindruckende Statistik als Einstieg    đŸ˜‰
In der Überschrift steht es: dies ist bereits die 70. Woche seit Stephanies Verlegung von der Berliner Akutklinik in die Rehaklinik nach Geesthacht am 5. Oktober 2021 (Blogeintrag zum Umzug & Blogeintrag der ersten Woche). D.h. der Vorfall geschah vor 533 Tagen und sie verbrachte davon 40 Tage in der CharitĂ© sowie 296 Tage in der Vamed-Rehaklinik, sie ist seit 196 Tagen im Pflegezentrum in LĂŒneburg und verbringt gerade ihren 9. Aufenthalt bei uns in Wentorf. Mensch, wie schnell doch die Zeit vergeht!!!

Aber die große Zeitspanne ist das Eine, doch Carsten, Stephanie und ich gucken viel lieber auf das Erreichte, die Erfolge und die rosigen Aussichten, denn noch scheint das Kind fernab von jeglicher Stagnation – sie gibt nicht auf und hĂ€lt sich brav an ihre Namensbedeutung: „die Siegreiche“.

Allein schon an den Tagen bei uns in der Residencia OLCA zeigt sie uns immer wieder, wie sie mit dem lebensverĂ€ndernden RĂŒckschlag umgeht und wie sie ihr Gehirn stets und stĂ€ndig in den ursprĂŒnglichen Zustand zurĂŒckholen will. Sie kann sich zunehmend an BruchstĂŒcke aus alten Tagen erinnern, ihre Aussprache ist wesentlich deutlicher geworden, sie reaktiviert immer mehr Kontrolle ĂŒber ihre Muskeln und Körperteile, das KurzzeitgedĂ€chtnis scheint erheblich besser zu werden und ihre Aufmerksamkeitsspanne wĂŒrden wir mittlerweile so auf ca. 45 min schĂ€tzen. Vor wenigen Monaten war davon nur annĂ€hernd zu trĂ€umen!!! Es wird besser und besser …

Thema Nr. 2: Am letzten Wochenende hatte Stephanie ihren 26. Geburtstag und wie letztes Jahr (sie hat diesen schlichtweg verschlafen) ließ sie sich dafĂŒr auch diesmal wieder etwas ganz besonderes einfallen: wir gratulierten ihr um Mitternacht in der Notaufnahme des Bethesda-Krankenhauses in Hamburg-Bergedorf    đŸ™

Keine Angst, ist jetzt alles schon wieder OK, allerdings ihr Kinn zieren derzeit zwei blaue NÀhte. Doch schon kurz nach der Versorgung durch uns (links) und spÀtestens nach dem Ende der Behandlung in der Notaufnahme (rechts) konnte sie sogar schon wieder lÀcheln:

Was war passiert? Sie saß auf der Sofakante und sollte eigentlich in den Rolli transferiert werden. Vor ihr im Fernsehen startete ein ihr bekanntes Musikvideo und sie fing an, etwas zu wild dazu zu tanzen, d.h. mit den Armen zu wedeln und zu wackeln. Dabei rutschte ihr StĂŒtzbein weg, sie verlor das Gleichgewicht und kippte wie ein gefĂ€llter Baum nach links vorne auf den Boden. Da sie leider ihre Arme zum Abfangen des Sturzes nicht hochgehoben hat, musste das Kinn eben das Abbremsen ĂŒbernehmen … die Folge war eine ca. 2,5 cm lange und relativ tiefe Platzwunde, die aber zum GlĂŒck nicht sonderlich stark und lange blutete, aber dennoch mit zwei Stichen genĂ€ht werden musste.

Stephanie war erstaunlich tapfer und ruhig, sowohl kurz danach noch blutend auf dem Boden liegend (sie hat nur ein wenig geweint), als auch in der Notaufnahme bei den Spritzen- und Nadelstichen. Es sieht also sehr viel schlimmer aus, als es war – noch mal GlĂŒck gehabt!!! Nur die Zeit zwischen dem Hinbringen (ca. 21:00) und nach Hause fahren (ca. 0:30) hĂ€tten wir gerne doch etwas anders gestaltet    đŸ˜‰


[Wer möchte, kann gerne mal hier klicken und sich die Wunde ohne Verband angucken …]

Die nĂ€chsten Tage wird sie nun immer auf den Fotos mit ihrem „weißen Fake-KinnbĂ€rtchen“ zu sehen sein – bleibt leider nicht aus. So wie z.B. hier beim Auspacken ihrer Geschenke nach dem FrĂŒhstĂŒck am Sonntagmorgen:

Als dann mittags der Überraschungsbesuch aus Potsdam vor der TĂŒr stand und Tobi, Lena und Ilka ihr noch draußen stehend ein StĂ€ndchen gesungen haben, waren alle Strapazen und Schmerzen von gestern wie weggeblasen. Man, hat sie sich gefreut!!!

Wir haben dann alle zusammen gefeiert und gegessen …

… doch danach hat sich das GrĂŒppchen aus ehemaligen Kommilitonen zurĂŒckgezogen und ĂŒber die alte, gemeinsamen Zeiten gequatscht. Anhand der mitgebrachten Fotos sollen wohl auch bei Stephanie wieder so einige Erinnerungen zum Vorschein getreten sein – perfekt!    đŸ™‚

Es war trotz der Anlaufschwierigkeiten in der vorhergehenden Nacht ein echt toller Geburtstag, an den sich Stephanie bestimmt noch sehr lange erinnern wird. Den grĂ¶ĂŸten Verdienst daran haben natĂŒrlich die extra aus Brandenburg angereisten Lena, Ilka und Tobi (v.l.n.r.):

Vielen lieben Dank auch an dieser Stelle noch einmal von Carsten und mir … Stephanie muss ich dabei sicherlich nicht explizit erwĂ€hnen – sie spricht auch noch heute viel davon! Das ĂŒberreichte Fotoalbum ist herzallerliebst und wir haben es ebenfalls gerne einmal mit allen Texten durchgeblĂ€ttert. Leider konnte sie nicht auf all unsere Fragen bzgl. ihrer vogelfreien Zeit in Potsdam Auskunft geben    đŸ˜‰

So, wir genießen nun die nĂ€chste Woche (Nr. 71) in trauter Dreisamkeit und werden dabei noch sehr viel Zeit mit Chillen, Spielen, BeschĂ€ftigen und Trainieren verbringen. Sollte sich das Wetter auch noch zu ein paar Sonnenstrahlen aufraffen können und es vielleicht sogar ein wenig wĂ€rmer werden, sind wir sogar spontan zu dem ein oder anderen Ausflug geneigt (Nordsee, Ostsee, Hamburg etc.). Ich werde berichten, versprochen.



