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Kommentar:   

 
Manchmal hat man eben Lust darauf, etwas zu schreiben   ;0)

 
Web|log,  der;  -s,  <engl.>,  meist abgekürzt mit "Blog"
   
Digitales Tagebuch im Internet. Ein Weblog ist eine Webseite, die periodisch neue Einträge enthält. Es ist ein Medium zur Darstellung des eigenen Lebens und von Meinungen zu oftmals spezifischen Themengruppen. Weiter vertieft kann es auch sowohl dem Austausch von Informationen, Gedanken und Erfahrung als auch der Kommunikation dienen und ist insofern mit dem Internetforum sehr verwandt. Die Tätigkeit des Schreibens in einem Blog wird als "bloggen" bezeichnet.

Quelle: http://www.wikipedia.de    


 
2022 18.
Mai

Hmmm, jetzt sitze ich hier und weiß gar nicht, wie ich die Tage mit dem Kind in Worte verpacken soll … chronologisch, nach Fortschritten oder unseren Unternehmungen? Jedenfalls habe ich diesmal sehr viel weniger Fotos, aber nicht minder weniger Neuigkeiten.

Ich habe mich dann nach kurzer Überlegung für die Chronologie entschieden.

Deshalb beginnt natürlich alles am Dienstag mit unserem Besuch nach der Arbeit und da das Wetter einfach nur perfekt war, blieben wir selbstverständlich draußen – vor allem, da jetzt auch alles so richtig schön grün und bewachsen ist:

Wir (oder besser nur Carsten) guckten uns die erledigten Sudokus an, bei denen Stephanie – mir völlig unverständlich    😉    – weiterhin mit sehr viel Spaß und Freude an die Lösung ran geht. Soll mir Recht sein, besser kann sie das Schreiben der Zahlen ja nicht üben.

Und ihre Fortschritte bei der 5 und der 8 (ihre bisherigen Sorgenkinder!) sind ja wohl deutlich zu erkennen …

Auch beim Thema „Uhr ablesen“ entwickelt sie mehr und mehr eine Routine und sie liebt ihre analoge Wanduhr im Zimmer – was will man mehr?!?

Den restlichen Besuch haben wir dann noch gemeinsam zu Abend gegessen und uns über Gott und die Welt ausgetauscht. Sie versprach uns dabei auch gleich mal, dass sie erzählen kann, was am morgigen Chanty-Vormittag alles passiert ist. Wie? Na, mit solchen Notizen:

Stephanie weiß sich mittlerweile recht gut zu helfen und was sie aufschreibt, muss sie sich schließlich am Ende nicht auch noch merken    😉

Am Freitag hatten wir eigentlich nur unsere übliche Routine: Abholen, Abendessen an der Wurstbude, Wochen(end)einkauf, Heimfahrt, Auspacken, noch schnell das Freitags-Wordle lösen und am Ende zu zweit oder zu dritt auf der Couch abhängen.

Der Samstag wurde dafür mal wieder außergewöhnlich, denn wir waren zunächst sehr viel unterwegs und sind letztendlich auch auf der Couch gelandet    😉    bis 1:30!!!

Frühstück gab es im American Diner (letzte Woche waren wir dort zum Abendessen) und Stephanie freute sich auf ihre ausgesuchte Breakfast-Platte mit Spiegelei, Bacon und Bohnen:

Doch eine Sache fiel hierbei wieder auf: mit Löffel oder Gabel alleine ist das nicht zu essen … also hat Carsten ihr alles in gabelgerechte Portionen vorgeschnitten, wie z.B. auch noch ihre zwei Pancakes:

Sie schaffte dadurch alles ganz alleine und sogar ohne zu kleckern – nur bei der Menge mussten wir ihr dann doch noch etwas helfen    🙂

Und warum die erneute Einkehr in diesem Diner? Weil er auf dem Weg zu meinem heutigen Wunschziel liegt: Pflanzen Kölle, ein riesiges Gartencenter, welches wir erst hier in Hamburg kennen und lieben gelernt haben. Was dem Carsten sein Baumarkt, ist mir dieser Laden … ich kann dort stundenlang eintauchen und am Ende mit viel Nützlichem und manchem Nippes, Tinnef, Tand, Kram, Plunder, Klimbim oder wie man es sonst noch bezeichnen will verlassen.

Diesmal hatte ich aber fast (!) nur neue Pflanzen für unser vorhandenes Hochbeet, unsere fünf Blumenkästen und für unser neues, hier gekauftes Hochbeet im Einkaufswagen … fast    😉

Und Stephanie? Na, für sie war das erneut ein Ausflug in völlig neue Gefilde mit zig neuen Eindrücken. Sie hat hier und da an den Blüten geschnuppert, ist mit Carsten durch die Abteilungen gehirscht und am Ende musste sie und ihr Rolli auch noch als zusätzlicher Packesel herhalten, z.B. für das neu gekaufte, leichte (!) Hochbeet.

Doch insgeheim freuten wir uns alle den ganzen Tag schon sehr auf den Abend zu dritt auf der Couch, denn an diesem Samstag stand der Eurovision Song Contest an. Stephanies Favoriten waren die Norweger, die mit Wolfsmaske eine „Fütterung mit Bananen“ einforderten:

Wie der ESC für den Sieger und die Deutschen ausgegangen ist, brauche ich an dieser Stelle sicherlich nicht mehr aufführen. Wir hatten jedenfalls über vier Stunden unseren Spaß, genug zu Trinken in Reichweite, Popcorn und Chips zum Essen in Griffweite und blieben dann tatsächlich auch bis zum bitteren Ende wach.

Dafür ließen wir den Sonntag dann gaaaaaaanz ruhig angehen, konnten unser Kind jedoch immer wieder mal mit der ein oder anderen Aufgabe erfolgreich aus der Reserve locken. Beim Frühstück lernte sie, die Lätta und Butter zu öffnen …

… und schnitt zuvor ohne jegliches Zutun von unserer Seite im Alleingang ihr Brötchen auf. Sie holte es sich aus dem Körbchen und bekam von Carsten das scharfe Messer in die Hand gedrückt. Danach verdrückte mein Mann sich in die Küche und ich tat ebenfalls ganz dolle beschäftigt. Am Ende war das Brötchen (wie auch immer) in zwei Hälften geteilt und wir drei megastolz über diese Leistung – eine weitere Baustelle ist damit checked und abgehakt.

Auch beim Kochen durfte sie mir natürlich wieder helfen und ich muss sagen, mit Messern hat sie keine Probleme oder gar Angst davor:

Wir sind uns einig, dass es mal wieder ein tolles und erfolgreiches Wochenende war – oder wie seht ihr das?



2022 12.
Mai

Stephanie war zwar von Dienstagnachmittag bis Sonntagabend bei uns, aber da das Wetter fürs Wochenende eigentlich sehr viel schlechter angekündigt wurde als es am Ende dann war, hatten wir im Vorfeld keine Ausflüge geplant und stattdessen viel gespielt, geübt, gefaulenzt und trainiert. Deshalb werde ich diesmal wieder sehr viel mehr Infos zu ihrer Entwicklung und den Fortschritten geben können.

Gleich am Dienstagabend ein kleines Highlight für das Kind: der erste Spargel und die ersten Erdbeeren in diesem Jahr – beides fand sie sooooooo lecker!!!

Und wenn wir schon mal beim Essen sind, dann seien auch gleich mal diese kulinarischen Schmankerl erwähnt:

1.) Wir waren in einem American Diner zum Abendessen. Ihre erste Feststellung: „Hmmm, viel zu viel Auswahl!!!“ … am Ende entschied sie sich für ein BLT-Sandwich:

2.) Für den Donnerstag hatte Sveta versprochen, morgens ein paar Bliny zu machen, auf die sich Stephanie natürlich ganz besonders freute:

3.) So ist das, wenn man über einem Eiscafé wohnt: nach einem Spaziergang kommt man unweigerlich immer daran vorbei und man entscheidet sich spontan, ein oder zwei Kugeln Eis auf die Hand mitzunehmen, oder?

Aber keine Angst, ich wollte euch damit nicht nur unsere Leckereien zeigen, sondern auch gleich mal die Tatsache aufgreifen, dass Stephanie jetzt eigentlich fast alles selbst „verwalten“ kann. Sie durchforstet die Speisekarte und bestellt ganz alleine. Sie kann am Tisch oder an ihrem Rollitisch all das essen, was man mit den Händen, einer Gabel oder einem Löffel wegfuttern kann. Auch beim Trinken braucht sie weder Hilfe noch Hilfsmittel. Einzig das Schneiden in mundgerechte Stücke oder das Abbeißen von besonders widerspenstigen Dingen (z.B. wenn es zäh wie Schinken, groß wie ein Burger oder unhandlich wie eine Pizza ist) schafft sie noch nicht ohne uns.

Am Wochenende ist dann final noch dies zur wiedererlangten Selbstständigkeit hinzugekommen:

Sie hat sowohl am Samstag als auch am Sonntag die ersten Male (nahezu) ganz alleine ihr Frühstücksbrötchen aufgeschnitten und Carsten musste dabei weder physisch eingreifen, noch sehr viele Hinweise geben, was sie nun eigentlich tun solle. Und ehrlich, das Endergebnis konnte sich sogar sehen lassen! Nur an der Zeit müssen wir noch etwas verbessern, denn die ist mit 1 Minute und 30 Sekunden noch etwas zu lang, doch das wird sich ab jetzt hoffentlich sicherlich ebenfalls stetig verbessern.

Das Gleiche gilt für das Einschütten von Flüssigkeiten in Gläser und Tassen, wo sie jetzt zwar noch Unterstützung braucht – vor allem beim Heben – doch sie stellt sich dabei weder dumm noch tollpatschig an. Und *klopfaufholz* bislang mussten wir auch noch nicht viel wegwischen    😉

Beim Saft ist es eher die Armkoordination, die noch von Carsten geführt wird …

… beim Wasserkocher macht ihr natürlich in erster Linie das Gewicht zu schaffen, gefolgt von der Angst, irgendwie doch an die heiße Außenhülle zu kommen:

In ein paar Monaten schauen wir sicherlich mit einem breiten Lächeln auf unsere ersten Versuche zurück, wetten?

Stephanie hängt sich jedenfalls in alle Herausforderungen so sehr rein, dass von uns immer wieder mal Ahs und Ohs zu hören sind. Sie öffnet und schließt mittlerweile beide Gurtsicherungen an ihrem Rollstuhl ohne fremde Hilfe und auch die Großbuchstaben sitzen fast fehlerfrei – jedenfalls die deutschen …

Die kyrillischen sind wir am Samstag zum allerersten Mal durchgegangen:

Wenn wir täglich ein paar Minuten üben könnten, wären diese ebenfalls innerhalb von zwei Wochen kein Problem mehr – vielleicht sogar schneller. Doch im Pflegezentrum können die Wenigsten Russisch    😉

Das Lesen der analogen Uhr hat Stephanie ebenfalls innerhalb kürzester Zeit verinnerlicht. Sie braucht auch hier zwar noch etwas sehr viel länger, als unsereins, aber sie weiß worauf es ankommt und wie die Zeiger abgelesen werden müssen. Dabei ist sie zudem sehr viel zielsicherer, wenn das Ziffernblatt groß und die Zeiger deutlich zu sehen sind, als wenn alles nur in Armbanduhrgröße vorliegt (siehe Kärtchen rechts):

Für ihr tägliches Üben hat sie jetzt eine analoge Wanduhr in ihrem Zimmer, welche sie nach eigener Aussage immer als erstes abliest und erst danach mit ihrer Digitaluhr (ebenfalls an der Wand hängend) vergleicht. Die Grundlagen sind gelegt, die Schnelligkeit kommt dann bald von selbst.

