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Manchmal hat man eben Lust darauf, etwas zu schreiben   ;0)

 
Web|log,  der;  -s,  <engl.>,  meist abgekürzt mit "Blog"
   
Digitales Tagebuch im Internet. Ein Weblog ist eine Webseite, die periodisch neue Einträge enthält. Es ist ein Medium zur Darstellung des eigenen Lebens und von Meinungen zu oftmals spezifischen Themengruppen. Weiter vertieft kann es auch sowohl dem Austausch von Informationen, Gedanken und Erfahrung als auch der Kommunikation dienen und ist insofern mit dem Internetforum sehr verwandt. Die Tätigkeit des Schreibens in einem Blog wird als "bloggen" bezeichnet.

Quelle: http://www.wikipedia.de    


 
2022 20.
Jun

Bevor ich zur eigentlichen Zusammenfassung des Wochenendes komme, hier schon mal vorab die Ankündigung, dass man bei diesem Blogeintrag unbedingt den allerletzten Absatz lesen sollte!!!    zwinker

FĂĽr alle, die jetzt nicht bis dahin runterscrollen, hier die Beschreibung unserer Erlebnisse der letzten Tage … viel trainieren konnten wir diesmal eigentlich nicht und somit gibt es leider aber auch nichts ĂĽber groĂźe Fortschritte oder Erfolge zu berichten. Doch auch wenn unsere diversen TagesausflĂĽge viel Zeit kosten und dem Lernen damit nicht mehr viel Platz lassen, erhoffen wir uns fĂĽr Stephanie, dass sie dadurch immer möglichst viele neue EindrĂĽcke bekommt, Alltagssituationen noch besser kennenlernt, entstehende Erinnerungen dazukommen und ältere aufgefrischt werden oder eben, dass ein einfaches Learning-by-Doing stattfindet. Es muss ja nicht immer alles in ein strammes Trainingskorsett gezwungen werden    standard

Von unserem Besuch am Dienstag gibt es nicht viel zu erzählen, denn wir saßen bei schönstem Sommerwetter draußen und haben gequatscht, gespielt und gegessen. So voller Grün fühlt man sich im Hof des Pflegezentrums fast schon wie bei einem Picknick:

Es ist doch richtig idyllisch dort, oder? Allerdings kann laut Stephanie die Vogelwelt schon ganz schön laut sein und mit der Zeit nerven – vor allem die Spatzen, die eigentlich rund um die Uhr zum Zwitschern aufgelegt sind!

Am Freitag holten wir sie dann wieder wie gewohnt in LĂĽneburg ab, aber diesmal nicht aus dem Gut WienebĂĽttel, sondern aus der Notaufnahme des LĂĽneburger Krankenhauses … ihre SPDK war mal wieder verstopft und musste vom Urologen gewechselt werden. Da im Anschluss daran länge Zeit der Transport nicht kam, um sie zurĂĽck ins Pflegezentrum bzw, zu uns zu bringen, haben wir gegen 18:30 kurzerhand den Fahrdienst ĂĽbernommen (nur 10 min Fahrt) und sind dann direkt vom Krankenhaus ins wohlverdiente Heimatwochenende gefahren – mit dem obligatorischen Zwischenstopp fĂĽr den Wochen(end)einkauf. Es wurde durch das lange Warten zwar alles sehr viel später, aber dafĂĽr konnte dieser Sonnenuntergang auf dem RĂĽckweg recht gut entschädigen:

Den Samstag haben wir dann hier verbracht …

… auf der Kieler Woche. Das Kind hatte am Freitag die Wahl bekommen, ob sie bei dem angekĂĽndigten Sonnenschein mit vielen vielen Menschen an der OstseekĂĽste sein will, oder lieber etwas einsamer durch einen schattigen Wald spazieren möchte. Erstaunlich, aber sie entschloss sich statt der möglichen Ruhe und Gelassenheit sogar fĂĽr die Menschenansammlung:

Uns sollte es recht sein, denn wir waren für beides offen. Kiel liegt zum Glück auch nur etwas mehr als eine Autostunde von uns entfernt. Und da wir früh am Morgen starteten, bekam sie kurzerhand noch einen anderen, vor kurzem geäußerten Wunsch erfüllt: ein Frühstück bei McDonalds:

Sie entschied sich natĂĽrlich fĂĽr den größten und dicksten Egg-McMuffin und Carsten musste ihr eine helfende Hand beim VerdrĂĽcken reichen. Egal, Kind war glĂĽcklich – erste Mission erfĂĽllt!    zwinker

Und es sollten im Laufe des Tages noch mehr (ungesunde) Leckereien dazukommen, wie z.B. diese Hotdogs …

… Churros …

… Fischbrötchen …

… und Donuts:

Jep, an diesem Laden KONNTEN wir einfach nicht vorbeigehen, ohne darin gesĂĽndigt zu haben. „Sorry Dunkin Donuts, aber gegen den Royal Donut kannst du wahrlich einpacken!“ – so ungefähr waren auch Stephanies Worte bei diesem Anblick:

Nehmen wir nur mal den Donut oben links: Erdbeeren und Kinder Bueno als Topping UND eine Erdbeermarmelade sowie Nutella als FĂĽllung!

Oder den unten links: das da oben drauf ist ein kompletter Kinder Maxi King!!! Und drumherum ist ganz ganz viel KaramellsoĂźe – alles soooooooooooooooooooooooo lecker!!!!!!!!!!

Aber auch wenn es so scheint, wir haben nicht nur gegessen oder dem Essen zugesehen …

[Spanferkel kannte Stephanie noch nicht bzw. nicht mehr]

… nein, wir haben auch getrunken    zwinker

Genug gescherzt, wir haben uns natĂĽrlich vor allem von der See, dem Maritimen und den vielen Schiffen in den Bann ziehen lassen:

[die Windjammerparade ist leider erst kommenden Samstag, doch dann dĂĽrfte es hier proppevoll sein]

Sehr beeindruckt war das Kind von den riesigen Kreuzfahrtschiffen, die sie zuerst sogar gar nicht als etwas auf dem Wasser wahrgenommen hat, sondern eher an ein Gebäude dachte … ging uns doch sicherlich beim ersten Mal auch so, oder?

Bei solchen Ausblicken meinte sie nur, dass sie das Wasser (z.B. aus ihrer Zeit in Bremerhaven) so richtig dolle vermisst …

… und vor allem auch mal wieder sooo gerne schwimmen gehen wĂĽrde:

Tja, leider war dies nicht das Einzige, was derzeit unerreichbar ist und ihr an diesem Tag verwehrt wurde, denn natĂĽrlich liebäugelte sie auch mit so etwas – wie schon damals als kleines, unerschrockenes Mädchen:

Bei diesem Herren zog sie ebenfalls den KĂĽrzeren:

Unser Argument, dass wir im Gegensatz zu ihm doch auf vier Rädern unterwegs wären, zog leider nicht. Er holte dann sein Megafon raus, heulte damit rum und als wir nachgaben und auswichen bedankte er sich bei uns mit einer Konfettidusche aus seiner GieĂźkanne. Er ist halt doch der professionellere Charmeur von uns gewesen …    zwinker

Die Attraktionen der Kieler Woche sind ja bekanntlich ĂĽberall im inneren Stadtgebiet verteilt und wir tingelten Dank der guten Kartenlesekenntnisse von Carsten und Stephanie (man war sich jedenfalls nicht immer einig!) durch die StraĂźen und Hafenanlagen:

Uns ist sicherlich dennoch vieles entgangen, z.B. den Muddi-Markt haben wir definitiv verpasst, aber wenigstens entdeckten wir dieses Wasserbecken …

… mit einem Seehund …

… und kamen an diesem schön aufgebauten Dorf mit Holzhäusern sowie dem obligatorischen Backfisch-Leuchtturm (oben wird gebrutzelt und auf einer Rutsche gelangen die fertigen Backfische nach unten in den Verkaufsraum) vorbei:

Selbst unser Autogespann haben wir abends auf Anhieb wiedergefunden:

Es war echt ein sehr schöner Tag geworden und wir fanden trotz ĂĽbergroĂźem Rolli immer ausreichend Platz zum Ausruhen und Durchfahren. Trotz einer groĂźen Menschenmenge kam es zu nicht einer einzigen Rempelei oder unschönen BerĂĽhrung – die Menschen hier im Norden sind eben alle unheimlich gechillt und zuvorkommend! Es muss einfach an der täglichen Portion Meer und diesem wunderschönen Blau liegen:

Uns gefällt es hier oben im Hohen Norden jedenfalls echt sehr gut und wir werden sicherlich auch noch sehr viel mehr mit und ohne Kind von der Umgebung und KĂĽste erkunden – da bin ich mir ganz ganz sicher …

Am Sonntag dehnten wir nach dem Ausschlafen das Sitzen am FrĂĽhstĂĽckstisch mit Essen, Spielen …

[zugegeben, das haben größtenteils Carsten und ich gestapelt]

… und Quizzen auf fast drei Stunden am StĂĽck aus, ohne dass Stephanie unruhig geworden ist. Doch leider konnten wir diesmal keine finale Grenze austesten, denn mit Baden, Beautyprogramm, Mittagessen und RĂĽckfahrt gegen 18:00 hatten wir noch einen straffen Zeitplan vor uns – schade …

Und dann waren auch schon wieder zweieinhalb Tage vorbei … es geht ja immer so verdammt schnell vorbei.

Diese Scans von ihren Tätigkeiten aus dem Pflegezentrum möchte ich euch aber noch eben zeigen. Neben ihrem vielen gelösten Sudokus (insgesamt 12 StĂĽck, wovon wohl nur eines falsch war und zwei noch unvollständig, da sie wahrscheinlich gestört wurde) …

… präsentierte sie uns diesmal auch mehrere Zettel mit ihren Schönschreibversuchen …

… und sogar Englischaufgaben, die sie derzeit von den Logo-Therapeuten bekommt, welche zudem auch Englisch mit ihr sprechen:

So etwas beruhigt uns immer ungemein, denn es zeigt doch eindrĂĽcklich, dass trotz ihrer gewaltigen Hirnschädigungen noch ganz viel Wissen und Intelligenz ĂĽbrig geblieben ist und der Weg zurĂĽck ins Leben nicht nur von Hoffnung oder Zuversicht geprägt wird – Stephanie findet auf jeden Fall noch ihren Weg zurĂĽck in die Selbstständigkeit, davon bin ich nach solchen Dingen immer wieder aufs Neue ĂĽberzeugt.