2022 02.
Feb.

Hier kommt nun meine Zusammenfassung der letzten Woche, aber in Gedanken bin ich eigentlich schon lĂ€ngst viel weiter, denn ab Freitag haben Carsten und ich zwei Wochen Urlaub und Stephanie ist die ganze Zeit bei uns. In diesen 16,5 Tagen werden wir ihren Geburtstag am 6.2. feiern und unseren 16. Hochzeitstag am 14.2. … mal sehen, wie viel Zeit ich dann dazwischen noch finde, um den Blog um einen weiteren Wochenbericht zu ergĂ€nzen. Aber außer den zwei oben genannten „Feierlichkeiten“ und bislang zwei vereinbarten Ausfahrten mit dem Auto – einmal zur ersten Anprobe der neuen Orthesen und einmal fĂŒr einen Besuch auf ihren ehemaligen Stationen der Vamed-Klinik in Geesthacht – ist noch nichts weiter geplant. Wir nehmen, was wir kriegen und werden sicherlich oft erst am Morgen entscheiden, mit was wir denn so den lieben langen Tag verbringen. Vielleicht passt ja sogar mal das Wetter fĂŒr einen grĂ¶ĂŸeren Ausflug nach Hamburg oder an die See …

Aber das ist alles noch Zukunftsmusik, hören wir uns doch zuerst noch an, was die letzte Woche so alles passiert ist. FĂŒr Stephanie waren auf jeden Fall von Montag bis Donnerstag vier Tage bzw. Abende dabei, an denen sie sich an Pommes und WĂŒrstchen so richtig sattessen konnte! Das Pflegezentrum hatte nĂ€mlich eine Frittenbude organisiert und einen kleinen Wintermarkt im Innenhof aufgebaut:

Neben Heißem, Frittiertem und Gebratenem gab es noch ein nettes Lagerfeuer und ein Zelt mit Dosenwerfen samt kleinerer Gewinne, bei dem sogar unser Kind etwas abrĂ€umen konnte – wie sie uns ganz stolz an unserem Besuchstag berichtet hat. Da sie nach ihren ErzĂ€hlungen eigentlich keinen Tag ausgelassen hat …


[Dienstag: „Alles meins, oder ?“    đŸ˜‰    „Äh, nein …“]

… und auch beim Besuch von ihrem Papa am Donnerstag ein paar Leckereien verdrĂŒckte …

… waren wir echt ĂŒberrascht, dass sie am Freitag ebenfalls wieder lieber zur WĂŒrschtlbude auf dem Kaufland-Parkplatz wollte, als drinnen zum Asiaten zu gehen oder beim BĂ€cker ein paar belegte Brötchen zu holen. Egal, ihr Wunsch ist uns (meist) Befehl    đŸ™‚

Ihren ganz besonderen, eigenen Kopf bekamen wir zudem schon am Freitag bei unserer Ankunft am Pflegezentrum mit, denn da saß sie einsam auf weiter Flur in ihrem Rolli im Hof …

… und hat das Wetter, die Wolken und den Sonnenuntergang genossen:

Ja, sie ist noch immer fĂŒr eine Überraschung gut. Und glaubt mir, das war am letzten Wochenende nicht einmal die grĂ¶ĂŸte!!!

Neben unseren ĂŒblichen Ritualen, Erholungsphasen, Übungen und Trainings, wie z.B. Fußbad, Musik auf den Ohren, auf dem Stuhl sitzen (einmal sogar schon 2 Stunden und 5 Minuten am StĂŒck!), Kochen und Essen sowie Ballspielen …

… haben wir auch immer wieder mal neue Dinge ausprobiert. Carsten hat ihr das iPad nun so prĂ€pariert, dass sie mit der Tastatur unsere Musiksammlung selbst ein wenig durchsuchen bzw. abspielen kann – mit Vor / ZurĂŒck, LautstĂ€rke einstellen und natĂŒrlich ihrem Kopfhörer, den sie am liebsten wohl den ganzen Tag auf den Ohren haben wĂŒrde:

DIESER Kauf hat sich echt (fĂŒr sie) gelohnt. Kaum hat sie den auf den Ohren und vielleicht noch eine kleine BeschĂ€ftigung nebenbei, ist sie ĂŒberglĂŒcklich! Hier guckt sie z.B. gerade aus dem Fenster, wo an diesem Wochenende natĂŒrlich die Ă€ußerst schnell vorbeiziehenden Wolken das Highlight fĂŒr sie waren:

Dennoch waren wir froh, dass das Tief Nadia an uns endlich vorbeizog und der Sturm gegen Sonntagmittag nachgelassen hat, denn bei dem Wind wĂ€ren wir abends nicht mit einem (fast) leeren AnhĂ€nger insgesamt 70 km ĂŒbers platte Land gefahren. Wir waren aber durch den Wetterbericht bereits rechtzeitig vorgewarnt und ließen uns deshalb am Freitag bei der Übergabe die Medikamentenration bis Dienstag aushĂ€ndigen.

Apropos Medikamente: letzte Woche wurde schon die Morgenausgabe weggelassen und spĂ€testens diese Woche wollte man das Antiepileptikum Gabapentin dann ganz absetzen. Wieder ein PrĂ€parat weniger auf der Liste – damit sind es jetzt nun nur noch FÜNF: Dekristol (Vitamin D), Baclofen (Spastik & KrĂ€mpfe), Xarelto (BlutverdĂŒnner), Valproat und Vimpat (beides Antiepileptika) … vor fast genau einem Jahr waren es noch insgesamt 11, im November 2020 ganze 17    *puh*

[Nachtrag: leider wurde das Gabapentin doch nicht komplett abgesetzt, sondern nur von 900 mg (2 Tabletten) auf 600 mg (1 Tablette) verringert … egal, jede Reduzierung ist ein weiterer Erfolg!]