In der Woche mussten Carsten und ich natürlich unsere und auch ihre Brötchen verdienen, also hat sie sich während unserer Home-Office-Arbeit sehr viel selbst beschäftigt, z.B. mit diversen Puzzeln, wobei sie dieses zum ersten Mal ausprobiert hat …

… jedoch sehr schnell Gefallen daran fand …

… und dieses besonders gemein ist, da es eben nicht die klassische Nasen-Buchten-Variante hat:

Aber vor allem freute sich das Kind in der Residencia OLCA auf ihr tägliches Wordle – da hängt sie sich echt ganz dolle rein, wie man an diesem Bild sehr gut sehen kann:

Oben links habe ich mal vergrößert, was sie so auf dem Schreibtablet notiert, um das 5-stellige Wort herauszubekommen. Heute wäre es für sie sicherlich unlösbar gewesen … Carsten schaffte es beim fünften Versuch und ich sogar erst nach zwei Hinweisen von ihm beim sechsten. Es war aber auch ein sooooo gemeines Wort: insgesamt nur drei (!) verschiedene Buchstaben und das „N“ kam dreimal darin vor –> INNEN

Aber zurück zum Kind    😉

Carsten hat ihr und mir mal in der vergangenen Woche das „klassische“ Solitaire beigebracht …

… und auch das (stark vereinfachte) Memory-Spiel kam für uns drei zum Einsatz:

Gegen mich hatte Stephanie noch keine Chance, aber als Carsten ihre „Intuition“ spielte und den Arm wie bei einer Marionette führte, wendete sich das Blatt ein wenig zu ihren Gunsten. Aber egal wer gewinnt, das stetige Gedächtnistraining tut ihr unheimlich gut. Hier mal ein paar Runden Memory, am Telefon immer wieder die Frage nach dem Mittagessen und mit den Therapeuten scheint sie derzeit „Ich packe meine Koffer“ zu spielen.

Ihr seht, es geht weiter voran!!! Selbst beim Sitzen auf dem Stuhl konnten wir tolle Zeiten erreichen, denn am Samstag war es etwas mehr als 2 Stunden und am Sonntag erreichten wir sogar 2 Stunden und 39 Minuten am Stück.

Und weil am Samstag der Regen dann doch ausblieb, haben wir Abends mal eine kleine Runde um den Block gedreht:

Inklusive Katzensichtung …

… und dem oben bereits erwähnten Eis zum Schlecken – das Kind war glücklich und wir auch:

Zum Abschluss noch ein Video. Ich erspare euch die 90 Sekunden Brötchenaufschneiden, aber ihr Spiel mit der Pusteblume muss an dieser Stelle einfach mal sein    🙂

Ja, auch das Pusten mussten wir vor Monaten noch mit viel Aufwand und Geduld trainieren … heute ist es ein Klacks!

Weiter so, mein Kind !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!



2022 02.
Mai

Ihr persönliches Highlight dieser Woche habe ich beim letzten Eintrag ja schon mal kurz angesprochen, deshalb greife ich das Thema natürlich auch gleich am Anfang auf: unsere Kleine schreibt wie eine Wilde!!! Und wird darin auch zusehends besser – vergleicht selbst:

Schon am Dienstag fanden wir diese, einfach mal so aus der Luft gegriffenen Wörter auf einem Blatt Papier niedergeschrieben. Sie hat sich die Buchstaben wohl woanders abgeguckt, gemerkt und nachgemalt. Bei manchen haben ihr sicherlich auch schon andere aus dem Pflegezentrum für das flüssige Schreiben geholfen, aber man merkt, dass es überwiegend ihre Initiative war und sie einfach mal aus der Kalten heraus losgelegt hat. Sie hatte eben Langeweile und experimentierte deshalb ein wenig herum.

Während der nächsten Tage dann schon die ersten Steigerungen bei ihrer Graphomotorik, vor allem aber auch das Finden eines sinnvollen Einsatzzweckes. Sie notiert sich jetzt nämlich damit auch diverse Dinge als Gedächtnisstütze:

Oben ist vor allem der Wunsch zu sehen, dass sie mal gerne (wieder) Flammkuchen und Halloumi-Käse essen würde. Die Tiere unten sind die Lieblingstiere unserer Familie: Stephanie = Giraffe, Andrea = Panda, Carsten = Wombat und bei mir = Bär.

Mittlerweile notiert sie sich auch schon, was es bei ihr zum Mittagessen gab, da wir bei unseren täglichen Abendtelefonaten eh immer wieder danach fragen – aus Neugierde und um ihr Gedächtnis immer wieder etwas mehr auf Trab zu halten. Wenn solch eine Niederschrift für sie dafür eine gute Lösung ist, dann haben wir und sie doch alles richtig gemacht    😉

Und am Freitag sah die Schrift erneut noch sehr viel besser aus und die Texte werden ebenfalls immer länger:

Schreibtechnisch haben wir sie also genau da, wo wir alle hin wollten. Es gibt jetzt sogar nur noch ganz wenige Buchstaben (z.B. X & Y) und eigentlich nur drei Zahlen (5, 8, 9), mit denen sie arge Probleme hat. Doch dieser Problemfälle und ihre Graphomotorik an sich werden wir in der aktuellen Woche vermehrt üben können, denn ab Dienstagabend ist sie schon wieder für ein paar Tage bei uns in der Residencia OLCA – jede erste Woche im Monat holen wir sie von DI bis SO zu uns.

Tschakka, wir schaffen das!

An diesem Freitag kam ein Paket aus Dresden an, welches dieses ganze Unterfangen sogar noch mehr unterstützen kann:

Darin befand sich u.a. ein … hmmmm, früher nannte man das „Magic-Board“, jetzt muss ich erst einmal nachgucken … „Schreibtablet“. Magic dabei ist, dass man das Geschriebene durch einen einzelnen Knopfdruck wieder komplett löschen kann.

Diesen kompletten Dankesgruß schrieb sie am Freitag schon in unter 1 Minute und 30 Sekunden!!! Ich habe es von Anfang bis Ende mitgefilmt, deshalb weiß ich es ganz genau. Es sah wirklich sehr souverän aus, was sie da machte und wie sie es niederschrieb – kein Zögern, kein Verschreiben:

Aus diesem Grund auch von Carsten und mir auch noch einmal ein RIESENGROSSES Dankeschön an Barbara & Günter, die mit diesem Geschenk einen absoluten Treffer – und vor allem genau zur richtigen Zeit – gelandet haben. Stephanie hat es nun immer griffbereit in der Nähe und nutzt es andauernd, z.B. beim WORDLE-Spiel …

… und am Samstag für eine Botschaft an ihre Freunde aus Potsdam und Berlin:

Diese machten sich nämlich gerade auf den Weg zu uns nach Wentorf, um Stephanie mal wieder besuchen zu können. Wir haben uns aufgrund des recht guten Wetters für ein Grillen auf dem Balkon entschieden …

… und Stephanie bastelte im Vorfeld fast ganz allein am Grünen Salat – mit (am Ende für sie wirklich ungewohnt wenig) Mais:

Aber wir hatten leider nur noch eine kleine Dose im Vorratsschrank    😉

Nach der herzlichen Begrüßung vor der Haustür …

… sind wir gleich raus auf den Balkon gegangen und haben viel gequatscht, gegrillt und gefuttert:

Als süßen Abschluss haben die drei extra Käsekuchen aus dem Potsdamer „Café Guam“ mitgebracht – nicht nur, weil der so gut schmeckt und das Café vor allem so viele verschiedene Sorten davon hat, sondern auch, weil sich die vier eigentlich genau dort bei ihren gastronomischen Nebenjobs kennengelernt haben. Gerade darum musste Stephanie die mitgebrachten Käsekuchensorten erkennen und benennen:

Sie bekam das erstaunlich gut hin und sie konnte sich sogar noch an manche Spezialausdrücke und Tätigkeiten von damals erinnern. So hatten z.B. Tische Kurzkennzeichen und es gab erinnerungswerte Besonderheiten bei der Nutzung und Pflege des Kaffeevollautomaten. Carsten und ich haben echt nicht schlecht gestaunt, was sie mal wieder alles aus dem hintersten Winkel ihres Gehirns ausgraben konnte – Chapeau!

Dieser ganz besondere Tag wurde natürlich mit einen Gruppenselfie festgehalten:

Das Kind hat an dem und am darauffolgenden Tag noch viel davon geschwärmt und es immer wieder mal angesprochen. Dabei war die Ablenkung vom Sonntag eigentlich auch nicht schlecht – Carsten zeigt ihr hier vom Balkon einen ersten Vorgeschmack:

Man sieht es nicht, aber sie steht hier tatsächlich auf ihren eigenen Beinen, hält sich am Geländer fest und wird natürlich noch zusätzlich von Carsten gestützt bzw. gehalten. Aber sie sollte trotz unserer Brüstung, die aus dem Rolli heraus leider nicht zu überschauen ist, mit eigenen Augen auf den Marktplatz unter uns gucken können, wo schon ab 8 Uhr ein ordentliches Gewusel herrschte:

Es war mal wieder Flohmarkt und auch wir konnten ein paar Schnäppchen für uns, für unseren ukrainischen Gast Sveta und ihren 2,5 Jahre alten Enkel ergattern:

Wir fanden hauptsächlich Spiele und einfache Bücher in Deutsch und Russisch, doch unsere Suche galt vor allem für Stephanies Feinmotorik und ggf. auch etwas, womit sie sich alleine beschäftigen könnte – das Spiel „Spring“ (unten links) kennt man wahrscheinlich eher als „Solitär“ , wo man durch Überspringen und Wegnehmen wie bei „Dame“ das Spielfeld möglichst leerräumen muss.