Nun zum letzten Absatz, den ich ja schon gleich zu Beginn dieses Eintrags angekĂĽndigt hatte:
Carsten, Stephanie und Olga werden sich am 9. Juli (ist ein Samstag) von ca. 12:00 bis sicherlich abends um 22:00 in Dresden auf der Wiese neben dem Johannstädter Fährgarten positionieren und euch allen wenn möglich die Chance geben, mal wieder mit uns Vis-a-Vis ins Gespräch zu kommen, uns in den Arm zu nehmen und uns nach so vielen Monaten und mittlerweile schon Jahren zu treffen. Damit meine ich nicht nur Freunde und Bekannte von Carsten und mir, sondern natĂĽrlich auch von Stephanie – in und um Dresden dĂĽrften sicherlich noch genĂĽgend aus ihrer Schulzeit, ihrem Volleyballverein oder der Nachbarschaft geblieben sein, oder? Wir drei wĂĽrden uns auf jeden Fall ganz dolle auf ein Wiedersehen mit euch allen freuen – dies ist auch erst einmal nur eine AnkĂĽndigung fĂĽr eure eventuelle Wochenendplanung an besagtem Samstag, denn Einzelheiten werden wir noch in den nächsten Tagen hier im Blog und auch per Email nachreichen. Wir sind echt gespannt, wer sich zurĂĽckmeldet oder so alles einfinden wird. Jetzt muss fĂĽr das Event nur noch das Wetter stimmen …



2022 18.
Mai

Hmmm, jetzt sitze ich hier und weiĂź gar nicht, wie ich die Tage mit dem Kind in Worte verpacken soll … chronologisch, nach Fortschritten oder unseren Unternehmungen? Jedenfalls habe ich diesmal sehr viel weniger Fotos, aber nicht minder weniger Neuigkeiten.

Ich habe mich dann nach kurzer Ăśberlegung fĂĽr die Chronologie entschieden.

Deshalb beginnt natĂĽrlich alles am Dienstag mit unserem Besuch nach der Arbeit und da das Wetter einfach nur perfekt war, blieben wir selbstverständlich drauĂźen – vor allem, da jetzt auch alles so richtig schön grĂĽn und bewachsen ist:

Wir (oder besser nur Carsten) guckten uns die erledigten Sudokus an, bei denen Stephanie – mir völlig unverständlich    zwinker    – weiterhin mit sehr viel SpaĂź und Freude an die Lösung ran geht. Soll mir Recht sein, besser kann sie das Schreiben der Zahlen ja nicht ĂĽben.

Und ihre Fortschritte bei der 5 und der 8 (ihre bisherigen Sorgenkinder!) sind ja wohl deutlich zu erkennen …

Auch beim Thema „Uhr ablesen“ entwickelt sie mehr und mehr eine Routine und sie liebt ihre analoge Wanduhr im Zimmer – was will man mehr?!?

Den restlichen Besuch haben wir dann noch gemeinsam zu Abend gegessen und uns über Gott und die Welt ausgetauscht. Sie versprach uns dabei auch gleich mal, dass sie erzählen kann, was am morgigen Chanty-Vormittag alles passiert ist. Wie? Na, mit solchen Notizen:

Stephanie weiß sich mittlerweile recht gut zu helfen und was sie aufschreibt, muss sie sich schließlich am Ende nicht auch noch merken    zwinker

Am Freitag hatten wir eigentlich nur unsere übliche Routine: Abholen, Abendessen an der Wurstbude, Wochen(end)einkauf, Heimfahrt, Auspacken, noch schnell das Freitags-Wordle lösen und am Ende zu zweit oder zu dritt auf der Couch abhängen.

Der Samstag wurde dafür mal wieder außergewöhnlich, denn wir waren zunächst sehr viel unterwegs und sind letztendlich auch auf der Couch gelandet    zwinker    bis 1:30!!!

FrĂĽhstĂĽck gab es im American Diner (letzte Woche waren wir dort zum Abendessen) und Stephanie freute sich auf ihre ausgesuchte Breakfast-Platte mit Spiegelei, Bacon und Bohnen:

Doch eine Sache fiel hierbei wieder auf: mit Löffel oder Gabel alleine ist das nicht zu essen … also hat Carsten ihr alles in gabelgerechte Portionen vorgeschnitten, wie z.B. auch noch ihre zwei Pancakes:

Sie schaffte dadurch alles ganz alleine und sogar ohne zu kleckern – nur bei der Menge mussten wir ihr dann doch noch etwas helfen    standard

Und warum die erneute Einkehr in diesem Diner? Weil er auf dem Weg zu meinem heutigen Wunschziel liegt: Pflanzen Kölle, ein riesiges Gartencenter, welches wir erst hier in Hamburg kennen und lieben gelernt haben. Was dem Carsten sein Baumarkt, ist mir dieser Laden … ich kann dort stundenlang eintauchen und am Ende mit viel NĂĽtzlichem und manchem Nippes, Tinnef, Tand, Kram, Plunder, Klimbim oder wie man es sonst noch bezeichnen will verlassen.

Diesmal hatte ich aber fast (!) nur neue Pflanzen fĂĽr unser vorhandenes Hochbeet, unsere fĂĽnf Blumenkästen und fĂĽr unser neues, hier gekauftes Hochbeet im Einkaufswagen … fast    zwinker

Und Stephanie? Na, für sie war das erneut ein Ausflug in völlig neue Gefilde mit zig neuen Eindrücken. Sie hat hier und da an den Blüten geschnuppert, ist mit Carsten durch die Abteilungen gehirscht und am Ende musste sie und ihr Rolli auch noch als zusätzlicher Packesel herhalten, z.B. für das neu gekaufte, leichte (!) Hochbeet.

Doch insgeheim freuten wir uns alle den ganzen Tag schon sehr auf den Abend zu dritt auf der Couch, denn an diesem Samstag stand der Eurovision Song Contest an. Stephanies Favoriten waren die Norweger, die mit Wolfsmaske eine „FĂĽtterung mit Bananen“ einforderten:

Wie der ESC für den Sieger und die Deutschen ausgegangen ist, brauche ich an dieser Stelle sicherlich nicht mehr aufführen. Wir hatten jedenfalls über vier Stunden unseren Spaß, genug zu Trinken in Reichweite, Popcorn und Chips zum Essen in Griffweite und blieben dann tatsächlich auch bis zum bitteren Ende wach.

DafĂĽr lieĂźen wir den Sonntag dann gaaaaaaanz ruhig angehen, konnten unser Kind jedoch immer wieder mal mit der ein oder anderen Aufgabe erfolgreich aus der Reserve locken. Beim FrĂĽhstĂĽck lernte sie, die Lätta und Butter zu öffnen …

… und schnitt zuvor ohne jegliches Zutun von unserer Seite im Alleingang ihr Brötchen auf. Sie holte es sich aus dem Körbchen und bekam von Carsten das scharfe Messer in die Hand gedrĂĽckt. Danach verdrĂĽckte mein Mann sich in die KĂĽche und ich tat ebenfalls ganz dolle beschäftigt. Am Ende war das Brötchen (wie auch immer) in zwei Hälften geteilt und wir drei megastolz ĂĽber diese Leistung – eine weitere Baustelle ist damit checked und abgehakt.

Auch beim Kochen durfte sie mir natĂĽrlich wieder helfen und ich muss sagen, mit Messern hat sie keine Probleme oder gar Angst davor:

Wir sind uns einig, dass es mal wieder ein tolles und erfolgreiches Wochenende war – oder wie seht ihr das?



2022 02.
Mai

Ihr persönliches Highlight dieser Woche habe ich beim letzten Eintrag ja schon mal kurz angesprochen, deshalb greife ich das Thema natĂĽrlich auch gleich am Anfang auf: unsere Kleine schreibt wie eine Wilde!!! Und wird darin auch zusehends besser – vergleicht selbst:

Schon am Dienstag fanden wir diese, einfach mal so aus der Luft gegriffenen Wörter auf einem Blatt Papier niedergeschrieben. Sie hat sich die Buchstaben wohl woanders abgeguckt, gemerkt und nachgemalt. Bei manchen haben ihr sicherlich auch schon andere aus dem Pflegezentrum für das flüssige Schreiben geholfen, aber man merkt, dass es überwiegend ihre Initiative war und sie einfach mal aus der Kalten heraus losgelegt hat. Sie hatte eben Langeweile und experimentierte deshalb ein wenig herum.

Während der nächsten Tage dann schon die ersten Steigerungen bei ihrer Graphomotorik, vor allem aber auch das Finden eines sinnvollen Einsatzzweckes. Sie notiert sich jetzt nämlich damit auch diverse Dinge als Gedächtnisstütze:

Oben ist vor allem der Wunsch zu sehen, dass sie mal gerne (wieder) Flammkuchen und Halloumi-Käse essen würde. Die Tiere unten sind die Lieblingstiere unserer Familie: Stephanie = Giraffe, Andrea = Panda, Carsten = Wombat und bei mir = Bär.

Mittlerweile notiert sie sich auch schon, was es bei ihr zum Mittagessen gab, da wir bei unseren täglichen Abendtelefonaten eh immer wieder danach fragen – aus Neugierde und um ihr Gedächtnis immer wieder etwas mehr auf Trab zu halten. Wenn solch eine Niederschrift fĂĽr sie dafĂĽr eine gute Lösung ist, dann haben wir und sie doch alles richtig gemacht    zwinker

Und am Freitag sah die Schrift erneut noch sehr viel besser aus und die Texte werden ebenfalls immer länger:

Schreibtechnisch haben wir sie also genau da, wo wir alle hin wollten. Es gibt jetzt sogar nur noch ganz wenige Buchstaben (z.B. X & Y) und eigentlich nur drei Zahlen (5, 8, 9), mit denen sie arge Probleme hat. Doch dieser Problemfälle und ihre Graphomotorik an sich werden wir in der aktuellen Woche vermehrt ĂĽben können, denn ab Dienstagabend ist sie schon wieder fĂĽr ein paar Tage bei uns in der Residencia OLCA – jede erste Woche im Monat holen wir sie von DI bis SO zu uns.

Tschakka, wir schaffen das!

An diesem Freitag kam ein Paket aus Dresden an, welches dieses ganze Unterfangen sogar noch mehr unterstĂĽtzen kann:

Darin befand sich u.a. ein … hmmmm, frĂĽher nannte man das „Magic-Board“, jetzt muss ich erst einmal nachgucken … „Schreibtablet“. Magic dabei ist, dass man das Geschriebene durch einen einzelnen Knopfdruck wieder komplett löschen kann.