Schwer zu glauben, aber auch das war eigentlich noch nicht die grĂ¶ĂŸte Überraschung …    đŸ˜‰

Vor allem beim spontanen Ballspielen sehen wir immer mehr Fortschritte, denn sie wurde deutlich reaktionsschneller beim Fangen und zielsicherer beim Werfen:

Da ihr Vater bei seinem Besuch auch ein Set Gitarrensaiten mitgebracht hat, konnte Carsten eine altersbedingt etwas in Mitleidenschaft gezogene Gitarre neu bespannen und mit Hilfe einer App sogar stimmen – musikalisch sind wir zwei OLCAs nĂ€mlich eher die KnöpfchendrĂŒcker am Radio statt Instrumentenspieler … dann wohl eher InstrumentenquĂ€ler    đŸ™‚
Jedenfalls gaben wir Stephanie diese Gitarre mal in die Hand und haben sie ohne große Vorgabe darauf rumklimpern lassen, in der Hoffnung, auch diese Erinnerungen wieder etwas ausgegraben zu können. Noten kann bzw. konnte sie ja mal lesen, sie hat mehrere Jahre Blockflöte gespielt und eben auch ein paar Monate Gitarrenunterricht bekommen. Da ist doch bestimmt noch etwas von hĂ€ngengeblieben – auch wenn sich das an diesem Wochenende leider nicht so angehört hat    đŸ˜‰

Aber sie hatte ihren Spaß mit dem Instrument und erneut ein wenig Training mit etwas ihr völlig Unbekannten.

Ok, ok, jetzt habe ich euch lang genug auf die Folter gespannt – hier nun mein persönliches Highlight an diesem Wochenende:

Carsten konnte das Kind von Samstag bis Sonntag immer wieder etwas mehr aus der Reserve locken und schaffte es, sie von anfĂ€nglich 30 Sekunden auf bis zu fast 3 Minuten freihĂ€ndig mit durchgedrĂŒckten Knien auf ihren eigenen Beinen stehen zu lassen. NatĂŒrlich waren wir immer in Alarmbereitschaft, sollte sie wegknicken oder zusammensacken und ganz ohne Hilfe blieb sie natĂŒrlich auch noch nicht stehen, da ihr ja dafĂŒr noch das nötige Gleichgewicht fehlt. Aber mal wieder ihr gesamtes Gewicht auf ihren eigenen FĂŒĂŸen bzw. Beinen zu tragen und in voller GrĂ¶ĂŸe (etwas ĂŒber 1,80 m) vor uns stehen zu können, hat selbst bei ihr zu kleinen FreudensprĂŒngen im Herzen verfĂŒhrt. Wir alle sind ja so stolz auf diese Leistung und in den zwei kommenden Urlaubswochen werden wir dieses Training sicherlich auch immer wieder mal ausprobieren und vielleicht sogar erweitern können. Mal sehen, zu was sie selbst bereit ist und was sie sich zutraut …

Das soll es auch fĂŒr dieses Mal wieder gewesen sein. Mir bleibt nur zu sagen: wir genießen jede Minute mit dem Kind, auch wenn bei uns dafĂŒr Persönliches und die To-Do-Liste liegenbleibt, aber die Entwicklungen und Fortschritte spornen uns alle immer wieder auf Neue an. Wir reden viel (ihre Aussprache wird immer deutlicher), wir genießen viel (da sie ja jetzt alles essen kann), wir spielen viel gemeinsam (alleine bekommt sie das leider noch nicht hin oder ihr fehlt einfach die Phantasie dafĂŒr), wir hören viel Musik (auf jedem unserer Videos in der Residencia OLCA hört man Gedudel im Hintergrund), wir lachen sehr viel (ihren Humor und den Sarkasmus hat sie definitiv nicht verloren) und wir lassen uns immer viel Neues mit ihr und fĂŒr sie einfallen (wer rastet – der rostet), um ja keine Langeweile aufkommen zu lassen. Wir fragen … sie will … wir machen … sie scheitert (manchmal) … sie schlĂ€ft eine Nacht drĂŒber … am nĂ€chsten Tag klappt es (besser) und muss eigentlich nur noch verfeinert werden. Sie saugt einfach alles auf wie ein Schwamm und muss es dann sehr wahrscheinlich erst einmal richtig verarbeiten. So z.B. das Öffnen und Schließen einer Haarklammer: am Samstagmorgen trotz mehrfacher ErklĂ€rung des Prinzips und Zeigen noch klĂ€glich daran gescheitert, am Sonntagmorgen machte sie schon fast ganz selbstverstĂ€ndlich Klick-Klack damit.

Es bleibt dabei: Tschakka, wir schaffen das!!!



2022 26.
Jan.

Auch das letzte Wochenende war wieder einmal voller schöner Stunden, mit großen Überraschungen und ganz tollen Erfolgen. Dieses Mal möchte ich den Einblick in unsere spaßige und verrĂŒckte Zeit in der Residencia OLCA mehr mit Fotos und sogar ein paar Videos geben.

Zuerst aber eine kleine Nachreiche zur letzte Woche, wo ich das mittlerweile obligatorische WĂŒrstchenessen vor dem Einkauf am Freitag zwar beschrieben habe, aber kein Bild anbieten konnte – das sei nun hiermit nachgeholt:

Stephanie wechselt gerne mal zwischen Bratwurst und Currywurst, wĂ€hrend mir am letzten Freitag dann doch mehr der Sinn nach einer Portion Pommes stand. Da wir hier auf dem Parkplatz keinen Kleidungsschutz (umgangssprachlich: SchlabberlĂ€tzchen) haben, wird das Kind von Carsten wie frĂŒher abwechselnd mit Pommes, WĂŒrstchen und Brötchen gefĂŒttert. Beim Abbeißen unterscheiden wir derzeit ganz genau zwischen „mit den ZĂ€hnen“ und „normal“ … je nachdem, ob die Lippen verschmieren könnten oder nicht    đŸ™‚

Schon im Auto auf der Fahrt nach Hause hat Stephanie uns ihre völlig neue Art des Klatschens prĂ€sentiert, welche sie bislang einfach nicht schaffte, da sie die linke Hand noch nicht so weit drehen konnte oder wollte. Zuvor bekundete sie ihren Beifall immer, indem sie mit der rechten InnenflĂ€che auf die linke AußenflĂ€che klatschte, aber nun hat sie (so ihre eigenen Worte) in den Muße- und Wartestunden den allgemein gĂŒltigen Weg geĂŒbt – einfach so, weil sie es endlich fĂŒr sich selbst wollte:

 
Ich bin ja sowas von gerĂŒhrt!!! Sie weiß noch immer, wie sie mich bei jedem Aufeinandertreffen ĂŒberraschen kann. So auch diesmal in Bezug aufs Ballspielen:

Carsten hat ihr zwei VolleybĂ€lle aufgepumpt und am Wochenende spielten wir damit mal so rum – ein bisschen Fangen …

… ein bisschen werfen …

… und schon am Sonntag war das hier möglich:

 
Ich weiß, es ist mit Sicherheit keine riesengroße Leistung fĂŒr eine 25-jĂ€hrige, aber wir haben noch ihre klĂ€glichen Versuche des Werfens um die Weihnachtszeit herum im Kopf … da ist das hier mit Sicherheit schon wieder ein meilenweiter Fortschritt!!!

