Apr.
Ich habe es in meinem Zwischenstand Nr. 6 schon erwĂ€hnt, dass fĂŒr mich unser Umzug erst dann abgeschlossen sein wird, wenn wir nur noch eine einzige Wohnung zu betreuen haben. Nun ist dieser Zustand tatsĂ€chlich erreicht. Im MĂ€rz ĂŒberwiesen wir noch die Miete fĂŒr die Interimswohnung in Hamburg, fĂŒr die Wohnung in Dresden und fĂŒr die neue Wohnung in Wentorf. Im April mussten wir noch die Miete fĂŒr unser neues Domizil und fĂŒr das Apartamento OLCA in Striesen bezahlen. Im Mai wird es dann endlich zum ersten Mal in diesem Jahr soweit sein, dass wir nur noch unsere Residencia OLCA in Schleswig-Holstein bezahlen dĂŒrfen und wir werden auch die Kaution fĂŒr unsere Dresdner Wohnung in voller Höhe zurĂŒckbekommen đ
Doch bis wir es tatsĂ€chlich geschafft haben, unsere Wohnung in der TittmannstraĂe abzugeben, waren noch einige HĂŒrden zu bewĂ€ltigen. UrsprĂŒnglich war nĂ€mlich geplant, das wir das letzte MĂ€rzwochenende fĂŒr alles NĂŒtzliche (Restarbeiten & Ăbergabe) und fĂŒr alles Schöne (Verabschiedung) verwenden. Aber dann kam die Corona-Pandemie nach Deutschland und es wurde alles wesentlich schwieriger als gedacht. Unsere Feier bei unserem Lieblingsdönermann fĂŒr die Verabschiedung von den Dresdner Freunden musste gestrichen werden, weil ja deutschlandweit alle Lokale keine GĂ€ste mehr bewirten durften. Eine groĂe Menschenansammlung ist mittlerweile ja eine Straftat. Zudem hat uns die vorab gebuchte Ferienwohnung in Dresden-Hosterwitz ein Storno geschickt, sodass Carsten und ich uns jeden Tag aufs Neue berieten, wie wir nun doch noch alles schaffen könnten – in der gröĂtenteils leeren Wohnung standen ja noch eine abgebaute EinbaukĂŒche und anderer SperrmĂŒll, die WĂ€nde wiesen noch zahlreiche Löcher auf und ein paar kleinere Installationen mussten ebenfalls noch abgebaut werden. Zum GlĂŒck gab es wenigstes seitens des Vermieters Vonovia keine Absage fĂŒr den abgesprochenen Ăbergabetermin am 30. MĂ€rz (ein Montag, fĂŒr den wir extra Urlaub genommen haben). Es war auch noch möglich, den vorbestellten AnhĂ€nger bei Böckmann Center John abzuholen, um den SperrmĂŒll noch vor der Abgabe entsorgen zu können. Doch in den Zeiten der sozialen Distanz machte man zum Teil eben auch Wertstoffhöfe zu. GlĂŒcklicherweise hat sich Carsten telefonisch bei der Dresdner Stadtreinigung nach verfĂŒgbaren Möglichkeiten erkundigt und danach fiel uns ein Stein vom Herzen, denn ein einziger Dresdner Wertstoffhof war fĂŒr solche „NotfĂ€lle“ wie den unseren nach wie vor geöffnet.
Da wir aber nun fĂŒr das geplante Wochenende von Freitagabend bis Montagvormittag keine Unterkunft mehr hatten, unsere eigene Wohnung leider inzwischen leer und somit alles andere als wohnlich war und wir unsere Freunde aber auch nicht in die unangenehme Lage bringen wollten, nach dem heutigen Stand der Dinge zwei „Fremde“ unterzubringen, fiel der Entschluss, dass wir zweimal die 500 km hin und zurĂŒck fahren werden – also insgesamt 2000 km in zwei Tagen.
Am Samstag klingelte der Wecker um 3:15 Uhr und um 4 Uhr waren wir schon unterwegs gen Dresden. Die Autobahn wirkte echt gespenstisch, denn es fuhren kaum Autos darauf:
Carsten meinte nur, es erinnerte ihn irgendwie an die autofreien Sonntage in den 70ern und vielleicht wĂŒrden bald spielende Kinder oder SpaziergĂ€nger auf der Fahrbahn sein. Dem war zum GlĂŒck nicht so.