Diesen kompletten DankesgruĂź schrieb sie am Freitag schon in unter 1 Minute und 30 Sekunden!!! Ich habe es von Anfang bis Ende mitgefilmt, deshalb weiĂź ich es ganz genau. Es sah wirklich sehr souverän aus, was sie da machte und wie sie es niederschrieb – kein Zögern, kein Verschreiben:

Aus diesem Grund auch von Carsten und mir auch noch einmal ein RIESENGROSSES Dankeschön an Barbara & GĂĽnter, die mit diesem Geschenk einen absoluten Treffer – und vor allem genau zur richtigen Zeit – gelandet haben. Stephanie hat es nun immer griffbereit in der Nähe und nutzt es andauernd, z.B. beim WORDLE-Spiel …

… und am Samstag fĂĽr eine Botschaft an ihre Freunde aus Potsdam und Berlin:

Diese machten sich nämlich gerade auf den Weg zu uns nach Wentorf, um Stephanie mal wieder besuchen zu können. Wir haben uns aufgrund des recht guten Wetters fĂĽr ein Grillen auf dem Balkon entschieden …

… und Stephanie bastelte im Vorfeld fast ganz allein am GrĂĽnen Salat – mit (am Ende fĂĽr sie wirklich ungewohnt wenig) Mais:

Aber wir hatten leider nur noch eine kleine Dose im Vorratsschrank    zwinker

Nach der herzlichen BegrĂĽĂźung vor der HaustĂĽr …

… sind wir gleich raus auf den Balkon gegangen und haben viel gequatscht, gegrillt und gefuttert:

Als sĂĽĂźen Abschluss haben die drei extra Käsekuchen aus dem Potsdamer „CafĂ© Guam“ mitgebracht – nicht nur, weil der so gut schmeckt und das CafĂ© vor allem so viele verschiedene Sorten davon hat, sondern auch, weil sich die vier eigentlich genau dort bei ihren gastronomischen Nebenjobs kennengelernt haben. Gerade darum musste Stephanie die mitgebrachten Käsekuchensorten erkennen und benennen:

Sie bekam das erstaunlich gut hin und sie konnte sich sogar noch an manche SpezialausdrĂĽcke und Tätigkeiten von damals erinnern. So hatten z.B. Tische Kurzkennzeichen und es gab erinnerungswerte Besonderheiten bei der Nutzung und Pflege des Kaffeevollautomaten. Carsten und ich haben echt nicht schlecht gestaunt, was sie mal wieder alles aus dem hintersten Winkel ihres Gehirns ausgraben konnte – Chapeau!

Dieser ganz besondere Tag wurde natĂĽrlich mit einen Gruppenselfie festgehalten:

Das Kind hat an dem und am darauffolgenden Tag noch viel davon geschwärmt und es immer wieder mal angesprochen. Dabei war die Ablenkung vom Sonntag eigentlich auch nicht schlecht – Carsten zeigt ihr hier vom Balkon einen ersten Vorgeschmack:

Man sieht es nicht, aber sie steht hier tatsächlich auf ihren eigenen Beinen, hält sich am Geländer fest und wird natürlich noch zusätzlich von Carsten gestützt bzw. gehalten. Aber sie sollte trotz unserer Brüstung, die aus dem Rolli heraus leider nicht zu überschauen ist, mit eigenen Augen auf den Marktplatz unter uns gucken können, wo schon ab 8 Uhr ein ordentliches Gewusel herrschte:

Es war mal wieder Flohmarkt und auch wir konnten ein paar Schnäppchen für uns, für unseren ukrainischen Gast Sveta und ihren 2,5 Jahre alten Enkel ergattern:

Wir fanden hauptsächlich Spiele und einfache BĂĽcher in Deutsch und Russisch, doch unsere Suche galt vor allem fĂĽr Stephanies Feinmotorik und ggf. auch etwas, womit sie sich alleine beschäftigen könnte – das Spiel „Spring“ (unten links) kennt man wahrscheinlich eher als „Solitär“ , wo man durch Ăśberspringen und Wegnehmen wie bei „Dame“ das Spielfeld möglichst leerräumen muss.

Laut Carsten kennt das wohl jedes deutsche Kind aus den 80ern, denn zu der Zeit hatte eigentlich fast jeder Haushalt dies als Spiel im Schrank oder sichtbar als Dekoration im Haushalt … stimmt das wirklich? Bei Solitär / Solitaire denke ich eigentlich immer nur an die Kartenversion aus dem Windows-Betriebssystem    standard

Hier noch zwei Dinge, die wir dieses Wochenende mit Stephanie zum allerersten Mal ausprobiert haben und die wir ab jetzt immer mehr festigen und beibringen wollen – zum Einen das EinschĂĽtten aus Flaschen und Saft-/MilchtĂĽten oder dem Wasserkocher …

.. zum Anderen das Spiel „Memory“ – hier erst einmal nur reduziert auf 12 Kärtchen bzw. 6 Pärchen:

Als Kind war Stephanie bei dieser Pärchenjagd schier unschlagbar und auch jetzt blitzt noch ab und an mal wieder ein wenig Genialität bei ihr auf. Dieses Spiel wollen wir ab sofort bei jedem unserer Besuche mindestens einmal nutzen, um durch dieses Training das Gedächtnis weiter auf Vordermann zu bringen. Aber eines ist gewiss: das blaue Schreibtablet ist als GedächtnisstĂĽtze definitiv nicht erlaubt!    zwinker



2022 31.
Mrz

Stephanies erste Woche im Pflegezentrum ist rum und eigentlich war es gar nicht so schlimm, wie ich anfangs befĂĽrchtet habe. Sie hatte ihre Therapien und war somit oft beschäftigt, aber dazwischen kam immer wieder mal so etwas wie Langeweile auf – doch klagen tut sie ĂĽberhaupt nicht! Das sind dann ihre Worte: „Mama, is‘ halt so.“    *seufz*    meine Kleene …

Da sie am Dienstag ein volles Programm hatte – Orthesenanprobe, Botoxbehandlung an den FĂĽĂźen und Therapie mit der Logopädie – wollten Carsten und ich stattdessen am Mittwochnachmittag zu ihr fahren. Am Ende bin es leider doch nur ich alleine gewesen, da mein Mann sich ausgerechnet zu der Zeit auf Arbeit mit einer kleinen Havarie rumschlagen durfte.

Stephanie und ich nutzten unsere Zeit teils drauĂźen und teils im Zimmer. Gegen 19 Uhr konnten wir sogar etwas ausgedehnter mit Carsten telefonieren und insbesondere hier zeigte sich, was wir uns schon insgeheim gedacht haben: ihre Aussprache wird tatsächlich zusehends verständlicher. Er musste nur noch ganz selten nachhaken und sie den letzten Satz wiederholen lassen. Bei unseren gemeinsamen sechs Wochen waren wir uns ja noch nicht so ganz einig darĂĽber, ob ihre Verbesserung oder unsere Gewohnheit der Grund fĂĽr das gute Verstehen gewesen ist. Durch das Telefonieren, also die Kommunikation ohne Mimik und Gestik, tendieren wir nun mehr zur Verbesserung … wir finden das ganz ganz toll!!!

Und dann ging es auch schon wieder fĂĽr uns ab ins gemeinsame Wochenende. Unser ukrainischer Gast war bei der Kindesabholung ebenfalls mit dabei, da wir in LĂĽneburg wie frĂĽher immer zum Wochen(end)einkauf in den Kaufland wollten. Das Wetter war herrlich und somit saĂź Stephanie schon drauĂźen und wartete auf uns bzw. begrĂĽĂźte zuerst Sveta, da wir erst noch zur Anmeldung mussten:

Sprachlich hakt es zwar noch etwas zwischen den beiden, aber Sveta lernt schon fleiĂźig die deutsche Sprache und das Kind gräbt immer mehr ihrer Russischkenntnisse aus. Herrlich …

Das sommerliche Wetter nutzten wir am Samstag in vollen ZĂĽgen aus und unternahmen mal wieder eine Ă–PNV-Tour nach Hamburg – Carsten und Stephanie sind ja jetzt schon Profis fĂĽr die gebotenen Möglichkeiten    zwinker

Wir vier sind gegen 9:30 mit dem Bus (Niederflur & Rampe) …

… mit der S-Bahn (spezielle Rolliabteile) …

… und der U-Bahn (gekennzeichnete, deutlich erhöhte Bahnsteigbereiche) …

… zum Tierpark Hagenbeck gefahren, wo wir uns fĂĽr diesen Tag (nur) das Tropen-Aquarium vorgenommen haben. Den Zoo wollen wir dann mal im späteren FrĂĽhjahr oder Sommer besuchen, wenn die ganzen Tiere wieder etwas agiler sind und sich nicht noch halb im Winterschlaf, in der Winterruhe oder gar in der Winterlethargie befinden    standard

Für Stephanie war allein schon die Fahrt hierher ein Erlebnis und ich bin immer wieder begeistert, wie gut sie eigentlich mit ihrer gesamten Situation zurechtkommt. Klar, sie ist nie alleine unterwegs und Carsten übernimmt dabei den größten Anteil im Hinblick auf Transport & Co., aber ich habe sie bislang auch nie mosern gehört, dass sie dieses oder jenes nicht kann. Vor allem, wenn sie aufgrund ihrer geringen Bewegungsfreiheit nicht so viel sieht oder sich eben nicht wie wir irgendwohin strecken kann.

Schon der erste „Raum“ ging richtig gut los … wer es aus dem Fernsehen kennt („Leopard, Seebär & Co.“ im NDR), weiĂź wovon ich rede: Auge in Auge mit den Kattas – ohne Gitter und Absperrung. Doch leider hat sich keines der Tiere zu mir oder gar zu Stephanie auf den Rolli getraut – das wäre echt DAS Highlight gewesen!

Kurz zur Erklärung: es heiĂźt zwar „Tropen-Aquarium“, aber unter dem Dach sind auch noch Terrarien, GroĂźreptilien und ein paar Säugetiere mit untergebracht. So z.B. die Klippschliefer, die Stephanie ebenfalls sehr interessant fand:

Aber dann offenbarte sich schon die erste große Einschränkung für sie, denn wo sich Sveta bei der störenden Spiegelung nur an die Glasscheibe lehnen musste, ist für das Kind leider kein Rankommen möglich    traurig

Doch hat sie genörgelt? Nö, is‘ halt so!    *vormutterstolzplatz*

Auch die Sicht auf die Krokodile war nicht immer perfekt, denn eines lag zwar recht gut im Blick, aber fĂĽr das zweite musste man sich ĂĽber die BrĂĽstung lehnen. Somit also leider unerreichbar fĂĽr Stephanie.

Doch wir hatten auch viel Glück und sie konnte die ein oder andere Tierart erspähen, obwohl sie sich zu verstecken versuchte:

Doch bei sowas war sie dann einfach chancenlos:

Keine Angst, auch ich habe viel mit dem Kind gesprochen und mich ausgetauscht, selbst wenn die Fotos das gerade nicht so hergeben. Carsten übernahm eben hauptsächlich das Schieben von Stephanie und ich das Übersetzen für Sveta.

Doch dann ging es endlich „hinab“ in die Unterwasserwelten …

… und vor allem bei den groĂźen Fenstern haben wir vier uns hingesetzt und lange sowie ausgiebig den Fischen bei ihrem munteren Treiben zugeschaut:

Die ganzen Landschaften sind einfach mit so viel Liebe zum Detail gemacht und laden definitiv ein paar Minuten zum Verweilen ein:

Und wieder musste ich tief seufzen, denn ich vermisse das Schnorcheln im Urlaub soooooo sehr! Dabei ist es mir egal, ob in einem Ozeanriff (oben) oder in einem FluĂź (unten) – Hauptsache alle Viere von sich strecken, vom Wasser getrieben werden und den Blick umherschweifen lassen.