Laut Carsten kennt das wohl jedes deutsche Kind aus den 80ern, denn zu der Zeit hatte eigentlich fast jeder Haushalt dies als Spiel im Schrank oder sichtbar als Dekoration im Haushalt … stimmt das wirklich? Bei Solitär / Solitaire denke ich eigentlich immer nur an die Kartenversion aus dem Windows-Betriebssystem    🙂

Hier noch zwei Dinge, die wir dieses Wochenende mit Stephanie zum allerersten Mal ausprobiert haben und die wir ab jetzt immer mehr festigen und beibringen wollen – zum Einen das Einschütten aus Flaschen und Saft-/Milchtüten oder dem Wasserkocher …

.. zum Anderen das Spiel „Memory“ – hier erst einmal nur reduziert auf 12 Kärtchen bzw. 6 Pärchen:

Als Kind war Stephanie bei dieser Pärchenjagd schier unschlagbar und auch jetzt blitzt noch ab und an mal wieder ein wenig Genialität bei ihr auf. Dieses Spiel wollen wir ab sofort bei jedem unserer Besuche mindestens einmal nutzen, um durch dieses Training das Gedächtnis weiter auf Vordermann zu bringen. Aber eines ist gewiss: das blaue Schreibtablet ist als Gedächtnisstütze definitiv nicht erlaubt!    😉



2022 27.
Apr

Einen Dienstagsbesuch gab es in der letzten Woche nicht, da wir sie nach Ostern ja erst am Montagabend zurück ins Pflegezentrum gebracht haben. Bleibt also nur die Zeit des Wochenendes zusammenzufassen. Am Freitag haben wir wieder mal beim Asiaten gegessen und danach den obligatorischen Wochen(end)einkauf erledigt.

Am Samstag gönnten wir uns erneut einen richtig schönen Ausflug und fuhren etwas mehr als eine Stunde in Richtung Norden. Das Wetter passte hervorragend, die Flora kündigt derzeit in tollen Farben den kommenden Frühling an …

… und ich konnte wieder einmal meine geliebte Meeresluft schnuppern:

Keine Angst, auch Stephanie freut sich immer sehr über unsere Ausflüge, allerdings ist es ihr eigentlich egal, wohin es geht – Hauptsache raus!    😉

Also durfte ich mich mit meiner Wunschlokation durchsetzen und wir fuhren nach Travemünde an die Ostsee:

Nach einem stärkenden Mittagessen – immer im Dialog mit diversem Federvieh …

… sowie einem aufdringlichen Reisebären – …

… schlenderten wir zuerst an der Strandpromenade bzw. dem Sandstrand entlang – herrlich!!!

Leider war es noch etwas zu kalt für einen Gang zum oder gar ins Wasser. Die meisten Strandkörbe war deshalb noch verschlossen und nur ein paar wenige Wagemutige trauten sich mit Badesachen ganz in die Wellen.

Wir nutzten hier und da lieber die Bänke und Liegen der Promenade, doch zu manchen kam Stephanie in ihrem Rolli leider nicht (mit) ran:

Aber das ist wahrlich Jammern auf höchstem Niveau, denn selbst mit ihrem großen Gefährt kommen wir in der Regel ganz gut durch, voran und darüber hinweg. Nur an Treppen ist nun mal leider Schluss … aber damit können wir ganz gut leben.

Nach dem Sandstrand der offenen See schlenderten wir entlang der Häuser an der Hafenkante bzw. der Flussmündung der Trave (womit nebenbei auch gleich noch die Namensgebung dieses Lübecker Stadtteils geklärt wäre) …

… und wo wir auch ohne (Rolli-)Probleme in ein Fischrestaurant einkehren konnten. Stephanie kann glücklicherweise die Speisekarte ganz alleine lesen und auch für sich daraus bestellen, ohne auf unsere Hilfe angewiesen zu sein:

Sie entschied sich im Gegensatz zu Carsten und mir nicht für Fisch (wen wundert’s!) und nahm lieber eine Ofenkartoffel mit Steakstreifen:

Das Kind war mit ihrer Wahl sehr sehr glücklich! Und damit wäre auch gleich mal ihr dritter Restaurantbesuch absolviert … ab jetzt müssen wir nicht mehr weiter mitzählen, denn es wird mittlerweile zur Routine    🙂

Nach so viel Freizeit und Lämpeln musste der Sonntag natürlich umso mehr mit Training, Spiel und Auffrischung gefüllt werden. Erstaunlicherweise wuchs Stephanie hier fast schon über sich hinaus, denn neben den Fortschritten beim Brötchen aufschneiden (Carsten gab nur noch Anweisungen, den Rest erledigte sie eigenhändig), dem Verschließen von Verpackungen (z.B. den Deckel auf die Becherschale der Butter drücken), der Zubereitung ihres Morgenkaffees und das immer flinker werdende Tippen auf der Tastatur, …

… durfte sie heute zum ersten Mal zeigen, dass sie auch etwas ganz alleine eingießen kann:

Zugegeben, gänzlich vertrauten wir ihr dann doch noch nicht und nutzten deshalb eine Flasche mit wenig Saft – aber es war schon sehr souverän, was sie da tat. Beim nächsten Mal wird es sicherlich mehr und somit schwerer zu heben und zu kontrollieren sein …

Doch den Vogel schoss sie beim Lernen und Schreiben mit Carsten ab. Buchstaben gingen noch nicht so richtig, aber ihre Zahlen werden zunehmend besser. Die beiden kombinierten das dann auch gleich mal mit einem einfachen Sudoku:

Die fehlenden Zahlen pro Reihe, Spalte und 3×3-Quadrat musste sie selbst herausfinden, doch beim Schreiben half ihr Carsten noch ein wenig. Oben rechts im Bild ist das gelöste Sudoku und man sieht vor allem an der „3“ (zweite von rechts oben und erste links oben) schon eine deutliche Verbesserung. Das Thema dauert also auch nicht mehr lange!

Und da sie selbst nach dem Sudoku sowie nach einigen Wortgittern und Rätseln noch viel Lust für Neues verspürte, versuchten die beiden es mit dem Lernen der analogen Uhr – in einer Therapie wurde wohl in der Woche schon ein wenig geübt, wie einige Aufzeichnungen zeigten. Carsten malte also für Stephanie ein Ziffernblatt auf, erklärte die grundlegenden Dinge mit Stunden und Minuten (noch ohne solcher Besonderheiten, wie Viertel, Halb, Dreiviertel, Vor und Nach) und mit zwei unterschiedlich langen Bleistiften wurden dann Zeiten angezeigt bzw. abgefragt:

Innerhalb einer Stunde hatte sie es schon relativ gut drauf und erst danach schlichen sich immer mehr Konzentrationsfehler ein. Also heißt es jetzt, einmal ein wenig drüber schlafen, immer wieder mal nachfragen und dann sitzt sicherlich auch das Wissen wieder wie vor dem Vorfall … da bin ich ganz zuversichtlich.

Die anschließende Pause inklusive Verwöhnprogramm mit Badewanne, Haare waschen und Gesichtsmaske hatte sich unser Kind redlich verdient:

Man, was war das für ein Erfolgswochenende – ich bin ganz hin und weg! Und ich kann an dieser Stelle schon verraten, dass Stephanie selbstständig (!!!) im Pflegezentrum weitergemacht hat und jetzt sogar die Buchstaben ganz gut hinbekommt. Hier schon mal eine kleine Sneak-Preview zum nächsten Blogeintrag, fotografiert bei unserem gestrigen Besuch in Lüneburg:

Es gab gleich mehrere solcher Zettel – ich könnte platzen vor Stolz … merkt man nicht, oder?    😉

Ehrlich, sowas macht sie jetzt, wenn sie Langeweile hat:

Da scheint bald eine weitere Baustelle endlich vom Tisch zu sein, mein Herz hört gar nicht mehr auf zu hüpfen!!!



2022 21.
Apr

Diesmal werde ich die Thematik des Blogeintrags wirklich aufteilen können: zum einen kann ich über weitere, sichtbare Fortschritte bei Stephanie berichten und zum anderen wieder etwas über unsere Unternehmungen erzählen – das letzte ist ja schließlich das lange Osterwochenende gewesen:

Da unser Kind ganz dringend die unterstützende Hilfe ihrer Familie brauchte, holten wir sie nicht erst am Gründonnerstag, sondern schon am Dienstagnachmittag ab. Somit war sie erneut eine ganze Woche (von Dienstag bis Ostermontag) bei uns in der Residencia OLCA. Dadurch konnten wir sie etwas schneller aus einem aufkeimenden Gemütstief herausholen und gleichzeitig aber auch wieder mehr trainieren und ausprobieren, denn Carsten und ich hatten vor der Osterzeit schließlich noch zwei ganze Arbeitstage im Home-Office zu absolvieren. Sie musste also beschäftigt werden und es wurde erneut eine Win-Win-Situation, von der selbst unser ukrainischer Gast am Ende noch etwas hatte.

Denn bei so viel Freizeit konnten die beiden jeweils auf ihre Art trainieren, z.B. Stephanie ihre Motorik, während Sveta sich intensiver mit der deutschen Sprache auseinandersetzen musste. Die beiden spielten u.a. „Wer ist es?“:

Hierbei muss anhand von Kopfmerkmalen (Haare, Bart, Augen, Geschlecht, Brille, Kopfbedeckung etc.) aus 24 Frauen und Männern eine gesuchte Person herausgefunden werden. Mit Ja/Nein-Fragen kann man die unpassenden Bilder wegklappen und im Idealfall ist man am Ende schneller beim Identifizieren als der andere.

Sveta kämpfte sich wacker durch all die deutschen Begriffe, die mit dem Kopf zu tun haben, und Stephanie musste wiederum laut, deutlich und vor allem verständlich für sie ihre eigenen Fragen formulieren. Wenn zwischenzeitlich nicht das Essen fertig gewesen wäre, hätten die beiden wohl noch stundenlang weiterspielen können – ja, sie sind von dieser Jagd so richtig angefixt worden.

Dabei waren definitiv mehrere Fortschritte bei Stephanie erkennbar:

  • sie spricht immer deutlicher und selbst am Abend kann man sie mittlerweile noch gut verstehen
  • sie ist im Umgang mit dem Spielbrett und dem Umklappen der Kärtchen sehr viel sicherer und geschickter geworden
  • sie kann sich nahezu perfekt auf ihr Gegenüber einstellen, sei es beim Sprechen und Verstehen als auch beim Helfen und Korrigieren
  • sie beherrscht die Spielregeln fast so gut wie jeder andere und brauchte wirklich nur noch ganz ganz wenig Hilfe … sie ließ diesmal sogar erste Anzeichen von Taktik erkennen

Das Kind bleibt zum Glück auch selbst weiter am Ball und machte in der letzten Woche mitunter von sich aus einen Vorschlag, was sie gerne mal wieder ausprobieren würde, wie z.B. mit dem Rolli eigenhändig durch das Wohnzimmer zu fahren und dabei auch nach rechts und links zu lenken:

Bitte verzeiht ihr unvorteilhaft eingefangenes Fotogesicht, aber es ist natürlich noch eine sehr große Anstrengung für sie. Doch wir waren obgleich der zurückgelegten Strecke in unter zwei Minuten äußerst überrascht und vor allem hocherfreut!