Ich will mich ja nicht beklagen, aber so langsam werden uns die Wochenenden zu kurz, um alles weiter in Übung und am Laufen zu halten    đŸ˜‰    und sie mit den vielen Dingen zu beschĂ€ftigen, die sie jetzt immer besser kann.

Stephanie wird weiterhin, wo sie nur kann, beim Kochen und der Zubereitung mit einbezogen, wie z.B. am Samstag fĂŒr unsere „Pizza Quattro Stagioni a la OLCA“:

Ein Viertel mit Thunfisch & Zwiebeln, ein Viertel mit Salami, Kochschinken & Champignons, ein Viertel mit HĂ€hnchen, Lachsschinken & Creme Fraiche und ein Viertel mit Tomaten, Mozzarella & Rucola. Sie durfte dabei tatkrĂ€ftig die Champignons vierteln, den Kochschinken wĂŒrfeln, die HĂ€hnchenstĂŒcke kleinschneiden, alle Zutaten auf ihren Geschmack hin ĂŒberprĂŒfen und natĂŒrlich die Reste mit verdrĂŒcken …

… sowie am Ende natĂŒrlich auch das Endergebnis:

Ganz ehrlich, ich bin echt gespannt, wann sie das auf ihrem eigenen Teller selbst schneiden kann und somit dann auch diese Hilfe nicht mehr von uns nötig ist. OK, das wird sicherlich noch etwas dauern, aber ich schĂ€tze mal, dass sie es noch in diesem Jahr packen wird – kein Druck    đŸ˜‰

Nicht nur beim Kochen, sondern auch beim Backen beteiligt sie sich immer mit großer Freude und Geduld:

Sie nimmt das Ergebnis dann immer grĂ¶ĂŸtenteils fĂŒr die Bewohner und das Personal mit ins Pflegezentrum und bislang hat sich meines Wissens nach auch noch niemand darĂŒber beschwert    đŸ˜‰

WĂ€hrend der beiden FrĂŒhstĂŒcke und der Mittagessen hat Stephanie wieder ganz brav auf einem Stuhl gesessen und am Ende sogar jedes Mal 90 min ausgehalten – eine richtig stramme Leistung, vor allem, da wir das ja erst zum zweiten Mal ĂŒber ein gesamtes Wochenende verteilt durchfĂŒhren. Hier z.B. beim FrĂŒhstĂŒck …

… wo sie sich ebenfalls wieder mit ihrem Kaffee und dem Aufschneiden ihres Brötchens auseinandergesetzt hat. Vor allem schon recht erfolgreich!

Genau so zielstrebig und ehrgeizig ist sie beim Zusammenlegen der Socken (ok, das Rollen fehlt noch) …

… beim eigenstĂ€ndigen Verfassen und Tippen einer etwas lĂ€ngeren Dankes-Email an einen ehemaligen Geo-Kommilitonen …

… und beim Pellen von hartgekochten Eiern und beim AuseinanderpflĂŒcken und Aufessen eines Granatapfels:

Das muss man ihr lassen, sie hat die Ruhe weg und gibt nicht eher auf, bis die Sache erledigt ist!

 
Da an diesem Wochenende auch einmal das Wetter wieder gepasst hat, nutzten wir die Gunst der Stunde und drehten gediegen eine Runde um den Block:

Unterwegs bekam Stephanie sogar ein wenig zu lesen – vor allem von dem Plakat mit den heimischen Vogelarten war sie sehr angetan, da sie auf unseren Touren durch die Gegend eh mehr auf die gefiederten und fliegenden Freunde achtet, als auf andere Leute, Tiere oder Dinge:

Das soll es dann auch mit den Neuigkeiten und meinem Berichten gewesen sein … das nĂ€chste Wochenende ist ja auch schon wieder am Horizont erkennbar. Als heutiges Schlusswort verwende ich einfach mal ganz dreist den Zettel aus ihrem GlĂŒckskeks, den sie in der letzten Woche im Pflegezentrum bekommen hat – dem dort Geschriebenen kann ich nur voll und ganz zustimmen … vor allem in unseren!!!



2022 19.
Jan.

Zugegeben, es fĂ€llt mir eigentlich immer schwerer, die (fĂŒr uns stets) tollen Wochenenden und den Besuch im Pflegezentrum am Dienstag so zusammenzufassen, dass nicht stets alles doppelt erwĂ€hnt wird oder gar langweilig ist. Man kann bei Stephanie zwar noch lange nicht von einer Stagnation in ihrer positiven Entwicklung sprechen, dafĂŒr lernt sie andauernd neue Dinge hinzu, aber durch die mittlerweile sehr gut eingespielte Routine und die vielen tĂ€glichen Wiederholungen, machen wir viel weniger Fotos und kommen zudem auch so gut wie gar nicht raus. Zum einen natĂŒrlich wegen Corona und den zig EinschrĂ€nkungen, aber solange das Wetter nicht schöner und die Tage nicht lĂ€nger werden, lohnen sich auch keine großartigen AusflĂŒge. Doch ein Ende dĂŒrfte ja bald in Sicht sein – jedenfalls was die Helligkeit und den baldigen FrĂŒhling angeht    đŸ˜‰

Ok, dann berichte ich heute mal ein wenig ĂŒber die allgemeine, wöchentliche Routine, ok?