Diese HerrgottsfrĂŒhe und die leeren StraĂen halfen aber natĂŒrlich sehr, rechtzeitig um 9 Uhr unseren bestellten AnhĂ€nger beim Verleiher in Dresden abzuholen. Die KĂŒchenteile und all der andere Kladderadatsch aus der Wohnung waren schnell verladen. Am Notfall-Wertstoffhof waren wir auf eine kleine Diskussion mit den Kollegen vor Ort eingestellt, denn inzwischen haben wir mit RZ (fĂŒr Ratzeburg oder RĂŒbenzĂŒchter … je nachdem wen man fragt) zudem noch ein ortsfremdes Autokennzeichen. Deshalb hatten wir eben auch mal alle erklĂ€renden Papiere, wie z.B. KĂŒndigungsbestĂ€tigung und Ăbergabetermin, zur Hand. Aber offensichtlich hat Carsten sehr ehrlich gewirkt, denn wir mussten nach einer kleinen mĂŒndlichen ErklĂ€rung nichts nachweisen und konnten so schon gegen Mittag den leeren und ausgefegten AnhĂ€nger zurĂŒckbringen:
Nun blieben noch einige Verschönerungsarbeiten in der Wohnung zu erledigen: alle Löcher in den WĂ€nden mit Maler-Acryl zuschmieren, Bad und KĂŒche putzen, alles fegen und noch einmal schnell durchwischen:
Wir haben am Ende zwar etwas lĂ€nger dafĂŒr gebraucht als gedacht, aber nun war die Wohnung komplett sauber und bereit fĂŒr eine RĂŒckgabe. Auf dem RĂŒckweg hielten wir kurz in Berlin an …
… um Stephanie endlich ihre Geburtstagsgeschenke zu ĂŒbergeben – sie hatte bekanntlich schon Anfang Februar ihren Ehrentag gehabt! Ihr erinnert euch sicherlich, die Weihnachtsgeschenke gab es leider auch erst am 8. MĂ€rz đ
Dieses Jahr hat die Zeit irgendwie eine völlig andere Bedeutung als sonst bekommen đ
Wir durften bei ihr und Fabian auch zum Abendessen bleiben und fuhren daraufhin erst um 21 Uhr zurĂŒck nach Wentorf. Nach dem Ausladen der Werkzeuge und Putzsachen fielen wir gegen 1:30 Uhr sofort ins Bett. Tag 1 der Operation WohnungsĂŒbergabe und die ersten 1000 km waren damit erledigt.
Den Sonntag nutzten wir zum Regenerieren, denn in der Nacht von Sonntag auf Montag klingelte der Wecker schon wieder sehr frĂŒh um 3 Uhr und wenn man bedenkt, dass wir gerade eine Nacht zuvor die Uhren auf Sommerzeit umgestellt haben, kann man sich gut vorstellen, wie gerne wir aufstehen wollten đ
An Tag 2 war die Autobahn schon etwas mehr befahren, da fĂŒr viele trotz Corona kein HomeOffice möglich sein dĂŒrfte und somit die Leute mit dem Auto zur Arbeit mussten. Wir hatten aber auch hier wieder GlĂŒck und sind dennoch wunderbar und staufrei nach Dresden durchgekommen. Unser Hausmeister von Vonovia war ebenfalls pĂŒnktlich um 10 Uhr da. Er erzĂ€hlte uns, dass er schon unsere ZĂ€hlerstĂ€nde notiert und unseren Keller geprĂŒft hat. Dort mĂŒsste allerdings noch das Linoleum entfernt werden und ein Durchfegen wurde zudem vorausgesetzt. Die letzte Aufgabe traf uns sehr unvorbereitet und da die Wohnung schon am Samstag geputzt war, nahmen wir natĂŒrlich auch alle Putzutensilien mit nach Wentorf zurĂŒck. Zum GlĂŒck fiel Carsten ein, dass er im Auto einen Handfeger fĂŒr schneereiche Tage (Thema Dach freirĂ€umen) deponiert hat. Mit diesem habe ich dann unser Kellerabteil ausgefegt … so viel Staub habe ich schon lange nicht mehr aufgewirbelt đ
Aber die MĂŒhe hat sich gelohnt und die Ăbergabe klappte wie am SchnĂŒrchen. D.h. ab jetzt werden wir in Dresden also nun mehr als Besucher auftauchen. Vor der Abreise gen Norden deckten wir uns noch schnell im Kaufland mit einigen Lebensmitteln ein, welche bei uns eben nicht mehr so greifbar sind – insbesondere „Ostware“. Danach hatten wir aber nur noch den einen Wunsch, möglichst schnell nach Hause zu kommen! Diese RĂŒckfahrt war von allen vier Fahrten am anstrengendsten. Carsten merkte schon auf der A13 vor Berlin eine aufsteigende MĂŒdigkeit und beginnender Sekundenschlaf, daher musste auch ich auf zwei Abschnitten ans Steuer. Die erste Strecke war die Stadtautobahn durch Berlin und das im Schneeregen! Montags ist natĂŒrlich in der Stadt viel Verkehr, was das Fahren keineswegs entspannter machte đ danach war Carsten erstmal wieder wach – meine FahrkĂŒnste haben wohl selbst auf den erschöpftesten Beifahrer eine sehr aufmunternde Wirkung đ
Hinter Berlin hat es noch ein wenig weiter geschneit:
Erst im Norden erreichten wir endlich wieder schönes Wetter und wesentlich weniger Verkehr auf der Autobahn (A24). Da hat selbst Carsten dann auch wieder dösen können, als ich das Steuer ĂŒbernommen habe.
Wir sind am Ende wohlbehalten, wenn auch sehr mĂŒde zu Hause angekommen. Ab dem Tag ist unser Dresdner Lebensabschnitt definitiv abgeschlossen. FĂŒr mich waren es insgesamt 25 Jahre und fĂŒr Carsten 18 … es kommt uns beiden aber gar nicht so lange vor. Jedenfalls haben wir uns dort immer sehr wohl gefĂŒhlt. Ist ja auch kein Wunder bei all den guten Freunden, welche wir dort gefunden haben! Diese Verbindungen werden hoffentlich trotz der rĂ€umlichen Entfernung auch weiterhin bestehen bleiben …
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