Während Carsten und ich im Home-Office ackerten und Sveta fleißig für ihren Deutschkurs büffelte, schrieb Stephanie viel bei Facebook und Telegram, löste jeden Tag das deutsche Wordle und bemühte sich redlich, durch Schreiben weiterhin ihre Graphomotorik zu verbessern. Im Pflegezentrum hatte man es wohl schon einmal mit einzelnen Buchstaben versucht, aber soweit fühlt sie sich selbst noch nicht. Also schwenkten die Therapeuten und wir mal zurück auf das Schreiben von Zahlen …

… was bis zur 8 eigentlich auch ganz gut funktionierte – hiermit tat sie sich besonders schwer. Die Kreuzung in der Mitte wollte ihr einfach nicht gelingen und sie „bog“ anfangs immerzu wie eine umgekehrte Drei ab. Doch noch sind wir beim Nachmalen der Ziffern anhand von Strichen. Mit Blick auf eine Vorlage oder gar freihändig schafft sie es leider noch (!) gar nicht, aber wir bleiben definitiv dran. Ich holte auch schon mal wieder die Heftchen mit den ersten Schwungübungen (Wellen, geometrische Figuren, Schleifen etc.) raus. Wäre doch gelacht, wenn wir das in den nächsten Wochen nicht hinbekommen würden    😉

Ihre bislang zurückeroberten Fingerfertigkeiten konnte sie u.a. noch beim Eierfärben unter Beweis stellen …

… sowie beim anschließenden Wienern mit Öl …

… damit die bunten Eier danach auch so richtig schön glänzten:

Bevor ich nun zu unseren beiden Tagesausflügen schwenke, hier noch eine kurze Episode aus der Kategorie „Schei*** gelaufen …

… aber dennoch drüber lachen können“    🙂

Carsten verbrachte mit ihr am Karfreitag über die Mittagszeit etwas mehr als drei Stunden in der Notaufnahme des Reinbeker Krankenhauses    🙁

Diesmal hatte sich bei ihr wieder die SPDK verstopft und musste von ärztlichem Personal gewechselt werden. Zum Glück ist das Ganze keine schmerzhafte Prozedur und es bleibt auch ohne Nachwirkungen, aber mal ehrlich, so viel Zeit an einem Feiertag möchte man doch gerne anders miteinander verbringen, oder? Ich blieb gleich von Anfang an zuhause, denn aufgrund der Corona-Beschränkungen darf eh nur eine Person mit in den Warte- und Untersuchungsbereich – ich hätte also im Auto warten müssen. Und hier ist Carsten als Begleitung sehr viel besser geeignet, vor allem für den Fall, dass sie aus dem Rolli heraus und irgendwohin umgelagert werden muss.

Doch wie man am letzten Foto sieht: auch in einer solchen Situation verliert Stephanie nicht ihr sonniges Gemüt und kann selbst darüber noch lachen. Bei einem Tagesausflug sollte das wiederum ja eine Selbstverständlichkeit sein und so war es natürlich auch.

Am Samstag sind wir gemeinsam mit Sveta nach Büsum gefahren (beim letzten Mal kam ihr ja leider etwas dazwischen), wollten an der Nordseeküste das schöne Frühlingswetter genießen und unserem ukrainischen Gast vor allem das Phänomen Wattenmeer zeigen. Doch nach dem Aussteigen aus dem Auto und Umbetten von Stephanie in den Rollstuhl, galt unser primäres Ziel zunächst der Stärkung mit leckeren Fischbrötchen:

Zugegeben, Stephanie hält dann doch lieber weiterhin nur an Kibbelingen mit Remoulade fest:

Aber dann kam endlich die Stunde der Wahrheit, als wir den Deich erklommen hatten:

Ebbe oder Flut? Watt oder nicht Watt?

Blöd, die Flut war noch da und somit vom Watt keine Spur    🙁

Aber egal, wir wollten ja eh noch ein paar Stunden herumlaufen und bis dahin würde sich sicherlich noch etwas ergeben. Und glücklicherweise fand ausgerechnet heute auf der Familieninsel ein Drachenfestival statt, welches ebenfalls äußerst interessant war:

Es gab wirklich so viel zu gucken!!!

Und selbst die größere Menge an Menschen machte Stephanie nichts aus …

… sie war einfach nur froh mal wieder rauszukommen und auf Achse zu sein    😉

Das sieht man hier ganz deutlich, oder ?

Aber sie kann auch Pokerface!!!

Und für mich sind die Pausen am schönsten:

Hmmm, doch wenn ich es genauer betrachte, bin ich auch ganz gerne unterwegs und suche unentwegt nach schönen Fotomotiven:

Und wie auf Bestellung konnten wir Sveta am späten Nachmittag doch noch das Phänomen Watt zeigen, denn das Wasser war innerhalb von 30 min fast 500 m weit vom Ufer entfernt – hier der Anfang:

Egal wie oft ich mir dieses Schauspiel angucke, ich bin immer wieder völlig davon fasziniert. Schade nur, dass ich diesmal nicht mit den Füßen hineingehen und da durchwarten konnte – zum einen war es doch noch recht frisch bzw. kalt und in den jetzigen Zeiten will man sich sicherlich nicht erkälten und zum anderen kann Stephanie uns ja nicht überall hin folgen. Also blieb es an dem Tag definitiv nur beim Gucken – „Berühren verboten!“    😉

Zum Abschluss unseres Rundgangs hatten wir sogar erneut Glück und das Steak-Restaurant war dieses Mal geöffnet. Wir teilten uns als Vorspeise einen Teller Labskaus

… und jeder bestellte dann als Hauptspeise was er wollte. Stephanie entschied sich an diesem, ihrem zweiten (!) richtigen (!) Restaurantbesuch, für ein kleines Rumpsteak mit Bratkartoffeln …

… und hat alles sogar ganz alleine aufgegessen. Die einzige Hilfe, die sie benötigte, war das anfängliche Schneiden des medium gebratenen Steaks in kleine, mundgerechte Stücke – also auch hier ein Fortschritt!!!

Zudem muss man lobend anmerken, dass der Schlabberlatz Kleidungsschutz völlig sauber geblieben ist!

Es war insgesamt ein äußerst toller Tag und bei unserer Rückfahrt nach Wentorf sahen wir am Horizont und teils auch neben der Autobahn noch etliche Rauchsäulen und Flammen der vielen Osterfeuer sowie kurz vor der Durchquerung von Hamburg einen immens großen, rosafarbenen Vollmond, der an diesem Tag wohl auch Pink Moon genannt wird – ja, das Bild weiter unten auf der Webseite gibt genau das Rosa wieder, was wir auch gesehen haben, doch auf der Fahrt selbst nicht mit der Kamera einfangen konnten.

Der zweite Ausflug am Ostermontag führte uns zwar „nur“ in die nahegelegene Wentorfer Lohe, aber das Wetter und die Begleitung lassen auch diesen Tag für uns unvergesslich werden. Unser Haushalt war mit Sveta, Stephanie, Carsten und mir vollständig vertreten und dazu kamen dann noch Svetas Tochter und Enkel samt der vierköpfigen Gastfamilie – wir wollten uns alle mal richtig kennenlernen und verabredeten uns an diesen Nachmittag zum gemeinsamen Picknick.

Der Weg zum angepeilten Rastplatz wurde zwar zum Teil etwas abenteuerlich und ruckelig, aber Stephanie ist bei Carsten die Ruhe selbst und vertraut seinen Entscheidungen mittlerweile blind. Wenn er sagt, dass das passt, dann passt das auch!

Dementsprechend kann sie selbst bei einem solchen Offroad-Stück inklusive Durchschütteln völlig entspannt bleiben und hat sogar ihren Spaß dabei … sie wollte am Ende noch mehr davon!!!    😉

Übrigens, hier mal ein Foto meiner ehemaligen Kommilitonin aus Charkiv mit ihrer Tochter und dem zweieinhalbjährigen Lütten

… die eigentlich nur schnellstens das Ende des Krieges in der Ukraine herbeisehnen, um recht bald wieder zu ihren Männern und den weiteren Familienmitgliedern zurückkehren zu können. Durch ihre täglichen Telefonate und Messenger-Nachrichten wissen sie wenigstens, dass es Freunden und Familie gut geht und über die Geschehnisse in Charkiv Bescheid. Wir drücken allen ganz fest die Daumen!

Natürlich kann ich diesen Blogeintrag nicht mit einem solch schweren Thema enden lassen, deshalb wird hier und jetzt noch einmal die Hauptperson zum Tragen kommen. Carsten und Stephanie haben nämlich neben unserem Picknickplatz einige Zeit mit Bällen gespielt …

… und das Werfen und Fangen …

… klappt zunehmend besser:

Ich weiß, ich wiederhole mich, aber es kehren bei Stephanie so viele Dinge wieder zurück (hier auf jeden Fall immer mehr Reaktionsgeschwindigkeit), dass wir noch längst nicht die Hoffnung aufgegeben haben, weitere Baustellen ebenfalls erfolgreich bewältigen zu können. Ich gehe sogar so weit: „Bis hin zum Aufstehen und Laufen“ – ihr werdet sehen! Auch wenn es sicherlich nie wieder so hundertprozentig „richtig“ bzw. „geschmeidig“ sein wird, wie in ihrer Zeit vor dem Vorfall …



2022 11.
Apr

Wenn das Wetter von heute sich so gut weiterentwickelt, werden wir das nächste und lange (Oster-)Wochenende wohl endlich mal wieder rausgehen bzw. auf Achse sein können. Während des letzten Sams- und Sonntags spielte sich erneut alles nur in der Wohnung ab, aber wer uns kennt, weiß, dass wir auch hier durchaus unseren Spaß haben können …

Das Freitagsritual bleibt natürlich immer gleich: nachmittags im Pflegezentrum abholen, kurze Fahrt zum Lüneburger Kaufland, Abendessen draußen an der Würschtlbude (wenn das Wetter stimmt und es nicht zu kalt ist) oder drinnen beim Bäcker oder Asiaten …

…, ein fast einstündiger Wochen(end)einkauf, Rückfahrt nach Wentorf und abschließend das Auspacken sowie Verstauen des Beutezuges – zack, da ist es auch schon 21 Uhr oder später. Also versacken wir danach gerne den Rest des Abends zappend auf dem Sofa und wenn wir es konditionstechnisch sogar schaffen sollten, gucken wir uns noch die „Heute-Show“ mit Oliver Welke live an.

Für den Rest des Wochenendes wird improvisiert. Stephanie fand vor ein paar Tagen im Pflegezentrum sehr großen Gefallen am Bingospiel, sodass sie sich das Equipment kurzerhand fürs Wochenende ausgeliehen hat. Also haben auch wir einmal die Kugeln kräftig rollen und das Auge geschwind über unsere zwei Zahlenkärtchen schweifen lassen:

Mit diesem Song im Ohr und ständig auf den Lippen („Popcorn“ von Hot Butter) spielten wir zweimal Best-of-Seven (wer hat die meisten Bingos nach insgesamt sieben Stück) und ich schaffte beim ersten Durchgang in einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit Stephanie den Sieg …

… und beim zweiten kämpften wir verzweifelt gegen Carsten, der sogar unverschämt viele Zahlen auf seinen Kärtchen „ankreuzen“ konnte:

Aber es hat unheimlich viel Spaß gemacht und wir haben am Ende sicherlich keine dauerhaften Schäden zurückbehalten … düpp düpp düddüp düpp düddü, düpp düpp düddüp düpp düddü    😉

„Oder was sagst du dazu, mein Kind?“

Paßt!!!