Dieses Nemo-Becken wird Stephanie noch SEHR lange in Erinnerung bleiben und das sogar in zweierlei Hinsicht:

Zum einen wegen der vielen aufgekratzten Kinder, die stets und ständig lauthals schrien „TAUSENDE NEMOS!“ und alle anderen zum Herkommen gerufen haben. Zum anderen aber auch wegen eines witzigen Fisches, der stur seine Runden drehte und alle 30 Sekunden mit einer Megageschwindigkeit und -ausdauer an einem vorbei geschwommen ist:

Wir – und vor allem das Kind – haben darĂĽber Tränen gelacht!!!

Sehr viel bedächtiger und gemächlicher ging es da am Aquarium mit den hochgiftigen Rotfeuerfischen zu:

Dann folgte der ganze Stolz des Aquariums: das Hai-Atoll mit einer 14 Meter langen, 6 Meter hohen und 22 Zentimeter dicken Acrylglasscheibe, die mit ihren 26 Tonnen in fĂĽnf Einzelteilen aus Japan hierher transportiert worden ist. An die 1,8 Millionen Liter fasst dieses „Becken“ und gilt damit als eines der größten Deutschlands. Davor hat man eine stadionartige TribĂĽne aufgebaut, um ungestört die Blicke in die Meereswelt schweifen lassen zu können:

Wir waren jedenfalls äuĂźerst begeistert …

Leider war es aber auch schon fast der Abschluss des Rundgangs. Beim Rausgehen führte dieser noch einmal kurz durch den Raum mit den Krokodilen, wo sich zudem auch ein paar Vögelchen aufhielten.

Stephanie und Vögel geht immer – im Pflegezentrum liebt sie vor allem die „Spatzis“, die sie von ihrem neuen Zimmer nun nicht nur sehen, sondern zudem lautstark hören kann … manchmal leider auch noch während des Einschlafens, was dann eben nicht so gut klappt    zwinker

Doch zurĂĽck zu den Vögeln im Zoo. Hier war ihre Sitzposition wieder sehr ungĂĽnstig und sie konnte die flinken Vögelchen nur kurz beim Fliegen sehen, aber nicht, wenn sie sich auf Seilen oder Ă„sten niedergelassen hatten. Schade fĂĽr sie, aber dafĂĽr mache ich ja auch immer so viele Fotos …

Wir hatten noch Zeit (es war erst nach Mittag) und entschieden uns für einen Abstecher zu den Landungsbrücken, die Carsten und Stephanie zwar schon vor zwei Wochen besucht hatten, aber dennoch gönnten die beiden Sveta und mir ebenfalls das Vergnügen.

Zumal Stephanie derzeit eigentlich alles recht ist – Hauptsache raus!    zwinker

Allerdings war im Gegensatz zu ihrem damaligen Besuch sehr viel mehr Trubel an den Anlegestellen …

… doch eines kann man den Leuten hier nicht vorwerfen: sie waren weder rĂĽcksichtslos, noch unfreundlich. Mit Carsten und dem Rolli als „Eisbrecher“ wurde uns immer recht schnell Platz gemacht, keiner rempelte Stephanie an und sowohl hier als auch in den Ă–ffis wurden wir immer wieder mal gefragt, ob man denn helfen könne. DafĂĽr liebe ich diesen nordischen Menschenschlag hier: zwanglos, zuvorkommend und stets fĂĽr einen kurzen Schwatz gut. Sorry, aber in Sachsen bzw. Dresden haben wir sowas von Einheimischen und Touristen etwas seltener erlebt.

Der Hunger trieb uns dann in die Fänge einer Fischbude, wo Stephanie ihre Portion Pommes mit Kibbelingen bekam und der Rest von uns Fischbrötchen sowie das ein oder andere Bierchen:

Wir hatten danach immer noch etwas Zeit, also durfte auch ich einmal den Alten Elbtunnel kennenlernen.

Am Aussichts- und Verweilpunkt auf der anderen Elbseite genossen wir (ja, auch wenn Stephanies Gesichtsausdruck es auf diesen Fotos nicht so ganz eindeutig wiedergibt) den Ausblick …

… und unsere, auf der Hinfahrt im Hauptbahnhof gekauften Donuts:

Der Einhorndonut (unten links) musste ein wenig beim Transport leiden, aber der Shaun-Donut (stilecht mit Schafskopf) ist doch einfach nur goldig, oder? Am leckersten war aber eindeutig der Toffifee-Donut (Reihe oben), von dem Carsten sogar gleich zwei mitgebracht hat!!!

Satt und erneut durch den Alten Elbtunnel gelaufen, sind wir mit dem Ă–PNV wieder verletzungsfrei und problemlos nach Hause gefahren.

Da es wahrscheinlich keinem so richtig aufgefallen ist, haben sich Stephanie und ich in der Residencia OLCA noch einmal gemeinsam damit abfotografieren lassen:

Dieses handgearbeitete Glasherz in den ukrainischen Landesfarben habe ich von einer Freundin erstanden, die mit ihrer Idee bzw. Aktion sogar schon an die 2.000 Euro Spendengelder sammeln konnte.

Apropos Kunsthandwerk: am Sonntagmittag sind Sveta und ich zu einem österlichen Kunsthandwerk-Markt im Schloss Reinbek gegangen …

… während das Kind und Carsten schon mal alles Notwendige fĂĽr das abendliche ZurĂĽckbringen ins Pflegezentrum zusammengesucht und vorbereitet haben.

Das Kleinste waren dabei Nägel, das Größte definitiv Stephanies neuer 48″-Fernseher, den wir ihr dann innerhalb von drei Stunden aufgebaut …

… und mit einer Kette gegen Kippen abgesichert haben sowie die grundlegenden Sender einprogrammieren konnten:

Man hat uns gegen 21 Uhr sehr sehr freundlich „rausgeworfen“ (normalerweise endet die Besuchszeit gegen 18 Uhr und vor 20 Uhr liegt Stephanie in der Regel schon gewaschen und umgezogen im Bett!), sodass wir die Restarbeiten erst beim nächsten Besuch erledigen konnten.

Deshalb aber von unserer Seite noch einmal vielen lieben Dank an das an dem Abend diensthabende Personal fĂĽr die Geduld mit uns und die Erlaubnis so weit ĂĽberziehen zu dĂĽrfen. Es wird auch nicht mehr so schnell wieder vorkommen, versprochen!

Das soll es schon mit meiner Zusammenfassung dieser Woche gewesen sein. Auch an euch, liebe Leser, eine kleine Entschuldigung, dass es nun so viele Fotos geworden sind und dass ich derzeit immer weniger über ihre gesundheitlichen Erfolge berichten kann. Die sichtbaren Fortschritte und Übungen gehen fließend mit in den Versuch über, unserer Stephanie bei ihren/unseren Besuchen immer einen äußerst angenehmen Tag zu bereiten. Vor allem an den Wochenenden wollen wir das natürlich weniger mit Übungen in der Wohnung, sondern lieber mit Tagesausflügen schaffen. Deshalb dürfte der Samstag bei schönem Wetter zukünftig auch immer ein außerhäuslicher Abenteuertag werden, zumal wir mittlerweile immer besser im Umgang mit dem Rollstuhl das draußen werden und keine Angst bzw. Unsicherheit mehr haben, auch mal unbekanntes Terrain zu betreten.

Wir wissen ja nicht, wie es noch vor 20 Jahren war, aber in Bezug auf die Ă–ffis konnten wir bislang keine unĂĽberwindliche Hindernisse feststellen. Man muss nur etwas mehr Zeit einplanen, da man nicht immer den kĂĽrzesten Weg nehmen kann und vor allem auf FahrstĂĽhle, Rampen und abgesenkte Bordsteine angewiesen ist. Aber wie gesagt: wie war es noch vor 20 oder 30 Jahren? Sicherlich sehr viel schlimmer …



2022 03.
Mrz

Die erste Woche unseres Home-Office zusammen mit Stephanie ist rum und wie gehofft, kann sie sich mittlerweile so lange und auch „selbstständig“ beschäftigen, dass sie uns nie sonderlich von der Arbeit abgehalten hat. Aber zugegeben, es ist schon etwas anstrengend, neben dem Kind und der, im Gegensatz zur Urlaubszeit mit bedeutend wenigeren Stunden Freizeit nun auch noch eine 40-Stundenwoche mit unterzubringen. Hinzu kommen zudem die derzeitigen Ereignisse in meinem Heimatland und vor allem in meiner Heimatstadt. Auch wenn ich glĂĽcklicherweise keine direkte Verwandtschaft mehr dort habe, versuche ich natĂĽrlich so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen (Nachrichten, Sonderberichte, Internet-Zeitungen und Soziale Medien aus westlicher, ukrainischer & russischer Sicht) und mit ehemaligen Kommilitonen und Freunden aus Charkiw in Verbindung zu bleiben. Obwohl ich nun ja schon seit fast 30 Jahren in Deutschland wohne (ich bin am 4. Juli 1992 ĂĽber die deutsch-polnische Grenze gekommen), geht einem das Ganze schon ganz schön nahe … Heimat bleibt Heimat, Geburtsstadt bleibt Geburtsstadt.

Aber bleiben wir bei Stephanie, hier ist sie schlieĂźlich die Protagonistin.

Wie geschrieben, während wir unsere Brötchen verdient haben und unserem Arbeitgeber wie gewohnt zur Verfügung standen, saß unser Kind immer in der Nähe und verbrachte die Stunden mit Training, Spiel, Spaß oder Entspannung.

D.h. sie puzzelte, hörte Musik, las, schrieb mit der Hand, antwortete ihren Kontakten im Chat, knackte ErdnĂĽsse, half, wo sie nur konnte beim Kochen, malte, chillte, ging einmal ihre gesamten Briefe aus der Zeit nach dem Vorfall durch und vieles mehr …

Sicherlich war dies fĂĽr ihre Genesung nicht immer das Beste und Sinnvollste – Therapien wären da definitiv viel besser – aber die BegrĂĽndung, warum wir sie nach dem gemeinsamen Urlaub nicht wieder zurĂĽck ins Pflegezentrum gebracht haben, gab ich ja schon im letzten Blogeintrag. Solange wir können, werden wir sie trotz Booster von einer möglichen Corona-Ansteckung fernhalten, denn im August 2020 hat ihre Lunge wahrlich schon genug abbekommen.

Das Wochenende brachte dann aber auch die willkommene Abwechslung – vor allem das Wetter hat uns hier oben sehr verwöhnt.