Dienstags fahren wir fĂŒr ca. ein bis zwei Stunden nach LĂŒneburg (so kommt der Smart wenigstens auch mal wieder regelmĂ€ĂŸig mit den RĂ€dern auf die Straße), verbleiben aber meist mit dem Kind quatschend auf ihrem Zimmer, da es draußen noch viel zu kalt, zu dunkel und vor allem zu ungemĂŒtlich ist. Doch aufgrund des fehlenden Tisches und auch der recht kurzen Besuchszeit lohnt eben auch kein großartiges BeschĂ€ftigungsprogramm, denn spĂ€testens zum Abendessen mĂŒssen wir aufgrund der Corona-EinschrĂ€nkungen schon wieder gehen. Wir dĂŒrfen derzeit nicht einmal wie frĂŒher mitgebrachtes Essen verdrĂŒcken und hungrig dem Kind beim Kauen zugucken ist auch blöd    :zunge-rechts:
Also muss das Quatschen und Ausfragen (leider) reichen … manchmal können wir zudem noch zusĂ€tzliche Infos vom Pflegepersonal oder den Therapeuten abgreifen.

Der Freitag ist nun wie folgt getaktet: am Nachmittag nach getaner Arbeit abholen, das Kind ins Auto und den Rollstuhl in den AnhĂ€nger verladen, ca. 10 min fahren, um dann beim LĂŒneburger Kaufland wieder alles auf dem Parkplatz „zusammenzufĂŒgen“. Dort starten wir nach alter OLCA-Tradition mit einem Außer-Haus-Essen (derzeit eine WĂŒrschtlbude mit ThĂŒringer Bratwurst oder Currywurst), um wie damals das kommende Wochenende einzulĂ€uten. Anschließend erledigen wir unseren großen Wochen(end)einkauf und wĂ€hrend Carsten und ich mit Bienenfleiß den Einkaufswagen fĂŒllen, darf Stephanie die Waren auf der Einkaufsliste abstreichen:

Nach ungefĂ€hr einer Stunde fahren wir dann die ca. 40 min bis zu uns nach Hause, verstauen alles in der KĂŒche und so gegen 20:00 bzw. 21:00 kann endlich mal der Tagesabschnitt namens Freizeit beginnen – ob auf dem Sofa, vor dem Fernseher oder am Rechner entscheiden wir dann immer ganz spontan. Doch spĂ€testens gegen 23:00 liegen wir definitiv alle völlig platt im Bettchen …

Am Samstag und Sonntag wird in der Regel ausgeschlafen, d.h. wir Erwachsenen bis ca. 7:00 und das Kind so bis ca. 9:00. Nach der sogenannten Morgentoilette fĂŒr unser Kind (wir drei (!!!) sind mit 40 min schon recht flott geworden) und dem In-den-Rolli-setzen des Kindes wird dann ausgiebig gefrĂŒhstĂŒckt – oftmals sogar bis weit nach 12:00    đŸ™‚

Da wir Stephanie gerne möglichst viel in alles mit einspannen wollen, dauert es eben so seine Zeit: das gemeinsame Aufdecken …

… die Zubereitung ihres Kaffees, das Aufschneiden und Schmieren des Brötchens …

(um das Schmieren kĂŒmmern wir uns fast gar nicht mehr, aber beim Aufschneiden suchen wir noch den besten Weg fĂŒr sie – dieses Wochenende probierten wir es mal waagerecht und mal senkrecht)

… und natĂŒrlich das Essen. Vor allem, da sie derzeit jeden Bissen gefĂŒhlt 63 mal kaut … das hat sie noch so vom Eßtraining beibehalten. Doch egal, wir haben Zeit und eigentlich immer auch ganz viel zu erzĂ€hlen, aufzufrischen und erinnern. Dabei freuen wir uns immer wie ein Schneekönig, wenn wir merken, wie ihr KurzzeitgedĂ€chtnis so langsam wieder zurĂŒckkommt oder sie doch mal wieder eine Erinnerung aus alten Tagen auskramen kann.

Dieses Wochenende haben wir erstmals das Sitzen am Tisch auf das FrĂŒhstĂŒck sowie das Mittagessen ausgeweitet und erreichten bei beidem schon so ca. 60 bis 90 Minuten – pro Mahlzeit!

Aber man sieht am Ende schon ganz deutlich, wie anstrengend es noch fĂŒr sie ist und da sie sich leider noch nicht selbst neu positionieren bzw. zwischendurch mal ihre Haltung Ă€ndern kann, wird es ihr am Hintern und RĂŒcken zunehmend ungemĂŒtlich. Wir variieren mittlerweile das Anlehnen und durch ĂŒbertriebenes Beugen nach vorne können wir zudem das ZurĂŒck in den Rolli weiter hinauszögern. Zur weiteren Ablenkung wĂ€hrenddessen ließen wir dieses Wochenende u.a. einen Videochat …

… und die Suche in einem Wimmelbild mit einfließen:

Ich war echt erstaunt, wie viele Einzelheiten sie auf einem solchen Bild gefunden hat (Carsten fragte z.B. „Wo ist das Einhorn?“), denn vor ein paar Monaten wĂ€re so ein Durcheinander fĂŒr ihre Wahrnehmung und Orientierung ein echtes Fiasko gewesen. Klar, sie braucht immer noch etwas lĂ€nger, aber sie wird am Ende meist selbst fĂŒndig und es verwirrt sie nicht mehr so sehr wie damals. FrĂŒher galt so etwas fĂŒr sie noch als visueller Overkill.

Ein fester Bestandteil unserer Wochenendroutine sind danach meist Ruhe- und Beautyzeiten, wie das tĂ€gliche Fußbad inklusive anschließender Fußmassage, sonntags zudem noch Haare waschen und in der Regel dann auch noch eine reinigende Gesichtsmaske hintendran. Dabei darf fĂŒr sie vor allem die Musik nicht fehlen! Noch kann sie zwar keinen MP3-Player oder gar den Kopfhörer selbst bedienen, aber mit Musik an oder auf den Ohren ist sie immer sowas von glĂŒcklich:

Dieses ein bis zwei Stunden lange Relaxen gönnen wir ihr auf jeden Fall sehr gerne, denn bei den zahlreichen Übungen und Trainings macht sie wiederum so intensiv mit, dass es manchmal wirkt, als wĂŒrde sie das am liebsten stundenlang durchfĂŒhren wollen. Doch so lange hĂ€lt ihre Konzentration aber noch nicht durch.