Auch über diese zwei Neuerungen haben wir uns im Laufe des Wochenendes sehr gefreut:

1.) Stephanie wurde einmal aufgefordert, beim Tippen auf der Tastatur auch den linken Zeigefinger für die Buchstaben mit einzusetzen und nicht nur für das Drücken der SHIFT-Taste. Was soll ich sagen, nach ein wenig Eingewöhnung klappte es ganz toll und ihre erste Reaktion war „Oh, damit geht das Tippen ja sogar noch schneller.“ … Win-Win!!!

2.) Nachdem sie an mehreren Tagen gezeigt hat, dass sie schon ganz alleine eine halbe Avocado perfekt auslöffeln kann, sollte sie dies auch mal mit ihrem Frühstücksei versuchen – ebenfalls mit großem Erfolg!!!

Damit wäre ein weiterer Schritt in die Unabhängigkeit getan und ich warte echt sehnsüchtig auf den Tag, an dem sie ihr Frühstück von Anfang bis Ende komplett alleine bewältigen kann. Es kommt derzeit immer mehr dazu und viel fehlt nun wirklich nicht mehr …

Apropos Fortschritte: ab und an möchte sie den Vergleich zu früher sehen und wir gucken uns dann alte Videos an. Diesen Samstag z.B. Beweise davon, wie sie anfangs Mensch-ärgere-dich-nicht gespielt hat – wir haben ihr beim Ziehen des Püppchens jedes einzelne Feld zum Anzählen zeigen müssen und auch beim Würfeln ging noch so einiges schief.

Nach so einem direkten Vergleich ist sie wieder etwas beruhigter und kann ihren Erfolg viel besser genießen. Denn selbst stellt sie das Erreichte eben nicht so fest, da sie im Hinterkopf auch immer noch die Erinnerung hat, dass sie es ja mal schon konnte. Am Gedanken über das Wie und Womit scheitert es generell nicht, sondern nur am Befehligen ihrer Muskeln und Körperteile.

Besonders deutlich wird das derzeit beim Schreiben und Lesen. Sie kann perfekt lesen, sie kennt alle Buchstaben und sie tippt mittlerweile sogar schon richtig lange Texte auf der Tastatur. Auch das Halten eines Stiftes und das Ziehen einer geraden und geschwungenen Linie funktioniert getrennt betrachtet recht gut … aber all das zu einem handgeschriebenen Buchstaben zu kombinieren, vermag sie einfach noch nicht. Was bei ihr dafür trainiert werden muss, nennt man Graphomotorik und diese Baustelle wollen wir die nächsten Tage intensiver angehen.

Mal sehen, ob wir das am verlängerten Oster-Wochenende etwas mehr erreichen können und am Ende sogar schon die ersten Erfolge erzielen – drückt uns bitte die Daumen dafür!

Klar, es können sicherlich keine Übungseinheiten in Schulstundenlänge sein, aber in kleineren Häppchen und mit der ein oder anderen Ablenkung, wie z.B. dem Helfen in der Küche …

… oder mit einem Feinmotorik fördernden Spiel (mittels des roten Magnetstabs werden die farbigen Kugeln durch das Labyrinth an die jeweilen Sammelstellen bugsiert) …

… könnte ein kleiner Erfolg am Montagabend, wenn wir sie wieder zurück ins Pflegezentrum bringen, sicherlich schon erkennbar sein. Wir lassen uns mal überraschen …



2022 07.
Apr

Da wetterbedingt an diesem Wochenende keine Ausflüge stattgefunden haben, können wir mal wieder gemeinsam einen Blick auf Stephanies Entwicklungen der letzten Wochen werfen. Auch die Anzahl der Fotos ist diesmal mit 17 Stück eher moderat, oder?    😉

Am (Besuchs-)Dienstag haben wir ihre Fotowand weiter vervollständigt …

… und das Kind ist damit nun mehr als glücklich:

Es gibt sogar echt Zeiten, wo sie in ihrem Rollstuhl eben nicht in Richtung des Fernsehers gedreht werden möchte, sondern lieber mit Blick aufs Fenster oder auf ihre Fotos, die sie sich auch weiterhin mit wachsender Begeisterung anschaut. Das ist ein weiterer Beweis dafür, dass Stephanie meine Tochter ist – diese Fotoliebe hat sie definitiv von mir geerbt    🙂

Neben unserem gemeinsamen Abendessen – diesmal mit Leckereien vom Bäcker auf dem Weg nach Lüneburg – …

… und damit auch der Befriedigung ihrer großen Leidenschaft für Mettbrötchen …

… gaben wir ihr eine erste Einführung zum neu gekauften 5-Tasten-Handy:

Wir konnten dabei schon erste Telefonate tätigen und somit gemeinsam die wenigen und mit unseren Handyrufnummern programmierten Tasten testen, aber für eine eigenständige Nutzung hat es letztendlich doch noch nicht ganz gereicht. Das Gezeigte musste jetzt erst einmal ein wenig sacken und am Wochenende wurden auch noch ein paar Übungseinheiten fällig.

Aber sie fand die Idee ganz toll, da sie uns nun immer dann erreichen kann, wenn ihr danach ist. Vielleicht nutzen wir es zukünftig mal täglich für einem abendlichen Schwatz inklusive Erzählung, was jeder von uns so gemacht hat, sodass sie am Besuchstag und am Wochenende nicht immer gleich über mehrere Tage nachdenken und referieren muss. Mal sehen, was am Ende möglich ist. Viel verkehrt kann sie damit jedenfalls nicht machen …

Aber ich versprach ja Ausblicke über ihre (Weiter-)Entwicklungen. Für uns gehört dazu auf alle Fälle ihr Umgang mit dem Wortquiz „Wordle„. Klar, bei besonders schweren Kombinationen oder von ihr unglücklich gewählten Lösungsversuchen schafft sie es nicht immer innerhalb der sechs Möglichkeiten, aber sie bleibt generell bis zum Ende dran, überlegt größtenteils sogar recht strategisch und schafft es somit auch immer öfter zu lösen. Am Freitag wollte sie nach dem Wochen(end)einkauf unbedingt noch „wördeln“ und mit dem letzten Versuch bekam sie ZWERG raus. Am Sonntagmorgen gelang ihr sogar dies:

Damit war sie echt schneller als wir beide (Carsten mit 4, ich mit 5 Versuchen) und natürlich megastolz auf sich – zu Recht!!! Sie geht mittlerweile immer mehr mit Strategie an Dinge ran und merkt sich am Ende sogar diese Wege. Im Vergleich zu vor einem halben Jahr definitiv eine deutliche Verbesserung.

Auch am Frühstückstisch erlangt sie weiterhin eine gute Routine für ihre eigenen Abläufe. Ihre Kaffeezubereitung müssen wir nur noch wenig unterstützen, denn sie schraubt das Glas mit dem löslichen Kaffeepulver selbstständig auf, füllt alles ganz alleine in ihre Tasse und verschließt es hinterher auch wieder.

Ich gebe ihr noch 2-3 Monate und sie schneidet ihr Brötchen dann mit Sicherheit gänzlich ohne Hilfe auf – Carsten hilft ihr derzeit noch beim Drehen in der linken Hand und beim geraden Durchschneiden in zwei Hälften. Schmieren und Essen geht ja schon seit Wochen völlig selbstständig. Eine neue Herausforderung wird danach sicherlich das Frühstücksei, auf das sie an den Wochenenden in Wentorf nicht verzichten möchte, denn das Köpfen und Auslöffeln ist für sie bestimmt die nächste richtig große Herausforderung. Hierbei darf schließlich nix schiefgehen und die Eierschale ist zudem empfindlicher als all das, was bei ihren bisherigen Abläufen so zum Einsatz kommt.

Apropos Einsatz: an diesem Wochenende konnten wir mit Stephanie zum ersten Mal den neuen Transportrollstuhl (rechts im Bild) …

… und den Badewannenlifter ausprobieren. Mit diesem Rolli passt sie endlich auch durch schmalere Türen, wie z.B. die von unserem Bad, und durch den „Sitzfahrstuhl“ haben wir nun eine Möglichkeit, sie wieder aus der Wanne heraus zu bekommen – rein wäre bislang das kleinste unserer Probleme gewesen    😉

Dieses Gesicht spricht Bände … „Und, wie fandest du das Baden und Haare waschen?“


[keine Angst, das Kind hat dieses Foto für den Blog selbst freigegeben!]

Da aber nicht nur Stephanie bei uns etwas lernen soll, sondern auch unser Gast aus der Ukraine, kombinierte Carsten gleich mal mehrere Übungseinheiten:

Er zeigte auf eine Sache im Wimmelbuch, Stephanie musste das Bild erkennen und das deutsche Wort für Sveta laut und verständlich mit dazugehörigem Artikel aussprechen. Und zwar so: „Katze … die Katze“, „Haus … das Haus“ oder „Baum … der Baum“. Umgangssprachliche „Vernuschelungen“ waren hierbei nicht erlaubt – also kein „Eima“, „Leita“ oder „Tafl“. Sveta hat sich jedes Wort inklusive Artikel notiert und dabei durch mich die Übersetzung ins Russische bestätigen lassen – was wiederum Stephanie aufschnappte und sich somit zum Teil auch noch an ihren eigenen russischen Wortschatz von damals erinnern konnte. Die drei haben über eine Stunde damit zugebracht und wenigstens zwei Personen konnten dabei viel üben und lernen: Stephanie das Erkennen von Bildern und ihre deutliche Aussprache sowie Sveta mehr deutsche Wörter. Carsten wird sich sicherlich nicht sehr viele der russischen Begriffe gemerkt haben, was ich aber auch nicht erwarte. Er versteht eh schon jetzt viel zu viel, wenn Sveta und ich über ihn lästern    😉

Samstagabend haben wir fast zwei Stunden lang zu viert Mensch-ärger-dich-nicht gespielt und erneut konnte Stephanie uns überraschen. Sie baute das Spielfeld ganz ohne Hilfe und Anweisung auf …

… würfelte, als hätte sie das schon 1000. Male gemacht und selbst beim Ziehen des Spielsteins brauchte sie anfangs nur noch etwas Unterstützung.

Allerdings haben wir an dem Abend auch sehr deutlich sehen können, wie Stephanies Konzentration so ab 45 Minuten kontinuierlich abnahm. Sie versuchte dann immer mehr mit dem Spielstein in die falsche Richtung zu gehen, ließ beim Abzählen gerne mal ein Feld aus und vor allem suchte sie vor dem Ziehen immer länger nach dem Pin in ihrer Farbe.

Stephanie erreichte mit Grün nach ca. 1 Stunde und 15 Minuten das Spielziel (länger hätte sie sicherlich auch nicht mehr durchgehalten) und ich mit Gelb nur ca. 10 Minuten später (Hurra!!!), sodass danach noch Carsten mit Blau und Sveta mit Rot umherziehen mussten – diese Verhältnisse sprechen Bände:

Arme Sveta … oder doch nicht? Sie erwischte Carstens Pin dann doch noch kurz vor seinem Stall und startete ab da eine unvergleichliche Aufholjagd. Da er jetzt nur noch 1er, 2er und 3er würfelte, konnte sie nach und nach ihre Püppchen in den Stall bringen und „lochte“ am Ende ganz dekadent mit einer 6 und einer 3 ein. Carsten war zu dem Zeitpunkt mit seinem Blauen gerade mal am Haus von Grün vorbeigezogen – was haben wir alle gelacht und gescherzt. Sprachenwirrwarr hin oder her! Ein toller Abend!!!