Am Samstag sind zwei ehemalige Geo-Kommilitoninnen aus Potsdam vorbeigekommen und haben viel Zeit mit Stephanie verbringen können … ohne uns Alten    zwinker

Bei strahlendem Sonnenschein (zugegeben, etwas kalt war es leider doch noch, aber dafür gibt es schließlich Kleidung und Decken) nutzen die drei die Gelegenheit und sind fast zwei Stunden lang im Wentorfer Casinopark herumspaziert. Stephanie schwärmt noch heute davon!

Da uns das Wetter auch am Sonntag so wohlgesonnen war, sind wir erneut mit unserem dick eingepackten Kind fast den ganzen Tag drauĂźen gewesen – diesmal bei einem mehr als dreistĂĽndigen Rundgang in der Wentorfer Lohe.

Dieses weitläufige Areal (ein ehemaliges Militär- und PanzerĂĽbungsgelände) lädt heute mit vielen recht gut ausgebauten Wegen und einer tollen Mischung aus Wiesen, Feldern und Wald zu kilometerlangen Spaziergängen ein – wir legten an dem Tag insgesamt 9,8 km zurĂĽck.

Zuerst an StraĂźen vorbei und durch eine Neubausiedlung aus Wentorf raus …

… wo wir gleich zu Anfang des Rundgangs an einer erstaunlich groĂźen Hundewiese vorbeikamen, an der wir natĂĽrlich sehr interessiert den Vierbeinern und Herrchen bzw. Frauchen ein Weilchen zuschauen mussten:

Doch dann machten wir uns auf den Weg, den Carsten vorher per Karte und Google-Maps ausfindig gemacht hatte, und wir genossen diesen FrĂĽhlingsausritt so sehr! Dies ist definitiv eines meiner Lieblingsfotos:

Echt toll, oder? Wir haben sogar daran gedacht, alles fĂĽr ein Picknick einzupacken.

Ausgerechnet am entferntesten Punkt unserer Tour wurden die Wege für ca. 150 m etwas abenteuerlich, denn die Sturmschäden der letzten Woche und das schwere Gerät, um diese zu beseitigen, hinterließen in einem moorähnlichen Waldabschnitt richtig schlammige Spurrillen:

Hier war ein Durchkommen mit dem Rollstuhl nur rückwärts möglich, da sich die kleinen Vorderräder beim Schieben sofort eingegraben haben. Doch wie erwähnt, blieb uns diese Passage zum Glück nur ein kurzes Stück erhalten:

Der restliche Weg war ĂĽberaus phantastisch fĂĽr Stephanies Rolli geeignet und somit bleibt uns dieser Spaziergang sicherlich noch sehr lange in guter Erinnerung – vor allem nach den letzten Tagen mit viel Regen und starkem Wind. Endlich mal wieder drauĂźen sein … herrlich!!!

Das soll es auch schon wieder gewesen sein, was es von der 73. Woche zu berichten gibt. Warum es diesmal so lange gedauert hat, bis ich sie zusammenfassen konnte, erfahrt ihr dann beim nächsten Mal. Keine Angst, es ist nichts Schlimmes … eher etwas total Schönes, was man gerne dem Schreiben vorzieht    standard



2022 09.
Feb

Wow, zum ersten Mal weiĂź ich eigentlich so gar nicht, womit ich anfangen soll: mit Stephanies Geburtstag, mit der runden Zahl 70 aus dem Titel, mit unserer angebrochenen Urlaubswoche oder mit dem netten Besuch auch Potsdam …

OK, ich entscheide mich mal fĂĽr die nĂĽchterne aber doch schon sehr beeindruckende Statistik als Einstieg    zwinker
In der Überschrift steht es: dies ist bereits die 70. Woche seit Stephanies Verlegung von der Berliner Akutklinik in die Rehaklinik nach Geesthacht am 5. Oktober 2021 (Blogeintrag zum Umzug & Blogeintrag der ersten Woche). D.h. der Vorfall geschah vor 533 Tagen und sie verbrachte davon 40 Tage in der Charité sowie 296 Tage in der Vamed-Rehaklinik, sie ist seit 196 Tagen im Pflegezentrum in Lüneburg und verbringt gerade ihren 9. Aufenthalt bei uns in Wentorf. Mensch, wie schnell doch die Zeit vergeht!!!

Aber die groĂźe Zeitspanne ist das Eine, doch Carsten, Stephanie und ich gucken viel lieber auf das Erreichte, die Erfolge und die rosigen Aussichten, denn noch scheint das Kind fernab von jeglicher Stagnation – sie gibt nicht auf und hält sich brav an ihre Namensbedeutung: „die Siegreiche“.

Allein schon an den Tagen bei uns in der Residencia OLCA zeigt sie uns immer wieder, wie sie mit dem lebensverändernden RĂĽckschlag umgeht und wie sie ihr Gehirn stets und ständig in den ursprĂĽnglichen Zustand zurĂĽckholen will. Sie kann sich zunehmend an BruchstĂĽcke aus alten Tagen erinnern, ihre Aussprache ist wesentlich deutlicher geworden, sie reaktiviert immer mehr Kontrolle ĂĽber ihre Muskeln und Körperteile, das Kurzzeitgedächtnis scheint erheblich besser zu werden und ihre Aufmerksamkeitsspanne wĂĽrden wir mittlerweile so auf ca. 45 min schätzen. Vor wenigen Monaten war davon nur annähernd zu träumen!!! Es wird besser und besser …

Thema Nr. 2: Am letzten Wochenende hatte Stephanie ihren 26. Geburtstag und wie letztes Jahr (sie hat diesen schlichtweg verschlafen) lieĂź sie sich dafĂĽr auch diesmal wieder etwas ganz besonderes einfallen: wir gratulierten ihr um Mitternacht in der Notaufnahme des Bethesda-Krankenhauses in Hamburg-Bergedorf    traurig

Keine Angst, ist jetzt alles schon wieder OK, allerdings ihr Kinn zieren derzeit zwei blaue Nähte. Doch schon kurz nach der Versorgung durch uns (links) und spätestens nach dem Ende der Behandlung in der Notaufnahme (rechts) konnte sie sogar schon wieder lächeln:

Was war passiert? Sie saĂź auf der Sofakante und sollte eigentlich in den Rolli transferiert werden. Vor ihr im Fernsehen startete ein ihr bekanntes Musikvideo und sie fing an, etwas zu wild dazu zu tanzen, d.h. mit den Armen zu wedeln und zu wackeln. Dabei rutschte ihr StĂĽtzbein weg, sie verlor das Gleichgewicht und kippte wie ein gefällter Baum nach links vorne auf den Boden. Da sie leider ihre Arme zum Abfangen des Sturzes nicht hochgehoben hat, musste das Kinn eben das Abbremsen ĂĽbernehmen … die Folge war eine ca. 2,5 cm lange und relativ tiefe Platzwunde, die aber zum GlĂĽck nicht sonderlich stark und lange blutete, aber dennoch mit zwei Stichen genäht werden musste.

Stephanie war erstaunlich tapfer und ruhig, sowohl kurz danach noch blutend auf dem Boden liegend (sie hat nur ein wenig geweint), als auch in der Notaufnahme bei den Spritzen- und Nadelstichen. Es sieht also sehr viel schlimmer aus, als es war – noch mal GlĂĽck gehabt!!! Nur die Zeit zwischen dem Hinbringen (ca. 21:00) und nach Hause fahren (ca. 0:30) hätten wir gerne doch etwas anders gestaltet    zwinker


[Wer möchte, kann gerne mal hier klicken und sich die Wunde ohne Verband angucken …]

Die nächsten Tage wird sie nun immer auf den Fotos mit ihrem „weiĂźen Fake-Kinnbärtchen“ zu sehen sein – bleibt leider nicht aus. So wie z.B. hier beim Auspacken ihrer Geschenke nach dem FrĂĽhstĂĽck am Sonntagmorgen:

Als dann mittags der Überraschungsbesuch aus Potsdam vor der Tür stand und Tobi, Lena und Ilka ihr noch draußen stehend ein Ständchen gesungen haben, waren alle Strapazen und Schmerzen von gestern wie weggeblasen. Man, hat sie sich gefreut!!!

Wir haben dann alle zusammen gefeiert und gegessen …

… doch danach hat sich das GrĂĽppchen aus ehemaligen Kommilitonen zurĂĽckgezogen und ĂĽber die alte, gemeinsamen Zeiten gequatscht. Anhand der mitgebrachten Fotos sollen wohl auch bei Stephanie wieder so einige Erinnerungen zum Vorschein getreten sein – perfekt!    standard

Es war trotz der Anlaufschwierigkeiten in der vorhergehenden Nacht ein echt toller Geburtstag, an den sich Stephanie bestimmt noch sehr lange erinnern wird. Den größten Verdienst daran haben natürlich die extra aus Brandenburg angereisten Lena, Ilka und Tobi (v.l.n.r.):

Vielen lieben Dank auch an dieser Stelle noch einmal von Carsten und mir … Stephanie muss ich dabei sicherlich nicht explizit erwähnen – sie spricht auch noch heute viel davon! Das ĂĽberreichte Fotoalbum ist herzallerliebst und wir haben es ebenfalls gerne einmal mit allen Texten durchgeblättert. Leider konnte sie nicht auf all unsere Fragen bzgl. ihrer vogelfreien Zeit in Potsdam Auskunft geben    zwinker

So, wir genießen nun die nächste Woche (Nr. 71) in trauter Dreisamkeit und werden dabei noch sehr viel Zeit mit Chillen, Spielen, Beschäftigen und Trainieren verbringen. Sollte sich das Wetter auch noch zu ein paar Sonnenstrahlen aufraffen können und es vielleicht sogar ein wenig wärmer werden, sind wir sogar spontan zu dem ein oder anderen Ausflug geneigt (Nordsee, Ostsee, Hamburg etc.). Ich werde berichten, versprochen.



2022 19.
Jan

Zugegeben, es fällt mir eigentlich immer schwerer, die (fĂĽr uns stets) tollen Wochenenden und den Besuch im Pflegezentrum am Dienstag so zusammenzufassen, dass nicht stets alles doppelt erwähnt wird oder gar langweilig ist. Man kann bei Stephanie zwar noch lange nicht von einer Stagnation in ihrer positiven Entwicklung sprechen, dafĂĽr lernt sie andauernd neue Dinge hinzu, aber durch die mittlerweile sehr gut eingespielte Routine und die vielen täglichen Wiederholungen, machen wir viel weniger Fotos und kommen zudem auch so gut wie gar nicht raus. Zum einen natĂĽrlich wegen Corona und den zig Einschränkungen, aber solange das Wetter nicht schöner und die Tage nicht länger werden, lohnen sich auch keine groĂźartigen AusflĂĽge. Doch ein Ende dĂĽrfte ja bald in Sicht sein – jedenfalls was die Helligkeit und den baldigen FrĂĽhling angeht    zwinker

Ok, dann berichte ich heute mal ein wenig über die allgemeine, wöchentliche Routine, ok?