Dieses Wochenende konnten wir insgesamt viermal je 20 Minuten SprechĂŒbungen durchfĂŒhren (das haben wir der Ergo- und Logotherapeutin quasi versprochen) und wenn ich die Videos von der ersten Übung (Samstagvormittag) und von der letzten (Sonntagnachmittag) vergleiche, merke ich schon nach nur zwei Tagen einen recht großen Unterschied. Man mag es kaum glauben, wie sehr unsere Zunge fĂŒr das Sprechen antrainiert werden muss und dann aber auch weiterhin stets in Übung bleiben muss!    đŸ™‚

Zwischendurch fordern wir Stephanie zudem mit eigenstĂ€ndiger Körperpflege, Schnibbeln und Kochen, Abwasch bzw. Abtrocknen, (handgeschriebene) Briefe lesen, Nachrichten per Messenger oder Email tippen und regelmĂ€ĂŸigem GedĂ€chtnistraining. Als „Belohnung“ winken dafĂŒr eben ein DVD-Abend (samstags) sowie Spielen mit Apps oder old-school bzw. analog auf dem Tisch:

Bitte nicht falsch verstehen: es ist nicht so, dass wir Dinge vom Kind verlangen, die sie nicht mag oder die am Ende viel zu viel sein könnten. Ganz im Gegenteil, sie ist regelrecht enttĂ€uscht, wenn wir mal nicht spĂŒlen wollen oder letztendlich etwas aus zeitlichen GrĂŒnden rausfallen muss. Am Samstag sollte ich ihr ein ca. 10-zeiliges Gedicht raussuchen, welches sie gerne auswendig lernen möchte. Vor allem durch die Reimform erhofft sie sich eine bessere Orientierung und eine schnellere Umsetzung. Meine Wahl fiel ganz spontan auf „Die drei Spatzen“ von Christian Morgenstern, da mir dieses Wintergedicht schon damals gefiel, als meine MĂ€dels es einmal in der Grundschule auswendig lernen mussten:

Die drei Spatzen

In einem leeren Haselstrauch,
da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch.

Der Erich rechts und links der Franz
und mittendrin der freche Hans.

Sie haben die Augen zu, ganz zu,
und obendrĂŒber, da schneit es, hu!

Sie rĂŒcken zusammen dicht an dicht.
So warm wie der Hans hat’s niemand nicht.

Sie hör’n alle drei ihrer Herzlein Gepoch.
Und wenn sie nicht weg sind, so sitzen sie noch.

Mal sehen, was Stephanie davon am kommenden Wochenende aufsagen kann. Am Dienstag sind ihr schon die ersten Zeilen (fast) fehlerfrei gelungen. Wie gesagt, sie selbst möchte so gefordert werden, um dadurch schnellstmöglich wieder zu ihrem alten Zustand zurĂŒck zu gelangen. Carsten und ich sind dabei weniger die (An-)Treiber, sondern mehr die Gehilfen.

Carsten und ich stellen ĂŒbrigens immer wieder fest, dass wir ein richtig gut eingespieltes Team sind. Wir sind ganz gewiss keine perfekten Pfleger der klassischen Art und Weise, aber dem Kind geht es bei unseren inzwischen routinierten AblĂ€ufen offensichtlich gut und sie ist gern bei uns – das ist doch die Hauptsache, oder?



2022 12.
Jan.

Hmmm, wie fasst man ganze 18 (genau genommen sogar 19) Tage am StĂŒck in einem Blogeintrag zusammen, ohne dass man am Ende doch viel zu sehr ausschweift und es selbst mit einer sehr kleinen Auswahl aus unseren insgesamt 1616 Fotos und 198 Videos nicht zu einem Roman wird? Ich versuche es mal nur aus meiner persönlichen Perspektive … schon jetzt bitte ich euch um Entschuldigung, sollte ich mein Vorhaben nicht einhalten können    đŸ˜‰

Diese Tage waren einfach wundervoll!!! Klar, irgendwie agierten Carsten und ich recht selten selbstbestimmt, aber obwohl wir unser Tun und Handeln ganz auf Stephanie (22.12. bis 9.1.) sowie auf Andrea & Karl aus Österreich (28.12. bis 6.1.) ausrichteten, hatten wir dennoch jederzeit unseren Spaß und sehr große Freude – jede Minute.

Nur unsere leidliche To-Do-Liste konnte in dieser Zeit Ă€ußerst rudimentĂ€r abgearbeitet werden und es kamen am Ende sogar noch sehr viel mehr Aufgaben hinzu, die wir derzeit immer noch StĂŒck fĂŒr StĂŒck erledigen. So z.B. eben auch diesen verspĂ€teten Blogeintrag    đŸ˜‰

Aber egal was sich jetzt dadurch angesammelt hat, es war einfach insgesamt eine wunderschöne und unvergessliche Zeit zu dritt bzw. zu fĂŒnft. Da das Wetter nicht immer ganz mitgespielt hat und es entweder viel zu kalt oder zu regnerisch war …

… verließen wir die Residencia OLCA entweder gar nicht oder nur fĂŒr einen kurzen Moment. Einzig einen großen Ausflug zum Willkomm Höft (westlich von Hamburg, ca. 1,5 Stunden von uns mit dem Auto entfernt) konnten wir als Familie gemeinsam unternehmen:

An dem Tag hatten wir aber auch ein so unverschĂ€mtes GlĂŒck, was das Wetter (es regnete erst wieder, als wir alle im Auto saßen) und auch die vorbeifahrenden Schiffe (wir haben bei frĂŒheren Besuchen auch schon mal 45 min bis zum nĂ€chsten warten mĂŒssen) anging. Vor allem dĂŒrfen wir nicht die fantastische Hundebegegnung vergessen, die Stephanie irgendwie als ihr ganz ganz großes Highlight der fast drei Wochen in Erinnerung behalten hat:

Als die Besitzer uns fragten, ob sie ihren gerade mal 6 Wochen alten Malamut an Stephanie ranfĂŒhren dĂŒrften, um ihn an alle möglichen Dinge (also auch einen Rollstuhl) zu gewöhnen, haben sie auch unserem Kind ganz große Freude bereitet. Denn sehr oft denkt sie genau an diese tierische Begegnung zurĂŒck!

NatĂŒrlich darf man den eigentlichen Anlass fĂŒr diese OLCA-FamilienzusammenfĂŒhrung nicht unerwĂ€hnt lassen: Weihnachten und Neujahr. Zwar haben wir unseren Heiligabend aufgrund der NachzĂŒgler aus Österreich erst am 29.12. durchfĂŒhren können …

… doch die traditionelle Speise Kartoffelsalat mit WĂŒrstchen und die Zeit des OLCA-typischen Auspackens ĂŒber fast 3 Stunden ließen wir uns auf keinen Fall dadurch nehmen.