Das Nachlassen der Konzentration bei Stephanie zeigte sich auch am Sonntagvormittag ganz deutlich, als sie sich an einem Spiel der Maus-App versuchte, bei der sie Rohrstücke verbinden und eine komplette Leitung mit einer vorgegebenen Anzahl an Teilen verlegen muss.

Nachdem das Spiel für sie vor Wochen noch eine schier unlösbare Aufgabe darstellte (Carsten agierte zwischenzeitlich sogar schon mit zurechtgeschnittenen Knickstrohhalmen, um die jeweiligen Rohrstücke zu simulieren), konnte er am Samstag gemeinsam mit ihr bis Level 12 lösen. Am nächsten Tag sollte sie alleine ganz von vorne anfangen und schlug sich anfangs auch richtig gut – endlich hatte sie das Prinzip verstanden. Ab Level 5 fiel ihr das Kombinieren schon schwerer (so nach ca. 30 min) und sie benötigte ab da wieder immer mehr seine Unterstützung. Bei Level 8 bzw. nach 1 Stunde war aber komplett die Luft bei ihr raus und wir suchten lieber eine andere Aufgabe für das Kind. Sie durfte mir dann kurzerhand in der Küche helfen und ihren Akku beim Zuckerschotenschnibbeln aufladen.

Doch wir sehen hierbei vor allem das Positive: Stephanie kann bis zu 30 min auf Hochtouren laufen und schafft es trotzdem noch darüber hinaus, sich wenigstens etwas auf die gestellte Aufgabe oder Übung zu konzentrieren. Und sie verliert danach auch nicht immer die Erinnerung ans Erlernte, sondern kann schnell wieder daran anknüpfen … meist reicht sogar schon nur einmal drüber zu schlafen. Wir haben schon so oft Übungen und Lernphasen abgebrochen, weil Stephanie auch nach dem 10. Erklärungsversuch keinen Zugang dazu fand, doch am nächsten Tag oder etwas später reichte ein einziges kleines Auffrischen und sie kam dann damit schon im Ansatz zurecht. Da wäre ja wieder unser Credo: Schrittchen für Schrittchen.

So war es auch bei der Übergabe ihrer neuen Fernbedienung, mit der sie sowohl den Fernseher als auch das Radio steuern kann. Wir brachten sie Sonntagabend ins Pflegezentrum, nagelten die in der Woche gelieferten Wanduhren an die dafür vorgesehen Stellen, übten noch einmal kurz mit dem 5-Tasten-Handy und dann zeigte Carsten ihr ausführlich das neue „Werkzeug“.

Als wir gingen, lag sie schon im Bett (durch uns, da wir es auch ohne Lifter können) und versuchte mit der Fernbedienung klarzukommen …

… doch allzu viele Hoffnungen machten wir uns nicht. Zum Glück hätte sie bis Dienstag ja noch die alte Bedienung als Backup zur Verfügung. Aber weit gefehlt, denn sie sagte uns schon am übernächsten Tag, dass sie es nach anfänglichen Schwierigkeiten doch noch hinbekommen hat. Und wann sagte sie uns das? Nicht nachmittags während unseres Besuches, sondern schon am Dienstagvormittag per Handy!!!!!!!!!!!!    😉

Sie ist und bleibt unser überdimensionales Überraschungs-Ei … und da steckt sicherlich noch enorm viel mehr drin, als nur Spiel, Spaß und Spannung. Wir halten durch, ihr auch?    😉



2022 31.
Mrz

Stephanies erste Woche im Pflegezentrum ist rum und eigentlich war es gar nicht so schlimm, wie ich anfangs befürchtet habe. Sie hatte ihre Therapien und war somit oft beschäftigt, aber dazwischen kam immer wieder mal so etwas wie Langeweile auf – doch klagen tut sie überhaupt nicht! Das sind dann ihre Worte: „Mama, is‘ halt so.“    *seufz*    meine Kleene …

Da sie am Dienstag ein volles Programm hatte – Orthesenanprobe, Botoxbehandlung an den Füßen und Therapie mit der Logopädie – wollten Carsten und ich stattdessen am Mittwochnachmittag zu ihr fahren. Am Ende bin es leider doch nur ich alleine gewesen, da mein Mann sich ausgerechnet zu der Zeit auf Arbeit mit einer kleinen Havarie rumschlagen durfte.

Stephanie und ich nutzten unsere Zeit teils draußen und teils im Zimmer. Gegen 19 Uhr konnten wir sogar etwas ausgedehnter mit Carsten telefonieren und insbesondere hier zeigte sich, was wir uns schon insgeheim gedacht haben: ihre Aussprache wird tatsächlich zusehends verständlicher. Er musste nur noch ganz selten nachhaken und sie den letzten Satz wiederholen lassen. Bei unseren gemeinsamen sechs Wochen waren wir uns ja noch nicht so ganz einig darüber, ob ihre Verbesserung oder unsere Gewohnheit der Grund für das gute Verstehen gewesen ist. Durch das Telefonieren, also die Kommunikation ohne Mimik und Gestik, tendieren wir nun mehr zur Verbesserung … wir finden das ganz ganz toll!!!

Und dann ging es auch schon wieder für uns ab ins gemeinsame Wochenende. Unser ukrainischer Gast war bei der Kindesabholung ebenfalls mit dabei, da wir in Lüneburg wie früher immer zum Wochen(end)einkauf in den Kaufland wollten. Das Wetter war herrlich und somit saß Stephanie schon draußen und wartete auf uns bzw. begrüßte zuerst Sveta, da wir erst noch zur Anmeldung mussten:

Sprachlich hakt es zwar noch etwas zwischen den beiden, aber Sveta lernt schon fleißig die deutsche Sprache und das Kind gräbt immer mehr ihrer Russischkenntnisse aus. Herrlich …

Das sommerliche Wetter nutzten wir am Samstag in vollen Zügen aus und unternahmen mal wieder eine ÖPNV-Tour nach Hamburg – Carsten und Stephanie sind ja jetzt schon Profis für die gebotenen Möglichkeiten    😉

Wir vier sind gegen 9:30 mit dem Bus (Niederflur & Rampe) …

… mit der S-Bahn (spezielle Rolliabteile) …

… und der U-Bahn (gekennzeichnete, deutlich erhöhte Bahnsteigbereiche) …

… zum Tierpark Hagenbeck gefahren, wo wir uns für diesen Tag (nur) das Tropen-Aquarium vorgenommen haben. Den Zoo wollen wir dann mal im späteren Frühjahr oder Sommer besuchen, wenn die ganzen Tiere wieder etwas agiler sind und sich nicht noch halb im Winterschlaf, in der Winterruhe oder gar in der Winterlethargie befinden    🙂

Für Stephanie war allein schon die Fahrt hierher ein Erlebnis und ich bin immer wieder begeistert, wie gut sie eigentlich mit ihrer gesamten Situation zurechtkommt. Klar, sie ist nie alleine unterwegs und Carsten übernimmt dabei den größten Anteil im Hinblick auf Transport & Co., aber ich habe sie bislang auch nie mosern gehört, dass sie dieses oder jenes nicht kann. Vor allem, wenn sie aufgrund ihrer geringen Bewegungsfreiheit nicht so viel sieht oder sich eben nicht wie wir irgendwohin strecken kann.

Schon der erste „Raum“ ging richtig gut los … wer es aus dem Fernsehen kennt („Leopard, Seebär & Co.“ im NDR), weiß wovon ich rede: Auge in Auge mit den Kattas – ohne Gitter und Absperrung. Doch leider hat sich keines der Tiere zu mir oder gar zu Stephanie auf den Rolli getraut – das wäre echt DAS Highlight gewesen!

Kurz zur Erklärung: es heißt zwar „Tropen-Aquarium“, aber unter dem Dach sind auch noch Terrarien, Großreptilien und ein paar Säugetiere mit untergebracht. So z.B. die Klippschliefer, die Stephanie ebenfalls sehr interessant fand:

Aber dann offenbarte sich schon die erste große Einschränkung für sie, denn wo sich Sveta bei der störenden Spiegelung nur an die Glasscheibe lehnen musste, ist für das Kind leider kein Rankommen möglich    🙁

Doch hat sie genörgelt? Nö, is‘ halt so!    *vormutterstolzplatz*

Auch die Sicht auf die Krokodile war nicht immer perfekt, denn eines lag zwar recht gut im Blick, aber für das zweite musste man sich über die Brüstung lehnen. Somit also leider unerreichbar für Stephanie.

Doch wir hatten auch viel Glück und sie konnte die ein oder andere Tierart erspähen, obwohl sie sich zu verstecken versuchte:

Doch bei sowas war sie dann einfach chancenlos:

Keine Angst, auch ich habe viel mit dem Kind gesprochen und mich ausgetauscht, selbst wenn die Fotos das gerade nicht so hergeben. Carsten übernahm eben hauptsächlich das Schieben von Stephanie und ich das Übersetzen für Sveta.

Doch dann ging es endlich „hinab“ in die Unterwasserwelten …

… und vor allem bei den großen Fenstern haben wir vier uns hingesetzt und lange sowie ausgiebig den Fischen bei ihrem munteren Treiben zugeschaut:

Die ganzen Landschaften sind einfach mit so viel Liebe zum Detail gemacht und laden definitiv ein paar Minuten zum Verweilen ein:

Und wieder musste ich tief seufzen, denn ich vermisse das Schnorcheln im Urlaub soooooo sehr! Dabei ist es mir egal, ob in einem Ozeanriff (oben) oder in einem Fluß (unten) – Hauptsache alle Viere von sich strecken, vom Wasser getrieben werden und den Blick umherschweifen lassen.

Dieses Nemo-Becken wird Stephanie noch SEHR lange in Erinnerung bleiben und das sogar in zweierlei Hinsicht:

Zum einen wegen der vielen aufgekratzten Kinder, die stets und ständig lauthals schrien „TAUSENDE NEMOS!“ und alle anderen zum Herkommen gerufen haben. Zum anderen aber auch wegen eines witzigen Fisches, der stur seine Runden drehte und alle 30 Sekunden mit einer Megageschwindigkeit und -ausdauer an einem vorbei geschwommen ist:

Wir – und vor allem das Kind – haben darüber Tränen gelacht!!!

Sehr viel bedächtiger und gemächlicher ging es da am Aquarium mit den hochgiftigen Rotfeuerfischen zu:

Dann folgte der ganze Stolz des Aquariums: das Hai-Atoll mit einer 14 Meter langen, 6 Meter hohen und 22 Zentimeter dicken Acrylglasscheibe, die mit ihren 26 Tonnen in fünf Einzelteilen aus Japan hierher transportiert worden ist. An die 1,8 Millionen Liter fasst dieses „Becken“ und gilt damit als eines der größten Deutschlands. Davor hat man eine stadionartige Tribüne aufgebaut, um ungestört die Blicke in die Meereswelt schweifen lassen zu können:

Wir waren jedenfalls äußerst begeistert …

Leider war es aber auch schon fast der Abschluss des Rundgangs. Beim Rausgehen führte dieser noch einmal kurz durch den Raum mit den Krokodilen, wo sich zudem auch ein paar Vögelchen aufhielten.