Dienstags fahren wir fĂĽr ca. ein bis zwei Stunden nach LĂĽneburg (so kommt der Smart wenigstens auch mal wieder regelmäßig mit den Rädern auf die StraĂźe), verbleiben aber meist mit dem Kind quatschend auf ihrem Zimmer, da es drauĂźen noch viel zu kalt, zu dunkel und vor allem zu ungemĂĽtlich ist. Doch aufgrund des fehlenden Tisches und auch der recht kurzen Besuchszeit lohnt eben auch kein groĂźartiges Beschäftigungsprogramm, denn spätestens zum Abendessen mĂĽssen wir aufgrund der Corona-Einschränkungen schon wieder gehen. Wir dĂĽrfen derzeit nicht einmal wie frĂĽher mitgebrachtes Essen verdrĂĽcken und hungrig dem Kind beim Kauen zugucken ist auch blöd    zunge-rechts
Also muss das Quatschen und Ausfragen (leider) reichen … manchmal können wir zudem noch zusätzliche Infos vom Pflegepersonal oder den Therapeuten abgreifen.

Der Freitag ist nun wie folgt getaktet: am Nachmittag nach getaner Arbeit abholen, das Kind ins Auto und den Rollstuhl in den Anhänger verladen, ca. 10 min fahren, um dann beim LĂĽneburger Kaufland wieder alles auf dem Parkplatz „zusammenzufĂĽgen“. Dort starten wir nach alter OLCA-Tradition mit einem AuĂźer-Haus-Essen (derzeit eine WĂĽrschtlbude mit ThĂĽringer Bratwurst oder Currywurst), um wie damals das kommende Wochenende einzuläuten. AnschlieĂźend erledigen wir unseren groĂźen Wochen(end)einkauf und während Carsten und ich mit BienenfleiĂź den Einkaufswagen fĂĽllen, darf Stephanie die Waren auf der Einkaufsliste abstreichen:

Nach ungefähr einer Stunde fahren wir dann die ca. 40 min bis zu uns nach Hause, verstauen alles in der KĂĽche und so gegen 20:00 bzw. 21:00 kann endlich mal der Tagesabschnitt namens Freizeit beginnen – ob auf dem Sofa, vor dem Fernseher oder am Rechner entscheiden wir dann immer ganz spontan. Doch spätestens gegen 23:00 liegen wir definitiv alle völlig platt im Bettchen …

Am Samstag und Sonntag wird in der Regel ausgeschlafen, d.h. wir Erwachsenen bis ca. 7:00 und das Kind so bis ca. 9:00. Nach der sogenannten Morgentoilette fĂĽr unser Kind (wir drei (!!!) sind mit 40 min schon recht flott geworden) und dem In-den-Rolli-setzen des Kindes wird dann ausgiebig gefrĂĽhstĂĽckt – oftmals sogar bis weit nach 12:00    standard

Da wir Stephanie gerne möglichst viel in alles mit einspannen wollen, dauert es eben so seine Zeit: das gemeinsame Aufdecken …

… die Zubereitung ihres Kaffees, das Aufschneiden und Schmieren des Brötchens …

(um das Schmieren kĂĽmmern wir uns fast gar nicht mehr, aber beim Aufschneiden suchen wir noch den besten Weg fĂĽr sie – dieses Wochenende probierten wir es mal waagerecht und mal senkrecht)

… und natĂĽrlich das Essen. Vor allem, da sie derzeit jeden Bissen gefĂĽhlt 63 mal kaut … das hat sie noch so vom EĂźtraining beibehalten. Doch egal, wir haben Zeit und eigentlich immer auch ganz viel zu erzählen, aufzufrischen und erinnern. Dabei freuen wir uns immer wie ein Schneekönig, wenn wir merken, wie ihr Kurzzeitgedächtnis so langsam wieder zurĂĽckkommt oder sie doch mal wieder eine Erinnerung aus alten Tagen auskramen kann.

Dieses Wochenende haben wir erstmals das Sitzen am Tisch auf das FrĂĽhstĂĽck sowie das Mittagessen ausgeweitet und erreichten bei beidem schon so ca. 60 bis 90 Minuten – pro Mahlzeit!

Aber man sieht am Ende schon ganz deutlich, wie anstrengend es noch fĂĽr sie ist und da sie sich leider noch nicht selbst neu positionieren bzw. zwischendurch mal ihre Haltung ändern kann, wird es ihr am Hintern und RĂĽcken zunehmend ungemĂĽtlich. Wir variieren mittlerweile das Anlehnen und durch ĂĽbertriebenes Beugen nach vorne können wir zudem das ZurĂĽck in den Rolli weiter hinauszögern. Zur weiteren Ablenkung währenddessen lieĂźen wir dieses Wochenende u.a. einen Videochat …

… und die Suche in einem Wimmelbild mit einflieĂźen:

Ich war echt erstaunt, wie viele Einzelheiten sie auf einem solchen Bild gefunden hat (Carsten fragte z.B. „Wo ist das Einhorn?“), denn vor ein paar Monaten wäre so ein Durcheinander fĂĽr ihre Wahrnehmung und Orientierung ein echtes Fiasko gewesen. Klar, sie braucht immer noch etwas länger, aber sie wird am Ende meist selbst fĂĽndig und es verwirrt sie nicht mehr so sehr wie damals. FrĂĽher galt so etwas fĂĽr sie noch als visueller Overkill.

Ein fester Bestandteil unserer Wochenendroutine sind danach meist Ruhe- und Beautyzeiten, wie das tägliche Fußbad inklusive anschließender Fußmassage, sonntags zudem noch Haare waschen und in der Regel dann auch noch eine reinigende Gesichtsmaske hintendran. Dabei darf für sie vor allem die Musik nicht fehlen! Noch kann sie zwar keinen MP3-Player oder gar den Kopfhörer selbst bedienen, aber mit Musik an oder auf den Ohren ist sie immer sowas von glücklich:

Dieses ein bis zwei Stunden lange Relaxen gönnen wir ihr auf jeden Fall sehr gerne, denn bei den zahlreichen Übungen und Trainings macht sie wiederum so intensiv mit, dass es manchmal wirkt, als würde sie das am liebsten stundenlang durchführen wollen. Doch so lange hält ihre Konzentration aber noch nicht durch.

Dieses Wochenende konnten wir insgesamt viermal je 20 Minuten SprechĂĽbungen durchfĂĽhren (das haben wir der Ergo- und Logotherapeutin quasi versprochen) und wenn ich die Videos von der ersten Ăśbung (Samstagvormittag) und von der letzten (Sonntagnachmittag) vergleiche, merke ich schon nach nur zwei Tagen einen recht groĂźen Unterschied. Man mag es kaum glauben, wie sehr unsere Zunge fĂĽr das Sprechen antrainiert werden muss und dann aber auch weiterhin stets in Ăśbung bleiben muss!    standard

Zwischendurch fordern wir Stephanie zudem mit eigenständiger Körperpflege, Schnibbeln und Kochen, Abwasch bzw. Abtrocknen, (handgeschriebene) Briefe lesen, Nachrichten per Messenger oder Email tippen und regelmäßigem Gedächtnistraining. Als „Belohnung“ winken dafĂĽr eben ein DVD-Abend (samstags) sowie Spielen mit Apps oder old-school bzw. analog auf dem Tisch:

Bitte nicht falsch verstehen: es ist nicht so, dass wir Dinge vom Kind verlangen, die sie nicht mag oder die am Ende viel zu viel sein könnten. Ganz im Gegenteil, sie ist regelrecht enttäuscht, wenn wir mal nicht spĂĽlen wollen oder letztendlich etwas aus zeitlichen GrĂĽnden rausfallen muss. Am Samstag sollte ich ihr ein ca. 10-zeiliges Gedicht raussuchen, welches sie gerne auswendig lernen möchte. Vor allem durch die Reimform erhofft sie sich eine bessere Orientierung und eine schnellere Umsetzung. Meine Wahl fiel ganz spontan auf „Die drei Spatzen“ von Christian Morgenstern, da mir dieses Wintergedicht schon damals gefiel, als meine Mädels es einmal in der Grundschule auswendig lernen mussten:

Die drei Spatzen

In einem leeren Haselstrauch,
da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch.

Der Erich rechts und links der Franz
und mittendrin der freche Hans.

Sie haben die Augen zu, ganz zu,
und obendrĂĽber, da schneit es, hu!

Sie rĂĽcken zusammen dicht an dicht.
So warm wie der Hans hat’s niemand nicht.

Sie hör’n alle drei ihrer Herzlein Gepoch.
Und wenn sie nicht weg sind, so sitzen sie noch.

Mal sehen, was Stephanie davon am kommenden Wochenende aufsagen kann. Am Dienstag sind ihr schon die ersten Zeilen (fast) fehlerfrei gelungen. Wie gesagt, sie selbst möchte so gefordert werden, um dadurch schnellstmöglich wieder zu ihrem alten Zustand zurück zu gelangen. Carsten und ich sind dabei weniger die (An-)Treiber, sondern mehr die Gehilfen.

Carsten und ich stellen ĂĽbrigens immer wieder fest, dass wir ein richtig gut eingespieltes Team sind. Wir sind ganz gewiss keine perfekten Pfleger der klassischen Art und Weise, aber dem Kind geht es bei unseren inzwischen routinierten Abläufen offensichtlich gut und sie ist gern bei uns – das ist doch die Hauptsache, oder?



2022 12.
Jan

Hmmm, wie fasst man ganze 18 (genau genommen sogar 19) Tage am StĂĽck in einem Blogeintrag zusammen, ohne dass man am Ende doch viel zu sehr ausschweift und es selbst mit einer sehr kleinen Auswahl aus unseren insgesamt 1616 Fotos und 198 Videos nicht zu einem Roman wird? Ich versuche es mal nur aus meiner persönlichen Perspektive … schon jetzt bitte ich euch um Entschuldigung, sollte ich mein Vorhaben nicht einhalten können    zwinker

Diese Tage waren einfach wundervoll!!! Klar, irgendwie agierten Carsten und ich recht selten selbstbestimmt, aber obwohl wir unser Tun und Handeln ganz auf Stephanie (22.12. bis 9.1.) sowie auf Andrea & Karl aus Ă–sterreich (28.12. bis 6.1.) ausrichteten, hatten wir dennoch jederzeit unseren SpaĂź und sehr groĂźe Freude – jede Minute.