Neben dem Lieblingsbuch „Das NEINhorn“ (das bisherige war nur eine Leihgabe von Andrea & Karl) konnte sich Stephanie auch sehr ĂŒber den erst kĂŒrzlich erschienenen zweiten Teil „Das NEINhorn und die SchLANGEWEILE“ freuen. Doch getoppt wurde das sogar noch durch ein Ă€ußerst persönliches Geschenk ihrer ehemaligen Kommilitonen von der FU Berlin:

Im letzten Jahr war der 4. Durchlauf wĂ€hrend des Sommers … mal sehen, wann Stephanie laut dieser Liste an der Reihe ist    đŸ™‚

Wenigstens fiel „unser“ Silvester auch genau auf „euer“ Silvester und wir haben zu fĂŒnft auf unserem Balkon dem lauten und explosiven Treiben um uns herum zugeschaut:

Auch hier war der Wettergott wieder gnĂ€dig mit uns und hat genau die eine Stunde von 23:45 bis ca. 1:00 auf Regen verzichtet, sodass wir Stephanie ohne rot-gelber Wurstpelle (s.o.) ins Freie bringen und ohne Fensterscheibe die wenigen Raketen am Himmel genießen konnten.

Die Zeit mit ihrer Schwester hat Stephanie besonders intensiv genutzt und bei deren Blödeleien waren Carsten, Karl und ich mal wieder nur Statisten, die man einfach nicht abschĂŒtteln kann    đŸ˜‰

Dadurch und auch aufgrund der vielen anderen BeschĂ€ftigungen, die Stephanie so im Pflegezentrum aus erklĂ€rlichen GrĂŒnden nicht bekommen kann, blĂŒhte das Kind unserer Meinung nach ungemein auf. Es gab auch nie nur ein Maulen oder ein Murren, sie wollte immer alles mitmachen und strengte sich dann dabei sogar besonders viel an. Egal ob beim Abtrocknen, Aufdecken, WĂ€sche abnehmen, und auch beim Kochen …

… sie war stets mit viel Freude und Elan bei der Sache. Bis auf die Spastik im Handgelenk wurde auch ihre linke Hand gefĂŒhlt immer geschmeidiger und die Finger kamen des Öfteren ebenfalls ganz freiwillig zum Einsatz. Selbst unsere Hilfestellungen werden zunehmend weniger und ihre Geschwindigkeit steigert sich peu a peu. Wo sie anfangs gerade einmal 2-3 Dinge wĂ€hrend eines SpĂŒlens schaffte, sind es mittlerweile schon 7-10 Teile, die sie akribisch und ganz genau abtrocknet. Und fallen gelassen hat sie auch noch nichts!

Keine Angst, wir haben ihr aber neben den Übungen, Trainings und Aktionen auch genĂŒgend Zeit zum (Herum-)Liegen …

… und Ausruhen gegeben. Vor allem mit Musik auf den Ohren driftete sie immer in eine völlige Entspannung und GlĂŒckseligkeit ab:

BezĂŒglich Musik ist sie eben ganz die Alte geblieben, denn dies ist weiterhin ihr Ein und Alles. Es verging bis auf die Nachtruhe eigentlich fast keine Minute, wo nicht das Radio (N-JOY), Musikfernsehen (Deluxe Music) oder die eigene Musiksammlung dudelte. Und im Auto mag sie es besonders basslastig und laut – ganz zur Freude meines Mannes, der dann auch gerne mal bis zum Anschlag aufdreht. Stephanie darf bzw. kann auf der Fahrt sogar den DJ spielen und selbststĂ€ndig bei den Liedern weiterdrĂŒcken, die ihr gerade nicht so sehr zusagen. Wir hoffen, dass wir ihr auch bald mal ein eigenes MusikabspielgerĂ€t (wir wissen noch nicht, was es am Ende sein wird) mit ins Pflegezentrum geben können, doch bis dahin muss sie erst noch das Ein-/Ausschalten, die Bedienung, das Auf-/Absetzen von Kopfhörern sowie das Aufladen aller Komponenten lernen. Da sind wir aber bereits immer wieder mal dran …

Wo wir bei ihr allerdings relativ große VerĂ€nderungen feststellen, ist beim Essen. Sie mag mittlerweile auch den ein oder anderen Fisch, z.B. Kibbeling und Sushi, und versucht sich zudem weiterhin an Ananas oder auch mal an meinen Porridge-Variationen.

WĂ€hrend der drei Wochen bei uns haben wir versucht, möglichst viele Variationen und Texturen aufzutischen …

… wie z.B. scharfe Antipasti, Chili con Carne, KĂ€se-Lauch-Suppe, gefĂŒllte Paprika, belegte Brötchen vom BĂ€cker, GrĂŒtzwurst und Sauerkraut, Ente, Sushi in allen Variationen, WĂŒrzfleisch, Pancakes und Mc-Donalds-Burger sowie nordisch-typisches Mockturtle und Labskaus. Doch ihr Highlight war der fĂŒrs Jahresende in Aussicht gestellte Döner … wenn auch nur auf einem Teller statt im fĂŒr sie noch sehr unhandlichen Fladenbrot:

Wir stellten bei allen Gerichten und Speisen keinerlei UnvertrĂ€glichkeiten oder ĂŒbermĂ€ĂŸiges Husten fest – in DER Hinsicht ist Stephanie bereits völlig genesen. Selbst am nebenbei genaschten Popcorn beim DVD- oder Fernsehgucken verschluckte sie sich kein einziges Mal – im Gegensatz zu uns    đŸ˜‰

Da sie hier bei uns scheinbar auch das Einkaufen fĂŒr sich entdeckt hat, werden wir ab jetzt wie schon mal angedacht wieder freitags (statt dienstags) und mit ihr zum Kaufland in LĂŒneburg fahren und dabei den Einkaufszettel unserer Chefabstreicherin auf den Rollitisch legen. Denn auch das mit dem Stift halten sowie den AnfĂ€ngen (!) des handschriftlichen Schreibens klappt immer besser:

Sie fordert es aber auch stets selbst mal ein und möchte mit Carstens altem Lamy-FĂŒller vorgegebene Striche und Muster aus meinem Vorschulbuch abarbeiten. Bis zu den Buchstaben dĂŒrfte es somit nicht mehr lange dauern, zumal Stephanie ja glĂŒcklicherweise noch vollstĂ€ndig lesen (selbst schwierige Handschriften!) und mittlerweile schon recht selbststĂ€ndig auf einer Tastatur Texte fĂŒr kurze Emails oder Chats verfassen kann. Und Letzteres vor allem sogar mit einer recht guten Rechtschreibung, d.h. in der Regel ohne große Fehler. Nur beim Zusammenstellen eines Satzes erlaubt sie sich manchmal eine Wortdopplung oder UnvollstĂ€ndigkeit bei Subjekt – PrĂ€dikat – Objekt. Das wird sicherlich wie damals in der Schule auch durch vermehrtes Lesen wieder zurĂŒckkommen – davon bin ich ĂŒberzeugt.