Stephanie und Vögel geht immer – im Pflegezentrum liebt sie vor allem die „Spatzis“, die sie von ihrem neuen Zimmer nun nicht nur sehen, sondern zudem lautstark hören kann … manchmal leider auch noch während des Einschlafens, was dann eben nicht so gut klappt    😉

Doch zurück zu den Vögeln im Zoo. Hier war ihre Sitzposition wieder sehr ungünstig und sie konnte die flinken Vögelchen nur kurz beim Fliegen sehen, aber nicht, wenn sie sich auf Seilen oder Ästen niedergelassen hatten. Schade für sie, aber dafür mache ich ja auch immer so viele Fotos …

Wir hatten noch Zeit (es war erst nach Mittag) und entschieden uns für einen Abstecher zu den Landungsbrücken, die Carsten und Stephanie zwar schon vor zwei Wochen besucht hatten, aber dennoch gönnten die beiden Sveta und mir ebenfalls das Vergnügen.

Zumal Stephanie derzeit eigentlich alles recht ist – Hauptsache raus!    😉

Allerdings war im Gegensatz zu ihrem damaligen Besuch sehr viel mehr Trubel an den Anlegestellen …

… doch eines kann man den Leuten hier nicht vorwerfen: sie waren weder rücksichtslos, noch unfreundlich. Mit Carsten und dem Rolli als „Eisbrecher“ wurde uns immer recht schnell Platz gemacht, keiner rempelte Stephanie an und sowohl hier als auch in den Öffis wurden wir immer wieder mal gefragt, ob man denn helfen könne. Dafür liebe ich diesen nordischen Menschenschlag hier: zwanglos, zuvorkommend und stets für einen kurzen Schwatz gut. Sorry, aber in Sachsen bzw. Dresden haben wir sowas von Einheimischen und Touristen etwas seltener erlebt.

Der Hunger trieb uns dann in die Fänge einer Fischbude, wo Stephanie ihre Portion Pommes mit Kibbelingen bekam und der Rest von uns Fischbrötchen sowie das ein oder andere Bierchen:

Wir hatten danach immer noch etwas Zeit, also durfte auch ich einmal den Alten Elbtunnel kennenlernen.

Am Aussichts- und Verweilpunkt auf der anderen Elbseite genossen wir (ja, auch wenn Stephanies Gesichtsausdruck es auf diesen Fotos nicht so ganz eindeutig wiedergibt) den Ausblick …

… und unsere, auf der Hinfahrt im Hauptbahnhof gekauften Donuts:

Der Einhorndonut (unten links) musste ein wenig beim Transport leiden, aber der Shaun-Donut (stilecht mit Schafskopf) ist doch einfach nur goldig, oder? Am leckersten war aber eindeutig der Toffifee-Donut (Reihe oben), von dem Carsten sogar gleich zwei mitgebracht hat!!!

Satt und erneut durch den Alten Elbtunnel gelaufen, sind wir mit dem ÖPNV wieder verletzungsfrei und problemlos nach Hause gefahren.

Da es wahrscheinlich keinem so richtig aufgefallen ist, haben sich Stephanie und ich in der Residencia OLCA noch einmal gemeinsam damit abfotografieren lassen:

Dieses handgearbeitete Glasherz in den ukrainischen Landesfarben habe ich von einer Freundin erstanden, die mit ihrer Idee bzw. Aktion sogar schon an die 2.000 Euro Spendengelder sammeln konnte.

Apropos Kunsthandwerk: am Sonntagmittag sind Sveta und ich zu einem österlichen Kunsthandwerk-Markt im Schloss Reinbek gegangen …

… während das Kind und Carsten schon mal alles Notwendige für das abendliche Zurückbringen ins Pflegezentrum zusammengesucht und vorbereitet haben.

Das Kleinste waren dabei Nägel, das Größte definitiv Stephanies neuer 48″-Fernseher, den wir ihr dann innerhalb von drei Stunden aufgebaut …

… und mit einer Kette gegen Kippen abgesichert haben sowie die grundlegenden Sender einprogrammieren konnten:

Man hat uns gegen 21 Uhr sehr sehr freundlich „rausgeworfen“ (normalerweise endet die Besuchszeit gegen 18 Uhr und vor 20 Uhr liegt Stephanie in der Regel schon gewaschen und umgezogen im Bett!), sodass wir die Restarbeiten erst beim nächsten Besuch erledigen konnten.

Deshalb aber von unserer Seite noch einmal vielen lieben Dank an das an dem Abend diensthabende Personal für die Geduld mit uns und die Erlaubnis so weit überziehen zu dürfen. Es wird auch nicht mehr so schnell wieder vorkommen, versprochen!

Das soll es schon mit meiner Zusammenfassung dieser Woche gewesen sein. Auch an euch, liebe Leser, eine kleine Entschuldigung, dass es nun so viele Fotos geworden sind und dass ich derzeit immer weniger über ihre gesundheitlichen Erfolge berichten kann. Die sichtbaren Fortschritte und Übungen gehen fließend mit in den Versuch über, unserer Stephanie bei ihren/unseren Besuchen immer einen äußerst angenehmen Tag zu bereiten. Vor allem an den Wochenenden wollen wir das natürlich weniger mit Übungen in der Wohnung, sondern lieber mit Tagesausflügen schaffen. Deshalb dürfte der Samstag bei schönem Wetter zukünftig auch immer ein außerhäuslicher Abenteuertag werden, zumal wir mittlerweile immer besser im Umgang mit dem Rollstuhl das draußen werden und keine Angst bzw. Unsicherheit mehr haben, auch mal unbekanntes Terrain zu betreten.

Wir wissen ja nicht, wie es noch vor 20 Jahren war, aber in Bezug auf die Öffis konnten wir bislang keine unüberwindliche Hindernisse feststellen. Man muss nur etwas mehr Zeit einplanen, da man nicht immer den kürzesten Weg nehmen kann und vor allem auf Fahrstühle, Rampen und abgesenkte Bordsteine angewiesen ist. Aber wie gesagt: wie war es noch vor 20 oder 30 Jahren? Sicherlich sehr viel schlimmer …



2022 22.
Mrz

Jetzt ist es wirklich passiert: wir haben Stephanie am Sonntagabend nach Lüneburg ins Pflegezentrum gebracht … und es fühlte sich anfangs sooo falsch an. Wir kamen uns auf der Heimfahrt ein wenig wie Verräter vor – blöd, nicht? Doch solche Gedanken hatten wir damals auch schon, als die Entscheidung getroffen wurde, sie nicht mehr jeden Tag zu besuchen. Da hatten wir am ersten Abend in der Wohnung genau das gleiche Gefühl …

Die letzten sechs Wochen kommen uns wie Monate vor, aber nicht wegen der zusätzlichen Arbeit und der schon etwas fremdgesteuerten Freizeitbeschäftigung, sondern mehr aufgrund der vielen Dinge, die wir gemeinsam erleben durften. Wir haben mal in unseren Gedanken gesammelt und die Liste der Erinnerungen ist echt lang geworden: zweimal Notaufnahme, mehrere Besucher, zahlreiche Ausflüge, Stephanies Geburtstag im Februar, unser Hochzeitstag eine Woche später, das Erlernen neuer Dinge, die spontane Fahrt nach Berlin für Sveta und vor allem unsere vielen gemeinsamen Stunden mit unheimlich intensiven Gesprächen. Das sollen nur sechs Wochen gewesen sein? Im Kopf nie und nimmer!

Und dann folgte das, was wir immer wieder herausgezögert haben: Packen.

Spätestens hier kam die erste Traurigkeit auf, aber zum Glück flossen selbst beim Abschied keine Tränen – ich war jedenfalls kurz davor und hätte vom Kind auch so etwas erwartet. Aber wir hielten uns alle ganz tapfer und freuten uns lieber innerlich auf das nächste Wiedersehen in der Woche und vor allem das kommende Wochenende wieder hier in Wentorf.

Zudem war da ja auch noch der Einzug ins neue Zimmer, welches anfangs noch total nackt war …

… aber durch ihr Regal und vor allem ihre Fotos wurde es nach ca. drei Stunden Umzugsarbeiten durchaus wieder etwas heimeliger:

Ich bin echt gespannt, wenn sie uns morgen von ihren ersten Tagen, Eindrücken und Erlebnissen aus dem Pflegezentrum berichten wird. Denn im Gegensatz zu den letzten sechs Wochen haben wir diesmal von ihrem Tagesablauf ja nicht viel mitbekommen. Im gemeinsamen Alltag unter der Woche und bei den Höhepunkten des Wochenendes waren wir schließlich immer hautnah mit dabei … genau da werde ich jetzt mal wieder ansetzten und einen kleinen Einblick geben.

Während unseres Home-Office-Alltags hat sie sich wie bisher auch ganz brav mit Lesen …

… Social Media, Apps, Wordle und Puzzeln …

… die Zeit vertrieben. Bei Letzterem verliebte sich sich vor allem in das Geschenk einer langjährigen Bekannten von mir, die unserem Kind ein Set aus drei 12-teiligen Holzpuzzle zuschickte. Bis auf wenige Ausnahmen und vor allem innerhalb ihrer Aufmerksamkeitsspanne bzw. Konzentrationszeit von ca. einer Stunde schafft sie diese fast ohne fremde Hilfe zusammenzulegen.

Und zu erwähnen ist natürlich auch das Hören von Musik – dank des tollen Wetters war dies zunehmend auf dem Balkon möglich:

Während dieser Stunden ist sie immer ganz ganz weit weg mit ihren Gedanken – Musik war und ist auch weiterhin ihr Leben!

Am Mittwochmorgen konnten wir uns ausnahmsweise mal an diesem Anblick erfreuen:

Denn wir mussten früher aufstehen als sonst, da Sveta kurzfristig einen morgendlichen Onkologentermin in Hamburg bekommen hat. Carsten ist vor allem wegen der Fahrerei mitgekommen und somit konnte Stephanie nicht alleine zuhause bleiben. Während ich also mit Sveta bei der Ärztin war und dolmetschte, warteten die beiden im nahe gelegenen McDonalds und futterten sich durch das Frühstücksangebot:

Für Stephanie ein wahres Erlebnis, vor allem, da sie dort endlich den direkten Vergleich zwischen dem Original und unserer Sandwichmaker-Version der letzten Woche bekam – beides ist verdammt lecker!!!