Nur unsere leidliche To-Do-Liste konnte in dieser Zeit äuĂźerst rudimentär abgearbeitet werden und es kamen am Ende sogar noch sehr viel mehr Aufgaben hinzu, die wir derzeit immer noch StĂĽck fĂĽr StĂĽck erledigen. So z.B. eben auch diesen verspäteten Blogeintrag    zwinker

Aber egal was sich jetzt dadurch angesammelt hat, es war einfach insgesamt eine wunderschöne und unvergessliche Zeit zu dritt bzw. zu fĂĽnft. Da das Wetter nicht immer ganz mitgespielt hat und es entweder viel zu kalt oder zu regnerisch war …

… verlieĂźen wir die Residencia OLCA entweder gar nicht oder nur fĂĽr einen kurzen Moment. Einzig einen groĂźen Ausflug zum Willkomm Höft (westlich von Hamburg, ca. 1,5 Stunden von uns mit dem Auto entfernt) konnten wir als Familie gemeinsam unternehmen:

An dem Tag hatten wir aber auch ein so unverschämtes Glück, was das Wetter (es regnete erst wieder, als wir alle im Auto saßen) und auch die vorbeifahrenden Schiffe (wir haben bei früheren Besuchen auch schon mal 45 min bis zum nächsten warten müssen) anging. Vor allem dürfen wir nicht die fantastische Hundebegegnung vergessen, die Stephanie irgendwie als ihr ganz ganz großes Highlight der fast drei Wochen in Erinnerung behalten hat:

Als die Besitzer uns fragten, ob sie ihren gerade mal 6 Wochen alten Malamut an Stephanie ranführen dürften, um ihn an alle möglichen Dinge (also auch einen Rollstuhl) zu gewöhnen, haben sie auch unserem Kind ganz große Freude bereitet. Denn sehr oft denkt sie genau an diese tierische Begegnung zurück!

NatĂĽrlich darf man den eigentlichen Anlass fĂĽr diese OLCA-FamilienzusammenfĂĽhrung nicht unerwähnt lassen: Weihnachten und Neujahr. Zwar haben wir unseren Heiligabend aufgrund der NachzĂĽgler aus Ă–sterreich erst am 29.12. durchfĂĽhren können …

… doch die traditionelle Speise Kartoffelsalat mit WĂĽrstchen und die Zeit des OLCA-typischen Auspackens ĂĽber fast 3 Stunden lieĂźen wir uns auf keinen Fall dadurch nehmen.

Neben dem Lieblingsbuch „Das NEINhorn“ (das bisherige war nur eine Leihgabe von Andrea & Karl) konnte sich Stephanie auch sehr ĂĽber den erst kĂĽrzlich erschienenen zweiten Teil „Das NEINhorn und die SchLANGEWEILE“ freuen. Doch getoppt wurde das sogar noch durch ein äuĂźerst persönliches Geschenk ihrer ehemaligen Kommilitonen von der FU Berlin:

Im letzten Jahr war der 4. Durchlauf während des Sommers … mal sehen, wann Stephanie laut dieser Liste an der Reihe ist    standard

Wenigstens fiel „unser“ Silvester auch genau auf „euer“ Silvester und wir haben zu fĂĽnft auf unserem Balkon dem lauten und explosiven Treiben um uns herum zugeschaut:

Auch hier war der Wettergott wieder gnädig mit uns und hat genau die eine Stunde von 23:45 bis ca. 1:00 auf Regen verzichtet, sodass wir Stephanie ohne rot-gelber Wurstpelle (s.o.) ins Freie bringen und ohne Fensterscheibe die wenigen Raketen am Himmel genießen konnten.

Die Zeit mit ihrer Schwester hat Stephanie besonders intensiv genutzt und bei deren Blödeleien waren Carsten, Karl und ich mal wieder nur Statisten, die man einfach nicht abschĂĽtteln kann    zwinker

Dadurch und auch aufgrund der vielen anderen Beschäftigungen, die Stephanie so im Pflegezentrum aus erklärlichen GrĂĽnden nicht bekommen kann, blĂĽhte das Kind unserer Meinung nach ungemein auf. Es gab auch nie nur ein Maulen oder ein Murren, sie wollte immer alles mitmachen und strengte sich dann dabei sogar besonders viel an. Egal ob beim Abtrocknen, Aufdecken, Wäsche abnehmen, und auch beim Kochen …

… sie war stets mit viel Freude und Elan bei der Sache. Bis auf die Spastik im Handgelenk wurde auch ihre linke Hand gefĂĽhlt immer geschmeidiger und die Finger kamen des Ă–fteren ebenfalls ganz freiwillig zum Einsatz. Selbst unsere Hilfestellungen werden zunehmend weniger und ihre Geschwindigkeit steigert sich peu a peu. Wo sie anfangs gerade einmal 2-3 Dinge während eines SpĂĽlens schaffte, sind es mittlerweile schon 7-10 Teile, die sie akribisch und ganz genau abtrocknet. Und fallen gelassen hat sie auch noch nichts!

Keine Angst, wir haben ihr aber neben den Ăśbungen, Trainings und Aktionen auch genĂĽgend Zeit zum (Herum-)Liegen …

… und Ausruhen gegeben. Vor allem mit Musik auf den Ohren driftete sie immer in eine völlige Entspannung und GlĂĽckseligkeit ab:

BezĂĽglich Musik ist sie eben ganz die Alte geblieben, denn dies ist weiterhin ihr Ein und Alles. Es verging bis auf die Nachtruhe eigentlich fast keine Minute, wo nicht das Radio (N-JOY), Musikfernsehen (Deluxe Music) oder die eigene Musiksammlung dudelte. Und im Auto mag sie es besonders basslastig und laut – ganz zur Freude meines Mannes, der dann auch gerne mal bis zum Anschlag aufdreht. Stephanie darf bzw. kann auf der Fahrt sogar den DJ spielen und selbstständig bei den Liedern weiterdrĂĽcken, die ihr gerade nicht so sehr zusagen. Wir hoffen, dass wir ihr auch bald mal ein eigenes Musikabspielgerät (wir wissen noch nicht, was es am Ende sein wird) mit ins Pflegezentrum geben können, doch bis dahin muss sie erst noch das Ein-/Ausschalten, die Bedienung, das Auf-/Absetzen von Kopfhörern sowie das Aufladen aller Komponenten lernen. Da sind wir aber bereits immer wieder mal dran …

Wo wir bei ihr allerdings relativ große Veränderungen feststellen, ist beim Essen. Sie mag mittlerweile auch den ein oder anderen Fisch, z.B. Kibbeling und Sushi, und versucht sich zudem weiterhin an Ananas oder auch mal an meinen Porridge-Variationen.

Während der drei Wochen bei uns haben wir versucht, möglichst viele Variationen und Texturen aufzutischen …

… wie z.B. scharfe Antipasti, Chili con Carne, Käse-Lauch-Suppe, gefĂĽllte Paprika, belegte Brötchen vom Bäcker, GrĂĽtzwurst und Sauerkraut, Ente, Sushi in allen Variationen, WĂĽrzfleisch, Pancakes und Mc-Donalds-Burger sowie nordisch-typisches Mockturtle und Labskaus. Doch ihr Highlight war der fĂĽrs Jahresende in Aussicht gestellte Döner … wenn auch nur auf einem Teller statt im fĂĽr sie noch sehr unhandlichen Fladenbrot:

Wir stellten bei allen Gerichten und Speisen keinerlei Unverträglichkeiten oder ĂĽbermäßiges Husten fest – in DER Hinsicht ist Stephanie bereits völlig genesen. Selbst am nebenbei genaschten Popcorn beim DVD- oder Fernsehgucken verschluckte sie sich kein einziges Mal – im Gegensatz zu uns    zwinker

Da sie hier bei uns scheinbar auch das Einkaufen für sich entdeckt hat, werden wir ab jetzt wie schon mal angedacht wieder freitags (statt dienstags) und mit ihr zum Kaufland in Lüneburg fahren und dabei den Einkaufszettel unserer Chefabstreicherin auf den Rollitisch legen. Denn auch das mit dem Stift halten sowie den Anfängen (!) des handschriftlichen Schreibens klappt immer besser:

Sie fordert es aber auch stets selbst mal ein und möchte mit Carstens altem Lamy-FĂĽller vorgegebene Striche und Muster aus meinem Vorschulbuch abarbeiten. Bis zu den Buchstaben dĂĽrfte es somit nicht mehr lange dauern, zumal Stephanie ja glĂĽcklicherweise noch vollständig lesen (selbst schwierige Handschriften!) und mittlerweile schon recht selbstständig auf einer Tastatur Texte fĂĽr kurze Emails oder Chats verfassen kann. Und Letzteres vor allem sogar mit einer recht guten Rechtschreibung, d.h. in der Regel ohne groĂźe Fehler. Nur beim Zusammenstellen eines Satzes erlaubt sie sich manchmal eine Wortdopplung oder Unvollständigkeit bei Subjekt – Prädikat – Objekt. Das wird sicherlich wie damals in der Schule auch durch vermehrtes Lesen wieder zurĂĽckkommen – davon bin ich ĂĽberzeugt.

Vor allem beim Spielen stellen wir auch immer wieder fest, dass sie mittlerweile einmal Erlerntes recht schnell behält und Anfangsschwierigkeiten schon nach ein paar Malen behoben sind. Neben der noch relativ kurzen Konzentrationsspanne (derzeit so ca. 30-45 Minuten) fehlt ihr aber besonders die Entwicklung einer eigenen Strategie. Tic-Tac-Toe konnte ich ihr schnell beibringen und sie achtete auch sehr aufmerksam darauf, wo sie mir eine Dreierreihe verbauen muss/kann, doch selbst schafft sie selten einen aktiven, eigenen Sieg.

So auch beim Mensch-ärger-dich-nicht, wo sie zwar eigenständig würfeln und den Spielstein ziehen kann, aber bezüglich Schlagen und das eigene Männchen in Sicherheit oder gar den Stall zu bringen braucht sie erst noch eine Ansage von uns.

Bei unserer Fünferrunde war das natürlich perfekt, denn so haben Andrea, Karl und ich als Einzelkämpfer und Carsten mit Stephanie als Team gespielt.

Doch dann kam am Sonntagabend auch schon der Abschied und das ZurĂĽckbringen in die Pflegeeinrichtung:

Zum Glück blieb das große Heulen bei ihr und vor allem bei mir aus, denn nachdem wir sie aufs Zimmer gebracht und ihr Zeug im Schrank verstaut hatten, wurde sie auch gleich von zwei Pflegekräften in Beschlag genommen und mit einem Schnelltest auf Corona getestet. Sie war dementsprechend beschäftigt bzw. abgelenkt und wir konnten die für alle sicherlich unangenehme Verabschiedung kurz halten. Perfekt!