Vor allem beim Spielen stellen wir auch immer wieder fest, dass sie mittlerweile einmal Erlerntes recht schnell behÀlt und Anfangsschwierigkeiten schon nach ein paar Malen behoben sind. Neben der noch relativ kurzen Konzentrationsspanne (derzeit so ca. 30-45 Minuten) fehlt ihr aber besonders die Entwicklung einer eigenen Strategie. Tic-Tac-Toe konnte ich ihr schnell beibringen und sie achtete auch sehr aufmerksam darauf, wo sie mir eine Dreierreihe verbauen muss/kann, doch selbst schafft sie selten einen aktiven, eigenen Sieg.

So auch beim Mensch-Ă€rger-dich-nicht, wo sie zwar eigenstĂ€ndig wĂŒrfeln und den Spielstein ziehen kann, aber bezĂŒglich Schlagen und das eigene MĂ€nnchen in Sicherheit oder gar den Stall zu bringen braucht sie erst noch eine Ansage von uns.

Bei unserer FĂŒnferrunde war das natĂŒrlich perfekt, denn so haben Andrea, Karl und ich als EinzelkĂ€mpfer und Carsten mit Stephanie als Team gespielt.

Doch dann kam am Sonntagabend auch schon der Abschied und das ZurĂŒckbringen in die Pflegeeinrichtung:

Zum GlĂŒck blieb das große Heulen bei ihr und vor allem bei mir aus, denn nachdem wir sie aufs Zimmer gebracht und ihr Zeug im Schrank verstaut hatten, wurde sie auch gleich von zwei PflegekrĂ€ften in Beschlag genommen und mit einem Schnelltest auf Corona getestet. Sie war dementsprechend beschĂ€ftigt bzw. abgelenkt und wir konnten die fĂŒr alle sicherlich unangenehme Verabschiedung kurz halten. Perfekt!

Vielleicht bin ich ja etwas voreingenommen, aber ich denke schon, dass Stephanie in den fast drei Wochen bei uns wieder einmal so einige Fortschritte erreichen konnte:

  • Entweder sie sprach von Woche zu Woche deutlicher oder wir haben ihr Kauderwelsch nur besser verstehen können.
  • Ihr KurzzeitgedĂ€chtnis arbeitet zuverlĂ€ssiger, denn wir konnten jeden Tag recht viele Ereignisse und Erinnerungen vom Vortrag aus ihr herauskitzeln und auch beim großen ResĂŒmee am letzten Tag kramte sie sehr viel mehr aus allen 18 Tagen hervor, als wir es noch von ihr bei unseren Besuchen im letzten Jahr her gewohnt waren, wo sie zum Teil nicht einmal 2-3 Tage wiedergeben konnte.
  • Sie beschĂ€ftigte sich an mehreren Tagen eigenstĂ€ndig mit der Klötzebox und braucht dabei echt nur noch ganz wenig UnterstĂŒtzung … es dauert eben nur etwas lĂ€nger, bis alle Teile eingeworfen sind.
  • Auch beim Spielen mit Apps auf dem Tablet kommt sie immer schneller zurecht und verinnerlicht zumindest nach ein paar Tagen das Prinzip. Klar, noch sprechen wir ĂŒber eine Sammlung aus „Die Maus“ und andere Kleinkinderspiele, aber selbst diese waren ja vor ein paar Wochen fĂŒr sie noch ein großes Problem.
  • Sie kann ihre Bewegungen sehr viel mehr koordinieren und tĂ€glich wiederkehrende Aufgaben klappen zunehmend besser, z.B. das Gesicht mit einem Wattepad reinigen, den Oberkörper samt Arme mit einem Waschlappen waschen, die Arme und Beine beim Anziehen in die von uns geforderte Position bringen, ZĂ€hneputzen oder den Mund mit Listerine ausspĂŒlen, leichte und schwere Dinge aufnehmen und sicher bzw. ohne Zittern ablegen und kleckerfreier mit der Hand, einer Gabel oder einem Löffel essen.
  • Beim freien und eigenstĂ€ndigen Sitzen auf einem Stuhl oder der Sofakante sowie am Tisch erreichen wir ebenfalls schon stattliche 30-45 Minuten, ohne dass sie unvermittelt zur Seite wegkippt.
  • Das Entgegennehmen unserer Ansagen und das damit einhergehende Ansteuern von Muskeln bzw. der ExtremitĂ€ten ist ebenfalls schneller und zielgerichteter geworden. Über so simple Dinge, wie „rechts“, „links“, „vor“ und „zurĂŒck“, denkt sie nicht mehr so lange nach.

Bevor die Liste hier noch viel zu lang wird und es den eh schon recht ausfĂŒhrlich gewordenen Blogeintrag sprengt, werde ich jetzt mal lieber einen Schlussstrich ziehen.

Ich habe die sehr intensive Zeit mit unseren Kindern sehr genossen und Carsten und ich freuen uns schon wieder auf den nĂ€chsten Freitag, wo wir Stephanie erneut fĂŒr das Wochenende nach Wentorf holen werden. Wir drei sind mittlerweile echt gut eingespielt und die sichtbaren Erfolge geben uns die BestĂ€tigung, dass wir sicherlich nicht alles gemĂ€ĂŸ Handbuch machen, aber dennoch selbst mit unserem LaienverstĂ€ndnis wenig Schaden anrichten und dennoch viel Positives erreichen. Und das ist mir jede Minute meiner Freizeit wert!