Doch das größte Abenteuer war auf jeden Fall unser Ausflug nach Büsum am Samstag – leider ohne unseren ukrainischen Gast, der die Nacht davor nicht so gut geschlafen hatte. Nach ca. zwei Stunden Autofahrt mit unserem Anhänger sowie einer unverhofft kurzen Parkplatzsuche sogen wir das maritime Drumherum so gut es ging in uns auf:

Im Fischereihafen gönnten Carsten und ich uns erst mal ein Fischbrötchen, Stephanie entschied sich für Kibbeling mit Remouladensauce – für die Unwissenden: frittierte Fischstücke im Backteig. Danach erklommen wir den Deich und erhaschten einen ersten Blick auf die Nordsee:

Leider war vom Watt nicht viel zu sehen, da wir unseren ca. 6 km langen Deichrundgang während der Flut absolvierten, doch auch ohne diese Besonderheit strahlt diese Ecke hier so viel Schönheit aus. Wir genossen jeden Meter …

… freuten uns über das sehr angenehme Wetter (nicht zu kalt und nicht zu windig) …

… und hatten zu jeder Zeit unseren Spaß:

Wirklich immer? Naja, fast immer …    😉

Für wen war diese Tour wohl am entspanntesten? Rrrrrrrrichtig …

Nur auf ein leckeres Steak mussten wir bzw. vor allem Carsten verzichten, da das angesteuerte Restaurant leider wegen Corona geschlossen hatte. Kurz vor dem dem Parkplatz wurden wir aber doch noch fündig und mussten die zweistündige Heimfahrt nicht mit knurrendem Magen bewältigen:

Natürlich gibt es auch in Büsum genügend andere Restaurants, aber viele hatten (noch oder wieder) geschlossen, einige haben die Coronazeit nicht überlebt (z.B. das „Luzifer“) oder sie sind eben nicht so ohne weiteres mit einem Rollstuhl zu befahren (z.B. „Gosch“). Doch egal, die Currywürste mit Pommes haben uns nach dem Spaziergang auch sehr gemundet und glücklich gemacht. Oder können diese Gesichter etwa lügen?    😉

Was Sveta während dieser Zeit genau gemacht hat, wissen wir nicht, aber sicherlich verbrachte sie auch ein paar Momente an bzw. in ihrem derzeitigen Lieblingsplatz bei uns:

Und damit bin ich auch schon mit der Beschreibung der 76. Woche durch … über die erreichten Dinge von Stephanie werde ich sicherlich in den nächsten Beiträgen etwas mehr eingehen, denn wie ich schon beim letzten Mal beschrieben habe, ist während des täglichen Umgangs mit ihr nichts Weltbewegendes festzustellen, da alles irgendwie so alltäglich scheint.

Doch jetzt nach zwei Tagen ohne das Kind fallen mir spontan schon ein paar Dinge ein: sie putzt sich selbstständig die Zähne, selbst mit nur einem Finger auf der Tastatur schreibt sie recht flott längere Texte und ich finde, dass sie ihren Körper noch viel besser in den Griff bekommen hat. Gut, die Spastik wirkt sich oft noch sehr hinderlich aus, aber Stephanie gibt nicht auf und versucht eben auch diese Körperteile immer im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu nutzen. Vor allem die linke Hand kommt dabei vermehrt zum Einsatz und beim Essen guckt sie bei uns zunehmend die aufrechte bis hin zur nach vorn gebeugten Sitzhaltung ab, um möglichst wenig auf ihren Kleidungsschutz zu kleckern. Vor allem hinterfragt sie immer mehr und mehr Dinge und möchte dann von uns auch das Wie und Warum wissen. Sie will definitiv zurück zur Normalität und zu ihrer Unabhängigkeit und kämpft mit allen Möglichkeiten – Bravo, weiter so meine Kleene!!!



2022 17.
Mrz

Ich kann es einfach nicht fassen, wie schnell doch schon wieder eine Woche vorbei ist … erneut hinke ich gnadenlos mit dem Blogeintrag für die letzte Woche hinterher    🙁    tja, mit Stephanie und Sveta wird es eben nicht langweilig. Ja, Stephanie ist nun schon die 6. Woche am Stück bei uns. Doch Sonntag könnte es wohl endlich klappen und sie kann dann endlich in ihr eigenes Zimmer einziehen – wir sind ja alle sowas von gespannt!!!

Doch was hat sie in der fünften Woche so erlebt und sich wobei evtl. weiterentwickelt? Ersteres könnte man chronologisch aufzählen (das möchte ich diesmal aber nicht tun) und zweiteres ist echt schwer einzuschätzen, wenn man tagtäglich mit Stephanie zu tun hat. Es ist ein wenig so wie die Großelternphrase „Mensch Kind, Du bist aber groß geworden!“ … für uns ist vieles so normal geworden, dass wir einfach nicht mehr den direkten Vergleich zum Wie-war-es-mal-vorher haben. Sie isst mit uns am Tisch und kleckert immer weniger, sie puzzelt weiterhin unheimlich gerne und wagt sich auch immer wieder mal an neue Motive ran (i.d.R. 15-20 Teile), sie lässt uns im Home-Office relativ ohne Unterbrechung durcharbeiten, sie versucht immer mehr Handgriffe von uns zu kopieren und sie lässt sich auch immer mehr zeigen, um es dann relativ erfolgreich nachzumachen.

Unsere Vergleiche werden sicherlich erst wieder differenzierter, wenn wir sie nur am Wochenende bei uns haben und sie die Wochentage im Pflegezentrum verbringt. Ehrlich, wir lassen sie definitiv mit einem lachenden (endlich wieder etwas mehr Herr über die eigene Freizeit) und einem bitterlich weinenden Auge (sie wird uns im Alltag so sehr fehlen) gehen.

Wie schon angedeutet, will ich heute aber weniger über die „Standards“, wie z.B. Schreiben, Puzzeln, Sprechen, Trainings etc., berichten, sondern mehr über unsere Ausflüge und Erlebnisse.

Womit verbrachte sie in der Woche so die freie Zeit zuhause?

Zum einen mit dem Genießen des Wetters auf dem Balkon und dem Hören ihrer Musik:

Sie hat nun eine Leidenschaft für das deutsche Wordle entdeckt und stellt sich dabei echt nicht sonderlich dumm an:

Beim Beschäftigen mit ihren Holzklötzen wollte sie nicht nur von mir fotografiert werden, sondern auch gerne mal hinter der Kamera sein – voila:

Und wenn unser ukrainischer Gast Sveta und Stephanie Lust hatten und das Wetter stimmte, sind sie in der Siedlung spazieren gegangen bzw. gefahren:

Ich habe auch diese Woche weiter mit ihr in Fotoalben geguckt, um die alten Zeiten aufzufrischen und die Namen der Leute wieder in ihr Gedächtnis zu rufen:

Einen Abend haben wir vier gemeinsam unseren neuen Breakfast-Sandwichmaker ausprobiert, der am Ende sogar richtig gute und leckere Egg-McMuffins ausgeworfen hat:

Wir hätten echt nicht gedacht, dass das Werbeversprechen am Ende so gut klappt und vor allem der Eierteil so einfach gelingen könnte. Allerdings haben sich Carsten und Stephanie zuvor so einige YouTube-Videos angeguckt, um schon im Vorfeld etwas mehr über die Handhabung der zwei Abteile und des Trenners zu lernen. Mein Urteil: es hat sich echt gelohnt!

Ausnahmsweise ziehe ich jetzt mal kurz den Sonntag vor, denn der Samstag ist diese Woche mit Abstand Stephanies Höhepunkt geworden und soll somit auch ausreichend gewürdigt werden. Meiner Meinung nach ist am Sonntagnachmittag auf jeden Fall das niedlichste Foto von ihr entstanden:

Wir sind allesamt zu einem Treffen für ukrainische Flüchtlingen nach Reinbek gefahren und während Sveta und ich uns in dem Pfarrheim mit den Anwesenden auf Russisch und Ukrainisch unterhielten, durfte Stephanie den dortigen Hund nach Lust und Laune herzen:

Damit waren sie und Carsten auch sehr gut für die insgesamt 1,5 Stunden beschäftigt – verstanden haben sie sicherlich (fast) kein Wort    😉

Doch nun zum Samstag! Es sind an dem Tag zwei Selfies entstanden, da wir getrennte Wege gegangen sind. Während Sveta und ich „nur“ einen Spaziergang durch einen Wentorfer Wald gemacht haben …

… haben Carsten und Stephanie auf die Öffis zugegriffen und sind etwas weiter weg gefahren:

Der Kenner weiß Bescheid: sie waren in der Hamburger Innenstadt bzw. an den Landungsbrücken. Für Stephanie ein Mega-Event, denn die Menge an Eindrücken musste sie am Ende noch lange verdauen.

Hier wurden über 5 Stunden lang Vergnügen (Wetter ausnutzen, Hamburg angucken, lecker essen) und Testen miteinander kombiniert: Wie verhält es sich mit dem Rolli im ÖPNV? Gibt es überall Fahrstühle statt Treppen? Wo sind abgesenkte Bordsteine statt mit großen Schritten runterzuhüpfen? Und kommt man überhaupt überall durch? Fragen über Fragen, denen sich die beiden am Ende erfolgreich gestellt und sehr sehr viel dazugelernt haben. Für Stephanie war der Ausflug natürlich eine Mordsgaudi und wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte der Trip sogar auch noch sehr viel länger ausfallen können    🙂

Gegen 14 Uhr sind die beiden mit dem Bus (Niederflur) und der S-Bahn (Rollstuhlabteile) zum Hamburger Hauptbahnhof gefahren:

An einem Laden kamen sie dort natürlich nicht so ohne Weiteres vorbei:

Von dort tingelten sie dann über die Fußgängerzone, ein kurzes Stück an der Binnenalster entlang, über den Jungfernstieg, am Rathaus vorbei und an Fleeten und über Straßen bis zur Speicherstadt. Von da ist es dann auch gar nicht weit bis zu den Landungsbrücken:

Für Stephanie war bis hier schon alles Neuland, aber auch Carsten durfte sein Ersterlebnis haben, denn wir beide waren noch nie im Alten Elbtunnel, da immer irgendetwas dazwischen kam. Mit Stephanie hat er es nun geschafft und sie sind unterirdisch rüber auf die andere Elbseite gegangen:

Das hole ich aber auch irgendwann mal nach    😉

Vor allem die Sicht von dort auf die Hamburger Skyline mit Elbphilharmonie, Speicherstadt, Michel und den Landungsbrücken muss besonders toll sein:

Nach diesem Ausblick sind sie auch schon wieder Richtung Wentorf aufgebrochen – durch den Alten Elbtunnel zurück, mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof (die Station „Landungsbrücken“ ist bzgl. Treppen und Fahrstuhl wohl ein kleiner Alptraum), mit der S-Bahn nach Reinbek (zum Glück mussten sie im Hbf den Bahnsteig nicht wechseln, denn beide Fahrstühle waren defekt) und das letzte Stück wieder mit dem Bus (hier lernte Carsten zum ersten Mal die Benutzung der eingebauten Rampe kennen und wie freundlich Mitreisende sein können).

Diesen Tag wird Stephanie nicht so schnell vergessen und wir haben ihr schon versprochen, dass es auch nicht ihr letzter (ÖPNV-)Trip nach Hamburg gewesen ist. Wenn der Frühling und Sommer endlich mal Einzug gehalten haben, stehen noch sehr viel mehr Ausflüge auf unserer Wunschliste: Zoo Hagenbeck, Aquarium Hagenbeck, Hafen-City, Stadtpark u.v.m.

Davon dann zu gegebener Zeit an dieser Stelle mehr …