Mai
Der Monat Mai hat sich bislang zwar recht kühl und vergleichsweise bewölkt gezeigt, aber das tat unserem Freizeitspaß dennoch keinen Abbruch. Natürlich legt man als Arbeitnehmer sehr gerne einige Erlebnisse lieber auf ein ganzes Wochenende, als nur auf ein kleines Vergnügen am vergleichsweise kurzen Feierabend … das gilt für uns in erster Linie bei Treffen mit Leuten und den damit ggf. verknüpften Kurztrips. Als uns Jesus, welchen wir letztes Jahr über Couchsurfing in Miami kennenlernten, im Dezember in Dresden besuchte, haben wir gleich das erste Mai-Wochenende für ein Gegentreffen seiner neuen Wahlheimat eingeplant. Er wohnt jetzt seit etwa einem Jahr in Frankfurt am Main, da er ein Arbeitsvisum für Deutschland bekam und dort seinem Beruf im Bankenumfeld am besten nachkommen konnte. Da sowohl Carsten als auch ich von Frankfurt bislang außer der Messe und dem Flughafen kaum etwas anderes gesehen haben, waren wir natürlich sehr gespannt, was die Stadt sonst noch so zu bieten hat. Was soll ich sagen – wir sind sehr positiv überrascht worden!
Eines der schönsten Erlebnisse war eine Stadtführung, die von Frankfurt Free Walking Tour angeboten wurde. Unser Tourguide hieß Jenna …
… und sie hat uns trotz des immer wieder aufs Neue einsetzenden Regens durch einige interessante Ecken der Stadt geführt, auf die wir sonst sicherlich nicht aufmerksam geworden wären.
Wir waren eine durch und durch sehr bunt gemischte, aber sehr lockere Gruppe und Carsten witzigerweise der einzige Deutsche von uns allen:
Wir konnten uns unterwegs immer wieder mit den anderen Teilnehmern aus USA, Großbritannien, Schweiz, Bosnien, Singapur, Schweiz, Indien, Weißrußland, Rußland und Brasilien über alles Mögliche austauschen und hatten trotz der Sprachenvielfalt sehr, sehr viel Spaß miteinander. Am Ende haben wir uns sogar mit dem jungen Inder Nishant (2. v. r.) angefreundet und fast den gesamten restlichen Tag zusammen verbracht:
Den alten Kern der Innenstadt, genauer gesagt den Römerplatz mit seinen besonders kunstvollen Fachwerkhäusern und einem majestätischen Rathaus, fanden wir auf Anhieb sehr sympatisch:
Der Platz hat allerdings auch eine, geschichtlich betrachtet, traurige Stelle:
Bei den dort auf den Buchseiten aufgeführten Schriftstellern sind übrigens auch zwei aus Dresden mit dabei: Ludwig Renn und Erich Kästner.
Eine weitere, für Deutschland historisch sehr bedeutende Stätte, welche uns Jenna zeigte, war die Paulskirche. Dort tagten im Jahre 1848 sowohl das Deutsche Vorparlament als auch die Deutsche Nationalversammlung, bei der die Fragen bezüglich einer Deutschen Verfassung, dem Aufbau des Staates und auch die Ausdehnung des künftigen deutschen Reiches vereinbart wurde.
Bei unserer z.T. alternativen Stadtführung steuerten wir auch ein paar historisch nicht so bedeutenden Anlaufpunkte an, die aber genau so zu Frankfurt dazugehören, wie die Grüne Soße … dazu später mehr. Wie lernten dabei eben auch etwas über die Drogenszene und die mitunter sehr erfolgreichen Gegenmaßnahmen (Stichwort: Drückerstuben) und das nicht gerade kleine Rotlichtviertel der Stadt:
Bezeichnenderweise liegt dieses ganz nah am Bankenviertel und wie man so erfahren hat, wird hier wohl ausgerechnet zur Mittagszeit der größte Umsatz erzielt – ein Schuft, wer Bö(r)ses dabei denkt …
Zudem gibt es in Frankfurt so einige Spidermanfiguren an den Fassaden und auf den Dächern zu entdecken: mal in seiner klassischen Gestalt …
… oder durchaus auch als Venom (schwarz statt rot), wie hier auf dem Vordach der „Bar ohne Namen“ :
Aber all das ist nur ein Bruchteil der Führung gewesen – um alles darüber zu erfahren, kann ich jedem eine solche Tour durch die Stadt nur sehr ans Herz legen, denn man erfährt unter anderem noch, wo das Geburtshaus von Goethe steht, warum auf der Dachspitze vom Frankfurter Rathaus eine Katze sitzt, welche Rolle Kaugummis bei der Stadtentwicklung gespielt haben und wozu die oben erwähnten Drogenkonsumräume gut sind bzw. was damit erzielt wurde.