Vielleicht bin ich ja etwas voreingenommen, aber ich denke schon, dass Stephanie in den fast drei Wochen bei uns wieder einmal so einige Fortschritte erreichen konnte:

  • Entweder sie sprach von Woche zu Woche deutlicher oder wir haben ihr Kauderwelsch nur besser verstehen können.
  • Ihr Kurzzeitgedächtnis arbeitet zuverlässiger, denn wir konnten jeden Tag recht viele Ereignisse und Erinnerungen vom Vortrag aus ihr herauskitzeln und auch beim groĂźen ResĂĽmee am letzten Tag kramte sie sehr viel mehr aus allen 18 Tagen hervor, als wir es noch von ihr bei unseren Besuchen im letzten Jahr her gewohnt waren, wo sie zum Teil nicht einmal 2-3 Tage wiedergeben konnte.
  • Sie beschäftigte sich an mehreren Tagen eigenständig mit der Klötzebox und braucht dabei echt nur noch ganz wenig UnterstĂĽtzung … es dauert eben nur etwas länger, bis alle Teile eingeworfen sind.
  • Auch beim Spielen mit Apps auf dem Tablet kommt sie immer schneller zurecht und verinnerlicht zumindest nach ein paar Tagen das Prinzip. Klar, noch sprechen wir ĂĽber eine Sammlung aus „Die Maus“ und andere Kleinkinderspiele, aber selbst diese waren ja vor ein paar Wochen fĂĽr sie noch ein groĂźes Problem.
  • Sie kann ihre Bewegungen sehr viel mehr koordinieren und täglich wiederkehrende Aufgaben klappen zunehmend besser, z.B. das Gesicht mit einem Wattepad reinigen, den Oberkörper samt Arme mit einem Waschlappen waschen, die Arme und Beine beim Anziehen in die von uns geforderte Position bringen, Zähneputzen oder den Mund mit Listerine ausspĂĽlen, leichte und schwere Dinge aufnehmen und sicher bzw. ohne Zittern ablegen und kleckerfreier mit der Hand, einer Gabel oder einem Löffel essen.
  • Beim freien und eigenständigen Sitzen auf einem Stuhl oder der Sofakante sowie am Tisch erreichen wir ebenfalls schon stattliche 30-45 Minuten, ohne dass sie unvermittelt zur Seite wegkippt.
  • Das Entgegennehmen unserer Ansagen und das damit einhergehende Ansteuern von Muskeln bzw. der Extremitäten ist ebenfalls schneller und zielgerichteter geworden. Ăśber so simple Dinge, wie „rechts“, „links“, „vor“ und „zurĂĽck“, denkt sie nicht mehr so lange nach.

Bevor die Liste hier noch viel zu lang wird und es den eh schon recht ausfĂĽhrlich gewordenen Blogeintrag sprengt, werde ich jetzt mal lieber einen Schlussstrich ziehen.

Ich habe die sehr intensive Zeit mit unseren Kindern sehr genossen und Carsten und ich freuen uns schon wieder auf den nächsten Freitag, wo wir Stephanie erneut für das Wochenende nach Wentorf holen werden. Wir drei sind mittlerweile echt gut eingespielt und die sichtbaren Erfolge geben uns die Bestätigung, dass wir sicherlich nicht alles gemäß Handbuch machen, aber dennoch selbst mit unserem Laienverständnis wenig Schaden anrichten und dennoch viel Positives erreichen. Und das ist mir jede Minute meiner Freizeit wert!



2022 07.
Jan

Jetzt schiebe ich diesen Blogeintrag schon so lange vor mir her, aber ich komme einfach zeitlich nicht zu einer Zusammenfassung der vergangenen Woche. Zum einen haben wir ja noch Stephanie bis Sonntagabend bei uns und zum anderen haben wir erst gestern Andrea und Karl wieder gen Ă–sterreich fahren lassen, die ebenfalls seit mehr als einer Woche bei uns in der Residencia OLCA waren.

Aber egal ob zu fünft oder jetzt wieder nur zu dritt, man beschäftigt sich eben die meiste Zeit mit dem Besuch bzw. der Familie:

Deshalb habe ich diese Woche leider nur drei Bilder fĂĽr euch, damit ihr seht, dass es uns allen gut geht und wir unseren SpaĂź haben – ob beim Spielen …

… oder bei einem Spaziergang bzw. einem Ausflug in die nähere Umgebung:

Nein, der Hund ist nicht von uns und es gab ihn auch nicht als Weihnachtsgeschenk … diesen Malamut durfte Stephanie mal knuddeln, als seine Besitzer sich mit uns unterhalten haben.

Im Fazit der sechsundsechzigsten Woche werde ich dann ausfĂĽhrlich ĂĽber alle Fortschritte, Unternehmungen und die FamilienzusammenfĂĽhrung berichten, versprochen.

Zum Abschluss wĂĽnsche ich euch allen noch einen supertollen Start ins neue Jahr – ich habe zu Silvester viel an euch gedacht und bedanke mich fĂĽr all eure UnterstĂĽtzung, die ich seit der insgesamt 73 Einträge von Stephanie (19. September 2020) und dem ersten Blogeintrag vor nunmehr 15 Jahren (14. Januar 2007) bekommen habe. Auf die nächsten 15 Jahre!!!



2021 29.
Nov

Bei Facebook werden ja gerne mal alte Ereignisse aus der Timeline angezeigt, z.B. „Vor 1, 2, 3 oder 5 Jahren hast du …“ – kennt ihr sicherlich, stimmt’s ?

Heute stand dort jedenfalls bei mir der Blogeintrag von vor genau einem Jahr, also von vor 365 Tagen. Und darin schrieb ich damals solche Sachen:

  • Stephanie schafft weiterhin ihre kleinen, positiven Schrittchen, ist aber dennoch leider ohne erkennbares Bewusstsein beziehungsweise zeigt noch keine eindeutige Kontaktaufnahme.
  • Am meisten gefreut haben wir uns, dass der Perfusor / Infusionspumpenständer mittlerweile seit Tagen ausgeschaltet nur noch vorsichtshalber in der Ecke steht.
  • Die nächsten tollen Fortschritte machte Stephanie mit ihrer (Be-)Atmung. Die Zeiten beim Entblocken steigerten sich kontinuierlich auf bis zu 30 min (gestartet wurde ja mit 4 min, in der sechsten Woche war sie bereits bei 12 min) und auch bei der Feuchten Nase (Atmen durch die TrachealkanĂĽle mit einem Filter, aber ohne mechanisches Atemgerät) steigerte sie sich von einmal 20 min täglich nun hin bis zu zweimal (1x am Vormittag, 1x am Nachmittag) je zwei Stunden täglich.
  • Wie man [an diesem Zettel] sehen kann, sind die Logopädinnen auch hier sehr begeistert:“Hallo Frau Sander, Stephanie war heute in der Logopädie 21 Minuten entblockt. Sie hat fleiĂźig getönt und mehr als 10 mal geschluckt! Wir sind super froh und zufrieden.“
  • Stephanie zeigt (in so „kurzer“ Zeit) aus der Sicht der Klinikkollegen sehr gute Fortschritte und macht bei fast allen Dingen immer wunderbar mit: beim Atmen, beim Schlucken, sie macht erste Augenaufschläge, zeigt kleinere Reaktionen und laut Pflegepersonal erkennt man sogar schon eine Art Kontaktaufnahme.
  • Manchmal schlägt Stephanie bei meinen Besuchen die Augen auf, aber es findet noch keine Fixierung oder Blinzeln bzw. Bewegung statt. Sind es dennoch erste bewusste Reaktionen?
  • […] man stellt mittlerweile sogar Lockerungen in ihren GliedmaĂźen und Muskeln fest, d.h. es sind insgesamt weniger ausgeprägte Fehlstellung zu sehen.
  • […] das Anlegen bzw. Abnehmen [der Orthesen] wird von Tag zu Tag mit immer mehr Ruhe quittiert – sogar bis hin zu diesem Eintrag im Protokoll: „problemlos“.
  • Ich habe auĂźerdem immer mehr das GefĂĽhl, dass sie die gehörten Informationen zunehmend bewusster aufnimmt. Zumindest glaube ich, dass sie bei manchen Namen, die ich ihr beim Vorlesen nenne oder die bei einer Erzählung aus dem Alltag erwähnt werden, so etwas wie körperliche Reaktionen: mal eine Kopfbewegung, mal ein „Seufzer“ … ich kann natĂĽrlich nur hoffen, dass es nicht nur von mir reininterpretiert wird, weil ich das so gern sehen wĂĽrde.
  • Ich habe mich wahnsinnig darĂĽber gefreut, dass sie genau an meinem Geburtstag zum Ende meines Besuchs die Augen aufgemacht hat – mein persönliches Highlight! Seitdem klappt es damit ab und zu immer mal fĂĽr kurze Zeit, auch wenn das Fixieren – wie schon gesagt – natĂĽrlich noch ausbleibt.

Und zu meinem diesjährigen Geburtstag bescherte mir Stephanie wieder ein persönliches Highlight, denn sie war von Freitagmorgen 10:00 bis Montagmittag 13:00 und zum ersten Mal bei uns in der Residencia OLCA.

Doch warum habe ich den alten Blogeintrag zitiert? Weil wir nach nur 365 Tagen jetzt schon so weit sind:

In der Residencia OLCA ankommen

Aus dem Flyer ganz alleine eine Wunschpizza aussuchen …

… und diese auch essen bzw. genieĂźen können

Eine Kerze anzĂĽnden

Beim Aufdecken helfen

Mit einer Tastatur zurechtkommen …

… um damit sogar eigenständig schon kleinere Sätze zu schreiben

Beim Kochen und Schneiden helfen

Ein hartgekochtes Ei pellen

Wäsche abnehmen

Die Funktion und Nutzung einer Wäscheklammer verstehen …

… um dieses Wissen dann gleich auch selbst anwenden zu können

Und nicht nur beim Wäsche abnehmen helfen …

… sondern auch durch Anreichen beim Aufhängen

Eine DVD gucken

Eine Beauty-Kur aus Haare waschen …

… und Gesichtsmaske …

… genieĂźen

Plätzchen ausstechen …

… und nach dem Backen auch noch gleich verzieren

Beim Abwasch helfen

Selbstständig Zähne putzen … naja, am Ende ist da immer noch sehr viel Hilfe notwendig    zwinker

Das Trinken klappt bereits ohne Hilfe – hier beim Morgenkaffee

Und auch das Essen …

… muss nur noch ganz selten gefĂĽttert werden

Da vor allem der Transfer …

… vom Rollstuhl ins Auto zwar beschwerlich ist, aber dafĂĽr klappt …

… und wir auch schon einen Anhänger fĂĽr den Rolli haben …

… werden wir ab jetzt jedes Wochenende gemeinsam verbringen können!!!

Ich weiĂź nicht, wie es euch beim Anschauen dieser Bilder geht, aber ich bin ĂĽberglĂĽcklich ĂĽber diese wahnsinnigen Fortschritte meines Kindes!!!!!!!!

Und dabei behauptet Stephanie doch immer, dass sie eigentlich ja keine Fortschritte machen wĂĽrde …

Fertsch – diesmal ist es sehr viel weniger Text geworden, dafĂĽr aber Emotionen pur, oder ?