Nach dieser ca. 2,5 Stunden langen Tour folgten wir sehr gerne der Restaurantempfehlung von Jenna, um auch noch das klassische Gericht aus dieser Gegend probieren zu können: Frankfurter Grüne Soße und natürlich dem allseits bekannten Apfelwein (Ebblewoi). Die Apfelweinwirtschaft „Dax“ befindet sich in Sachsenhausen, DEM Kneipengebiet der Stadt, und lädt in urgemütlicher Atmosphäre zum Sitzen, Essen und Trinken ein.
Zur „Grie Soß“, dem kalten Sieben-Kräuter-Mix, haben Carsten, Jesus und ich jeweils ein Schnitzel genommen, Nishant entschied sich für die vegetarische und eigentlich sehr viel ursprünglicheren Zusammenstellung mit gekochten Eiern. Beide Variationen sind äußerst lecker!
Am darauffolgendem Tag haben wir auf den Rat von Maria, der Freundin von Jesus, gehört und sind, obwohl ursprünglich ein Verlassen Frankfurts nicht geplant war, mit den beiden im Auto zum ca. 70 km entfernten Rüdesheim aufgebrochen. Bereits auf dem Weg dorthin waren Carsten und ich von der Schönheit des Rheintals sehr angetan – vor allem die Menge an Burgen und Burgruinen hat uns sehr überrascht. Wir wollten unbedingt zur Loreley, denn wenn man schon einmal in dieser Gegend ist, muss man diesen Felsen einfach gesehen haben!
Die Loreley selber sitzt allerdings nicht wie man erwarten könnte dort oben, sondern unten, direkt am Rhein – ganz vorne auf der Spitze der Hafendamm-Mole bei St. Goarshausen (am Ende der Landzunge links im Bild):
Von dort war der Rhein natürlich im Nu zu erreichen und ich konnte der Versuchung, meine Füße ins Wasser einzutauchen, einfach nicht widerstehen. Das Beweisbild gibt es wie immer in meiner Füße-im-Wasser-Fotosammlung 🙂
Auf dem Rückweg fuhren wir für einen weiteren Zwischenstopp nach Rüdesheim. Diese Stadt ist touristisch voll und ganz erschlossen, wie wir beim Schlendern durch die gerade mal 2 m breite Drosselgasse und die benachbarten Sträßchen und Gässchen schnell feststellen mussten. Nippes und Tand aus ganz Deutschland (z.B. Kuckucksuhren aus dem Schwarzwald, Weihnachtsfiguren aus dem Erzgebirge und Diverses aus Bayern) wird hier dem internationalen Publikum zum Kauf angeboten, sodass uns persönlich sogar ein wenig der direkte Bezug zum Rheintal und der Weinregion fehlte – hier kann man sich für die Lieben daheim gleich mit allem eindecken, was man sicherlich sonst nur mühsam auf einer Fahrt durch alle 16 Bundesländer zusammenklauben könnte:
Zum Glück waren wir aber noch weit außerhalb der Saison, denn ich kann mir vorstellen, dass es hier in der Sommerzeit von Touris nur so wimmelt. Obwohl die Häuschen und Läden mitunter sehr hübsch sind, wenn auch zum Teil inzwischen etwas abgerockt, waren wir mit der Besichtigung doch recht schnell fertig, denn inzwischen forderten Hunger und Durst ihren Tribut. Maria hat deshalb ein Abendessen auf dem „Weingut Magdalenenhof“ vorgeschlagen und wir als Auswärtige haben uns voll darauf eingelassen. Bereut haben wir nix, denn die Empfehlung war echt klasse! Maria, Jesus und ich gönnten uns zu dritt diesen Testkreisel der dortigen Weine:
Glücklicherweise haben sich unsere Geschmacksknospen auf unterschiedliche Weine gefreut und so waren wir uns nach kurzem Nippen von allen Gläsern sehr schnell einig, wer was am liebsten trinkt. Das Essen war aber auch sehr lecker und die Käseplatte für zwei Personen war einfach genial – für 17 Euro äußerst üppig und vielfältig:
Erst am Montag sind Carsten und ich wieder zurück nach Dresden gefahren, denn Dank unserer Ãœberstunden konnten wir den gesamten Tag für eine völlig entspannte Rückreise gen Osten freimachen. Unsere Arbeitswoche war dadurch natürlich kürzer und das nächste Wochenende fing für uns bereits schon gleich am Freitagabend wieder mit einen kleinen Event an. Lars Hitzing, einer der Phrase4– Stammautoren, hat ein neues Buch veröffentlicht. So planten wir am 10. Mai im kleinen, sehr liebevoll ausgestatteten Buchladen Shakespeares Enkel die Premiere seines neuen Kurzgeschichtenbands „Destiller’s Edition“ ein.
Natürlich wurden ein paar Geschichten daraus vorgelesen und einige davon habe ich bereits im Rahmen der Phrase4-Lesebühne gehört. Die Frau zur Lars‘ Linken ist übrigens Katharina Salomo, seine Verlegerin:
Es war ein sehr vergnüglicher Abend mit guten Storys, interessanten Gesprächen nach der Lesung der vier ausgewählten Geschichten und auch einigen Gläsern mit leckeren Quittenwein aus der kleinen Eckkneipe gegenüber 🙂
Am darauffolgenden Samstag wollten Carsten und ich an einer Igeltour teilnehmen, die am Dr.-Külz-Ring in der Innenstadt beginnen sollte. Wir waren zwar zusammen mit weiteren 10 Interessierten rechtzeitig an Ort und Stelle, doch am Ende fehlte die Tourleiterin. Das war uns noch nie passiert! Nachdem wir alle ganz brav eine gute halbe Stunde auf die Frau gewartet haben, sind wir leicht enttäuscht auseinander gegangen. Immerhin hatten wir aber superschönes Wetter und wir entdeckten auf dem Altmarkt einen kleinen Frühlingsmarkt, welcher weit sichtbar durch einen in den blauen Himmel ragenden Maibaum angekündigt wurde:
Dort schlenderten wir etwas herum und auf der Prager Straße entdeckten wir auch noch, dass dort gerade die 1. Dresdner Bierbörse erneut zum Herumlaufen und Verweilen einlud. Zur Mittagszeit war es mir für ein Bier noch etwas zu früh, aber obgleich dieses neuen Wissens kehrten wir am Nachmittag nochmals mit Kerstin ganz spontan dorthin zurück. Eigentlich hatten wir uns nur zum Kaffee verabredet, aber um das schöne Wetter so richtig ausnutzen zu können, liefen wir zu dritt noch einmal an den Ständen der beiden Märkte vorbei. Carstens Interesse lag wie üblich eher beim Essen …
… während ich mich mit den Schottischen Biersorten beschäftigt habe. Das Getränk auf dem Tisch (s.o.) ist Scottish Brown Ale. Die andere Sorte (s.u. rechts) hieß Belhaven Stout und war wirklich-wirklich dunkel!
Wie man unschwer erkennt, läßt Carstens Cola die Sonnenstrahlen noch durch, bei meinem Stout hat das nicht mehr funktioniert 🙂
Wir hatten alle unseren Spaß dort und wurden auch kulinarisch je nach Geschmack fündig.
Aber das noch laufende Wochenende ist (endlich mal) gänzlich ereignislos und so komme ich wenigstens heute dazu, einmal über die zwei davor liegenden zu berichten 😉 für die kommenden Wochen und Wochenenden haben sich schon wieder viele Termine bei uns eingefunden – dazu aber erst später an dieser Stelle mehr.
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